Festspielhaus (nicht realisiert)

  • Was für ein Ergebnis!
    mischakr und rec, ich schließe mich Eurer Meinung an. Von den verbliebenen vermag der japanische Entwurf von Isozaki nur bedingt zu überzeugen, Meier ist zu unspezifisch (die Kommission kritisiert ja auch die Architektur),
    der "Diamant" von Hadid sowie die "Welle" von Hermann&Valentiny sind einfach außerordentlich gut.
    Meines Erachtens wird es auf einen von beiden hinauslaufen; wenn es Hermann&Valentiny gelingt, den Innenraum zu verbessern, sind sie auf Augenhöhe mit Hadid. So schön augenfällige Architektur ist, es muss eine Einheit von Form und Akustik sein.
    Gelingt dies, wird hier Großes entstehen.

  • ich war heute in der Ausstellung:


    Ein Herr, der sich als einer der Bauherren aus dem Wettbewerbsgremium vorgestellt hat, war da und hat Fragen der Bürger beantwortet. Dabei hat er wohl angedeutet, dass sich das Gremium eigentlich schon für den Entwurf von Zaha Hadid entschieden hat. Man merkt an allen Ecken und Enden, in jedem Detail, dass sie sich die größte Mühe gegeben hat. Das werdet ihr auch gemerkt haben oder noch merken wenn ihr euch die Ausstellung anschaut.
    Der Punkt ist nur, dass es insgesamt noch zu teuer ist, z B hat sie in ihrem Entwurf 23 verschiedene Fenstergrößen, was hohe Herstellungskosten bedeuten würde. Es muss also noch hier und da überarbeitet werden. Die vier besten werden also gebeten ihren Entwurf zu überarbeiten.
    Der Entwurf von Isozaki hat wohl die allerbeste Akustik, von außen erinnert er mich allerdings an eine Art Kernreaktor...
    Bei der Welle ist die Decke wohl viel zu hoch, sodass die Akustik hier nicht so gut ist.

  • Diamant als Leuchtturm

    Der Diamant von Zaha Hadid wird dem Leutturmanspruch gerecht.


    Wenn dieser Bauplatz wirklich besser ist als in der Gronau, vor dem Schürmannbau - am Fuße der Zentrale das Hauptsponsors, wie sieht es dann mit einem städtebaulichen Konzept für den ausgewählten Bauplatz aus? Fehlt nicht eine attraktive Randbebauung auf dem Grundstück selbst, wenn die Umgebung versagt? Stadtseitig Qualität oder Identität zu schaffen, wäre dies nicht bereits ein Pflichtkriterium für die Ausschreibung gewesen? Hat der Ort für sich genommen so das Potenzial für die ebenfalls geforderte Festspielatmosphäre? Haben den alle die Situation des Standortes klar vor Augen - insb. die beteiligten Architekten? Die Entwürfe sind z.T. nicht wirklich diskutabel.


    Fest steht, dass auch die besseren Entwürfe Solitäre sind, die so an jedem anderen Ort stehen könnten.

  • Auch der Stadtanzeiger hat eine Fotostrecke zu den Siegerentwürfen.


    http://www.rhein-sieg-anzeiger…3148780747/rahmen.shtml?1


    Ich kann mich der Meinung der meisten hier anschließen. Auch mir gefallen die Entwürfe von Hermann&Valentiny und Zaha Hadid am besten. Wobei ich noch eher zu Zaha Hadid tendieren würde. Gut gefällt mir hier auch die großzügige, abgestufte Treppenanlage zum Rhein hin.


    Der Isozaki-Entwurf kann mich auch nicht begeistern. Wirkt auf mich etwas plump.
    Am spektakulärsten ist sicherlich der Murphy&Jahn-Entwurf. Auch wenn er nach mehrmaligem Hinschauen etwas an eine Tribünenüberdachung eines modernen, großen Fußballstadions erinnert.

  • @ Fritz:


    Das Umfeld der Halle ist von relativ toten und langweiligen Vierteln der 50er geprägt. Das einzige wirkliche Sorgenkind in der Boner Innenstadt.
    Ziel ist es, mit dem Festspielhaus einen Leuchtturm zu schaffen, der zu einer Veränderung des Umfeldes führt.
    Die Stadt hat die erkannt und betreibt gegen viele Widerstände eine Ausweitung der Innenstadt in diese Richtung (Shoppingcenter nach Abriss Stadtwerkezentrale)
    Diese Veränderung kann allerdings nur langsam geschehen und wird der Errichtung des Festspielhauses nicht vorrauseilen. Bonn als Stadt ist zu klein, um eine solche Veränderung innerhalb weniger Jahre komplett zu erreichen.
    Trotzdem sehe ich kein allzugroßes Problem für das neue Festspielhaus: als großvolumige Architektur in radikaler Modernität kann es sich über das Viertel erheben, die Tristesse wird nicht auf das Fetspielhaus übergreifen. zudem öffnet sich das Festspielhaus mit einer Treppe zur Rheinpromenade (was jetzige Beethovenhalle und Oper leider nicht tun). Das Festspielhaus ist daher sicherlich nicht auf das umgebende Viertel angewiesen.
    In der Gronau hätte das Festspielhaus zwar primäre eine hochwertigere Umgebung gefunden. Dort wäre es allerdings für immer in einer toten Bürovorstadt geblieben.
    Das Viertel um die Beethovenhalle hat meiner Meinung nach viel Potential und gehört schon fast zur Innenstadt. Und die Position über dem Rhein macht das Festspielhaus einmalig. Mir fällt kein modernern Kulturbau am gesamten Rhein ein, der so sehr von der Flusslage profitiert wie das neue Haus!

  • Kommt die Festspielhalle doch noch in die Gronau?

    Die von Zaha Hadid geplante Öffnung zur schönen Rheinseite ist unbenommen gelungen. Die angesprochene Tristesse wird aber angesicht der Wirtschaftssituation, die jetzt auch dass Kongresszentrum erreicht hat, wohl noch länger vorherrschen.


    Hilfsweise soll die neue Festspielhalle nun im geplanten Kongresszentrum in der Gronau eingebaut werden. Die Idee ist, sie an dieser Stelle rentabel zu betreiben, indem sie auch für Kongresse der umliegenden Bürostadt genutzt wird und die alte Halle zu retten. Die Bürostadt würde belebt und inbs. die Zeit überbrückt, in der bei ausschließlicher Kongressnutzung keine Veranstaltungen stattfinden würden. Andernfalls hätte wohl auch das neue Hotel Probleme, dessen Vorgänger an nahezu gleicher Stelle (Tulpenfeld) bereits an geringer Auslastung gescheitert war.

  • Jetzt geht es in die heiße Phase, die vier Entwürfe von Zaha Hadid ("Diamant"), Hermann & Valentiny ("Welle"), Arata Isozaki ("Rhein-Kristall") und Richard Meier ("Beethoven-Plateau") wurden überarbeitet. Am 11. Mai läuft die Frist für die Abgabe der optimierten Entwürfe ab, danach folgt eine Überprüfung durch einen Sachverständigenbeirat. Die entscheidenden Gremiensitzungen werden am 8. und 9. Juni stattfinden.


    Lustige Anekdote: Isozaki hatte mit seinem ursprünglichen Entwurf einen Kompromiss zwischen Alt und Neu angestrebt, unter "Alt" aber nicht die Beethovenhalle selbst, sondern deren Nebengebäude verstanden. In der Überarbeitung sind die nun auch verschwunden.


    Der Kostenrahmen von 75 Mio. Euro wird wohl nicht eingehalten werden können, soll aber nicht wesentlich überschritten werden.


    Quelle: Beethoven Festspielhaus: Noch vier Entwürfe im Rennen

  • Arata Isozaki ("Rhein-Kristall")


    Das Ding würde in 10 Jahren aussehen wie die Oper...


    Meier und Hadid erscheinen da etwas nachhaltiger.

  • Hier auch noch die überarbeitete Version von den Luxemburgern mit Größenverhältnis zur umgebenden Bebauung :
    Quelle: bonn.de

  • Die Siegerentwürfe


    "Welle" (Hermann & Valentiny and Partners)











    © Hermann & Valentiny and Partners, Deutsche Post AG






    "Diamant" (Zaha Hadid Architects)











    © Zaha Hadid Architects, Deutsche Post AG



    Unter http://www.beethoven-festspielhaus.de gibt es weitere hochauflösende Bilder auch von den ausgeschiedenen Entwürfen.

  • Also ich finde, beide Entwürfe sind außerordentlich gelungen. Vor allem Valentiny hat enorm nachgebessert und einen wirklich eindrucksvollen Bau entworfen. Mir gefällt vor allem, dass die Fassade mit Bronze verkleidet werden soll. Dadurch weckt der große Bogen der Welle Assoziationen an den Trichter einer Tuba oder eines anderen Blasinstruments.
    Zaha Hadid hatte ja schon in der ersten Runde einen fast perfekten Wurf hingelegt und hat es noch geschafft, sich zu verbessern. Dieses Netz von Parallelogrammen, das sie über die Fassade legt, gibt dem massiven Bau eine filigrane Note.
    Ich hatte am Anfang den Hadid Entwurf favorisiert, aber inzwischen kann ich mich kaum zwischen ihr und Valentiny entscheiden. Bin schon sehr gespannt auf das Endergebnis am Jahresende.

  • Finde beide Entwürfe spektakulär aber kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen das einer dieser beiden Entwürfe auch wirklich so realisiert wird wie es auf den Bildern zu sehen ist...das Studentenheim nebenan müsste bei tatsächlicher Realisierung abgerissen werden so wie fast die gesamte Umgebung...was wird eigentlich dann aus dem Da Capo?

  • Das Studentenwohnheim wird von dem Neubau eigentlich nicht tangiert, bleibt also zunächst stehen. Es soll aber in den nächsten Jahren sowieso abgerissen werden. Die Stadt Bonn will das Grundstück für hochwertige Eigentumswohnungen ausschreiben.
    Das DaCapo wird natürlich mit der alten Beethovenhalle verschwinden. In dem neuen Festspielhaus wird es aber, egal nach welchem Entwurf gebaut wird, wieder Gastronomie geben.

  • Ich hatte die Möglichkeit an einer Führung in der Festspielhaus-Ausstellung im PostTower teilzunehmen. Der Verantwortliche - selbst Jury-Mitglied -, ließ auf meine Nachfrage durchblicken, dass Zaha Hadid weiterhin Favoritin sei.


    Das Gremium habe sich aber entschlossen, zwei Entwürfe im Rennen zu behalten, um größere Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung und mögliche gewünschte Anpassungen und Veränderungen zu behalten. Sinngemäß drückte er sich so aus, dass man Valentiny im Rennen lasse, um ein Druckmittel gegen Hadid zu haben. Zaha Hadids Entwurf nannte er im Kontext zu ihren anderen Bauten und Entwürfen "brav" - wörtlich: "Wir haben es hier mit einer sehr braven Zaha Hadid zu tun".


    Das Alleinstellungsmerkmal sei bei Meiers Entwurf nicht zu finden. Isozaki habe nach der ersten Runde beim Kriterium Akustik am besten abgeschnitten und sei vor allem deswegen weiter gekommen - nach der Überarbeitung fiel er hier auf den letzten Platz zurück.


    Eine interessante Anmerkung am Wellen-Entwurf von Valentiny kam übrigens wohl vom Generalmusikdirektor Stefan Blunier. Er sagte - nach Aussage des Führungsleiters - in der Jurysitzung, dass Beethovens Musik NIE wellenartig sei - und somit diese Assoziation nicht stimme. Ganz interessant wie ich finde.

  • @ Joams:
    Willkommen im Forum und vielen Dank für den interessanten Einblick!
    Ich bin eigentlich ganz froh über die "Bravheit" von Zaha Hadid; wenn man sich ihr bisheriges Werk betrachtet, bekommt man durchaus Zweifel, ob ein "unbraver" Entwurf sich gut in Bonn eingefügt hätte.
    Brav hin oder her, ihr Entwurf ist von einer ungeheuren Komplexität und daher in der Tat dem von Valentiny überlegen. Ich vermute deshalb auch, dass sie am Ende gewinnen wird.
    Wenn Stephan Blunier sagt, Beethovens Musik sei nicht wellenförmig, dann wird das stimmen. Jedoch war Beethovens Musik triumphal und visionär. Und beides, insbesondere das Triumphale, wird meiner Ansicht sehr gut von dem Valentiny Entwurf transportiert, weshalb mir dieser nach wie vor sehr gut gefällt. Sicher kann man sagen, dass er zu Recht in das "Finale" dieses Wettbewerbs gelangt ist.

  • Ich habe mal ein wenig bei YouTube gestöbert und bin auf zwei sehr interessante Videos gestoßen, die den Festpielhaus-Entwurf von Zaha Hadid in Bewegtbildern zeigt.


    Video 1 (1. Phase)
    Video 2 (2. Phase)


    Das Projekt ist aufgrund der unschönen Nachrichtenlage in Bonn etwas in Vergessenheit geraten. Deswegen passend zum momentanen Beethovenfest diese schönen Bilder!


    ----
    Nachtrag: Hier der Hermann & Valentiny Entwurf in Bewegtbildern. Leider sehr viel weniger aufwendig und auch nur Bilder der 1. Phase.

    2 Mal editiert, zuletzt von Joams ()