Botschaften und Residenzen in Berlin

  • Das schlimme ist ja, das Antiamerikanismus durch solch Gerümpel geradezu legitimiert wird.


    Ich hab gar nichts gegen die USA (abgesehen von der desaströsen Politik), aber dieses Ding da ist einfach nur ein absolut peinliches Gewächs - wie fast der gesamte Pariser Platz, abgesehen vom Adlon und den Annexbauten des Brandenburger Tores von Kleihues.


    Der Franz. Botschaft kann man hingegen auch eine gewisse Eleganz nicht absprechen, jedenfalls wirkt sie nicht wie ein Flakbunker.
    Die US-Botschaft hingegen ist viel zu massig, monoton und einfach billig, zum Pariser hin noch gerade so akzeptabel (wenn auch die Platzfront ganz anders aussehen sollte), sind die Fassaden am Tiergarten/Ebertstraße und an der Behrenstraße einfach nur grottig.


    Hier hätte wenigstens die farbliche Absetzung wie am PP fortgesetzt werden sollen. Andere Fenster hätten auch schon einen weit besseren Eindruck erweckt. Noch etwas Fassadengliederung, hier und da ein paar interessante Details - und schon müsste sich hier kaum mehr jemand das Maul drüber zerreißen...


    Aber was soll's. Immerhin repräsentiert der Bau die US-Regierung geradezu mustergültig - insofern also Aufgabe zufriedenstellend erfüllt ;)
    Dieser Platz ist vorerst eh nicht mehr zu retten.

  • Mich stört auch dass das Gebäude nicht an seine Nachbarbauten fließend übergeht. Am Brandenburger Tor Anbau ist die Botschaft nach hinten versetzt und zum Mahnmal hin genauso, was durch diesen schwarzen Kasten ein wenig versteckt wurde. Dieses Zurücksetzen geschah mein ich wegen Sicherheitskriterien, aber ich finde es einfach nur hässlich.

  • Das stört mich auch am meisten. Das hätte bestimmt man auch anders lösen können...Wo man wieder bei der Standortfrage wär.

  • Ich vermute ja, schon dadurch, dass die Botschaft den Schlussstein am Platz bildet, wird ihr diese besondere Aufmerksamkeit zuteil. Bisher hat sich davon noch niemand ein abschließendes Bild machen können. Jetzt, wo das möglich ist, stellt man mit Erstaunen fest, dass auch in der geschlossenen Gesamtwirkung nicht alles eitel Sonnenschein ist - wozu die mittelprächtige Botschaft stark beiträgt. Ausserdem hat der Bau wegen der besonders langen Planungszeit vermutlich die Erwartungshaltung ordentlich beflügelt.


    Ob man Amerika mag oder nicht, Fakt ist jedenfalls, die an einer glatten Lochfassade alles dominierenden Fensterformate und Teilungen sind sehr unausgewogen proportioniert. Man assoziiert sie hierzulande eher mit den weniger engagiert geplanten Büroklötzen in Gewerbeparks oder mit kleinstädtischen Verwaltungsbauten. Das können alle(!) anderen Häuser am Pariser Platz besser. Die zeitgeistigen, längst überlebten Deko-Elemente, wie etwa die Rotunde oder der Eingangsbereich, verstärken diesen provinziellen Eindruck nur noch. Den platzseitigen Einschnitt finde ich zwar sehr gelungen, aber wegen der sonstigen Gestalt kann dessen Wirkung nur verpuffen.



    Ich persönlich bin äußerst kritisch gegenüber dem populären, blindem Amerika-Hass eingestellt. Die Botschaft finde ich aber trotzdem völlig mißglückt. Das pauschale Anti-Amerikanismus -Argument trifft mich also nicht. Ich finde es im Gegenteil sehr schade, dass die Amerikaner mit diesem Bau die bestehenden Ressentiments gegen sich eher noch verstärken, als sie abzubauen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Gebäude zukünftig mehr über die gelungeneren Innenräume präsentieren kann.

  • Nun hat die amerikanische Botschaft ein kleines Kulturprogramm geschaffen. Es soll unteranderem Diskussionsrunden geben und eine Ausstellung zu den verschiedenen Entwurfsphasen. Für den Einen oder Anderen von euch ist bestimmt was dabei:
    http://germany.usembassy.gov/r…release-symposium-ger.pdf


    Dieser Beitrag von mir aus dem Verbesserungsthread passt besser hier hin:

  • Ich denke die Amis selbst haben durch das jahrelange hin und her, garniert mit abstrusen geradezu unverschämten Forderungen nach Straßensperrungen und extremen Straßenverlegungen, eine hohe Erwartungshaltung geschaffen. Nach dem man dann endlich eine Einigung erzielt hatte, kürzen sie auch noch die Investitionssumme so zusammen (wahrscheinlich um die Monsterbotschaft in Bagdad zu finanzieren), dass nur noch ein funktionaler Sicherheitsbau entstehen kann. Das konnte doch nur ein Sympathieeigentor für die Amerikaner werden.


    Um Bens Bemerkung bzgl. der Standortfrage aufzugreifen: Imo hätte man an den Pariser Platz z.B. einen schönen Bau für das Amerikahaus oder ähnliches setzen können und die Botschaft wäre nach Dahlem auf das riesige Gelände des Generalkonsulats gekommen, da hätten sie sich weit ab der Straße einen Atombunker für die Botschaft bauen können und alle wären zufrieden gewesen.

  • Eine Festung wird geschleift

    Passend zu diesem Artikel heute in der Berliner Zeitung http://www.berlinonline.de/ber…28/berlin/0023/index.html, in dem es um die Beseitigung der festungsartigen Sicherungsanlagen um die ehem. US-Botschaft in der Neustädtischen Kirchstraße geht (mysteriöse Kabel wurden ausgebaggert...), habe ich vorgestern ein paar Bilder des Gebäudes und seiner Umgebung gemacht, dem man sich nun wieder unbehelligt nähern kann.
    Von nahem betrachtet ist der Bau doch sehr renovierungsbedürftig.


    Eine Kurzzusammenfassung zur Geschichte des Gebäudes hatte ich hier schonmal gepostet:
    http://www.deutsches-architekt…d.php?p=188540#post188540


    Und die Bilder gibt es hier:
    http://freenet-homepage.de/luzbelito/usbotschaft/usb.html

  • Kann mich gar nicht mehr an das Haus ohne Sicherheitsmßnehmen erinnern. Was da wohl jetzt reinkommt...? Mal wieder unten Büros oben Luxusappartments? Hoffentlich zieht sich das nicht wieder zu lange hin.


    Fragt sich nun natürlich auch, ob, wann und vor allem was jetzt mit dem Platz passiert - und dem bemitleidenswerten Wohnhaus an der Ecke.

  • tja da hast du mich erwischt ich liebe solche Bilder auch :lach:


    Wie gerne würde ich einen blick IN das Gebäude werfen.. natürlich bevor die Sanierungstrupps anrücken. Man kann ja davon ausgehen das das ganze Haus seit ca. 20 Jahren in einer Art Dornröschenschlaf war.

  • Katharina Fleischmann hat eine Disseration über die verschiedenen Botschaften in Berlin geschrieben. Die Arbeit ist von 2005 und untersucht, inwieweit kulturelle Eigenheiten der Länder baulich umgesetzt wurden.
    http://www.diss.fu-berlin.de/d…UDISS_thesis_000000001839


    Nattlerarchitekten haben einen Entwurf für die türkische Botschaft auf ihrer Website veröffentlicht.
    http://www.nattlerarchitekten.…1/tuerkbot_berlin_ger.gif

  • Die türk. Botschaft erinnert mich mit diesen Fensterbändern an das eine Haus am Kudamm, das Betschy in seinem Berlin-Thread gezeigt hat. Mal wieder uninteressanter Durchschnitt.


    Das Thema klingt gut. Mir grauts schon, wenn ich mich fürher oder später für ein Thema für diese Masterarbeit entscheiden muss :glubsch2:...

  • ^
    Die Seite des Architektenbüros SIC funktioniert wieder. Hier der Link zum Botschafts-Projekt.


    Ein paar größere Grafiken werden auch bereitgestellt; so bspw. diese:



    Bild: sic architekten gmbh


    Außerdem sei hier noch ein Tagesspiegel-Artikel aus November 2008 erwähnt in welchem nochmal über die letzten Botschaften die ihren Sitz nach Berlin verlegen wollen geschrieben wird. Außerdem im Artikel eine Übersichtskarte aller Projekte im Botschaftsviertel enthalten.


    Beispielsweise wird auf die Projekte von Indonesien im Diplomatenpark und der griechischen Botschaft erwähnt. Letztere hatte zum damaligen Zeitpunkt noch bekräftigt im Frühjahr mit dem Neubau beginnen zu wollen. Bei den innerpolitischen Schwierigkeiten und der klammen Staatskasse bin ich mir da nicht so ganz sicher ob sich dieses Vorhaben einhalten lässt.


    Unklar sei dagegen noch der Baubeginn der türkischen Botschaft.


    Link Tagesspiegel


    Edit bzgl. griechische Botschaft.
    Kent, du hattest in diesem Beitrag mal einen neuen Entwurf für die griechische Botschaft gepostet. Hier die Grafik:


    Grafik Mopo

    Link Mopo vom 2. April 08

  • In einem etwas älteren Beitrag aus 2007 wurde bereits schonmal erwähnt, dass Singapur für die Errichtung eines neuen Botschaftsgebäudes das Grundstück Vosstraße 17-18 zwischen dem gmp-Bau und dem Gebäude des Gesamtmetall-Verbandes erworben hat.
    Einen ersten Entwurf gibt es auf der Seite der Architekten Braun & Schlockermann. Inwiefern dieser nun umgesetzt wird ist deren Seite leider nicht zu entnehmen.



    Bildquelle: Braun & Schlockermann Architekten