Ausbau Rheinuferstraße (Südstadt)

  • Die Vision der autogerechten Stadt (http://de.wikipedia.org/wiki/Autogerechte_Stadt Köln wird dort u.a. als Beispiel geannnt) ist gescheitert und von gestern und hat unsere Städte kaputt gemacht. Ein viel zu großer Teil der innerstädtischen Lebensräume wird durch überdimensionierte Straßenschneisen (Nord-Süd-Fahrt, Innere Kanalstraße) und deren Auf- und Abfahrten (Zoobrücke, Severinsbrücke z.B.), Großkreuzungen (Ebertplatz, Barbarossaplatz) oder als Parkflächen mißbraucht (viele innerstädtische Plätze).


    Wer glaubt, das der Individualverkehr wie wir ihn heute ertragen müssen, die Zukunft ist, der tut mir Leid. Es geht nicht um Aus- sondern um Rückbau der Straßen auf ein angemessenes Maß. Das haben rennomierte Stadtplanungsbüros wie Albert Speer schon lange erkannt und dies im Masterplan für Köln auch so festgeschrieben. Das Auto ist nicht die Erlösung sondern der Fluch der Großstädte. Neben unerträglichem Lärm (macht bekanntlich krank) und giftigen Abgasen (machen auch krank) nehmen Autos zu viel innerstädtischen Lebensraum in Anspruch. Als Parkflächen! :nono:


    Niemand (vor allem nicht die Pendler die aus dem beschaulichen Umland beruflich in die Stadt pendeln) sollte für sich in Anspruch nehmen, auf Kosten der Gesundheit und Lebensqualität der Stadtbevölkerung, die Stadt in 15 Min. von Nord nach Süd durchfahren zu können, aber selbst gerne im ruhigen grünen Wohnen wollen. :nono:


    Ich weiß das ich dort einen sehr harten Standpunkt vertrete, aber es ist meine volle Überzeugung das Autoverkehr auf ein verträgliches Maß zurückgedrängt werden muss. Ich selbst besitze seit drei Jahren kein Auto mehr und komme prima damit klar, dafür nutze ich jetzt viel das Fahrrad und den ÖPNV und der ist in Köln besser als sein Ruf!


    Auf- und Abfahrten Zoobrücke (Messe)


    Nord-Süd-Fahrt (Innenstadt)


    Barbarossplatz

    Quelle: Bilderbuch-Koeln.de

  • hallo beisammen,


    calcaneus-cgn: Ich habe auf die Nachteile einer Tunnellösung hingewiesen. Dass beim Rheinufertunnel möglicherweise die Vorteile überwiegen, mag sein, aber auch hier sind deutliche Nachteile erkennbar. Neben den Nachteilen der Auf- und Abfahrten verhindert der Rheinufertunnel eine klare Nord-Süd-Verbindung für den Radverkehr, da durch den Tunnel kein Radverkehr erlaubt ist und oben herum sommertags kein Durchkommen ist. Zudem bleibt Autoverkehr auch unter der Erde Autoverkehr mit all seinen Nachteilen.


    Es bestehen zu dem neu geplanten Tunnel mehrere Unterschiede:


    - der neue Tunnel ist deutlich kürzer, es ist kaum mehr ein Trog, d.h. die Rheinuferstraße wird in Wellenlinien auf und ab geführt. Eine klare Straßenführung ist nicht erkennbar.
    - Für Fußgänger wird nur ein kleines Biotop geschaffen, davor und dahinter ist keine Querung möglich.
    - Der Rhein rückt wieder zurück.
    - es ist nur eine kurze knappe Landschaftsbrücke (s.o.), nicht so lang wie der Rheingarten
    - es passt nicht mehr in die aktuelle Verkehrsplanungsandschaft. Es werden Straßen zurückgebaut. Metropolen wie Kopenhagen, Amsterdam aber auch London, Paris setzen auf das Fahrrad, den ÖPNV und drängen das Auto mehr und mehr zurück. Sogar in Deutschland geht der Trend dorthin, aber in Köln denkt man über vierspurige Tunnel nach.
    - Die durchgeführten Verkehrsgutachten haben die mögliche Entlastung durch die Nord-Süd-Bahn nicht beachtet. Auch ein Stresstest würde dies nicht tun. Aber warum baut man für man eine U-Bahn für EINE Milliarde Euro, wenn dadurch kein Entlastung entsteht.
    - Köln hat einfach keine 50 Millionen Euro.
    - Die Baustelle würde bestimmt 3 Jahre dauern oder mehr?
    In der Hoffnung, dass die Vernunft sich durchsetzt.


    Einen schönen Abend
    emvau

  • Es gibt ja wohl mehrere Abstufungen zwischen autogerechter Stadt und der Fußgängerzonen- und Straßenbahn-Stadt! Wer in einer Großstadt keinen Verkehr möchte sollte wohl doch besser aufs Land ziehen. Zentral gelegene Wohnung und kein Autoverkehr gibt es nicht, dafür gibt es aber sehr viele Wohngegenden und Straßen, wo der Verkehr ein sehr erträgliches Maß hat. Klar, die Nord-Süd-Fahrt kennen wir alle, ebenso die Rheinuferstraße oder die platzeinnehmenden Auffahrten zu den diversen Autobrücken in Köln und Neumarkt, Barbarossaplatz & Co. sind vom Verkehr durch- und umtoste Plätze, aber welche Alternative gibt es? Am Barbarossaplatz könnte man die Situation entspannen, wenn alle dort kreuzenden Straßenbahnlinien unter die Erde verschwinden würden, da hätte man schon einiges an Platzverbrauch eingespart und es ließen sich sicher auch ein paar Abbiegespuren einsparen, weil eben die Ampelschaltungen viel einfacher wären, wenn nicht regelmäßig einige Fahrtrichtungen auf kreuzende Bahnen warten müssten. Das Problem am Barbarossaplatz ist nicht so sehr der Individualverkehr, sondern die Ballung von ÖPNV und Individualverkehr auf relativ engem Raum. Autoverkehr braucht die Mehrheit der Kölner nun mal, vor allem an den verkehrstechnisch wichtigen Ringen.


    Ein Tunnel an der Rheinuferstraße wäre sicher gut, entweder für die Bahn (was aber anscheinend schon vom Tisch ist) oder eben für den Autoverkehr. Ich kann nicht nachvollziehen, was an einer absichtlichen Blockierung des Autoverkehrs so toll sein soll. Deswegen wird kaum einer sein Auto stehen lassen und die Bahn nutzen, der Verkehr würde sich andere Wege suchen, z.B. die Bonner Straße, die aber auch gerade zur Stoßzeit proppenvoll ist und dort kommt ja auch noch die Bahn hin.


    Es ist für mich auch kein Standpunkt sich hinzustellen und zu sagen: Ich fahre sowieso kein Auto, also am besten weg mit den Bundesautobahnen und auch mit den Hauptverkehrsstraßen in Köln. Wenn es danach gehen würde, was ich nicht brauche und was meine Ruhe stört würde ich die Bahnlinie Köln-Bonn kappen, den Karneval abschaffen und die Luftbasis Nörvenich schließen.

  • @Richard-Neutra: Du wohnst doch in Brühl, inwieweit belastet dich dann der Kölner Autoverkehr?


    Ich sprach nicht davon keinen Autoverkehr in der Stadt haben zu wollen, das wäre auch absolut illusorisch. Aber ich bin davon überzeugt, dass man den Autoverkehr auf ein erträgliches Maß reduzieren muss. Die Autofahrer können nicht erwarten, das sie vor allen anderen Verkehrsteilnehmern immer freie Fahrt bekommen. Das ist ein Unterschied. Wer wie ich viel zu Fuss oder mit dem Rad in der Stadt unterwegs ist, weiß wie dominierend der Autoverkehr ist.


    ÖPNV Fahrer nehmen im übrigen für die gleiche Strecke oft viele längere Fahrzeiten in Kauf als Autofahrer.

  • @Richard-Neutra: Du wohnst doch in Brühl, inwieweit belastet dich dann der Kölner Autoverkehr?


    Habe ich behauptet, dass mich der Autoverkehr in Köln belastet? Ich nutze wochentags auch die ÖPNV, fühle mich durch den Autoverkehr aber nicht belästigt, es ist halt normales Großstadttreiben.



    Ich sprach nicht davon keinen Autoverkehr in der Stadt haben zu wollen, das wäre auch absolut illusorisch. Aber ich bin davon überzeugt, dass man den Autoverkehr auf ein erträgliches Maß reduzieren muss. Die Autofahrer können nicht erwarten, das sie vor allen anderen Verkehrsteilnehmern immer freie Fahrt bekommen. Das ist ein Unterschied.


    Ich weiß, ich habe das natürlich etwas überspitzt formuliert, aber in Köln gibt es auch in der Innenstadt jede Menge Wohnungen, die in ruhigen Seitenstraßen liegen, z.B. die Seitenstraßen des Barbarossaplatzes.


    Außerdem nehmen ÖPNV Fahrer für die gleiche Strecke oft viele längere Fahrzeiten in Kauf als Autofahrer, darüber spricht niemand.


    Warum auch? Das sind die natürlichen Nachteile des ÖPNV, weil er feste Fahrwege benutzt und Haltstellen hat, während der Individualfahrer höchstens von Ampeln oder Stau gebremst wird, aber netto nicht so lange wie die Haltestellen der ÖPNV.

  • autogerechte Stadt

    Hallo beisammen,
    mir geht es nicht um die totale Zurückdrängung des Autos, aber die Frage, welche Vorteile man dem Auto als dem deutlich städtebaulich schädlichsten und gesundheitsschädlichstem Verkehrsmittel in der Stadt schafft, muss dennoch erlaubt sein. Und es muss die Frage erlaubt sein, was man bewirkt, wenn man diese geschaffenen Vorteile noch weiter ausbaut. Zudem: Es wird doch niemand gezwungen ÖPNV zu nutzen. Wie sollte man denn das tun? Jeder ist frei, das Verkehrsmittel zu wählen, welches er möchte. Und wenn er sich für das in der Stadt langsamste entscheidet, nun gut... soll er doch.


    Hier sollte es auch weniger um ÖPNV - MIV gehen als um städtebauliche Verträglichkeit. Und da verliert die dargestellte Tunnellösung (s.o.) sehr deutlich.


    schönen Abend
    emvau

  • Ich kann nicht nachvollziehen, was an einer absichtlichen Blockierung des Autoverkehrs so toll sein soll. Deswegen wird kaum einer sein Auto stehen lassen und die Bahn nutzen, der Verkehr würde sich andere Wege suchen, z.B. die Bonner Straße, die aber auch gerade zur Stoßzeit proppenvoll ist und dort kommt ja auch noch die Bahn hin.

    Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht der Autoverkehr soll behindert werden in der Hoffnung, dass dann irgendwer völlig entnervt umsteigt, sondern aller Voraussicht nach wird durch die attraktivere Stadtbahnverbindung der Autoverkehr durch freiwilligen Umstieg auf ÖPNV abnehmen.


    Und dann kommt es auch nicht zu den als Schreckgespenst prognostizierten Staus, jedenfalls nicht in diesem Maße.

  • Wir brauchen und wollen keine autogerechte Stadt mehr und schon gar nicht noch weitere Untertunnelungen.


    Ich müsste jetzt wiederholen, was ich in diesem Posting geschrieben habe. Wozu gebildet und kompetent agieren, wenn man billigen Populismus betreiben kann? Es gibt bestimmt mehr Leser der ~Motor Bild Zeitung~ als Leute, die verkehrstechnische Konzepte kennen und verstehen. Leichter die Stadt mit Plakaten ~Papi kommt nach Hause wenn sein Opel Manta zehnspurige Tunnel bekommt~ zukleistern als ein paar Zusammenhänge erklären. Es mag sogar sein, dass beteiligte Politiker diese Zusammenhänge verstehen könnten. Sie handeln lediglich nach der Logik des Systems, das Stimmen nicht nach dem Bildungsgrad gewichtet und unbelegte Meinungen mit fundierten Forschungserkenntnissen gleichsetzt.


    Nicht der Autoverkehr soll behindert werden in der Hoffnung, dass dann irgendwer völlig entnervt umsteigt, sondern aller Voraussicht nach wird durch die attraktivere Stadtbahnverbindung der Autoverkehr durch freiwilligen Umstieg auf ÖPNV abnehmen.


    In jeder Millionenstadt behindert sich der Autoverkehr selbst. In London wurde die Citymaut nicht aus purer Böswilligkeit eingeführt, sondern nachdem die Staus durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit auf Fußgängertempo gedrosselt haben. Amsterdam will Parkplätze reduzieren, Parkgebühren anheben und in der Innenstadt grundsätzlich Tempo 30 einführen. In das Konzept würde passen, wenn die Autofahrer auf einer Straße wie die Rheinuferstraße ab und zu warten würden, bis die Stadtbahn vorbeifährt.

  • @RainerCGN


    Ich habe bisher als "stiller Leser" deine Beiträge gern gelesen aber bei diesem Thema finde ich einfach, dass deine Sicht ein wenig zu Selbstgefällig ist.


    Ich wohne in der Innenstadt an einer wirklich verkehrsreichen Straße inklusive Stadtbahn und muss sagen: So ist es nun mal in einer Großstadt!


    Man kann den motorisierten Individualverkehr nicht verbannen, wenn man keine Alternativen hat.


    Das Stadtbahnnetz in Köln ist für eine Stadt dieser Größe einfach unattraktiv, teuer und verfügt über zu wenig Kapazitäten. Wer in einer Großstadt lebt sollte sich bewusst sein, dass Verkehr sein Leben beeinflusst.


    Ich bin absolut für den Tunnel da ein 5 Minuten Takt der Linie 16 absolutes Chaos auslöst. Einige Ratsparteien haben das leider immer noch nicht verstanden. Das Auto gehört zu einer Stadt dazu aber mit neuen Restriktionen suchen sich die Menschen nur andere Wege. Es wird in Köln eher schlimmer als besser.


    Der ÖPNV müsste massiv ausgeweitet werden. In der Innenstadt ist zum Beispiel nur die Stadtbahn vorhanden, es gibt fast keinen Busverkehr. Warum nicht? In anderen Großstädten wie Hamburg, München, Frankfurt etc. laufen diese Systeme auch parallel. In Köln dagegen gibt es nur die Priorität auf schlecht ausgebaute Stadtbahnlinien.


    Bevor man dieses Kernproblem nicht gelöst hat, bedeuten weitere Restriktionen für Autofahrer nur eine Erweiterung des Chaos.

  • Mit dem Buslinien:
    Das stimmt so aber jetzt nicht! Es verkehren doch eine Menge Linien, auch in der Innenstadt. Nur die Buslinien verkehren idR eher dort hin oder entlang wo keine Bahnen sind. Und das finde ich auch gut so. Köln ist einer der wenigen Städte wo du mit Bus und Bahn nahezu überallhin kommen kannst. Sprich: Die KVB verschwendet keine unnötigen Ressourcen sondern versucht nahezu jeden Kölner Mobilität mit dem ÖPNV zu ermöglichen.


    Es ist durchaus möglich auf Verkehr in der Stadt zu verzichten. Dafür müssten, das ist korrekt, der ÖPNV massiv ausgeweitet werden und auch massiv an Parkhäusern am Stadtrand investiert werden. Denn ohne diese wird es nicht gehen. Es gibt genügend Möglichkeiten, auch und gerade in und für Städte.


    Objektiv betrachtet gibt es immer ein für und wider. Aber es ist das Zukunftsmodell von Städten.

  • Ich nutze das KVB-System in Kombination mit der DB sehr häufig und Köln hat ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz und über die Fahrpreise kann ich mich persönlich nicht beschweren. Einziger Schwachpunkt in der Innenstadt ist die Ringlage der U-Straßenbahn, sodass man für gewisse Routen öfter umsteigen muss. Aber wenn die Nord-Süd-Bahn endlich ans Netz geht wäre auch dieses Problem beseitigt. Seit den 90ern hat sich viel getan bei der KVB, überwiegend zum Positiven.

  • Ich vergleiche Köln generell mit anderen deutschen Großstädten und da muss ich sagen, dass der ÖPNV Unterschied schon gravierend ist.


    Folgende absolut wichtige Lücken sind meiner Meinung nach folgende:


    - Fehlender S-Bahn Westring inkl. weitere Bahnsteig im HBF + weiteres Teilstück Hohenzollernbrücke


    - Ost-West U-Bahn und 3 Wagen Tauglichkeit


    - Ausbau Innenstadttunnel 3 Wagen Tauglichkeit und 4 Gleisigkeit zwischen Poststrasse und Appelhofplatz


    - Mangelnde Kapazitäten auf vielen Linien


    - Keine Stadtbahnanbindung vieler Kölner Vororte


    - Unterdurchschnittliches Busnetz


    Das sind nur einige "Vergleiche" zu anderen Städten, auch kleineren!


    Bevor diese Herausforderungen nicht gelöst sind, wird kein signifikater MIV auf ÖPNV umsteigen. Schon garnicht durch Restriktionen. Das fördert nur die Stadtflucht.


    Ich bin nicht pro Auto, nutze für kurze Wege auch öfters mal die KVB, aber das Angebot ist für eine Stadt wie Köln nicht optimal.


    Meines Wissens nach gibt es auch keine Gesamtplan ÖPNV


    Passend dazu dieser aktuelle Artikel über "Hirngespinste". Das ist doch der Punkt, warum es in unserer Stadt mit dem ÖPNV nicht vorangeht. Konzeptlos durch alle Parteien aber warum tun sich die Grünen hier bewusst hervor? Das so etwas unwirtschaftlich ist weiß jeder, der mal eine gemütliche Bootstour auf dem Rhein gemacht hat:


    http://www.express.de/regional…2856/8261970/-/index.html

    Einmal editiert, zuletzt von Chicos ()

  • Chicos: Die Realisierung des S-Bahn Westrings oder der Ausbau des HBF und der Hohenzollernbrücke um ein weiteres Gleis liegt im Verantwortungsbereich der DB AG sowie der Verkehrsminister der Bundes- und der Landesregierung. Zwar wurde dies in der Vergangenheit durch die Stadt Köln immer wieder gefordert, die eigentliche Umsetzung wird aber in Düsseldorf und Berlin abgenickt. Zumindest gab es schon mehrmals die Willenserklärung der Verkehrsminister. Ob und wann es tatsächlich umgesetzt wird, bleibt leider abzuwarten.


    http://www.koeln.de/koeln/koel…i_neue_gleise_297469.html


    Zum Thema Kapazitäten gibt es Seitens der KVB bereits diverse Überlegungen. Die stetig steigende Zahl an KVB-Kunden spricht eigentlich nicht dafür, das dass Angebot schlecht ist, sondern das es von der Bevölkerung angenommen wird. Von welchen Städten sprichst du denn, wo der Nahverkehr so optimal läuft? Ich glaube allein durch die langen Planungs- und Bauzeiten laufen fast alle Verkehrsträger den Entwicklungen hinterher.


    http://www.koeln.de/koeln/kvb_…r_sitzplaetze_428854.html


    Zu den übrigen von dir angesprochenen Themen, die im Zuständigkeitsbereich der Stadt Köln (KVB) liegen, wird die Stadtverwaltung im Rahmen eines moderierten Verfahrens mit allen relevanten Bevölkerungsgruppen und Institutionen, ein Mobilitäts- und Verkehrskonzept für die nächsten 15 Jahre erarbeiten. Dabei wird ausdrücklich auch der Ausbau bestimmter Verkehrswege in Betracht gezogen. Erreicht werden soll eine optimale Vernetzung der Verkehrsträger untereinander.


    http://www.stadt-koeln.de/4/stadtentwicklung/07136/

    5 Mal editiert, zuletzt von RainerCGN ()

  • hallo beisammen


    Chicos
    meiner Ansicht nach führst du richtige Punkte auf, an denen das Kölner ÖPNV - Netz krankt (gerade der S-Bahn-Westring fehlt, die fehlende Gürtelverlängerung, Verlängerungen bestimmter Linien (3/4, 7) und eine südliche Querung des Rheins etc.)


    Ich würde aber ganz andere Forderungen und Folgerungen daraus ableiten.


    Da man die Schwachstellen des Kölner Netzes erkannt hat, da man erkannt hat, dass die Probleme des Verkehrs mit den Mitteln des MIV (mehr Straßen, breitere Straßen höhere Geschwindigkeiten, Einrichtung von freier Fahrt für Autos etc.) nicht mehr zu lösen sind, investiert man massiv in den Ausbau des ÖPNV und v.a. in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur.


    Wozu also sollten nochmals mindestens 50 Millionen Euro in einen Tunnel gesteckt werden, der städtebaulich ein Desaster ist, verkehrspolitisch überaus zweifelhaft und dessen Rückbau in 20-30 Jahren nochmals viel Geld verschlingen werden würde.


    Dieses Geld, so es denn vorhanden wäre, sollte doch lieber in sinnvolle ÖPNV - Projekte gesteckt werden (s.o.)


    einen schönen Tag noch
    emvau

  • An der Kampagne der CDU bezüglich des Tunnels ärgert mich ein Punkt ganz besonders: Die CDU (wie auch die FDP) spricht von der Notwendigkeit einer gleichberechtigten Behandlung aller Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Fahrrad, ÖPNV und Autos) in dem Sinne, als sei der Autoverkehr benachteiligt.
    Dazu sind zwei Dinge zu sagen:
    1. Von einer Benachteiligung des Autoverkehrs zu sprechen, ist ein blanker Hohn. Tatsächlich zeigt der Anteil der Autoflächen in der Stadt ein ganz anderes Bild: Um Gleichberechtigung herzustellen, wäre gerade eine Reduktion des Autoverkehrs notwendig.
    2. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter: Warum sollte man den Autoverkehr nicht benachteiligen? Wer kann ernsthaft bestreiten, dass er der ungünstigste aller Stadtverkehre ist? Er macht den meisten Krach, benötigt den größten Platz, erzeugt den größten Gestank und ist an den meisten Unfällen (insb. den schlimmsten) beteiligt.


    Das einzige Argument für den Autoverkehr, das auch in einigen Beiträgen hier genannt wird, ist seine angebliche Alternativlosigkeit. An dieser Stelle beginnt immer die Ideologisierung der Debatte: Selten bis nie können die Befürworter des Autoverkehrs auf inhaltliche Argumente zurückgreifen, sondern reden davon, dass er nunmal zu einer Großstadt gehöre und dass es keine Alternativen gibt.
    Beides, seine "gottgegebene" Anwesenheit und seine Alternativlosigkeit sind aber sehr zweifelhafte Annahmen:
    Der motorisierte Individualverkehr existiert erst seit vielleicht 100 Jahren. Die Autogerechte Stadt existiert seit vielleicht 50 Jahren. Hat es vorher keine Großstädte gegeben? Zudem stellt sich gar nicht die Frage, ob der Autoverkehr zur "Tradition" der Stadt gehört, sondern ob wir ihn dort haben wollen! Es geht um Politik im eigentlichen Sinne des Wortes: Gestaltung, und nicht Reaktion.


    Zurecht ist das Wort "alternativlos" zum Unwort des Jahres 2011 gewählt worden. Es wird noch absurder angesichts einer Debatte, in der vom Zusammenspiel von VIER klaren Alternativen ja gerade gesprochen wird (Fußgänger, Fahrrad, ÖPNV, MIV). Wie kann man dann von fehlenden Alternativen sprechen?


    Daher fordere ich diejenigen in diesem Thread auf, die den MIV verteidigt haben, seine Vorzüge vor den anderen Verkehren für die Stadtgemeinschaft zu benennen. Alternativlos ist nämlich nur die Notdurft!

  • So_Ge


    Ideologisch wird die Debatte immer dann, wenn radikale Gegner oder Befürworter aufeinander losgehen.


    Die vier wichtigsten Argumente für den Autoverkehr:


    1. Man kommt wirklich überall hin, es gibt keine großen Lücken im Straßennetz. D.h. er bietet jedem Verkehrsteilnehmer eine gangbare Alternative, sofern Auto und Fahrer/Fahrerlaubnis vorhanden. Das wiederum bedeutet größte Flexibilität aller Verkehrsträger.
    2. Jeder Autobesitzer kann selbst bestimmen wo er hin möchte und kann dafür auch den direktesten Weg wählen, was unheimlich Zeit sparen kann.
    3. Der Autofahrer muss weder umsteigen noch an Haltestellen warten, höchstens im Stau oder an einer Ampel, aber auch Staus lassen sich umfahren. Die Mobilität mit dem Auto ist zudem an Land nahezu unbegrenzt.
    4. Man hat Privatsphäre wenn man mit dem Auto reist. Man kann seine eigene Musik hören ohne jemanden zu stören, man muss nicht andere Leute ertragen, die in der Bahn unbedingt nen Döner mampfen müssen oder mit einem Handygespräch den gesamten Bus an den unerquicklichen Details des Lebens teilnehmen lassen.


    Es gibt also jede Menge naheliegende gute Gründe für das Autofahren an sich und auch dafür den Autoverkehr nicht mutwillig und unnötig zu behindern. Jeder Verkehrsträger hat seine Vor-und Nachteile. Eine Straßenbahn macht auch Lärm und das nicht zu knapp, genauso wie Busse. Es kommt auch auf die Distanz an, die man zurücklegen möchte und in welcher Zeit das geschehen soll. Davon ausgehend wählen die meisten Leute ihr Verkehrsmittel, dazu kommen noch weitere Faktoren wie Nutzenpräferenz und spezielle Vorlieben, Abneigungen und Gewohnheiten.


    Es ist illusorisch und penetrant dem Glauben anzuhängen, man müsse oder könne Menschen im großen Stil umerziehen und ihnen eine vermeintlich bessere Alternative durch subtilen oder offenen Zwang schmackhaft zu machen.

  • Richard Neutra

    Das stimmt: Ideologisch wird die Debatte, wenn man sich radikal für eine Seite ausspricht, UND eben die von mir beschriebene Alternativlosigkeit, "Gottgegebenheit", vermeintliche Sachzwänge oder ähnliches anbringt, statt Argumente.


    Sollte ich den Eindruck vermittelt haben, dass ich ersterem (bspw. einem radikalen Autoverbot) anhänge, so möchte ich das hiermit korrigieren. Natürlich gibt es immer Situationen und Orte, wo Autos unabdingbar sind. Nur stehen "Autogegner" wie ich auf dem Standpunkt, dass der Anteil unabdingbarer Autofahrten in der Stadt um ein Vielfaches überschritten ist.


    Deine Auflistung der Vorteile des Autos beziehen sich nicht auf das, was ich mir gewünscht habe: Alle Deine Vorteile sind (vermeintliche) Vorteile für das Individuum. Ich habe aber von Vorteilen für die Stadtgemeinschaft gesprochen. Nur und ausschließlich darum kann es bei der Stadtentwicklung gehen.
    Deine aufgelisteten Vorteile lösen sich nämlich schnell in Luft (oder sollte man besser sagen: Abgase) auch und gerade für jedes Individuum auf, wenn sich jeder diese zunutze machen möchte. Denn die freie Fahrt, von der Du sprichst, ist im Stadtverkehr doch eher illusorisch.


    Und noch zwei Anmerkung zu Inhalten Deines Posts:
    - Du sagst, Straßenbahnen machten auch Krach. Ja, aber im Verhältnis zur Anzahl beförderter Fahrgäste ist dieser vershwindend gering. Dieses Verhältnis eben zwischen Nutzen und Kosten bezüglich Gestank, Platzverbrauch, Geräusch, Gefahr und Ästhetik (könnte man noch hinzufügen) ist beim Auto einfach katastrophal. Das ist der springende Punkt.
    - Du sagst, Umerziehungen im großen Stil seien nicht möglich. Doch, sie sind möglich. Das Auto hat es gezeigt! Denn der Autoverkehr hat die Lebensgewohnheiten von Menschen extrem umgekrempelt. Er hat den Einzugsbereich des Alltags erheblich erweitert (mit zahlreichen Konsequenzen), und hat Bequemlichkeit, Privatsphäre usw. ganz neu definiert. Genau das führst Du ja auch als Vorteile des Autos auf.
    Und nun muss es darum gehen, diese Gewohnheiten auf ein erträgliches Maß in die andere Richtung zu korrigieren, da sie ausgeufert sind.

  • Ästhetik ist keine Frage der objektiven bewertung von Verkehrsträgern. Ich finde mehrspurig fließenden Autoverkehr sehr großstädtisch, das mag jeder anders einschätzen.


    Mit Autobahnringen und Umfahrungsstraßen wird seit den 60er-Jahren versucht den Durchgangsverkehr aus den Städten rauszuhalten. Das klappt auch ganz gut, ich kenne niemanden, der durch Köln durchfährt, wenn er gar nicht nach Köln möchte. Der Verkehr, der aber nach Köln gerichtet ist oder von dort entspringt muss logischerweise auch das dortige Straßennetz in Anspruch nehmen und Straßen wie die Rheinuferstraße werden, behaupte ich mal, überwiegend von Pendlern genutzt, ebenso wie die Bonner Straße. Viele Pendler wohnen aber nicht in der Nähe einer zeit- und geldwerten Nahverkehrsverbindung und deswegen werden sie das Auto nutzen. Gut, das könnte man ändern, indem man den Nahverkehr entsprechend ausbaut. Allein für Pendlerströme (die sich auch verändern können) lohnen sich solche massiven Investitionen nicht, von den oben beschriebenen persönlichen Präferenzen ganz abgesehen.


    Wie dem auch sei, ich befürworte den Bau der Nord-Süd-Bahn und auch grundsätzlich jede Netzerweiterung der KVB und nutze sie auch sehr häufig und gerne. Aber ich nutze auch ab und zu das Auto und deswegen sollten auch Autofahrer keine unnötigen Barrieren aufgesetzt bekommen.


    Es geht doch hier um den speziellen Fall mit der Querung von Bahn und Autoverkehr an der Rheinuferstraße. Hier ist ein Tunnel (für einen der beiden Verkehrsträger) sinnvoll und notwendig. Die beiden Verkehrsmittel sollen nebeneinander existieren können und nicht in die Quere kommen. Dieser Fall hat eigentlich auch nichts mit den generellen Vor- oder Nachteilen von ÖPNV und MIV zu tun.

  • @ Rainer:


    Der Kölner Fahrradfahrer hat, so wie ich ihn kenne, kaum Probleme mit verkehrswidrigem Verhalten andere Verkehrsteilnehmen in Gefahr zu bringen oder Autofahrern den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Von den vielen Beinaheunfällen rücksichtsloser Fahrradfahrer mit Fußgängern gar nicht erst zu reden. Erwähnt seien das notorische Überfahren roter Ampeln, das hin- und herpendeln von einer Spur auf die andere oder auch das rücksichtslose Gerase auf Fahrradwegen an betriebsamen Plätzen, z.B. Zülpicher Platz etc. Ich bin vor 10 Jahren auch öfters mit dem Rad in Köln unterwegs gewesen, wenn man sich verkehrsgerecht verhält hat man auch keine Probleme, man muss halt als Fahrradfahrer genauso Rücksicht und Umsicht zeigen wie die Autofahrer und für diese teilweise auch mitdenken. Angesichts des häufig zu beobachtenden Verhaltens seitens der vieler Radfahrer wundert es mich nicht, dass diese ein Problem mit Stadtradverkehr haben.


    Ich weiß auch nicht, was ein Tunnel für die Autofahrer am Rheinufer mit dem Fahrradverkehr zu tun hat? :confused:
    Die Radfahrer hätten an der Oberfläche eine gute Gelegenheit die Seiten zu wechseln und müssten den Platz nur noch mit der Straßenbahn teilen, mal abgesehen davon, dass am Rheinufer sowieso jede Menge Platz für Radfahrer ist. Es mag sein, dass es in Köln an Radwegen mangelt, aber wie gesagt: Wer Fahrrad fahren kann und die Verkehrsregeln kennt kann sich auch im Stadtverkehr gut behaupten.


    EDIT: Der KStA-Artikel zeigt es doch: "Zu den Hauptunfallursachen gehören die Missachtung der Vorfahrt und unachtsames Öffnen der Beifahrertür." Tja, Missachtung der Vorfahrt geht oft genug auf Kappe der Fahrradfahrer, ansonsten halt mitdenken und die Autofahrertüren sind nur für jene ein Problem, die keinen Abstand zur Fahrerseits geparkter Autos halten. Wer nicht Fahrrad fahren kann, sollte es lassen.