Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“

  • Es scheint nun doch wieder Vernunft einzukehren ... ein mittelfristiger Weiterbetrieb von Schönefeld (bis Satellit-Fertigstellung oder T2) und v.a. der Weiterbetrieb von Tegel als (wenigstens) Regierungsflughafen und für die GA sind in der gegebenen Situation fast schon die einzige Option. Deshalb gehe ich davon aus, das alles auch wirklich so kommen wird.


    Wobei ich den Verantwortlichen mittlerweile auch zutrauen würde, dass sie sich doch anders entscheiden und mit der Neueröffnung des BER (und Schließung von TXL und SXF) den Flugverkehr in Berlin in ein hausgemachtes Chaos führen.

  • Ich kann als Steuerzahler nur hoffen, dass die personellen Veränderungen an der Regierungsspitze in Berlin dazu beitragen, dass jemand den Mut aufbringt, das in meinen Augen vollkommen veraltete und überkommende "Ein-Standort-Flughafenkonzept" aus den 1990ern zu kippen und die Ist-Situation 20 Jahre später zu untersuchen - darauf basierend ein zeitgemäßes, aktuelles Flughafenkonzept zu verabschieden. In meinen Augen ist es aus politischen (der ganze Fluglärm auf einen Standort konzentriert statt mit Tegel "geteilt"), verkehrsplanerischen (gerade für Geschäftsflieger ist die Zentrumsnähe von Tegel ideal; man könnte Tegel zum Businessflughafen "hochsanieren" und über entsprechende Landegebühren die Geschäftsreisenden das auch was kosten lassen) und ökonomischen (funktionierendes Anlagevermögen einfach in die Tonne zu kloppen würde kein Ökonom und kein Unternehmer machen, das macht nur die Politik mit unserem Steuergeld) Gründen dringend geboten auch in Zukunft auf Tegel als wichtigen Teil der berliner Luftfahrtinfrastruktur zu setzen und weiter zu betreiben.


    Es war auch von Anfang an ein zweiter Stern als Erweiterung geplant, den könnte man angepasst an heutige Anforderungen realisieren, dann über Nacht den alten Terminal in das neue Gebäude umziehen, dann den alten Terminal ebenso kernsanieren und wenn das dann geschafft ist hat man in Tegel grob die doppelte Kapazität von heute und kann, zusammen mit dem T2 in Schönefeld, dann erstmal auf längere Sicht das Passagierwachstum in Berlin/Brandenburg bewältigen, ohne stets an der Kapazitätsgrenze und mit Provisorien zu arbeiten. Ich will auch keine Passagiere mehr sehen, die in Behelfsbauten abgefertigt werden müssen und dergleichen, DAS ist Deutschland unwürdig. Nicht die Frage, ob die Fassade vom TXL vielleicht nicht mehr dem aktuellen Zeitgeschmack entspricht (wird die vom BER in ein paar Jahren auch nicht mehr, sollen wir deswegen ständig Milliardenwerte in die Tonne kloppen?). Statt ungewisser Provisorien und einem jetzt schon absehbar zu kleinem "Ein-Standort-Flughafen", bloß weil man das Anno Dazumal mal so beschlossen hat, endlich dazu durchringen Tegel eine dauerhafte Perspektive zu geben und eingestehen, sich verhoben zu haben.

    5 Mal editiert, zuletzt von Eisber ()

  • ^ Das würde ein neues Planfeststellungsverfahren erfordern. Der politische Gestaltungsspielraum ist was Tegel angeht deutlich vorgegeben und richterlich in Leipzig zementiert worden. So ist es rechtlich bindend, dass sechs Monate nach der Eröffnung des BER die Türen in Tegel geschlosssen werden.


    Wer das ändern will muss durch alle Instanzen und ganz gewiß auch wieder nach Leipzig.

  • Und wenn schon. Seither hat sich vieles geändert. Die Luftfahrtbranche, Berlin selbst, auch der Rechtsrahmen wurde seither durch den Gesetzgeber zigmal an zig Stellen verändert, auch die Personen "in Leipzig" sind inzwischen wieder andere und entscheiden natürlich aufgrund anderer Rahmenbedingungen rechtlicher sowie tatsächlicher Natur. Eine Gerichtsentscheidung ist immer auch eine Abwägung und Würdigung der Gesamtumstände als "Momentaufnahme". Wo ein Wille, wäre auch ein Weg. Formalistische Argumente überzeugen mich daher grundsätzlich nicht.

  • ^ Wo wurde denn der Rechtsrahmen in relevanten Bereichen "an zig Stellen" geändert?


    Und wie sollen die im Verwaltungsverfahrengesetz dargelegten Prozesse einer neuen Planfesstellung (inkl. Bürgerbeteiligung und Anhörungsvorschriften) zeitlich vor der Eröffnung des BER umsetzbar sein, wenn dieser es vielleicht doch schafft in zwei drei Jahren zu eröffnen?

  • Durch die Beteiligung Tegels als Regierungsflughafen / Diplomaten Check In usw. hat man sich doch eigentlich schon eine Hintertür offen gehalten.
    Das Gebäude und die Gänge sind in Tegel eigentlich ganz passabel. Bin dieses Jahr 2 Mal von dort geflogen und fand es super; auch die Anbindung an die Stadt ist angenehm.


    Das Olympische Dorf kann man doch dann auch in Tempelhof anlegen...

  • Der Rechtsrahmen wird jeden Tag durch irgend einen Gesetzgeber (Bund, Land) geändert. Dementsprechend muss ich auch laufend Geld und Zeit dafür aufwenden meine Gesetzeswerke zu aktualisieren, sofern ich die überhaupt noch auf Papier nutze, weil gerade das mit digitalen Datenbanken kein Problem mehr ist. Ich wünschte also eher, der Rechtsrahmen würde nicht laufend an zig Stellen geändert, glauben Sie mir.


    Und natürlich ergeben sich aus veränderten Rechtslagen und veränderten Umständen, also gleich zwei maßgebliche Grundlagen der Rechtsfindung, auch häufig ganz andere Entscheidungen.


    Ich bin kein Fachmann für Verwaltungsrecht aber ich würde einfach versuchen die Aufhebung der Betriebsgenehmigung für Tegel als solche zu "vernichten". Wenn es dazu keinen Ansatzpunkt gibt, dann schaut man eben weiter was man machen kann. Es ist aber nicht zwingend so, dass ein komplettes Verfahren analog zu einem Flughafenneubau dazu durchlaufen werden muss. So zumindest meine Einschätzung. Ich lasse mich gerne fachlich widerlegen, aber die bloße Befürchtung, dass das nicht auf bloßen Zuruf augenblicklich allen Betroffenen gefallen mag und auch wieder etwas Aufwand erfordert ist für mich kein "schlagendes Gegenargument".

  • ^^ Die Betriebsgenehmigung für Tegel erlischt sechs Monate nach Inbetriebnahme des BER auch für die Funktion als Regierungsflughafen. Lediglich Hubschrauber dürften dann dort weiter verkehren, keine Airbusse oder Bombardier der Flugbereitschaft.


    ^

    Die Aufhebung der Betriebsgenehmigung für Tegel als solche zu "vernichten"!


    Sie ist Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens des BER. Da braucht man kein Fachmann zu sein, es reicht ein bisschen die öffentlich zugänglichen Unterlagen zu lesen. Da gibt es keinen Interpretationsspielraum.


    Und dann wiederhole ich meine Frage, lieber Eisber, vieleicht bekomme ich jetzt eine Antwort? Wo wurde denn der Rechtsrahmen in relevanten Bereichen "an zig Stellen" geändert?

  • ^^Es gibt ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages aus 2013. Dieses besagt, dass Tegel offengehalten werden kann, wenn entsprechender politischer Wille die Rahmenbedingungen dafür schafft. Und zwar durch Moratorium (des Senats) ohne Planfeststellungsverfahren. Regierungsflughafen, Privat und/oder Olympia ist demnach möglich, genauso wie ein Parallelbetrieb auf Probe (unter Vorhaltung Olympia) oder auch dauerhafter Parallelbetrieb unter der Argumentation Kostenexplosion und Vermeidung des sofortigen weiteren Ausbaus. Ein solches Moratorium macht alleine schon deshalb Sinn, weil ansonsten Tegel entwidmet wird und damit ein für allemal für den Flugverkehr verloren geht. Was in Anbetracht der Kosten für BER, den technischen Problemen und des Investitionsvolumens für den weiteren Ausbau für Berlin und Brandenburg sehr teuer wird. Nochmal Abermilliarden.

    Einmal editiert, zuletzt von libero ()

  • ...für wieviele Starts und Landungen pro Woche will man TXL denn offenhalten ?
    Für 20-30 Flugbewegungen pro Woche ? Dafür einen Kontrollturm und das Vorfeldradar unterhalten, plus die Start und Landebahnen, die Absicherung des Geländes... und und und.


    Das Berliner Flugaufkommen kann locker von einem Flughafen bewältigt werden. Er muss nur entsprechend Kapazitäten haben. TXL hat offiziell auch nur eine Kapazität von 11 Mio. Fluggästen p.a., fertigt aber über 18 Mio. ab. Ich halte diese Zahl von lediglich 21 Mio. Passagieren p.a. für eine politisch motivierte Zahl. Man muss in SXF jetzt anfangen, eine Erweiterung zu planen, die ja bereits grundsätzlich genehmigt ist. Der BER darf bis zu 40 Mio. Passagieren p.a. ausgebaut werden. Wenn dies nicht ausreichen wird, sollte man IMHO sich von politischer Seite eher daran machen, dass der BER auch über diese Ausbaustufen hinaus entwickelt werden kann. Sprich mehr Abfertigungskapazität und eine dritte Start / Landebahn.


    Ich bin ein großer Freund von TXL, weil sehr schön gelegen und man kann mit dem Auto bis zum Check in fahren. Aber TXL offenzuhalten für ein paar Regierungsmaschinen, finde ich vollkommen fehl am Platz. Und TXL ist auch zu groß um ihn für die Luftfahrt offen zu halten. Dann möchte nämlich niemand zum BER wechseln und es wird die Situation bleiben, dass TXL überquillt und der BER nicht ausgelastet ist. Zwei Flughäfen sind m.E. ökonomisch die schlechteste Variante.

  • Und dann wiederhole ich meine Frage, lieber Eisber, vieleicht bekomme ich jetzt eine Antwort? Wo wurde denn der Rechtsrahmen in relevanten Bereichen "an zig Stellen" geändert?


    Die Antworten dürfen Sie bei Interesse selbst durch Vergleich aller relevanten Normen mit Stand bei Entscheidung und Stand aktuell in jeder rechtswissenschaftlichen Hochschulbibliothek recherchieren, viel Spaß. Der Arbeitsaufwand und Umfang des Recherchematerials dürfte locker den Umfang einer Dissertation erreichen, insofern bitte ich Sie um Verständnis, dass ich derlei hier nicht abliefere.


    Weiterhin kann ich nur wiederholen, dass Einschätzungen der Judikative natürlich auch von den tatsächlichen Umständen abhängen. Libero wies dazu auf weitere Zusammenhänge hin. Weiterhin bleibt es dem Gesetzgeber natürlich unbenommen eine "Lex Tegel" zu verabschieden, auf Landesebene wäre dies grundsätzlich nicht einmal eine besonders langwierige Angelegenheit, sobald man sich politisch darauf geeinigt hätte.


    Wie gesagt, wo ein Wille, da ein Weg. Daher überzeugen mich formalistische "Scheinargumente" nicht, ich kenne kein substantiell überzeugendes Argument - bis heute nicht - für diese "Ein-Standort-Flughafenkonzeption" inkl. der Vernichtung des hohen Anlagevermögens des Standort TXL.


    Zur Auslastung von TXL und BER muss ich erstens anbringen, dass ich es paradox finde als Argument gegen einen Weiterbetrieb von TXL zu nennen, dass dieser möglicherweise im Wettbewerb mit Schönefeld zu erfolgreich ist und man nur dadurch, dass man die Airlines zum Umzug zwingt, den Erfolg in Schönefeld sicherstellen könne (das ist im Grunde ein Argument FÜR den TXL). Weiterhin kann man natürlich über Landegebühren und auch Vergabe von Landeslots steuernd eingreifen. Die Flughäfen New Yorks werden zB seit Jahrzehnten auf diese Art kapazitiv gesteuert und jeweils eigenständig weiterentwickelt und ausgebaut (LaGuardia wird zB die kommenden Jahre kernsaniert, keiner käme auf die Idee den über Nacht zu schließen und alles zum etwas neueren und größeren JFK zu verlagern, man hat dort die Vorteile von zwei großen Flughäfen genau erkannt). Außerdem ist nicht mangelnde Nachfrage das drohende Berlin der berliner Flughafeninfrastruktur, sondern mangelnde Kapazität.


    TXL mit offizieller Kapazität von 12 Mio. PAX (real aktuell bei ca. 20 Mio. PAX, was natürlich kein Dauerzustand ist) vom Netz zu nehmen, während BER bei vrsl. Inbetriebnahme nach allen Prognosen schon wieder zu klein ist, DAS ist die schlechteste Variante. Nicht nur ökonomisch.

  • Kleist: Ich habe darauf hingewiesen, dass es wider der vorherigen Eingaben theoretisch möglich ist (nicht nur als Regierungsflughafen, sondern auch Parallel). Und dass ich es persönlich für falsch halte, dieses Asset wegzuwerfen, wenn a) die Kosten am BER explodieren auf derzeit 5,6 Mrd., b) ein weiterer Ausbau weitere Milliarden verschlingt, die Berlin nicht hat und c) relativ realistisch bezweifelt werden darf, das der BER reibungslos funktioniert nach dem Desaster bisher. Selbst wenn es 1 Mrd. für Ausbaustufe 2 wären, sind die wesentlich besser angelegt in einen Ausbau Nahverkehr unter Offenhaltung von Tegel und zwar selbst für eine z.B. S-Bahnanbindung Tegel-Hauptbahnhof-Schönefeld oder Alternativ U5-Anbindung, da diese in jedem Fall auch bei einer Nachnutzung Tegel notwendig bzw. unabdingbar ist.


    BER kann in der zweiten Ausbaustufe bis 45 Mio. bei zwei Landebahnen bewältigen, ist aber (wenn denn eröffnet wird) bereits an Grenze Stufe 1 Stand heute 25 Mio. in Berlin. Für die 45 Mio. würde man im übrigen den Schönefeld-Bestand Nord weiternutzen müssen, der aber der Regierung vorbehalten/blockiert ist. Ergo: Nach Umzug Kapazitätsgrenze.

  • ... richtig, die Kosten für den BER explodieren. Das ist Tatsache, aber zum jetzigen Zeitpunkt unabhänig davon, ob TXL schließt oder dauerhaft geöffnet bleibt. Beispiel München, Frankfurt und Amsterdam. Alle drei vorgenannten Flughäfen sind Singleflughäfen ihrer jeweilig namensgebenden Stadt und der Metropolregion. Alle drei Flughäfen haben deutlich mehr Passagiere als SXF und TXL zusammen und schreiben schwarze Zahlen.


    Meine Befürchtung ist dahingehend, dass der BER niemals rentabel werden kann, wenn TXL offen bleibt. Denn warum sollten Fluggesellschaften wie Lufthansa oder Air France zum BER wechseln, wenn sie die Passagiere direkt in der Stadt abholen können ? BER muss IMHO das gesamte Passagieraufkommen des Großraumes aufnehmen, sonst wird der Flughafen nicht ausgelastet und nie renabel. Wenn der BER nicht das gesamte Aufkommen befördern wird, so werden auch die Mieteinahmen am Flughafen einbrechen. Und die Kosten laufen bzw. sind bereits aus dem Ruder gelaufen, egal ob der BER nur 15 oder 35 Mio. Fluggäste p.a. befördert. Bei weiteren Ausbaustufen wird es hoffentlich weniger desaströs zugehen als bisher.


    Frankfurt als Singelflughafen mit bald 60 Mio. Passagieren, Amsterdam mit ~ 50 Mio., Madrid und München mit ~ 40 Mio. Da wollen wir zwei Flughäfen für ~ 30-35 Mio. offenhalten ?
    Für die Privatflieger stehen Flugplätze wie Schönhagen zur Verfügung.

  • ^^Gute Argumente. Wenn BER denn (rund) läuft, alles richtig. Ergo: Zunächst Parallelbetrieb (länger als 6 Monate) bis es rund läuft. Ist die pragmatischste, sicherste, kalkulierbarste und damit konstengünstigste Variante mit Fallback-Option, in my (humble) opinion. Wenn es denn dann läuft, zentral einer und zwar BER.

  • Und wie sollen die im Verwaltungsverfahrengesetz dargelegten Prozesse einer neuen Planfesstellung (inkl. Bürgerbeteiligung und Anhörungsvorschriften) zeitlich vor der Eröffnung des BER umsetzbar sein, wenn dieser es vielleicht doch schafft in zwei drei Jahren zu eröffnen?


    Das dürfte kein Problem sein, bis zur Fertigstellung von BER dürften noch gut 20 Jahre vergehen ;)


    Im Ernst, man sollte sich wirklich langsam Gedanken über einen zweiten Standort machen. Schönefeld ist mit seiner zu großen Stadtnähe einfach nicht zum Großflughafen geeignet.


    Mein Favorit war von Anfang an eine Transrapidverbindung nach Leipzig. Der dortige Flughafen wäre von Berlin aus in ca. 45min erreichbar und kann aufgrund seines clever gewählten Standortes konfliktarm und praktisch unbegrenzt erweitert und rund um die Uhr betrieben werden.

  • Moment, mit purem Vergleich und Gegenvergleich irgendwelcher anderen Städte und deren Infrastruktur kommen wir hier nicht weiter. Das ist mir alles viel zu unkonkret.


    Konkret ist es so, die Zahlen stehen im Raum, dass nicht mangelnde Auslastung das absehbare Problem ist, sondern Überlastung. Selbst wenn man jetzt gleich mit den Planungen für T2 anfinge ist ebenso evident, dass es eine Übergangszeit geben würde, wo der neue Flughafen - folgt man dem Plan aus den 1990ern "blind" weiter - den Flugverkehr von Schönefeld (Alt) und TXL sowie das weiter wachsende Fluggastaufkommen aufnehmen müsste. Das geht schon rein rechnerisch nicht, also wird es wieder in unhaltbaren Zuständen münden. Herr Mehdorn hat vorsorglich schon in der Presse darauf hingewiesen, dass er nur einen reibungslosen Start bis 21 Mio. Passagiere/Jahr garantieren könne.


    Das ist ein deutlicher Hinweis, den man nicht übersehen sollte. Bei der frühestmöglichen Eröffnung geht man heute schon von 31 Mio. Passagieren/Jahr aus. Tegel ist im Idealzustand für 12 Mio. Passagiere/Jahr gebaut (nicht vergessen, aktuell läuft er sozusagen im "Notbetrieb"). Die 21 Mio., die lt. den Pressemeldungen am neuen BER gut verträglich wären zzgl. die 12 Mio., für die Tegel ausgelegt wurde, das macht mit 33 Mio. Passagieren/Jahr dann für BER und Tegel zusammen ziemlich genau jene 31 Mio. Passagiere, die schon 2016 prognostiziert sind bzw. wäre in absehbarer Zeit auch schon wieder zu wenig. Aber zumindest hat man am neuen BER und Tegel dann noch etwas Puffer (siehe aktueller "Notbetrieb" in Tegel), bis man weitere Schritte machen kann. Wenn aber schon TXL + BER in absehbarer Zeit wieder an ihre Grenzen stoßen würden, dann ist offensichtlich, dass der BER alleine einfach nicht ausreicht!


    Gleichzeitig ist Fakt, dass in Tegel eine komplette Anlage eines Großflughafens steht und seit Jahrzehnten bewährt in Betrieb ist. Vom Tower, über die Gepäckanlagen bis zum ILS (die Räumlichkeiten in denen sich die Passagiere durch die Sicherheitskontrolle zum Gate bewegen sind nur ja nur ein winziger Teil solch eines Flughafens, mithin auch nicht der komplexeste und kostenintensivste Teil, wenns nicht gleich individuelle Einbauten aus Granit, Edelstahl und Nussbaumfurnier sein müssen könnte man den Passagierbereich mit relativ wenig Geld und Aufwand komplett revitalisieren, so dass er einen modernen und sauberen Eindruck macht). Das wird dann also einfach über Nacht alles abgeschaltet und zugesperrt, während sich draußen in Schönefeld die Menschen in einem zu kleinen Terminal, so neu er auch sein mag aber halt zu klein, drängeln?!


    Das sind wohlbegründete Folgerungen aus bekannten Tatsachen. Die von Kleist soeben geschilderten Szenarien sind hingegen pure Spekulation und spiegeln auch gar nicht das akute Problem. Nochmal, das akute Problem sind keine Überkapazitäten sondern Kapazitätsmangel. Ökonomisch gibt es außerdem nichts sinnvolleres als TXL dauerhaft weiterzubetreiben und den BER dann ggf. um das wirklich nötige Maß langfristig zu erweitern. Denn klar ist auch: Tegel, ggf. mit einer "Auffrischung" im Passagierbereich, sowie der neue BER würden als Tandem erst einmal ausreichen und somit könnte man die Frage von einer Erweiterung des BER, von Tegel oder gar beiden Flughäfen geordnet angehen.


    Und ich fordere v.a. dass endlich von irgendwelchen vor ca. 20 Jahren gemachten Plänen und Vorstellungen Abschied genommen wird, die Welt hat sich seitdem stark geändert. Das sage ich auch in Richtung meiner Mitbürger, die durch die jahrelange beharrliche Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit "pro Ein-Standort-Flughafenkonzept" offensichtlich tief geprägt wurden. Da muss man einfach umdenken. Das einzige, wofür ich wirklich keine Zukunft sehe, ist das alte Schönefeld-Terminal.

  • ^^Gute Argumente. Wenn BER denn (rund) läuft, alles richtig. Ergo: Zunächst Parallelbetrieb (länger als 6 Monate) bis es rund läuft. Ist die pragmatischste, sicherste, kalkulierbarste und damit konstengünstigste Variante mit Fallback-Option, in my (humble) opinion. Wenn es denn dann läuft, zentral einer und zwar BER.


    Wenn etwas gerade keine Option ist, dann ein Parallelbetrieb, der von vorneherein befristet ist, am besten noch mit einem vagen Zeitrahmen nach der Losung "bis alles rund läuft". Erzählen Sie das mal den Airlines. Oder den Gastronomen und Händlern, die die Foodcourts der Terminalgebäude bedienen. Da hängen Existenzen und Planungen globaler Flugnetze zusammen und mit Verlaub, so wichtig ist Berlin nicht, dass die Airlines dafür dann wieder alles umschmeißen oder irgendwie "auf Abruf" sind etc., die brauchen Planungssicherheit. Nach der jahrelangen Verzögerungen mit dem BER mehr denn je zuvor.


    Braucht es denn erst Neuwahlen und einen kompletten Personalwechsel in der verantwortlichen Politik, bis jemand über seinen Schatten springt und das Flughafenkonzept beherzt revidiert? Mit der Losung "soviel wie nötig, so wenig wie möglich" bzgl. Ausgaben von Steuergeld. Kein einziges Unternehmen dieser Welt würde so handeln und ein gigantisches Anlagevermögen, was aktuell ca. 20 Mio. Kunden im Jahr abwickelt, über Nacht ausknipsen und dem Verfall und schließlich Verschrottung hingeben. Genau das macht die öffentliche Hand aber mit Tegel und da komm ich einfach nicht drüber hinweg und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Bayern mit ihrer Klage in Karlsruhe Erfolg haben und der Länderfinanzausgleich in der Luft zerrißen wird. Spätestens dann wird man gezwungen sein finanziell auf die Bremse zu treten.


    Und TXL ist keine ranzige Pappschachtel sondern ein seinerzeit mit Brimborium und viel Geld errichteter Großflughafen, an dem halt lange nichts für Passagiere sichtlich revitalisiert wurde. Das heißt aber nicht, dass er nichts wert ist und wir mit dessen Schließung keine gigantischen Werte vernichten. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen. Deswegen einer Stilllegung zugeneigt zu sein wäre so, als würde ich mein Haus abreißen weil die Wände mal wieder n neuen Anstrich brauchen, das Bad nach 30 Jahren mal saniert werden muss und vielleicht auch an Fenster und Dach was zu machen sind. Deswegen bau ich mir ein komplett neues Haus anderswo.


    Gepäcksortierung, die ganze Flugleitsachen, die Rollfelder und deren ganzer Unterbau (Treibstoffleitungen usw.), Flughafenfeuerwehr, Enteisung und zig Sachen die zu so einem Flughafen gehören und richtig Geld kosten, die sind alle vorhanden und stetig instandgehalten und auf den neuesten Stand gebracht worden (sonst dürfte da kein Flugzeug mehr starten, schon jetzt nicht mehr). Bloß weil man die Passagierebereiche nicht mehr laufend renoviert und verschönert hat, in der Erwartung des nahen Umzugs, gehört TXL doch nicht zum "alten Eisen". Und dadurch, dass dort insgesamt recht reibungslos statt der 12 Mio. Passagiere, für die TXL ausgelegt wurde, inzwischen ca. 20 Mio. Passagiere abgefertigt werden, hat dieser Flughafen in meinen Augen außerordentliche Qualitäten in den Tag gelegt. Diese Zuverlässigkeit ist das was der berliner Flugbetrieb braucht, das wäre auch ein Signal an Airlines und Öffentlichkeit.

    3 Mal editiert, zuletzt von Eisber ()

  • Vorteile von zwei Standorten:


    -verbesserte Konkurrenzsituation, günstig für Fluggesellschaften, vor allem bei verschiedenen Flughafenbetreibern, was in Berlin nicht der Fall ist.
    -Ausweichflughafen bei Wetterkapriolen, ist praktisch aber nicht sehr relevant, da die Fluggesellschaften in solchen Fällen meist nicht am nächst gelegenen, sondern am nächstgelegenen Flughafen mit eigener Infrastruktur landen.
    - mehr Kapazität, wenn sich ein Standort nicht weiterentwickeln lässt
    - Aufteilung des individuellen Anfahrtverkehr, d.h. der Autoverkehr wird gesplittet, weniger Staus, beim ÖPNV ist ein Standort dagegen effektiver.
    - längere Öffnungszeiten, da der stadtfernere Flughafen häufig auch 24h Betrieb erlaubt. In Berlin nach der BER ERöffnung wird dies aber nicht der Fall sein.
    - bei großen Metropolregionen schnellere Erreichbarkeit, ist aber nur bedingt relevant, da man dort hin muss, wo die gebuchte Fluggesellschaft abfliegt und die Metropolregion Berlin ist nicht soooo riesig.



    Nachteile von zwei Standorten:


    - Kosten für zwei Standorte aber keine oder nur geringfügig größere Einnahmen als bei einem Standort. Dies trifft insbesonders für den Fall zu, bei dem das Aufkommen auch an einem Flughafen bewältigt werden könnte
    - Größerer Lärmkorridor, mehr Flächen werden lärmbelastet.
    - Gefahr der Kannibalisierung untereinander, in Berlin ganz konkret, TXL subventioniert die Billigflieger in SXF.
    - Umsteigeverkehr wird gesplittet, damit weniger Synergien und dadurch eventuell weniger internationale Anbindungen. Was nützt z.B. der chinesischen Fluggesellschaft eine Landung am BER wenn die Anschlußflüge in TXL abgehen, somit bleibt die chinesische Fluggesellschaft weg und steuert Frankfurt, Amsterdam .... an.

  • Ökonomisch gibt es außerdem nichts sinnvolleres als TXL dauerhaft weiterzubetreiben und den BER dann ggf. um das wirklich nötige Maß langfristig zu erweitern.


    Was? Es mag vielleicht einige Gründe geben Tegel weiter zu betreiben, dies ist aber sicher kein Grund. Selbstverständlich ist es ökonomischer einen einzigen Flughafen zu betreiben anstatt zwei. Das war vor 20 Jahren so, das ist heute so und das wird auch in 20 Jahren noch so sein.

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    Wenn man bei Null anfängt, definitiv. Wenn zu der Konsolidierung auf einen Standort die Vernichtung solchen Anlagevermögens sowie Ersatz dieser Anlagen ein paar km weiter nötig ist bitte ich um plausible Erläuterung der ökonomischen Vorzüge dieser Lösung. Die Sowieso-Kosten, das Tegelgelände hört nicht auf zu existieren bloß weil man das Funkfeuer abschaltet, bitte ich ebenso zu bedenken.