Projekt Green Four (Töngesgasse und Holzgraben | realisiert)

  • Abriss? - um dann sowas aufzubauen? Es ist ja von außen sehr ähnlich von dem Struktur her. Da braucht man ja nichts abzureißen. Es würde fast alleine reichen die geschmacklosen Balkons hinzuzufügen und die Fensterrahmen zu wechseln und voilà hat man dasselbe Ergebnis erreicht mindestens von draußen gesehen.


    Das schlimmste mit dem Projekt sind die Balkons - diese Art von geschmackslosen Balkons werden heute fast überall gebaut. Leider fehlt da jedes kleinste Gefühl für Ästhetik - überhaupt keine Formen - ein Gitterstab. Gefängnis sage ich.


    Gerne Aufwertung aber bitte mit einbisschen Fantasie...


    http://maps.google.com/maps?q=…dzMP-v1VM7xzTsbJ8x2A&z=17

  • Holzgraben

    Das in #18 rechts dürfte in erster Linie der Eingang zur Passage sein, nicht notwendigerweise auch der Eingang des Ladenslokals an der Töngesgasse. Unverständlich, warum dieser für den Erfolg der Passage sicher wichtige Zugang nicht einladender gestaltet wird.


    Nicht besser wird es am Holzgraben, siehe unten. In einem entlegeneren Stadtteil wäre so etwas passabel, für das Stadtzentrum ist es zu wenig. Auch für den Holzgraben. Man darf gespannt sein, wie das an der Ostseite im Dialog mit dem noch immer kriegsruinierten Bestand wirken wird.



    Bild: Mercurius Real Estate AG / Planquadrat

  • Der Kampfbegriff der seelenlosen Investorenarchitektur trifft es hier wirklich auf den Punkt. Vielleicht ein passendes Projekt für eine Mittelstadt, aber für eine Großstadt, und dann noch in der Lage, ist die Qualität der Architektur einfach nur erbärmlich. Da gibt es ja im Europaviertel ansprechendere Bauten.


    Zu den bereits angesprochenen Gefängnisbalkons kommen dann auch wieder Dachaufbauten, die eher an ein Technikgeschoss erinnern. Nicht, dass man wenigstens mal hier, innerhalb der Staufermauer, zumindest flach geneigte Satteldächer bauen könnte. Stattdessen werden die Notdächer der Umgebung kopiert.

  • An der Toengesgasse wird ja lediglich Haessliches mit (vielleicht etwas weniger) Haesslichem ersetzt aber im Holzgraben wird ohne Not ein gut erhaltener Gruenderzeitbau geopfert! Und die Eingaenge zur Passage sind wohl eher mit dem Ziel der Abschreckung moeglicher Passanten entworfen worden. Vermutlich wollte man nicht zu viel 'Transitverkehr'. Insgesamt eine herbe Enttaeuschung!

  • Das in #18 rechts dürfte in erster Linie der Eingang zur Passage sein, nicht notwendigerweise auch der Eingang des Ladenslokals an der Töngesgasse. Unverständlich, warum dieser für den Erfolg der Passage sicher wichtige Zugang nicht einladender gestaltet wird.


    Wenn ich mich nicht irre, ist die Anlage von "Durchwegungen" ein Teil der Vorgaben für neue Bebaung in diesem Gebiet.


    Wenn man das jetzt eigentlich nicht will und auch kein Interesse an einer intensiven Nutzung der Passagen hat - was derzeit noch nicht in Betracht kommt, da eine zweite Passage zur Zeil fehlt (geht da nicht was im ehemaligen Zeil-Kino? Da fehlt doch nur die Öffnung auf der Südseite, oder?) - dann macht man die Passagen halt gezielt dunkel und hässlich.


    Ist zwar doof für alle Beteiligten (Betrachter schauderts, potenzielle Passanten gehen nicht durch und später, wenn man eine nette Passage bräuchte, und vielleicht auch will, ist's noch immer hässlich und teuer umzubauen), aber des Menschen Wille....

  • Wirklich enttäuschend das Ganze. Der Bau wirkt bieder, überkonventionell und provinziell. Es wurde offenbar noch nicht ein Mal der Versuch unternommen den Gründerzeitler zu integrieren oder eine angemessene, kleinteiligere Neubaulösung zu finden.

  • Ich schliesse mich meinen Vorrednern an. Die ganze Stadt Frankfurt leidet meiner Meinung nach an einem Passivhaus-Aktionismus. Da kommen dann nur Schuhschachteln raus. Die werden dann weiss gestrichen und noch schlimmer oft farbig abgesetzt. Das sieht man am Europaviertel, im Rebstockviertel, in der Hansa-Alle und an der Friedberger Warte.

  • Ich glaube es liegt nicht an einem "Passivhaus-Aktionismus". Wie man beim Diakonissen-Areal sieht, können Passivhäuser auch viel hochwertiger aussehen. Es liegt am mangelnden Willen die Extra 10-15% Aufwand einzugehen und sich dem ewigen Mittelmaß-Konsens zu entziehen.


    Mich ärgert viel mehr, dass immer wieder große Quartiere in "funktionierende Arealen" wie Turmpalast, Klabunt-Areal an der Berger Strasse und nun die Töngesgasse mit viel zu nüchternen Zweckbauten ersetzt werden. Es handelt sich bei der Töngesgasse ja nicht um irgend eine Strasse, sondern der einzigen Seitenstrasse der Zeil mit echter Aufenthaltsqualität.

  • Es liegt mitunter auch einfach an den begrenzten Möglichkeiten der Planer!
    Wenn man sich nämlich die abschließenden beiden Wohnungsbau-Solitäre auf der Westhafenmole anschaut, die ebenfalls von "Planquadrat" entworfen wurden, kann man nur ernüchtert feststellen, herausragende Architektur ist nicht Sache dieses Büros.
    Wie kann man diese Problematik jetzt noch dem Bauherrn kurzfristig vermitteln?


    In so einem Fall würde womöglich eine Gestaltungssatzung für das Areal helfen, oder eben ein öffentlicher Gestaltungs-Beirat, der in der Innenstadt die Qualität von Entwürfen prüft...

  • Irgendwie konnte ich in den vergangenen Jahren nicht glauben, dass ein Innenstadtbereich so nah an der Zeil so vernachlässig wird, noch weniger kann ich glauben, dass so etwas als Ersatz gebaut wird. Und gar nicht glauben kann ich, dass dafür jemand bezahlt wird.
    Gibt es eigentlich keine Möglichkeit gegen so eine neue Bausünde in dieser Lage vorzugehen?
    Das bisschen Charme des Holzgrabens wird durch solche 08/15 Kästen auch noch zerstört.

  • Ich denke, das ist in etwa wie im Automobilbau. Zu Anfang wurden alle Teile von Hand gezeichnet und die Automation bestand darin, diese Formen automatisiert herzustellen.


    Dann kamen in den 70ern die ersten Konstruktionsprogramme auf - die konnten gerade Linien, jede Krümmung musste vom Konstrukteur manuell durch viele kleine gerade Linien gestückelt werden. Siehe Golf I und die Autos seiner Generation.


    Als dann die Programme pötzlich Bögen konnten, gab es die Generation der Seifenstückchen auf Rädern - und erst seit ein paar Jahren setzen die Designer die Features ihrer Programme als Standard voraus, haben die Formensprache wieder an sich gezogen und arbeiten weitgehend souverän damit.


    Wenn ich mir ansehe, was mein gutes altes Arcon4+ von 1999 an Wandformen und Fenstern unterstützt und welchen Kampf ich jedesmal damit habe, wenn ich versuche eine gebogene Wand (damals neues Feature: Runde Räume konstruieren, lauter kurze gerade Stücke :)) irgendwo einzuziehen, dann verstehe ich, dass Planer, die viel Geld und Einarbeitungszeit in ein Programm dieser Generation investiert haben, lieber einfache gerade Wände zeichnen.


    Die Konstruktion von Vor- und Rücksprüngen kostet einfach viel mehr Zeit (=Geld) als das was hier abgeliefert wird. Und viel mehr heißt, dass das Mehr an Planungsaufwand die oft genannte Baukostensteigerung von 10-15% deutlich übersteigt, der Aufwand geht eher in Richtung auf das Doppelte.
    Da das Architektenhonorar aber gewöhnlich begrenzt ist - oder im Rahmen eines Wettbewerbs ohnehin fraglich ist - wird der Aufwand eben nicht betrieben.


    Wenig erstaunlich dabei: Von denen, die Geld in die Hand nehmen, um zu bauen, fragt auch k(aum)einer danach, ob er noch mehr Geld ausgeben darf, damit sein Bau auch von Außen toll aussieht - von innen sieht er die Fassade selten.


    Ob mir das Ergebnis gefällt, danach fragt doch keiner - und eine Gestaltungssatzung ist auch nur ein Stück Text, dessen Auslegungsgrenzen man dann halt (siehe "Durchwegungen") finden muss.

  • Ich habe mir die Bilder nochmal angeguckt, wobei mir auffiel, dass Holzgraben 11B H nicht gründerzeitlich, sondern spätklassizistisch und wohl um 1840 errichtet ist. Man versucht hier offensichtlich, dem großen Stuttgarter Beispiel in der Stadtraumentrümpelung zu folgen.


    Der städtische Denkmalschutz kann sich mittlerweile eigentlich auch selber einsargen gehen. Aber halt, die sind ja nach meinen Informationen gerade mit der Nachqualifizierung des „Kulturerbes“ der 1970er Jahre beschäftigt.

  • Heute wurde ein Loch in die Tiefgarage gestemmt - Im Holzgraben, da wo frueher Parkplätze zu vermieten waren - siehe Bild oben. Diese hat zwei Ebenen. Aufgeschüttet wird diese mit dem Abbruchgut vom Turmpalast, wie der freundliche Mitarbeiter erklaerte. Denn ansonsten würde die Decke nicht den grossen Abbruchbagger für den Abriss der Gebäude tragen.
    DAS ist mal Recycling.

  • Und hier das Foto zum Vorbeitrag. Ich bin mal gespannt wie sie mit den alten Kellergewölben links von der Tiefgarage umgehen



    Bild: thomasfra

  • Die Bagger knabbern sich langsam vor. Mittlerweile ist auch das Treppenhäuschen, oben auf dem Foto links noch zu erahnen, verschwunden. Dafür hat man jetzt einen Blick in die Untiefen der Tiefgarage.



    In der Einfahrt von Holzgraben 11a steht bereits ein Bagger, im Hintergrund kann man erahnen, dass diverse Wände und Hütten zur Töngesgasse hin abgerissen wurden. Dass die Nr. 11a abgerissen wird, kann ich auch nicht verstehen, anders als Nr. 11b ist doch zumindest die Fassade zum Holzgraben durchaus erhaltenswert. Und auch das verzierte Tor hat doch seinen Reiz, mehr als schade, dass das für einen eher unterdurchschnittlichen Neubau geopfert werden soll…



    Und so sieht das ganze von der gegenüberliegenden Seite aus, der Einfahrt Töngesgasse 40. In selbiger ist mittlerweile auch das EG leergezogen. Vergleichende Fotos zu meinen Perspektiven bietet der umfangreiche Beitrag #1.



    -Bilder von mir-