Fifa-WM-Quartiere 2006

  • Ja, Ostdeutschland geht fast völlig leer aus. Ein Grauen, da es ja eigentlich auch einen Teil Symbolik der WM 2006 (die Einheit Deutschlands) völlig konterkariert. Eventuell greifen innerdeutsche Vorurteile Wetsdeutscher gegenüber dem Osten des Landes (und somit auch fast die gesamte Presse, die ja zumeist aus den westlichen Landesteilen agiert und die letzten 16 Jahre keineswegs dazu beigetragen hat, die Einheit in die Köpfe der Menschen zu bringen) auch auf das internationale Bild Deutschlands über. Es muss daran liegen, dass immernoch vermutet wird, der Osten ist schwarz wie die Nacht, Naziverseucht, verkehrstechnisch absolut unterdurchschnittlich angebunden, perspektivisch am Boden und das hässlichste was jemals Gott erschaffen konnte.


    Das Argument (sollte es denn aufkeimen), dass sei alles in Ordnung, da man ja auch zumeist nur in westdeutschen Stadien spielt und eine möglichst optimale Anbindung brauch halte ich für schwach, da man zum Beispiel auch aus Thüringen ohne Probleme in möglichst kurzer Zeit alle Stadien schnell erreichen kann. Und schicke Hotels und Anlagen findet man in den Bergen Thüringens bestimmt auch.


    Die WM 2006 wird der internationalen Presse deutlich machen, dass im Fussball die Einheit längst nicht angekommen ist (finanziell kräftige Sponsoren meiden den Osten; westdeutsche Spieler versuchen eine Bogen um ostdeutsche Clubs zu machen, die die Gehälter mangels Geld einfach zu klein sind; das deutsche Ligasystem benachteiligt Ostdeutsche Clubs, mittels Relegationsspiele für Ostclubs und direkten Aufstieg in unteren Westligen; westdeutsche Clubs kaufen Talente aus dem Osten sofort für wenig Geld ein - Ostclubs sind gezwungen diese freizugeben, da das manchmal fast die einzige alternative Geldquelle ist; An TV-Rechten verdienen Ostclubs nichts mehr mit, da es sie ienfach nicht mehr in den oberen Ligen gibt; etc pp)


    Ein Teufelskreis in dem niemand versucht, etwas zu ändern. Für mich als Leipziger hat der nationale Fussball persönlich immens an Bedeutung verloren. Mein Interesse war noch Anfang der 90er um ein vielfaches höher. In meiner Stadt haben schon viele Manager (meist Westdeutsche) versucht, aus den Leipziger Clubs mit ihrer Tradition das schnelle Geld zu machen. Blind vor den Aufgaben, mit denen angefangen werden musste. Natürlich wurde auch viel Geld verbraten, völlig falsch eingesetzt. Und wenn was entstand, wurde es schnell aufgekauft (erfolgreiche Trainer ins Ausland; Bernd Hobsch damals nach Bremen, Rische nach Kaiserslautern, und viele andere auch, die in Dresden gespielt haben).


    Diese Karte bringt es einfach nur auf den Punkt. Vielleicht ändert sich ja was bis zur nächsten WM nach dem Jahr 2050.

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    Das der Osten Naziverseucht ist, ist nicht nur ein rein westdeutsches Vorurteil. Brennende Asylantenheime in Rostock und Menschenmassen die davor stehen und applaudieren (und NICHT nur ein paar dumme Skinheads) sind Bilder die um die Welt gingen. Ich werde oft darueber ausgefragt, ob wir gerade im Osten ein Naziproblem haben.

  • Das war 1992...


    Nazis sind ein gesamtdeutsches Problem, wobei der Osten leider mehr hat.


    Aber in strukturschwachen Gegenden ist das halt so, das Rechtsextreme mehr Zulauf bekommen.

  • Ein Naziproblem haben wir leider auch im Süden.
    Die Gegend südl. der Alb und der Bodenseeraum sind leider Schwerpunkte der rechten Szene. Hier gibt es regelmäßig Konzerte und es wird rassistische und rechtsradikale Musik verteilt. Die Biberacher Kriminalpolizei hat sogar schon eine Einsatzgruppe gegründet, die sich auf die rechts gerichtete Szene spezialisiert hat. :nono:

  • Mal zurück zum Thema:
    also das beste Beispiel für die Mauer in den Köpfen ist styla doch styla selbst. Als obs im Westen und überhaupt nur Vorurteile gegen den Osten gäbe. Mein Gott, immer dieses Ossi- Wessi-Gefasel, da wird mir richtig schlecht.
    Aber eins muss ich schon zugeben: die Verteilung der Teams ist nicht sehr ausgewogen. In dem Fall wirklich eine Trennung Ost-West. Außer Deutschland und der Ukraine kein einziges Quartier in den neuen Ländern.
    Wobei man da aber auch so gut wie keine Steuerungsmechanismen hatte, denn jedes Team hat sich sein Quartier ja selbst für sich ausgesucht. Aber lieber wärs mir schon wenn sich das Ganze etwas ausgeglichener präsentiert hätte

  • Ich finde es auch etwas merkwürdig, dass sich kein Team für Leipzig als WM-Quartier entschieden hat. Leipzig ist doch bekannt für sein sportwissenschaftliches Know-How. Und hübsche komfortable Anlagen gibts da bestimmt auch.

  • Rohne:


    1. Tja, diese Vorurteile (ob nun Westen gegenüber Osten oder umgekehrt) gibt es nun mal und sie wegzureden macht sie auch nicht kleiner.
    2. Deutschland hat das Quartier in Berlin-West aufgeschlagen, also nicht in den neuen Ländern.

  • Zitat von DiggerD21

    Ich finde es auch etwas merkwürdig, dass sich kein Team für Leipzig als WM-Quartier entschieden hat.



    Ich bin mir nicht sicher aber es kann daran liegen, dass Spielstätten der WM keine WM-Quartiere sein dürfen. Ob das aber tatsächlich der Wahrheit entspricht, möchte ich nicht unterzeichnen.


    Rohne: Ich habe keine Vorurteile gegenüber dem Westen, wieso auch. Ich habe viele Städte besucht, kenne die Probleme, mit denen auch sie zu kämpfen haben. Weiss aber auch, die Schönheiten anderer Städte zu schätzen und besuche diese auch! Ich habe Freunde in West wie Ost, die keinen Unterschied zwischen den Landesteilen machen. Aber ich erfahre immer wieder, dass ich mich gegen die Meinung vieler anderer durchsetzen muß, dass Leipzig nicht komplett heruntergekommen ist und auch Lagen bietet, die mit westdeutschen, historisch hergerichteten Stadtteilen mithalten kann. Meist sind dass aber desinteressierte Besserwisser, die Bild lesen, sich Big Brother reinziehen und immernoch glauben an der Ostsee liegt Stacheldraht verteilt, damit die Ossis nicht übers Meer den Westen erreichen. :D


    Es sind allseits bekannte Probleme, die ich gelistet hab, wo bitte liest du da Vorurteile raus? -.-

  • Na bitte - die Ukraine hat Potsdam ausgewählt! Vielleicht kommt aus den vier noch unentschiedenen Ländern auch noch das eine oder andere dazu. Deine Vermutung im ersten Satz kann nicht stimmen, styla, denn sowohl Deutschland als auch die USA haben ihr Quartier in WM-Spielorten.

  • JA Schmittchen, ist mir auch aufgefallen. Aber eventuell wir hier zwischen dem Land und einer Stadt unterschieden.

  • Will nochmal aufgreifen, was Styla vorher gesagt hatte: Dass die finanzkräftigen West-Clubs die ostdeutschen aussaugen. Du hast leider Recht. Ich finde sowieso das gesamte System abartig. Es geht im Fussball doch nur noch um Kommerz und um nichts anderes. Die Spieler sind in keiner Weise mehr mit ihrem Club verbunden, ständig werden die besten Spieler von den reichsten Clubs aufgekauft, meistens natürlich aus dem Ausland. Kann man sich da als Fan noch mit seinem Verein verbunden fühlen? Und die Stadien werden immer stärker für die gehobene Klasse reserviert (Beispiel München!), die die ganze Zeit nur gelangweilt das Spiel anschaut und bei nem Tor noch nicht einmal den Arsch hochkriegt.
    Ich finde es sollte ne neue Liga gegründet werden, in der es nicht um Geld geht und wo die Spieler auch wirklich für ihre Stadt spielen, aus der sie am besten auch kommen! Dann scheiß ich auch auf tolle Stadien.

  • Aber das gibt es doch schon, nennt sich Oberliga! In deinem Bereich spielen Arminia Hannover, ASV Bergedorf 85, BV Cloppenburg, Eintracht Braunschweig II, Eintracht Nordhorn, Altona 93, FC St. Pauli II, TSV Kropp, FT Eider Büdelsdorf, Hannover 96 II, Holstein Kiel II, Meiendorfer SV, Brinkumer SV, SV Meppen, SV Wilhelmshaven, VfL Wolfsburg II, VfL Osnabrück II und VfR Neumünster. Das sind noch Vereinsnamen, die nicht nach Eau de Toilette klingen. Sondern nach Männerschweiß!

  • Ja. Leider gehen da aber immer voll wenig hin weil es einfach keinen interessiert (is jedenfalls bei uns so), was sehr schade ist...