Chemnitzer Industriedenkmale: Bestand, Nutzung und Zukunft

  • Toll ist die Halle auf jeden Fall und absolut sehenswert, ein Bild davon habe ich allerdings auch nicht...:nono:



    ABER! Einmalig ist das Ding nicht - ich kenne zumindest noch eine weitere höchst spektakuläre Holzhalle in Chemnitz - samt hölzerner (!) Kranbahn. :daumen:


    Aber wie das eben so ist mit den genutzten Objekten: Da kennt man sich manchmal schlechter aus als in den Brachen. :lach:

  • Bei den Wanderer-Werken scheint die Stadt jetzt durchgreifen zu wollen. Laut Tag24 läuft die Frist für Sicherungsauflagen bis 31. Mai, dann würden Zwangsgelder von 30.000 Euro erhoben. Nach einer weiteren Frist würde dann die Stadt die Arbeiten in Ersatzvornahme durchführen.

  • Wieviele kleine Gewerbeneubauten auf der grünen Wiese könnte man sparen, wenn man die riesigen Bauten der Wanderer-Werke attraktiv sanieren und zu einem Firmenpark mit Büro-, Produktions-, Lagerflächen etc. machen würde. In der Stadt, direkt neben der Messe, beste Verkehrsanbindung mit Bahnhaltepunkt und nah an der Autobahn..

    3 Mal editiert, zuletzt von waldkauz ()

  • waldkauz:


    Wahrscheinlich leider gar nicht so viele, wie man erstmal vermuten würde...


    So ein Objekt könnte man bestenfalls mit wirklich großen Firmen besetzen. Kürzlich wurde ja berichtet, dass Thyssenkrupp ein neues Werk in Röhrsdorf errichtet - mit viel Engagement und Unterstützung wäre so eine Immobilie vielleicht auch für so ein Vorhaben sinnvoll nutzbar.


    Das Problem an mehrgeschossigen Fabrikbauten ist eben die sehr aufwendige Infrastruktur die man aufbauen muss. Hinzu kommt, dass die alten Zuwegungen für heutige Produktions- / Lieferbedingungen einfach nicht geschaffen sind und sehr schwer umzumodeln sind.


    Es ist sicherlich nicht unmöglich, aber es gehört viel Engagement, Überzeugungsarbeit und Unterstützung dazu - und ich sehe da in Chemnitz einfach keinerlei Bemühungen, weder von der Stadtverwaltung noch von der CWE - und genau die könnten solche Prozesse auch vernünftig steuern.


    Sinnvoll ist auf jeden Fall die Sicherung solcher Industriebrachen, denn niemand weiß wie sich die Zukunft so entwickelt und wie der Bedarf in zehn Jahren sein wird. Sind die Objekte zu stark verfallen, ist ein Wiederaufbau extrem schwierig, besonders bei den alten Betonkonstruktionen. So gesehen ist ein dichtes Dach und geschlossene Fenster / Türen sowie regelmäßige Objektkontrolle eine Mindestvoraussetzung um solche Gebäude in Zukunft überhaupt wieder beleben zu können. Ich habe auch nix gegen eine niederschwellige Nutzung als Lagerräume oder dergleichen - denn Nutzung ist natürlich der beste Schutz.


    Meine Zukunftsprognose ist, dass wieder sehr viel mehr Produktion bei uns im Land stattfinden wird. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es noch lange gut gehen wird, die Produktion in andere Länder auszulagern - und allerspätestens dann werden auch solche Gebäude wieder eine adäquate Nutzung finden.


    Es bleibt spannend...:)

  • Für den Eigentümer der Wanderer-Werke wurden 15.000 Euro Zwangsgeld verhängt, weil dieser der Auflage, das Dach zu sanieren, nicht nachgekommen ist (Tag24). Erfolgt das nicht bis 8. Juli, folgen weitere 17.000 Euro. 15.000 Euro drohen, wenn die Fenster nicht bis 31. Mai in Ordnung gebracht werden. Viellicht ist das sogar eine Möglichkeit, eine Zwangsversteigerung in die Wege zu leiten, ich bin mir nur nicht sicher, ob das auch möglich, falls ein Zwangsgeld nicht beglichen wird.

  • Der früher als Musikschule genutzte Industriebau an der Zwickauer Straße sorgte am Sonntag für einen Feuerwehreinsatz, da Fassadenteile auf die Straße fielen. Laut tag24 möchte Eigentümer Fasa AG das Gebäude nun sichern. Zum Verkauf angeboten hat man es bereits seit einiger Zeit.

  • Neue Fenster für die Wanderer-Werke

    Offenbar macht die Stadt jetzt Druck auf den Eigentümer der Wanderer-Werke. Wie Tag24 berichtet, wurden Auflagen (ich vermute in Form eines Instandsetzungsgebotes) durchgesetzt. Es wird berichtet, dass teilweise neue Fenster eingesetzt und das Dach partiell ausgebessert wird. Immerhin schon ein erster Schritt.

  • Die Freie Presse vermeldete gestern Informationen zum weiteren Umgang mit dem Bahnviadukt: https://www.freiepresse.de/che…tz-werden-artikel10546495 (hinter der Bezahlschranke).


    Demnach sollen die Arbeiten bis 2025 weitgehend abgeschlossen sein, sodass das Viadukt zum Kulturhauptstadt-Jahr auch fertig sein könnte. Die genaue Dauer hängt aber laut Planern von den Einwänden im Planänderungsverfahren ab. Planänderungsverfahren deswegen, weil das Viadukt ja ursprünglich komplett ersetzt werden sollte. Geringfügige Änderungen soll es an der Konstruktion selbst geben.


    Die spätere Farbgebung des Viadukts soll dem des Blauen Wunders in DD entsprechen. Laut Artikel geht das auf die ursprüngliche Farbgebung der Königlich Sächsischen Brücken und damit auch auf das Viadukt in Chemnitz zurück. Das Geländer oben am Viadukt kann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erhalten werden, da Geländer an Bahnbrücken nicht zulässig sind. Da es sich hier allerdings um eine Sanierung und nicht um einen Neubau handelt, kann ich das aber nicht ganz glauben.


    Infos gibts auch zu den Flächen unterhalb der Brücke. Die Flächen gehören wohl der DB und sollen künftig freibleiben. Inwieweit dadurch - wie hier im Forum schonmal angesprochen - anliegende Gewerbe entschädigt werden müssen, steht nicht im Artikel. Sollten die Flächen allerdings wirklich der Bahn gehören und nur verpachtet (meine Annahme) sein, so sollte ein Rückbau der Gewerbebauten eigentlich kein größeres Problem darstellen, sofern die Pachtverträge bis 2025 denn aufgekündigt werden können.

  • Tag24 berichtet heute über eine mögliche Nachnutzung der Wanderer-Werke. Laut Artikel habe der Eigentümer ein Berliner Architektenbüro beauftragt, sich Gedanken zum Objekt zu machen. Im Artikel wird unter anderem beschrieben, wie der vordere Teil in Richtung Zwickauer Str. in Form von Loft-Wohnungen genutzt werden kann. Für die rückwertigen Räume wäre demnach eine Mischnutzung aus Wirtschaft, Forschung und Kreativität möglich. Die Maschinenhalle könne für Events und Veranstaltungen dienen. Einen möglichen Interessenten soll es auch schon geben.


    War gestern jemand zum Tag des offenen Denkmals im Gebäude? Ich bin leider aktuell nicht in Chemnitz, sonst wäre ich da gewesen.

  • Heute habe ich im Vorbeifahren gesehen, dass an dem Industriedenkmal Neefestraße 119 ein Bauzaun stand, auch die Durchführung kleinerer Arbeiten war offensichtlich. Es wäre wirklich toll, wenn an dieser stadtbildprägenden Lage etwas passiert, das Gebäude wäre schon lange mein Wunschkandidat Nummer eins für eine Sanierung und neue Nutzungsperspektive gewesen. Aber selbst eine Sicherung wäre schon schön.


    Ein Bild von 2014:

    1024px-Neefestra%C3%9Fe_119.JPG

    Eigenes Bild

  • Stadtbild Chemnitz schreibt auf seiner Facebook-Seite, dass in dem Gebäude Eigentumswohnungen entstehen sollen. Der Komplex war früher das Verwaltungsgebäude der Böhme Fettchemie GmbH.

  • ^ Tolle Neuigkeiten! In der Lage hätte ich eine so baldige Sanierung des Gebäudes und eine Wohn-Nutzung nicht vermutet.
    Weiß man auch schon, was mit der großen Freifläche hinter dem Gebäude passieren soll?

  • Tag24 bietet verwertbare Informationen zum Bauvorhaben im früheren Verwaltungsgebäude der Fettchemie (Tag24 mit vielen historischen Bildern und einer Visualisierung, Freie Presse). 63 Mietwohnungen sollen im Hauptgebäude entstehen (Investitionsumme allein dafür 18 Millionen Euro), sechs weitere in der ehemaligen Fabrikantenvilla südwestlich davon. Geplant sind vor allem Drei- und Vierzimmerwohnungen mit Fußbodenheizung und Schallschutzfenstern zur Straßenseite. Zur Gartenseite hin bekommt jede Wohnung einen knapp 17 Quadratmeter großen Balkon, von wo man dann den Blick auf den originalgetreu wiederhergestellten Garten genießen kann. Die fünf Treppenhäuser werden mit Fahrstühlen ausgestattet. Verantwortlich ist die Dresdner Projektentwicklungsgesellschaft Jacob Grundbesitz GmbH. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Trotz der umfangreichen Arbeiten im denkmalgeschützten Bestand soll die Kaltmiete nur 7,50 Euro betragen.


    In der mittlerweile zugänglichen sächsischen Denkmalliste kann man sogar nachlesen, dass es in dem Verwaltungsgebäude einen Paternoster gibt. Der wird der Sanierung leider garantiert zum Opfer fallen, weil die Vorschriften den Betrieb mittlerweile nahezu unmöglich machen. Ich kenne das aus einem Fabrikgebäude in meinem Umfeld, wo der Paternoster jahrelang die Attraktion schlechthin für Besucher aus aller Welt war, jetzt aber abgerissen werden musste - und das in einem industriellen Umfeld mit Zugangsbeschränkung, nicht in einem Wohnhaus.

    Einmal editiert, zuletzt von lguenth1 ()

  • Tag24 hat am 08.02. über die Wanderer-Werke berichtet. Demnach gäbe es wohl Gespräche zwischen dem Berliner Eigentümer Falstaf und Edeka, dort im EG einen großen Supermarkt einzurichten. In den Etagen darüber waren Ateliers für Künstler/innen und Loft-Wohnungen geplant. Auch Audi ist angeblich für ein Science-Center im Gespräch. Ein Konzept mit dem ich sehr gut leben kann und das die Ecke dort sicher enorm aufwerten könnte.


    https://www.tag24.de/nachricht…zwickauer-strasse-1381581

  • ... neben den Plänen, die mir wirklich gut gefallen, ist die Bildmontage von tag24 mein Tageshighlight mit guten Chancen auf das Wochenhighlight. Danke, Photoshop Philipp!

  • Bei der "Visualisierung" habe ich herzlich lachen müssen. Aber ich finde es ist als Aufmacher für den Artikel schon ok ^.^

  • Hallo Zusammen,


    ich bin seit heute neu hier im Forum, verfolge die Postings aber schon seit geraumer Zeit und bin letztlich sehr interessiert an der Stadtentwicklung von Chemnitz.


    Die neuerliche Information zu den Planungen bzgl. der Wanderer Werke waren jetzt einfach das Momentum, um mich hier ebenfalls anzumelden.

    Und natürlich die gelungene Visualisierung nach höchsten Denkmalschutzkriterien. ;)


    Ich freue mich auf den Austausch!

  • Es ist zwar schön, dass man sich immerhin Gedanken zur Nutzung der Wanderer-Werke macht, aber bei mir überwiegt die Skepsis. Ich lasse mich natürlich gerne positiv überraschen, aber aus folgenden Gründen sollte man solche Meldungen nur mit sehr gebremster Euphorie betrachten:


    - Der im Artikel genannte Eigentümer Falstaf aus Berlin (=Falstaf Vermögensverwaltung Berlin) hat nicht einmal eine eigene Webseite und auch sonst im Internet wenig Spuren hinterlassen, schon jemals ein Projekt einer solchen Größenordnung (oder überhaupt irgendein Sanierungsprojekt) abgeschlossen zu haben. Wer etwas anderslautendes findet, kann das gerne teilen.


    - Was man findet, ist eine Meldung zu einem Schloss in Nidda, welches von Falstaf jahrelang ohne Aktivitäten gehalten und letztlich verkauft wurde (Link).


    - Für die Finanzierung einer so gigantischen Investitionssumme, wie sie hier in Chemnitz nötig würde, bräuchte es meines Erachtens ein Unternehmen mit nachgewiesenen Referenzen.


    - Vor allem halte ich aber eine große (Edeka)-Kaufhalle für einen sehr unwahrscheinlichen Ankermieter. Denn dafür braucht man eine ebenfalls große Zahl von Parkplätzen unmittelbar vorm Eingang, die auch noch ebenerdig erreichbar sein müssen. Beides ist bei den Wanderer-Werken nicht der Fall, siehe Luftbild und Foto. Edeka wird nicht investieren, wenn die Kunden ihre Einkaufswagen bergauf und bergab schieben müssen und keine ausreichende Anzahl von Parkplätzen geschaffen werden kann. Die dafür nötigen Abrisse im Denkmalbestand dürften weder wünschenswert noch (hoffentlich) genehmigungsfähig sein.


    1024px-Wanderer-Werke_Chemnitz.jpg

    Eigenes Bild

  • Ich hatte gestern auch schon etwas nach der Firma recherchiert und nichts wirklich Relevantes gefunden. Es gibt aber auch milliardenschwere Investoren, die man kaum wahrnimmt.


    Bezüglich der Parkplätze sehe ich nicht ganz so schwarz. Die Chemnitzer Idealsituation (aus Sicht der Supermarktbetreiber, weniger aus Sicht des Stadtbildes) - riesiges Parkfeld davor und unmittelbar dahinter die Supermarktbaracke - mag hier nicht gegeben sein aber es finden sich bei dem Geld, was sowieso in die Hand genommen werden muss, vielleicht auch andere Wege. In anderen Städten ist es ja Standard, dass es eben diese Luxussituation nicht gibt. Letztlich brauchen auch die anderen benannten Nutzungen teils immense Parkflächen. Mit Blick auf die Karte ist stadteinwärts z.B. der Autohändler, sehr nah ist auch die große Fläche der Arena (wenn auch über Gleise), bei der es vielleicht zumindest tagsüber Potential gibt und vielleicht kann man auch im oder unter dem Haus eine Parketage einrichten. Nun bin ich kein Fan von Enteignungen aber ob es gegenüber die Waschstraße und einige der flacheren Hääuser im unmittelbaren Umfeld dringend braucht, wenn das Gebiet neu gedacht wird, kann man zumindest auch diskutieren.

  • Über die Parkplatzsituation vor Ort habe ich auch nachgedacht, als ich den Artikel gelesen habe. Ich glaube aber, dass das Gebäude direkt links neben den Wandererwerken mit dem relativ kleinen Kopfbau - da wo mal die Leiche die gefunden wurde und das Dach der Maschinenhalle schon seit einigen Jahren eingebrochen ist - als Kompromisslösung abgerissen werden könnte. Dort könnte ein großer Parkplatz entstehen, komplett eben und mit Zugang zu einem möglichen Edeka im Erdgeschoss der Wanderer-Werke. Wenn man die Fläche mal über Raps nachmisst, ergibt sich eine Stellplatzfläche, wie sie bei Supermärkten/Discountern üblich ist. Zusätzlich könnte über den Parkplatz eine Zuwegung in den hinteren Teil des Geländes geschaffen werden, um diese Fläche ggf. auch zu Verdichten bzw. den groben rückwärtigen Gebäudeteil für eine Wohnnutzung attraktiver zu machen.


    Um das Gebäude links der Wanderer-Werke und die Maschinenhalle wäre es selbstverständlich sehr schade. Aber ich glaube Kompromisse sind bei einem derartigen Projekt einfach notwendig...