Münchner Gschichten: Bilder und Dokumente aus der Vergangenheit

  • AZ Serie zur Stadtgestaltung seit den 1960er Jahren

    Auf diese AZ-Serie wurde an einigen Stellen ja bereits hingewiesen, trotzdem sei es hier nochmals erwähnt. Einige interessante Geschichten zur Stadtentwicklung....und den Anfang der Bürgerproteste :) http://www.abendzeitung-muench…5d-b14a-3012c78f7df8.html


    Und hier noch ein unterhaltsamer Beitrag über das legendäre Pharaohaus in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/mue…amide-aus-beton-1.3473027

  • 50 Jahre Entlastungsstadt Perlach

    AZ-Beitrag über die Hintergründe der Planungen, die 1958 begannen. Damals wurde erstmals die Millionen-Einwohner-Grenze überschritten und München verzeichnete einen Zuzug von 30.000 Menschen pro Jahr. Auschlaggebend für den Beginn der Planungen waren großzügige Fördermittel vom Bund. Am 11. Mai 1967 war offizielle Grundsteinlegung.


    http://www.abendzeitung-muench…8f-a38f-4727117c6b27.html

  • ZDF Dokumentation über den NS-Baukult:

    Interessante Dokumentation über die realisierten und geplanten Protzbauten des Nationalsozialismus in München und Nürnberg.
    So hätte beinahe auch der Hofgarten einem neuen Konzertsaal weichen müssen.


    "Böse Bauten in München und Nürnberg" - 43 min, 09.06.2016


    Das Video ist noch bis 16.06.2017 in der ZDF Mediathek abrufbar:


    https://www.zdf.de/dokumentati…en-und-nuernberg-106.html

  • DER SPIEGEL 39/1964 Titel: "Deutschlands heimliche Hauptstadt"

    Ein absoluter Classic: Für alle, die diese legendäre Spiegel-Titelstory aus dem September 1964 noch nicht kennen, poste ich das mal hier hinein. Im typisch bundesrepublikanischen Spiegel-Stil verfasst, gibt der Beitrag einen intensiven Eindruck wieder von der Stimmung in der Stadt in der ersten Hälfte der 1960er Jahre und ihrer Rolle in der damaligen Bundesrepublik. Aber auch Statistiken, Umfragen etc. fließen ein. Also ein Must Read für alle, die die Stadt damals und heute verstehen möchten. Vieles ist für uns als heutige Leser vorhersehbar, einiges bis heute unverändert, manches ist aber auch durchaus überraschend! Und natürlich werden (neben all den Partygeschichten) auch die Themen Architektur, Städtebau und Stadtentwicklung behandelt :)


    http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/37797173

  • Sehr interessanter Artikel. Es hört sich fast so an als ob München in den 60ern in der jungen BRD die Rolle inne hatte, die Berlin in den letzten 10, 15 Jahren gespielt hat: Partyhauptstadt und Sehnsuchtsort der Hedonisten, der Lebenskünstler und der Jugend.


    "Nicht reich zu sein ist bei uns weniger schlimm als anderswo."


    Ich nehme an, dass das wohl der größte Unterschied zum München von heute ist.

  • Die 1960er Jahre waren für München wohl so etwas wie die 1920er Jahre für Berlin. Es wird auch von "Münchens langen 1960er Jahren" gesprochen und damit die Epoche zwischen 1958 und 1972 gemeint, in der die Stadt die bisher stärkste Dynamik ihrer Geschichte hatte. Gut, und Hedonismus hatte die Stadt wohl schon immer in ihrer DNA :D


    Denjenigen, die sich für München als Zentrum der Jugendkultur und des Nachtlebens in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre interessieren, kann ich auch diese Dokus/Beiträge empfehlen:



    "Nicht reich zu sein ist bei uns weniger schlimm als anderswo."


    Das ist in der Tat aus heutiger Sicht eine erstaunliche Beobachtung (das wird ja in dem Spiegel-Beitrag nicht nur einmal, sondern an vielen Stellen explizit so dargestellt), die ich auch nicht so recht glauben kann. Vor allem weil sich ja spätestens seit den 1980er Jahren das (quasi konträre) Image von der "Stadt der Reichen und Schönen" manifestiert hat. Entweder beziehen sich die Autoren damit auf die Volksfest- und Biergartenkultur, wo ja tatsächlich schon immer alle unabhängig von ihrer sozialen Herkunft beieinander sitzen. Oder die Stadt hatte damals tatsächlich eine Leichtigkeit, die von materiellen Zwängen losgelöst schien.... Da müsste man wohl mal einen Zeitzeugen direkt befragen :) Umso wichtiger erscheint es in der heutigen Lage, die letzten Reste der Münchner Bevölkerungsmischung zu bewahren. In dem Beitrag wird ja auch von über 10.000 fertiggestellten Wohneinheiten pro Jahr gesprochen - solche Zahlen hat man seit den 1970er Jahren nie wieder erreicht. Entsprechend weit fortgeschritten ist die soziale Ausgrenzung in der Stadt.

  • ^


    München ist vieles gewesen, auch ein Keimzentrum und Präger des Jugendstils, Hauptstadt der Bewegung und dann in der Tat vor dem Hintergrund der Teilung so etwas wie Deutschlands heimliche Hauptstadt.


    Ich kann mich noch gut daran erinnern, als eine Tante von mir nach der Gastarbeiterwelle aus der Türkei, eine Liebschaft mit einem jungen Türken anfing. Das war eine Heimlichtuerei :).


    Natürlich kam mit dem wirtschaftlichen Erfolg, der ja eben gerade auch durch die hohe Bevölkerungsdynamik in den 60ern entstehen konnte, das große Kapital in die Stadt. Mit der Zeit trat eine gewisse Sättigung der noch vom Krieg gebeutelten Bevölkerung ein. Vieles war wieder aufgebaut, die CSU gefiel sich in der Rolle des Investors, jede Institution sollte von Weltrang sein. Für Kreativität und Subkultur blieb da nicht mehr viel Platz.


    Und dennoch: Absolut betrachtet, war München - und die Stadt prägte schon immer eine hohe "Ausländerquote" - noch nie so tolerant und offen gegenüber anderen Kulturen, wie das heute der Fall ist. Allen Verklärungen und damaligen Medienberichten zum trotz. Mittlerweile können auch Fortschritte in der freien Kultur verzeichnet werden - die Stadt strengt sich hier an, auch wenn der Siedlungsdruck kräftig dagegen arbeitet.


    1876 klagte eine katholische Sonntagszeitung: „Woher es auch kommt, dass man in den Cafés und feineren Lokalen fast nur Norddeutsch reden hört, was die gebildeten Affen in München fleißig nachmachen.“

  • In diesem Zusammenhang macht es auch Spaß, sich diese weiteren Zitate aus allen Epochen über die Stadt durchzulesen: https://stadt-muenchen.net/zitate/l_zitate.php


    Dabei kehren einige Elemente immer wieder:


    Schönheit, Genuss, Lebensfreude
    Rausch und Verklärung
    Weiblichkeit
    Gesellschaftliche Gleichheit (im Rausch des Bieres) >>siehe Spiegel-Beitrag
    Rechtsextremismus
    Die Liebe zur Kunst
    Maskerade, Schauspiel, Illusion

  • Orpheus und Eurydike:

    Das Wohnhochhaus "Orpheus und Eurydike" wurde nun in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen.


    Charakteristisch des an der Ungererstraße in Schwabing stehenden 13-stöckigen Hochhauses und des neungeschossigen Nachbarbaus ist die Sichtbetonfassade als klassisches Beispiel des Brutalismus.


    Es entstand Anfang der 1970er nach Plänen von Jürgen Freiherr von Gagern, Peter Ludwig und Udo von der Mühlen. Der Landschaftsarchitekt Gottfried Hansjakob gestaltete die umliegende Gartenanlage.


    Der Eintrag des Ensembles in die Denkmalliste erfolgte aufgrund der geschichtlichen Bedeutung. Das Objekt sei die erste große Wohnanlage, die nach dem Zweiten Weltkrieg und nach den Olympischen Spielen im Nordosten Schwabings entstand.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…us-der-er-jahre-1.4044419



    Es ist tatsächlich eines der wenigen Gebäude des Brutalismus, die mir zusagen.

  • Das sind doch mal tolle Nachrichten!


    Mir gefällt dieses Ensemble sehr, vor allem die Maisonettewohnungen im niedrigeren Gebäude sind sehr spannend! Jetzt fehlen für meinen Geschmack nur noch die Zwillinge Herkules und Apoll am Petuellring, das "Tantris Hochhaus" und der Fuchsbau und mein 70er Jahre Herz währe beruhigt.
    Bei vielen Gebäuden aus dieser Zeit würde übrigens eine intensive Fassadenreinigung durchaus helfen um sie freundlicher und weniger heruntergekommen wirken zu lassen.


    Deshalb bin ich froh, dass mittlerweile auch neuere Gebäude beim Denkmalschutz beachtung finden. Man muss nicht alles erhalten, aber ein paar gute und ausgefallene Beispiele aus dieser Zeit sollten auf jeden Fall geschützt werden, bevor sie der Abrissbirne ins Gesicht sehen müssen.

  • Farbiges München nach dem 2. Weltkrieg:

    Anlässlich des neu erschienenen Bildbands "München farbig: 1948 - 1965", der zahlreiche seltene Farbaufnahmen überwiegend amerikanischer Soldaten und Touristen festhält, stellt die


    Architekturgalerie, Türkenstraße 30, von 16.08 bis 16.09.2018 einige Bilder daraus vor. Der Eintritt ist frei.


    https://www.immobilienreport.d…chen-farbig-1948-1960.php



    Hier einige Fotografien meines Ausstellungsbesuchs:


    Luftbild der zerstörten Altstadt:



    Der Wiederaufbau St. Michaels beginnt (Aufnahme von 1948):



    Die Theatinerstraße zum 800. Stadtgründungsfest 1958: Damals noch eine Stadtautobahn:



    Ebenso der Marien(park-)platz um 1950: Dort wo heute das Kaufhaus Beck steht, befand sich das "Cafe Atlantik":



    Freier Blick vom heutigen Kaufhof auf St. Peter, die Südseite des Marienplatzes fast vollständig zerstört. Rechts im Bild der wunderbare Vorgängerbau des Kaufhofs. Leider nachträglich abgerissen:



    Am Rindermarkt: Der Durchstich zum Oberanger fehlt 1952 noch:



    Und auf dem Bild von 1957 ist er dann vorhanden:



    Die Alte Akademie beim Wiederaufbau.
    Zunächst sollte der Vorsprung entfernt werden, um die Straße verbreitern zu können, schließlich wurde mit den Arkaden ein Kompromiss gefunden. Heute stehen diese bekanntlich wieder zur Diskussion:



    Das völlig zerstörte Hotel Bayerischer Hof:



    Der Stachus: Schon damals Europas verkehrsreichster Platz - und ungleich toxischer als heute:



    Die Sonnenstraße 1952:



    Das Isartor 1954: 45.000 KFZ sind auf Münchens Straßen damals unterwegs - 20 % kommen pro Jahr hinzu:



    Auch die Residenzstraße war 1954 noch zur Stadtautobahn verkommen, von der Residenz blieben von 23.000 Qm nur 50 Qm Dachfläche intakt, der Wiederaufbau ist in vollem Gange:



    Die Bayerische Staatsoper um 1950: Zunächst behauptete ein Architekt, die Bevölkerung hätte kein großes Interesse an einem Wiederaufbau, ein moderner Neubau solle her. Der SZ ist es zu verdanken, dass 1957 innerhalb eines Monats 200.000 Bürger an einer Unterschriftenaktion für den Wiederaufbau teilnahmen und damit eine hässliche Oper im Nachkriegsstil, wie sie heute so oft in Deutschland stehen, verhinderten. 1963 war nach fünfjähriger Bauzeit Wiedereröffnung.



    Vom Bayerischen Armeemuseum ist nur der Kuppelbau übrig geblieben, heute befindet sich in diesem und den modernen Anbauten die Bayerische Staatskanzlei. Die Straßenbahn fährt heute nicht mehr.



    Seit eh und je verkauft BMW im Lenbach-Pavilion seine Fahrzeuge:



    Nochmal der Vorgängerbau des Kaufhofs am Marienplatz:



    Links im Bild das wunderbare Eckhaus, das trotz überstandener Kriegswirren zu Gunsten eines platten Nachkriegsbaus abgerissen wurde:



    Flughafen Riem 1955:



    Ein Autounfall mit großem öffentlichen Interesse :):



    Spiel des TSV 1860 im Grünwalder 1965 gegen den VfB Stuttgart. Das Spiel endete 0:0, im gleichen Jahr wurde der TSV Deutscher Meister:



    Das noch unvollständige Siegestor:



    Im Hintergrund die 72 Meter hohe Kuppel des Verkehrsministeriums. Heute befindet sich an dessen Stelle das Hochhaus des Bayerischen Rundfunks:



    HBF auf Höhe des Starnberger Flügelbahnhofs:



    Neubau der heute denkmalgeschützten Gleishalle:



    Zum Bahnhofsplatz sind noch Teile des alten Bürklein Bahnhofs erhalten, links im Bild ist bereits der Neubau am entstehen. Demnächst wird auch dieser wieder abgerissen:



    Läden wie in einer Goldgräberstadt - die Bayerstraße in den 50ern:



    Die Südseite des HBFs, rechts unten das US Ticket Office:


  • Danke für das Abfotografieren dieser Aufnahmen, auch wenn das meiste allein die Altstadt betrifft. Immer wieder interessant finde ich auch die Straßenszenen und die Verkehrsdynamik der damaligen Zeit. Auf dieser Aufnahme der Arnulfstraße sieht man rechts oben im Bild, dass diese hier offenbar durch Torbögen geführt wurde und überbaut war. Weiß jemand, was es damit auf sich hatte?

  • Immer wieder spannend diese Rückblicke in vergangene Jahrzehnte^^


    Die Luft ist heute aber garantiert viel besser, trotz 30% mehr Autos auf den Straßen :D


    Auch interessant: Laternen etc. sehen heute noch genauso aus wie vor 40 Jahren... Wäre es nicht an der Zeit und im Zuge des Wechsels auf LED-Technik nicht angebracht, zeitgenössischere Laternen aufzustellen? Klar "never change a running system" und unnötige Kosten und so, aber das würde dem Stadtbild garantiert ein frischeres Aussehen verschaffen denke ich.


    Deutsche Städte wirken ja doch etwas angestaubt für meinen Geschmack, dabei sind wir meist ja nicht soooo unmodern (Shanghai, Singapur und Tokio mal ausgenommen), es sieht nur oft aus als wäre die letzten 40 Jahre nichts mehr passiert :D