Immer mehr Autobahnen

  • Zitat von Jai-C

    Das sagst du so leicht... wie soll man die Mobilität denn bitte reduzieren?


    Ich habe nicht behauptet das es leicht ist. Aber wenn die Kosten für Mobilität den echten Kosten entsprechen (s. z.B. http://www.vbw-bayern.de/jsp/1…ExtKost_DiplArb_Feige.pdf)
    dann wird das automatisch zu einer Reduktion führen. Dann würde es sich auch wieder lohnen regional und nicht in China zu produzieren. Und zum Lebensstil: natürlich sind Ausflüge und Urlaubsreisen schön, aber halt auch sehr umweltschädlich. Und da niemand freiwillig verzichtet kann auch das nur über die Kosten geregelt werden. Man sollte sich mehr bemühen das direkte Lebensumfeld lebenswerter zu gestalten. Viele (ok, jugendliche Party- und Urbanitätsfreaks weniger) fahren doch weg, um Lärm und Hektik zu entkommen und verursachen damit selbiges. Das Lärm krank macht ist schon längst bewiesen. Mehr Autobahnen sind sicher nicht hilfreich trotz Lärmschutzwand und Flüsterasphalt. Das ganze Wirtschaftssytem muß umgestellt werden. Wachstum, Wachstum, Wachstum kann es nicht sein. Welchen Dreck und unnützen Schrott sollen wir denn noch alles konsumieren? Das bedeutet nur Ressourcenverbrauch mit all seinen negativen Folgen.

  • Zitat von MartyMUC

    Die Mobilität muß reduziert und auch der Güterverkehr eingeschränkt werden, daß kann nur passieren wenn Mobilität zu einem realistischen Preis (und zwar zu einem deutlich höheren) verfügbar ist. Ich weiß daß ich mit diesem radikalen Ansatz ziemlich alleine stehe, aber so kann es einfach nicht weitergehen. Wer braucht noch Wirtschaft, wenn alles im Arsch ist. Ich will in keinem Land leben, in dem alles zugebaut ist und es überall Lärm und Abgase gibt. Viellicht sollten wir uns einfach einen bescheideneren Lebensstil zulegen. Früher oder später werden wir sowieso dazu gezwungen werden. Immer mehr Straßen zu bauen oder diese zu verbreitern ist sicher nicht die Lösung.


    Du übertriebst hier ein bischen. Die deutsche Umwelt ist heute wesentlich sauberer als noch vor einigen Jahrzehnten. In den Flüssen schwimmen wieder Lachse und die Wälder sind nicht abgestorben. Tatsächlich wächst die deutsche Waldfläche jährlich und hat einen postmittelalterlichen Höchststand erreicht. Und ob eine Autobahn nun vier oder sechs Spuren hat ist ja wohl unerheblich. Und ehrlich gesagt sehe ich Autobahnen mit ihren Brücken und Tunneln als grossartige Leistungen unserer Ingineure.


    Aber in einem Land wo man wichtige Industrieprojekte wegen Nachtwachteln und Pestwurzgewächsen in Frage stellt, wundert mich nichts mehr.

  • Zum Thema Lärm schreibst Du natürlich nichts und zu einer gesunden Umwelt gehört mehr als sauberes Wasser. Am besten ziehst du nach China, da wird so richtig viel gebaut, daß es eine Freude ist. Da stehen auch keine nervigen Bürokraten und Umweltschützer im Weg.

  • China wird sicherlich noch merken, was es angerichtet hat und sich wünschen, es hätte weniger kurzfristig und egoistisch gehandelt.


    Übrigens, Orte ohne Verkehrlärm sind schon sehr viel wert. Wer einen kennt, weiss, was ich meine. Um das zu haben, muss man in D'land schon sehr weit fahren. Im Osten könnte man evt. noch Glück haben.

  • Zitat von MartyMUC

    Zum Thema Lärm schreibst Du natürlich nichts und zu einer gesunden Umwelt gehört mehr als sauberes Wasser.


    Wenn du bereit bist den Preis für die Stille zu bezahlem, dann gerne. Die meisten Menschen sind aber abhängig von einem funktionierenden Verkehrssystem das ihnen und den Gütern Mobilität garanitiert. Und in Zukunft wird der Bedarf an Mobilität eher zunehmen als abnehmen. Da wird sich Deutschland nicht abschotten können ohne massive Wohlstandsverluste zu erleiden.


    Aber natürlich können unsere Verkehrswege effizienter und auch umweltschonender gestaltet werden. Radikallösungen in einem hochkomplexen System führen aber meist nicht zum Ziel.

  • Zitat von MartyMUC

    Zum Thema Lärm schreibst Du natürlich nichts


    So allgemein, dass Laerm = schaedlich ist kann man das nicht behaupten. Laerm an sich (bis zu einer gewissen Lautstaerke) ist nicht schaedlich. Ich habe dazu mal einen Bericht gelesen, worin stand, dass das eigentliche, was schaedlich ist, die innere Unruhe ist.


    Ein dauerndes, bekanntes Laermmuster (zB rauschen eines Baches, Hintergrundrauschen einer Stadt) produziert fast keine Reaktion im Gehirn und produziert somit auch keine schaedliche Unruhe. Bei Gaesten, die bei einer Familie, die neben einem Bergbach wohnt, zu Besuch kommen mag das anders sein.


    Aehnlich, wenn auch schlechter, verhaelt es sich demnach mit immer wiederkehrenden bekannten Laermmustern (Glockenleuten einer Kirche, Bimmeln bei einem Bahnuebergang).


    Unerwartete bekannte Gerausche produzieren noch viel mehr Unruhe, was noch von unerwarteten unekannten Geraeuschen ueberboten wird.


    Unabhaengig dazu kommt zB eine psychologische Komponente. Laerm, wo man mit der Laermquelle eine Hass oder Liebesbeziehung hat, hat auch ziemlich unterschiedliche Auswirkungen


    Aus solchen Ergebnissen koennte man schlussfolgern, dass es sogar gesundheitlich einen Mehrwert fuer eine Bevoelkerung bietet, wenn eine Autobahn um eine Spur erweitert wird. Durch die Mehrzahl an Verkehr und Laemquellen koennte eine eher gleichbleibende Laemquelle erreicht werden.


    Eine grosse Schlussfolgerung des Berichts war auf alle Faelle, dass Laerm kein absolutes Problem ist, sondern aeusserst stark ein Relatives.


    Wegen China:
    Laut den Berichten die ich gelesen habe, steigen in den letzten 10 Jahren die Umweltstandards dort sehr stark an. Die Regierung hat meiner Meinung nach begriffen, dass in Umweltproblemen ein hoher sozialer Sprengstoff existiert, der bei einer moeglichen Explosion das Ende des Regimes bedeuten koennte.

  • Und der Preis für die Einschränkung der Mobilität ist nicht nur der Wohlstandsverlust.
    Die Wirtschaft leidet darunter und die Einzelperson auch. So ziemlich jeder Job hängt vom Verkehr ab, auch wenn es vielleicht nicht offensichtlich ist. Vor Allem bedeutet weniger Verkehr auch weniger transportierte Waren, spätestens wenn du in den Läden kaum noch was zu essen und das auch noch zu sündhaft teuren Preisen kaufen kannst, wirds richtig problematisch.
    Ergibt wieder eine Abwärtsspirale aus sinkender Kaufkraft und Nachfrage, Arbeitsplatzverlusten, sinkenden Steuereinnahmen, steigender Staatsverschuldung, noch weniger Investitionen, weiterem wirtschaftlichen Niedergang... natürlich auch mit gravierenden Folgen für die Sozialsysteme und und und.

  • Zitat von goschio1

    Und in Zukunft wird der Bedarf an Mobilität eher zunehmen als abnehmen. Da wird sich Deutschland nicht abschotten können ohne massive Wohlstandsverluste zu erleiden.


    Deshalb spreche ich ja von Umbau des Wirtschaftssystems und die Mobiltität muß natürlich international teurer werden. Ich setze meine Hoffnung in weiter steigende Ölpreise. Dann lohnt es sich eben wieder vor Ort zu produzieren und nicht aus China zu importieren, weil die Transportkosten im Idealfall die Vorteile der niedrigen Lohnkosten auffressen. Dann würden auch hier wieder Arbeitsplätze entstehen.


    Die Frage muß also eher lauten, ob wir den Preis für steigende Mobilität (=Verkehr) zahlen wollen.


    Es lohnt sich übrigens, die von mir als Link gepostete Diplomarbeit wenigstens mal zu "überfliegen". Damit man mal weiß, daß in Benzin und Steuern längst nicht alle Kosten berücksichtigt sind, die Mobilität verursacht.

  • Zitat von LugPaj

    So allgemein, dass Laerm = schaedlich ist kann man das nicht behaupten. Laerm an sich (bis zu einer gewissen Lautstaerke) ist nicht schaedlich. Ich habe dazu mal einen Bericht gelesen, worin stand, dass das eigentliche, was schaedlich ist, die innere Unruhe ist.


    Ein dauerndes, bekanntes Laermmuster (zB rauschen eines Baches, Hintergrundrauschen einer Stadt) produziert fast keine Reaktion im Gehirn und produziert somit auch keine schaedliche Unruhe.


    Ich weiß nicht was Du da für seltsame Quellen hast, das Thema ist mittlerweile unstrittig. Man kann sich zwar an Lärm gewöhnen, gesünder wird er dadurch nicht. Geade die Dauerbelastung ist das große Übel.


    Lärm steigert das Herzinfarkt-Risiko


    Ständiger Lärm ist einer aktuellen Studie zufolge gefährlicher als bisher vermutet. Die Untersuchung von 4000 deutschen Patienten ergab, dass der Krach durch Autos und Flugzeuge das Herzinfarkt-Risiko um rund 50 Prozent steigert.
    [...]
    Der Effekt sei nicht mit dem subjektiven Gefühl der Belästigung zu erklären, betonen die Forscher. Im Vergleich zu anderen Menschen, die einer hohen Geräuschbelastung ausgesetzt seien, hätten sich die Herzanfall-Opfer nicht generell stärker belästigt gefühlt.


    http://www.spiegel.de/wissensc…sch/0,1518,386633,00.html


    Zitat von LugPaj

    Wegen China:


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,387694,00.html



    Toxischer Teppich


    Der Giftkatastrophe am Songhua-Fluss offenbart die Kehrseite des Wirtschaftswunders: verantwortungsloses Krisenmanagement und erschreckende Missstände beim Umweltschutz.
    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,387019,00.html (leider nur noch gegen Geld)

  • Ich setzte vor allem darauf, dass die Wirtschaft sebst einlenkt und bei der Umweltfreundlichkeit von Autos (auch LKW) mehr in die Forschung investiert. Da ist ja auch schon ein Umdenken festzustellen, aufgrund der Rohstoffknappheit.


    Wenn man Verkehrsströme besser koordinieren würde, könnte man sicherlich vielerorts auch auf den Ausbau von Strassen verzichten.
    Im Ruhrgebiet wird es z.B. zur WM ein System geben, dass Prognosen für das Verkehrsaufkommen auf sämtlichen Autobahnen erstellt. Die Infos werden dann per Handy oder Internet abrufbar sein. Würde sich dann jeder an je nach Situation empfohlende/vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzungen bzw. Umleitungen halten, hätten wir ein großes Problem weniger. Aber das wird wohl noch länger Zukunftsmusik bleiben.

  • Zitat von MartyMUC

    Deshalb spreche ich ja von Umbau des Wirtschaftssystems und die Mobiltität muß natürlich international teurer werden. Ich setze meine Hoffnung in weiter steigende Ölpreise. Dann lohnt es sich eben wieder vor Ort zu produzieren und nicht aus China zu importieren, weil die Transportkosten im Idealfall die Vorteile der niedrigen Lohnkosten auffressen. Dann würden auch hier wieder Arbeitsplätze entstehen.


    [...]


    Na Mahlzeit! Das wäre dann der endgültige Tod für die deutsche Wirtschaft. Schau Dir mal an wie unsere Außenhandelsbilanz ausschaut. :Nieder:

  • Zitat von MartyMUC

    Deshalb spreche ich ja von Umbau des Wirtschaftssystems und die Mobiltität muß natürlich international teurer werden. Ich setze meine Hoffnung in weiter steigende Ölpreise. Dann lohnt es sich eben wieder vor Ort zu produzieren und nicht aus China zu importieren, weil die Transportkosten im Idealfall die Vorteile der niedrigen Lohnkosten auffressen. Dann würden auch hier wieder Arbeitsplätze entstehen.


    Ja genau. Deutschland als Exportnation wird wohl als erstes unter solchen Massnahmen leiden. Wünscht du dir eigentlich nur schlechtes für Deutschland ?

  • Bei hochwertigen teuren Gütern wie sie Deutschland überwiegend produziert, würde das nicht so stark ins Gewicht fallen. Bei 1-Euro-T-Shirts aus China schon.

  • Dann müssten aber die Ölpreise so weit steigen, dass nicht nur die deutsche Wirtschaft zusammenbricht. Übrigens: Öl wird nicht nur zum Transport gebraucht.

  • Zitat von stativision

    Übrigens: Öl wird nicht nur zum Transport gebraucht.


    Sag blos:eek:

  • ^
    ...wenn man MartyMUC so reden hört scheint er der einzige zu sein, der hier wenigstens einen visionären Ansatz vertritt, der über den reinen Konsum, Produktivitätsziffern, und die betriebswirtschaftliche Aburteilung des Arbeitsfaktors "Mensch" des Menschen hinausgeht!!


    Ich versteh nicht, wie hier so negativ über einen kritischen Gedanken zu immer mehr Mobilität geurteilt werden kann. MartyMUC hat hier lediglich den Wunsch vieler Menschen angeführt, die zu Recht das vorhandenen Ausmaß an Mobilität und Entwurzelung, den Wahn an Transportwegen für eine Hand voll gerösteter Erdnüsse für "unmenschlich" halten. Man mag anderer Ansicht sein, aber man sollte diese aus meiner Sicht löbliche Argumentation nicht als "Spinnerei" abtun.


    münchner.

  • Tolle Vision die er da hat. Funktioniert vorne und hinten nicht. Auf welches Wirtschaftssystem will er denn umstellen? Sozialismus? Nein Danke, der ist völlig gegen die Natur des Menschen, nichts weiter als eine genauso unrealistische wie schöne Utopie.
    Eure Rechnung hat übrigens nen großen Haken. Wenn ihr so explizit auf die Kosten des Verkehrs eingeht, solltet ihr aber auch mal den Nutzen des Verkehrs berücksichtigen, bzw die Kosten die der Volkswirtschaft entstehen wenn der Verkehr steht (das sind entgegen dieser Diplomarbeit eben keine Nachteile die nur dem Fahrzeuginsassen entstehen, sondern echte wirtschaftliche Verluste, beispielsweise durch zu spät eingetroffene Lieferungen,...)
    Apropos Lärm: ich wohn in der Einflugschneise Deutschlands mit Abstand verkehrsreichsten Flughafens. Was mich überhaupt net stört. Im Gegenteil, die Flugzeuge seh ich eher als Bereicherung. Und bisher hat noch jeder Öko wenn er hier war jedes Mal wenn er ein Flugzeug gehört hat versucht nen Blick drauf zu erhaschen (den A380 hab ich leider wegen zu starkem Nebels nur gehört und nicht gesehen, aber nächstes Jahr wird er ja zum Glück des öfteren da sein).
    Die Einsamkeit, Stille und Abgeschiedenheit meiner ehemaligen Heimat halte ich hingegen keine drei Tage aus.

  • Zitat von münchner

    ... hier wenigstens einen visionären Ansatz vertritt...


    Das ist also visionär: " Ich setze meine Hoffnung in weiter steigende Ölpreise". Mich dünkt, ich habe das Wort falsch verstanden.