Leipzig: Freiheits- und Einheitsdenkmal

  • In der Tat, eine Farce. Ich hoffe ja heimlich immer noch, dass doch mal noch die Aufmerksamkeit auf diesen Entwurf gerichtet wird. Meines Erachtens mit Abstand der stimmigste, mit dem schnell ein attraktiver Platz zurückkehrt und das Denkmal eine Botschaft hat, die jeder versteht und die den Kern trifft. Ein Denkmal für Bürger, und jeder kann sich als denkmalswürdig fühlen und sich fotografieren lassen etc.


    http://www.denkmaldialog-leipz…tes/default/files/132.pdf

  • Wirklich interessant. Zumal auch mit einem gewissen ironischen Zwinkern versehen. Die übrigen Entwürfe drängen sich in den Vordergrund, bemächtigen sich des wiederherzustellenden Stadtgrundrisses an diesem Ort auf penetrante Weise. Alle jetzt diskutierten Wettbewerbsentwürfe halte ich für falsch, keiner wird mehr als 25 Jahre überleben.

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    Das Schreiben der BI bringt das eigentliche Problem (endlich) einmal auf den Punkt: Die Stadt hat den Wettbewerb - und die damit verbundenen Fördermittel - in erster Linie dazu nutzen (bzw. missbrauchen) wollen, auf günstigem Wege zu einer Umgestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes zu gelangen. Die Wettbewerbsteilnehmer wurden damit vor eine von Anfang an eigentlich kaum zu bewältigende Aufgabe gestellt.


    Die Stadt wird nun die Geister, die sie rief, nicht mehr los.


    Hinzu kommen handwerkliche Fehler beim Handling des Wettbewerbs. Dass es vergaberechtlich kritisch ist, Entscheidungsgremien und -kriterien in einem laufenden Verfahren abzuändern, hätte der Verwaltung klar sein müssen.


    Dass sich die Betroffenen hiergegen zur Wehr setzen, ist ihr gutes Recht. Im Übrigen bedeutet ein Erfolg vor Vergabekammer und OLG keineswegs, dass nunmehr doch der ursprünglich auf den ersten Platz gesetzte Entwurf umgesetzt werden muss. Vielmehr wird das Verfahren in das Stadium vor der monierten Rechtsverletzung zurückgesetzt. Was dann folgt, liegt immer noch weitgehend im Ermessen der Stadt, die hierbei "lediglich" die Rechtsauffassung des OLG zu beachten hat. Daher wird M+M womöglich nur einen Pyrrhussieg erringen - Verfahren gewonnen, Auftrag aber trotzdem nicht erhalten.

  • Vielmehr wird das Verfahren in das Stadium vor der monierten Rechtsverletzung zurückgesetzt.


    Die Rechtsverletzung bestand darin, die Platzierung der Wettbewerbsteilnehmer zu ändern. Entweder man schließt das Verfahren mit der ursprünglichen Platzierung ab oder man annulliert es und eröffnet ein neues (so das rechtlich zulässig ist).

  • Rechtsverletzung

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    Dies ist ein Architektur-, und kein Vergaberechtsforum - aber dennoch:


    Der angegriffene Verstoß besteht nicht im "Ob", sondern im "Wie" der geänderten Reihenfolge.


    Hier die Pressemitteilung des OLG:



    Im Ergebnis der Verhandlung vom 4. Februar ließ das OLG mitteilen, dass nach vorläufiger Auffassung des Senats "ein Preisgericht auch im
    sogenannten Nachprüfungsverfahren möglichst in seiner ursprünglichen Besetzung erhalten bleiben müsse. Zudem hätten den Wettbewerbsteilnehmern in Phase zwei die Bewertungskriterien klarer gemacht werden und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden müssen. Das sei aber nicht passiert."


    All das lässt sich nachholen bzw. korrigieren, ändert aber nichts am Grundproblem: dass die Stadt kein Denkmal, sondern einen Platz will, bezahlt mit Mitteln des Bundes.

  • Offener Brief der Bürgerinitiative Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig:


    "12.02.14 Bürgerinitiative Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig


    Die Bürgerinitiative Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig, gestartet vom Stadtforum Leipzig, schreibt einen offenen Brief an unseren Bundespräsidenten, unsere Bundeskanzlerin, an den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen und an unseren Oberbürgermeister der Stadt Leipzig.
    Im Kern geht es darum "dieses unwürdige Wettbewerbsverfahren" zu beenden. Wer sich diesem Text anschließen möchte, schicke mir bitte eine Mail mit folgendem Inhalt: Name, Vorname, Ort (keine komplette Anschrift), Beruf bzw. aktuelle Tätigkeit. Die Email Adresse finden Sie unter "Kontakt" auf dieser Seite.
    Und wenn Sie schon mal da sind - ich freue mich auch sehr über einen Eintrag in das Gästebuch.
    Herzlichen Dank!


    Februar 2014


    Offener Brief zum Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig


    Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
    sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
    sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
    sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,


    wie Sie wissen, beschloss der Bundestag 2007, zum Gedenken an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 sowohl in Berlin als auch in Leipzig ein Denkmal der Freiheit und Einheit Deutschlands zu errichten.
    Leipzig war Ausgangspunkt der friedlichen Montagsdemonstrationen.
    Am 9. Oktober 1989 gingen 70.000 Menschen unter Gefahr für Leib und Leben für unsere Freiheit auf die Straße. Völlig gewaltlos haben diese Menschen Geschichte geschrieben. Von da an brach die SED-Herrschaft zusammen, so dass einen Monat später am 9. November 1989 die Mauer fiel. Ein Jahr später wurde Deutschland wieder vereinigt. Europa und die Welt haben sich verändert. Das Denkmal wird gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig errichtet. Die Mittel sind in die jeweiligen Haushalte eingestellt. Das Denkmal soll nicht nur für die Leipziger stehen, sondern für alle Bürgerrechtler Ostdeutschlands, namentlich etwa die in Plauen oder Dresden. In einem mehrstufigen Wettbewerb wurden drei Siegerentwürfe prämiert. Seitdem reißt die berechtigte Kritik an Verfahren, Standort und Qualität der Entwürfe nicht mehr ab. Über den Fortgang des Verfahrens wird erbittert gestritten. Die Leipziger Bürger äußern unablässig ihren wachsenden Unmut. Bundesweit hagelt es Spott (siehe etwa FAZ v. 29.7.2013). Das Projekt teilt die Menschen, anstatt sie zu einen. Die Entwürfe erschöpfen sich in mehr oder weniger spielerischen, von außerhalb wenig sichtbaren und damit wenig Aufmerksamkeit erzeugenden Freiflächengestaltungen, die der Aufgabenstellung eines würdevollen Gedenkens in keiner Weise gerecht werden. Die Ausschreibung hat den Grundfehler, dass die große Kriegsbrache Wilhelm-Leuschner-Platz mit Hilfe des Denkmals gestaltet werden soll. Dieser Ort hat aber keinen Bezug zu den Ereignissen vom Herbst 1989. Städtebaulich benötigen Platz und Umfeld eine urbane Gestaltung. Das Aussehen des Denkmals wurde einem förmlichen Verfahren nach Vergaberecht überlassen, das nun in peinlicher Weise die Gerichte beschäftigt und vor allem eine Mitsprache der damaligen Akteure sowie der hoch interessierten Bevölkerung ausschließt - und das bei einem Denkmal für den Freiheitskampf der Bürger!


    Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich dieses unwürdige Wettbewerbsverfahren beendet!


    Das laufende Wettbewerbsverfahren muss rechtlich beendet werden. Der Bund, Sachsen und die Stadt Leipzig müssen gemeinsam den Weg neu eröffnen für ein Denkmal, das seinen eigentlichen Zweck erfüllen kann. Die Menschen, die damals ihr Leben für unsere Freiheit riskierten, haben ein würdevolles Gedenken verdient!"


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    Bürgerinitiative will Wettbewerb abbrechen


    In Leipzig hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die einen Neustart beim Thema Freiheits- und Einheitsdenkmal anstrebt. "Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich dieses unwürdige Wettbewerbsverfahren beendet", heißt der zentrale Satz in einem offenen Brief, den die Initiatoren in der kommenden Woche an die höchsten Repräsentanten von Bund, Freistaat und Stadt Leipzig verschicken wollen. Zu ihnen gehören Bürgerrechtlerin Gudrun Neumann, der frühere CDU-Fraktionschef im Stadtrat Johannes Hähle, Wolfram Günther vom Stadtforum sowie Ex-Baubürgermeister Niels Gormsen. Seit der jüngsten Verhandlung am Oberlandesgericht hätten sich immer mehr Leipziger wie auch Ortsfremde bestürzt bei ihnen gemeldet, erklärte Neumann gestern gegenüber der LVZ. "Wir wollen einen neuen Weg für ein würdiges Denkmal am richtigen Ort öffnen."
    In dem Brief heißt es unter anderem: "In einem Wettbewerb wurden drei Siegerentwürfe prämiert. Seitdem reißt die berechtigte Kritik an Verfahren, Standort und Qualität der Entwürfe nicht mehr ab. Das Projekt teilt die Menschen, anstatt sie zu einen." Alle drei Sieger-Entwürfe erschöpften sich in "wenig Aufmerksamkeit erzeugenden Freiflächengestaltungen, die der Aufgabenstellung eines würdevollen Gedenkens in keiner Weise gerecht werden". Dies liege an einer Ausschreibung mit dem "Grundfehler, dass die große Kriegsbrache Wilhelm-Leuschner-Platz mit Hilfe des Denkmals gestaltet werden soll. Dieser Ort hat aber keinen Bezug zu den Ereignissen vom Herbst 1989." Hinzu komme ein "peinlicher" Vergaberechtsstreit zwischen der Stadt und beteiligten Architekten. Vor allem aber werde den Akteuren der friedlichen Revolution sowie den Einwohnern die Mitsprache verwehrt: "Und das bei einem Denkmal für den Freiheitskampf der Bürger!" jr
    @Der ganze Brief steht im Internet: http://www.einheitsdenkmal-leipzig.de. Unterstützer sollen sich per Mail melden: der-optimist@gmx.de.


    © LVZ 18. 2. 14

    Einmal editiert, zuletzt von diogenes ()

  • Ich finde das Ansinnen erst einmal gut, denn diese Provinzposse ist dem Zweck des Gedenkens äusserst unangenehm. Am Beispiel dieses Wettbewerbs kann man sehr gut sehen, dass es von Übel ist, wenn sich die Gefallsucht der öffentlichen Hand, die auf alle und jedes Rücksicht nehmen will mit modernistischen Entwürfen paaren. Herausgekommen ist eine vollkommen in sich verstrickte Denkmalschimäre, die das Gedenken schon vorher entwürdigt. Ein weiteres Beispiel ist im übrigen das aus meiner Sicht ironisierende, schäbige Richard-Wagner-Denkmal, mit dem man die historische Klingertreppe entweiht hat. Wir haben in dieser Stadt eine Kultur des kulturwissenschaftlichen Größenwahns, die sehr ungute Blüten treibt.


    Daher geht der offene Brief nicht weit genug! Wir brauchen überhaupt kein Denkmal. Dieses Ansinnen ist lediglich eine Reaktion darauf, dass das Hauptdenkmal in Berlin errichtet wird (jener Entwurf ist gleichmaßen ein unglückliches, nichtssagendes "Event"-Denkmal). Das eleganteste Denkmal für die Friedliche Revolution steht seit Jahren auf dem Nikolaikirchhof. Die weisse zeitlose Säule regt die Passanten zum Nachdenken an und holt die Nikolaikirche als Geburtsort der Leipziger Montagsdemonstrationen in den öffentlichen Raum. Und vor allem drängt es sich nicht auf, wie die monströsen Entwürfe für den Wilhelm-Leuschner-Platz es in ihrer Ausdehnung, lauten Farbgebung oder abstrakten, trendigen Baulichkeit tun. Ich fürchte eher, man gestaltet einen Platz, auf dem sich sehr bald Siff, Müll und Penner zu hohen Kosten für die Leipziger Bürgerschaft breit machen. So lädt der "Gartenentwurf" zum Herumlungern ein und ist unglaublich pflegeintensiv, am Entwurf mit den Klappstühlen wird der Vandalismus fröhlichste Urständ feiern.


    Nein, wir brauchen kein Denkmal. Der Wettbewerb sollte beendet werden und die Preisträger finanziell entschädigt werden. Danach ist der Weg frei für eine Wiederherstellung des Wilhelm-Leuschner-Platz in hinnehmbarer Größe OHNE Denkmal.

  • Nein, wir brauchen kein Denkmal. Der Wettbewerb sollte beendet werden und die Preisträger finanziell entschädigt werden. Danach ist der Weg frei für eine Wiederherstellung des Wilhelm-Leuschner-Platz in hinnehmbarer Größe OHNE Denkmal.


    Das riesen Problem ist, dass die Stadt Leipzig kein Geld hat, den Wilhelm-Leuschner-Platz in seiner jetzigen und geplanten Form umzugestalten. Er wird also vermutlich noch ein Jahrzehnt so aussehen. Ich hoffe ja, dass man die Einzäunung für einen kostenpflichtigen Parkplatz nutzt, womit die Gelder für eine Platzgestaltung investiert werden könnten. Wenn nicht die künftigen Bauherren die Kosten übernehmen sollten. Der Gedanke der Stadt Leipzig ist natürlich sehr clever, mit dem LFED auch den Platz zugestalten, den man aber ohnehin mitgestalten müsste und dafür stehen auch die Mittel bereit.


    Ob Leipzig nun ein offizielles "Freiheits- und Einheitsdenkmal" benötigt, ist geschmackssache. Auch für mich ist die Nikolaisäule DAS Freiheitsdenkmal für Leipzig, bin aber auch für ein großes, das man weit und breit sieht, auch mit den Bedenken, dass wir mittlerweile genügend Denkmäler dazu haben.

  • Sybillinisch gesprochen - die Stadt Leipzig ist als solche das größte Freiheitsdenkmal. Jeder, der die Stadt vor 25 Jahren gekannt hat, kann sehen, welche großartigen Verbesserungen Freiheit und Einheit gebracht haben. Ob es da ein großes Denkmal richten kann, möchte ich sehr stark bezweifeln. Die Erinnerung läßt sich ohnehin mit öffentlichen Denkmälern nur schwer kultivieren

  • Ich fände es interessant, wenn ein paar der lautesten Kritiker sich mal zusammensetzen und einen eigenen Entwurf anfertigen würden.
    (Die Leute, die sich für ein [weiteres] Freiheitsdenkmal am Wilhelm-Leuschner-Platz einsetzen. Am Einfachsten einfach alle Kritikpunkte des Siegerentwurfs aufzählen und im "Gegenentwurf" ins Gegenteil umwandeln.)
    Vielleicht werden dann auch ein paar gestalterische Grundkriterien geklärt.
    Wenn dieser Entwurf dann bei der breiten Bevölkerung Zustimmung findet, ziehe ich meinen Hut. Einfach alles abzulehnen ist in meinen Augen keine Kunst.

  • OLG hat entschieden - Runde zwei muss wiederholt werden


    Heute hat das Oberlandesgericht Dresden im "Fall LFED" entschieden: die zweite Runde, in der die Entwürfe überarbeitet wurden, muss wiederholt werden. Dabei habe man zwei Vorgaben gemacht: "Zum einen soll das Bewertungsgremium mit denselben Personen besetzt sein, wie das Preisgericht in der ersten Runde - soweit dies noch möglich ist. Zum anderen müssen die Kriterien für die Bewertung diesmal vorab klar formuliert werden.", so der MDR. Beides war nach Ansicht des Gerichts vorher nicht der Fall. Gegen das Urteil ist kein Einspruch möglich. Der Antrag vom einstigen ersten Preisträger, den Wettbewerb auf den Stand nach der ersten Preisvergabe zurückzusetzen, wurde abgelehnt.

  • In einem Interview des MDR-TV-Magazins "artour" schiebt OB Jung den schwarzen Peter den beiden Leipziger Zeitungen zu. Diese hätten die drei erstplatzierten Entwürfe nicht erklärt, sondern sehr schnell polarisiert. Ich lese nur die LVZ und habe das keineswegs so gesehen. Ich gehe auch davon aus, dass die abgedruckten Leserbriefe repräsentativ ausgewählt wurden.

  • Man kann Jungs Worte auch einfach zusammen fassen: "Die Leute sind zu einfältig für die tollen Entwürfe die wir da ausgewählt haben".

  • LVZ: Denkmalstreit: Leipzig tritt den Rückzug an

    Großer Artikel in der morgigen


    LVZ, 8.5.2014
    Denkmalstreit: Leipzig tritt den Rückzug an
    Oberbürgermeister will Bund und Land nächste Woche auch vorschlagen, den Gestaltungswettbewerb zu beenden und einen Neustart zu planen


    Laut dem Blatt "tritt die Stadtverwaltung den geordneten Rückzug aus dem verkorksten Wettbewerbsverfahren an." In einer Stellungnahme zu einem Antrag der Linksfraktion verkündete die Stadtverwaltung das weitere Vorgehen. Am 16. Mai wird die nächste Sitzung der Arbeitsgruppe "Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal" stattfinden und Burkhard Jung will dabei auch "die Themen Beendigung des laufenden Wettbewerbes und neuer Wettbewerb" mit den beteiligten Vertretern von Bund und Freistaat Sachsen erörtern.


    Desweiteren zitiert das Blatt aus einer


    Pressemitteilung Sören Pellmann und Dr. Skadi Jennicke, 7. Mai 2014
    http://www.linksfraktion-leipz…ger-will-er-nicht-fragen/



    Freiheits- und Einheitsdenkmal: OBM Jung rudert zurück – aber die Bürger will er nicht fragen


    DIE LINKE stellte zur Ratsversammlung am 21.5. ihren Antrag auf einen Bürgerentscheid zum Freiheits- und Einheitsdenkmal zur Abstimmung. Hintergrund ist die massive Ablehnung der Denkmals-Idee angesichts der Wettbewerbsergebnisse in der Stadtbevölkerung, die von der Mehrheit der Fraktionen im Leipziger Stadtrat bislang konsequent ignoriert wurde. Bereits 2012 hatte die LINKE einen Antrag auf einen Bürgerentscheid eingebracht, der geschlossen von den anderen im Stadtrat vertretenen Fraktionen abgelehnt wurde.
    Jetzt hat sich der Oberbürgermeister zu dem aktuellen Antrag positioniert: OBM Jung will der Arbeitsgruppe Freiheits- und Einheitsdenkmal, in der Vertreter von Bund, Land und der Stadt Leipzig am 16. Mai zusammenkommen, vorschlagen, den Wettbewerb zu beenden und gegebenenfalls neu auszuloben. Dieser Schritt ist folgerichtig, wenn er auch reichlich spät kommt. Wann OBM Jung eine Neuauslobung des Wettbewerbs plant, geht aus der Stellungnahme jedoch nicht hervor.
    DIE LINKE fordert nach wie vor einen Bürgerentscheid zum Einheits- und Freiheitsdenkmal, um ein belastbares Stimmungsbild zu erhalten, ob die Bürgerinnen und Bürger ein solches Denkmal wollen oder nicht. DIE LINKE ist der Auffassung, dass es gegenwärtig ausreichend und vor allem vielfältige Erinnerungsorte im Stadtbild gibt, die der Pluralität der Ereignisse gerecht werden. Ein weiteres Denkmal ist aus Sicht der LINKEN nicht notwendig, um an den Herbst 89 zu erinnern.


    Die LVZ befragte den Stadtsprecher Matthias Hasberg zu dieser PM und dieser meinte, die Linken würden den Verwaltungsstandpunkt zu ihrem Antrag über die Durchführung eines Bürgerentscheids "sehr frei interpretieren". Die Entscheidung, ob der Wettbewerb beendet wird, sei bislang noch nicht gefallen. Doch auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion Axel Dyck hatte sich bereits öffentlich für einen Neustart beim Denkmalsthema ausgesprochen. Laut Hasberg "wäre es töricht, nicht auch diese Option mit Bund und Land zu diskutieren."


    Umstritten scheint bei den anstehenden Gesprächen zu sein, wer im Falle eines Abbruchs die bislang aufgelaufenen Verfahrenskosten, die von Kulturbürgermeister Michael Faber (parteilos) im Februar auf 450.000 Euro veranschlagt wurden, bezahlen muss. Außerdem sind wohl Schadenersatzforderungen der am Wettbewerb beteiligten Künstler_innen in unbekannter Höhe zu erwarten. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass auch die Zusatzkosten für einen Abbruch des alten Verfahrens vom Bund als Hauptfinanzier des auf 6,5 Millionen Euro veranschlagten Projekts übernommen werden. Wie in Berlin könnte es dann einen zweiten Wettbewerb geben.

  • Lt. heutiger LVZ


    ...haben Bundesregierung und Freistaat Sachsen soeben versichert, auch bei einem neuen Denkmalswettbewerb zu ihren Finanzierungszusagen über 6,5 Millionen Euro zu stehen. Die Entscheidung, ob das alte Verfahren fortgesetzt, ein neues begonnen oder das ganze Vorhaben begraben wird, liegt damit nun beim Stadtrat. Dort klangen die Stimmen gestern erstaunlich ähnlich. Niemand sprach sich für eine Fortsetzung des alten Wettbewerbs aus, fast alle für einen neuen Anlauf - vielleicht in ein, zwei Jahren. Unions-Fraktionschefin Ursula Grimm betonte: "Die CDU will, dass dieses Denkmal nach Leipzig kommt." Genau wie sie meinte auch Christian Schulze von der SPD: "Wir müssen den Menschen in Leipzig klar machen, dass es hier um die bundesweite, ja auf Europa ausstrahlende Relevanz der Ereignisse vom Herbst 1989 geht. Das wurde bisher nicht ausreichend erklärt." Der jetzt auch von der Verwaltung aufgegriffene Vorschlag, nach einer Phase der Besinnung und Ideensuche einen neuen Wettbewerb auszuloben, stammte von SPD-Fraktionschef Axel Dyck, erinnerte Schulze.
    René Hobusch von der FDP pflichtete bei: "Wir haben nun die große Chance, das verkorkste Wettbewerbsverfahren zu beenden und mit der nötigen Zeit und Geduld dann neu ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam sollten Bürger, Politik und Verwaltung nach einer neuen Idee für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in unserer Stadt suchen." Der Standort dafür sei letztlich zweitrangig.
    ...


    Für eine Mehrheit im Rat sind die Grünen das Zünglein an der Waage. Bert Sander beharrte gestern nicht mehr auf deren Antrag, ein Nationaldenkmal für die Friedliche Revolution erst in 25 Jahren einzuweihen. "Das Datum sollte verdeutlichen, dass wir Grüne zu dem Vorhaben unbedingt stehen, aber erst nach besonnener Diskussion." Wichtig sei seiner Partei ebenso, die Entwürfe des ersten Wettbewerbs nicht herabzuqualifizieren. "Das Scheitern lag nicht an den Künstlern. Die Zeit war noch nicht reif."
    Die Linken wollen am 16. Juli im Stadtrat über ihren Antrag, einen Bürgerentscheid durchzuführen, abstimmen lassen. Das kündigte Fraktionschef Sören Pellmann an: "Wir wissen, dass die anderen dagegen sind. Doch wenn die Punkte unseres Antrags einzeln m Bürgerentscheidvotiert werden, könnte zumindest schon mal das alte Verfahren beendet werden."


    Ich glaube, die Mehrheit der Leipziger hat genug von moderner Denkmalskunst - letzthin erst wieder mit dem ekelhaften Pappmaché-Wagner Denkmal von Balkenhol erlebt. Bei einem Bürgerentscheid entschiede sich die Mehrheit mit Sicherheit gegen ein Einheizdenkmal.

  • Architekturgeschmack einfacher Menschen

    Endlich haben wir es geschafft.



    http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-246260.html



    Das Volk ist 1989 auf die Strasse gegangen. Dafür sollte dieses furchtbare Denkmal stehen ?
    Wir Leipziger haben uns aufgeregt, protestiert, gemault, intrigiert, Vorschläge gemacht. Den Bund der Steuerzahler eingeschaltet.
    Unsere permanente Aufgeregtheit hat es schlußendlich geschafft.
    Wie ich schon am Tag der Entscheidung des Wettbewerbes sagte.
    "Das wird nicht gebaut und BASTA !"


    Wir sind sehr glücklich über die Entscheidung des Stadtrates Leipzig .


    Grüße aus unserem schönes Leipzig


    Angelika Kanitz