Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • ^ und ^^
    Aber deswegen muss man doch ein Dach nicht bauen, das man nicht mehr braucht. Selbst Dächer für Solaranlagen hat die Bahn bestimmt noch genug.


    Vielleicht gibt es ja mal eine seriöse Berechnung der Kosten des Nicht-Bauens, um etwas Licht in diese Verschwörungstheorie ("verhökert", "Hier ist der Steuerzahler geschädigt worden", "heimlich, still und leise in einer Nacht- und Nebelaktion", "eine ganz dreckige Nummer") zu bringen.

  • Ich war beim Bau des Hauptbahnhofs noch zu jung, um davon etwas mitzubekommen. All die Jahre hatte ich nie das Gefühl, das dem Gebäude etwas "fehlt" oder dass es unvollendet aussieht. Erst aus diesem Forum habe ich erfahren, dass hier etwas eingespart wurde. Eine Verlängerung des Dachs halte ich deshalb im Anbetracht der Kosten und des eher geringen Nutzen für unsinnig. (Ganz davon abgesehen würde ein längeres Dach den Blick auf die Türme der Europacity aus der Bahn zumindest einschränken, das fände ich schade)

  • Aber deswegen muss man doch ein Dach nicht bauen, das man nicht mehr braucht.


    Und warum hat man dann anfangs überhaupt ein längeres Dach geplant, wenn man es angeblich nicht braucht? :doof:


    Das längere Dach sollte wohl den Gästen, die einsteigen, aussteigen und warten, einen Schutz vor Witterung bieten. Und zwar auf der gesamten Länge der Bahnsteige. Die Dachverlängerung macht aus ästhetischen Gründen Sinn. Ohne Dachverlängerung sieht's nämlich bescheiden aus.

  • ^ Das wollte ich gerade sagen, natürlich sieht das längere Dach viel besser aus. allerdings würde man es inzwischen auch nur aus der Draufsicht richtig würdigen können. Ich finde es auch bedenklich wie hier einfach darüber hinweggegangen wird, dass der gesamte Bau mit dem Original-Dach natürlich eine kreativ-geistige Schöpfung des Architekten ist. Die Entscheidung aus Zeitgründen heraus die schöpferische Leistung zu verstümmeln ist eigentlich nicht hinnehmbar und führte natürlich zu dem angestrengten Prozess zwischen Architekt und der Bahn als Bauherr.
    Man stelle sich vor, dass ein Verlag aus Zeitgründen nicht die Fertigstellung eines Buches oder eines Musikwerkes durch den Autoren abwarten will und dies dann trotzdem unfertig veröffentlicht.

  • So als ganz laienhafte Frage:


    Wer ist denn eher im Recht, der Bauherr, welcher aus unterschiedlichsten Gründen das Endergebnis verändert, oder der Architekt, der ja nur die Wünsche des Bauherrn "auszuführen hat" - Die Frage ist übrigens ernstgemeint. :D


    Als eher jüngerer Mitbürger geht es mir übrigens wie Gammelfisch. Ich habe erst durch Wikipedia und dieses Forum erfahren, dass der Berliner HBF eigentlich gar nicht "fertig" ist. Daher finde ich auch nicht, dass irgendetwas fehlt.


    Wenn man sich nun 135 Mio. Euro sparen kann, ist das meiner Meinung nach für die Bahn als auch für den Bahnfahrer sinnvoller, als auf Teufel-komm-raus auf die Verlängerung des Daches zu pochen.


    Architektonisch ist es natürlich schade, aber für meinen Geschmack verkraftbar.


    Grüße aus dem Süden.

  • Ganz davon abgesehen würde ein längeres Dach den Blick auf die Türme der Europacity aus der Bahn zumindest einschränken, das fände ich schade


    Den Blick auf die Türme? ... Das klingt so, als ob in der Europacity bereits ein ganzes Hochhauscluster existieren würde. In der Europacity gibt es bisher lediglich zwei Hochhaus-Stummel (50 Hertz und Tour Total). Die beiden genannten Gebäude verfügen über ansprechende Architektur. Wenn es allerdings um die Höhe geht, sind diese beiden "Türme" lächerlich.

  • So als ganz laienhafte Frage:


    Wer ist denn eher im Recht, der Bauherr, welcher aus unterschiedlichsten Gründen das Endergebnis verändert, oder der Architekt, der ja nur die Wünsche des Bauherrn "auszuführen hat" - Die Frage ist übrigens ernstgemeint. :D


    Die Frage ist ja gerichtlich geklärt worden:
    https://www.faz.net/aktuell/fe…ns-geschmack-1383443.html
    https://www.db-bauzeitung.de/a…/diskurs/grosser-bahnhof/
    Allerdings ging es dort um die Deckenabhängung im Tiefgeschoss, nicht um das gekürzte Dach. 2008 endete das Verfahren mit einem Vergleich.

  • Es ist schwierig, Bildmaterial zu finden, das die Variante mit längerem Dach zeigt.


    Hier zwei Links mit Bildmaterial, wo man zumindest erahnen kann, wie das längere Dach ausgesehen hätte.


    https://browse.startpage.com/d…f33af1277f91103&t=default
    https://browse.startpage.com/d…900efb5188116b9&t=default


    Das längere Dach hätte sich auf östlicher Seite über das gesamte Hafenbecken gezogen. Das hätte mal so richtig sexy ausgesehen!


    Auf westlicher Seite endet das Dach im jetzigen Zustand so, daß die Dachkante orthogonal zu den Gleisen verläuft. Die Dachkante bildet einen 90-Grad Winkel zu den darunter liegenden Gleisen. In der Planung mit längerem Dach wäre die Dachkante "gerade" von Norden nach Süden gelaufen. Damit hätte es keinen 90-Grad Winkel zu den darunter liegenden Gleisen gegeben. Stattdessen wäre die Dachkante „verschoben“ zu den Gleisen gewesen. Die Idee mit der "verschobenen“ Dachkante hatte eine gewisse Raffinesse.

  • Auch wenn es wirklich schade ist, der Schlussstrich ist damit gezogen und es lohnt sich nicht mehr darüber aufzuregen. Vielmehr passt es zum Gesamtbild der Stadt – es wird allseit nur sehr notdürftig verwaltet, kaum noch gestaltet.


    Selbst mittlere und kleinere Projekte dauern mindestens zehn Jahre (Stabi Sanierung UdL, Straßenbahnhaltestelle HbF, Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung etc.) größere Projekte und Infrastrukturmaßnahmen erstarren in immer längeren Zeiträumen, oft über Dekaden (Checkpoint Charlie, Planung Alex, ICC, S-Bahn- (S21) und U-Bahn Erweiterung, Stadtautobahn).


    Es wäre schön gewesen wenn diese Bahnhofshallenteile eine sinnvollere, kreative Verwendung in Berlin erhalten hätten, z.B. für eine Halle des angedachten Exil-Museums am Anhalter Bahnhof. Aber auch dieser kreative schöpferische Impetus des Mangels und der improvisation, der in dieser Stadt nach der Wende noch so spürbar gewesen war, ist wie komplett erkaltet. Wer immer etwas in Berlin noch bewegen mag braucht jedenfalls einen Geduldsfaden, stark wie Hängebrückenseil.

  • Es wäre schön gewesen wenn diese Bahnhofshallenteile eine sinnvollere, kreative Verwendung in Berlin erhalten hätten, z.B. für eine Halle des angedachten Exil-Museums am Anhalter Bahnhof.


    Soll das ein Trostpflaster sein? Nach dem Motto: wenn schon nicht am Hauptbahnhof, dann kommen die Glasscheiben halt an den Anhalter Bahnhof. Sorry, aber solche Trostpflaster sind doch völlig sinnlos.


    Ist das die Art von Improvisation und schöpferischem Impetus, die du in folgendem Satz angesprochen hast?

    Aber auch dieser kreative schöpferische Impetus des Mangels und der improvisation, der in dieser Stadt nach der Wende noch so spürbar gewesen war, ist wie komplett erkaltet.


    Der Mangel und die Improvisation waren doch letztendlich ein Zeichen von Provinzialität. Ich bin froh, daß Berlin diese Provinzialität mittlerweile abgelegt hat.


    ...es wird allseit nur sehr notdürftig verwaltet, kaum noch gestaltet.


    Und gleichzeitig sprichst du davon, daß in Berlin nur noch verwaltet, aber kaum noch gestaltet wird. Ist das wirklich so? Die Tatsache ist doch eher, daß in Berlin in den letzten 30 Jahren mehr gestaltet worden ist als in jeder anderen Stadt der Welt. Für zeitgenössische Architektur & Stadtplanung ist Berlin ein Mekka von Weltrang. Hier im DAF gibt es Dutzende von Threads, die das eindrucksvoll belegen. Einfach mal durchlesen ...


    Selbst mittlere und kleinere Projekte dauern mindestens zehn Jahre (Stabi Sanierung UdL, .....


    Ich möchte nicht vom eigentlichen Thema abkommen. Aber es ist schon interessant, daß du die Sanierung der Staatsbibliothek UdL in die Kategorie "mittlere und kleinere Projekte" einordnest. Die Staatsbibliothek UdL hatte eine Bauzeit von über zehn Jahren (1903 bis 1914) und ist noch heute eines der größten Gebäude Berlins. Daß die Sanierung eines solchen Riesenkomplexes über zehn Jahre benötigt, ist doch eigentlich normal.

  • ^Bei laufendem Betrieb. Im Übrigen ist die Staatsbibliothek noch immer nicht fertig. Wobei ich mich schon frage, warum man nicht endlich die Einhausung auf dem Fußweg vor der Stabi entfernt. Die Fassadenarbeiten sind längst beendet.

  • Wahrscheinlich weiß niemand mehr, wie man die abbaut, da die Verantwortlichen mittlerweile in Rente sind. Die Container in der Universitätsstraße stehen dort schon seit mind. 11 Jahren: https://www.google.com/maps/@5…bfov%3D100!7i13312!8i6656


    Ich finde, generell wird bei öffentlichen Baustellen der Platzbedarf der Baustelleneinrichtungen, sowohl zeitlich, als auch räumlich sehr großzügig bemessen (U5). Es sollte einen Anreiz zur Beschränkung geben. Vor dem Zeughaus wird z.B. der halbe (eher 3/4) Straßenquerschnitt als praktische Logistikzone ohne nennenswerte Aktivität verwendet. https://www.projekt-u5.de/de/baustelle-schaustelle/

  • Die zeitlich und räumlich grösszügigen Baustelleneinrichtungen sind Teil der Berliner Verkehrspolitik. Die Idee ist, dass man das Autofahren damit langsamer, anstrengender und weniger attraktiv machen kann. Das funktioniert in Mitte schon ganz gut.

  • :offtopic: Die Einhausung von Gehwegen und lange Umwege macht es aber erstmal für Fussgänger unattraktiver dort lang zu gehen. Ob das bewusstes Ziel der Berliner Politik ist, darf bezweifelt werden.


    Insgesamt fällt aber doch auf, dass heutige Rohbauten und Fassaden zügig voran kommen, dann aber die endgültige Fertigstellung noch lange auf sich warten lässt. Das ist wohl damit zu erklären, dass der Einbau der gesamten Gebäudetechnik soviel mehr Zeit in Anspruch nimmt.



    Bei der Bahnfofshalle sollten wir fairerweise berücksichtigen, dass auch dabei die Fertigstellung länger dauern und damit auch teurer würde als geplant.


    Sollte sich herausstellen, dass irgendwann zukünftig doch eine verlängerte Halle sinnvoll wäre, könnte ja ein Bahsteigdach ähnlich wie beim Kölner Hbf gebaut werden. Das ist zwar auch nicht perfekt, weil es die S-Bahn-Gleise ausspart, aber sonst ganz schön und sollte ohne langwierige Sperrung auskommen.


    Foto1 und Foto2

  • ^Hm, das mag für einzelne Gebäude rund um den HBf stimmen. Auf keinen Fall stimmt das etwa für den Cube und für das Steigenberger Hotel.


    Hierher verschoben da dort off topic.
    Bato

  • Ich finde das Gegenteil ist der Fall. Früher wirkte der Hauptbahnhof auf mich wie ein Flughafenhangar und jetzt wie Teil einer Stadt.


    Marco

  • Auf den Bildern ist der Effekt der Spiegelung viel staerker als wenn man davor steht. Ebenso erkennt man gar nicht die einzelnen Platten der Aussenhaut, die in Real sehr klar erkennbar ist. Ich bin schon gespannt, wie es wirkt, wenn die Fassade fertiggestellt ist.

  • ^ Es kommt sehr auf den Blickwinkel an. Je nachdem sieht es faszinierend spiegel-glänzend oder etwas gewöhnlich mit deutlich erkennbarer Innenfassade aus.
    Auf alle Fälle das m. E. interessanteste Bürogebäude direkt am Hbf.

  • ^ und ^^ Ja, auf den Blickwinkel und den Lichteinfall kommt es an. Teilweise spiegelt die Außenhaut auch real Himmel und Umgebung, teilweise wirkt sie fast transparent. Letzteres ließe sich beim Fotografieren noch verstärken, wenn man einen Polarisationsfilter benutzt – dann könnte man direkt auf die innere Fassade durchblicken. Auf Backsteins Fotos sind aber auch die einzelnen Scheiben gut zu erkennen (vor allem auf dem unteren).


    Auch ich bin gespannt auf die Wirkung. Eigentlich kann ich reine Glasfassaden nicht leiden, aber diese hier hat was. Wirkt je nach Perspektive und Entfernung wie ein geschliffener Kristall oder wie eine geprungene Scheibe. Interessant ist das auf jeden Fall.