LE: Landesmesse Stuttgart (in Erw.)

  • Messeinformationszentrum (MIZ)

    StZ vom 26.07.05:
    Gestern wurde Info-Zentrum der Landesmesse eröffnet (Flughafenstr.). Im dreistöckigen Container Modell, PR-Video, Panoramablick über die derzeit größte Baustelle Dlands.
    Auch kleiner Ableger in Terminal 3 des Flughafens Stuttgart.


    Mehr Infos:
    http://www.landesmesse.de/index_d.html

  • Untersuchungsausschuss wegen Messeumzug nach Stuttgart

    Wegen der Abwanderung der Messe Sinsheim nach Stuttgart haben die baden-württembergische SPD und die Grünen einen Untersuchungsausschuss des Landtags beantragt. Beide Fraktionen beschlossen am Dienstag, das Gremium am (morgigen) Mittwoch einzusetzen.
    Quelle:http://de.news.yahoo.com/050726/12/4mlb6.html

  • Zitat von Wagahai

    Wegen der Abwanderung der Messe Sinsheim nach Stuttgart haben die baden-württembergische SPD und die Grünen einen Untersuchungsausschuss des Landtags beantragt. Beide Fraktionen beschlossen am Dienstag, das Gremium am (morgigen) Mittwoch einzusetzen.

    Letztendlich ist das eine Farce. Alle Fraktionen in Landtag haben diese politische Gestaltungswut bisher mitgetragen. Uneinigkeit besteht nur darin, welche Partei sie geschickter betreiben könnte. Keiner stellt dabei in Frage, dass es Aufgabe der Politik ist diesen Gestaltungswillen auszuüben. Wir wären besser bedient, wenn eine politische Kraft beschließen würde davon Abschied zu nehmen. Der Untersuchungsausschuss wird nur die erfolglose Subventionierung anmahnen, die Subventionierung an sich jedoch nicht. Schließlich möchte auch die SPD dieses Gestaltungsinstrument für sich gerne erhalten wissen.

  • Andererseits: Wer hat sonst den finanziell unterlegten Gestaltungswillen, Messen zu bauen und zu betreiben?


    Wäre es ohne die Politik zum Beispiel zur Neuen Landesmesse gekommen, deren Erfolg und Bedeutung ich nach wie vor für die Region erwarte?


    Es hätte sich ja ein Investor anbieten können, die Messe zu bauen, so wie es inzwischen bei Flughäfen und bald bei Autobahnen geschieht.

  • Zitat von Max BGF

    Es hätte sich ja ein Investor anbieten können, die Messe zu bauen

    Genau wenn das geschieht, funktioniert die Marktwirtschaft. Statt dessen ist es die Politik, die die Entwicklung vorgibt. So macht sie das mit ihren Steuermitteln im Rücken, was man in der DDR per Dekret steuerte. Es handelt sich um "kapitalgesteuerte Planwirtschaft", und Planwirtschaft ist noch nie gut gegangen.

  • Immerhin gibt es private Messebetreiber ;)


    Alf, ich denke so eine große Messe ist ein Riesenrisiko, noch dazu mit sehr begrenzten Profitaussichten. Wenn Gewinn, dann schwach positiv. Der Verlust hingegen kann schnell groß werden, wenn z.B. eine Großmesse abwandert. Anders als bei anderen Infrastrukturen wie Flughäfen oder Straßen ist ein Messestandort weniger sicher, weil das vorhandene Einzugsgebiet nicht unbedingt die Messe besuchen muß. Verkehrsinfrastrukturen sind schwieriger zu umgehen und nötiger.


    Deshalb sind wohl alle großen Messestandorte irgendwie öffentlich.
    Und das macht Sinn, weil ein Privater von den Nebeneffekten wenig hat, also wenn bspw. die Hotelauslastung der Region steigt, die Region im Gespräch ist, Gewerbestandorte in Messenähe erschlossen werden, die von innen und außen wahrgenommene Standortqualität der Region allgemein steigt usw. Die Öffentlichkeit jedoch hat genau davon was. Es sind positive externe Effekte der Messe, gewichtige Gründe, die für staatliche Förderung sprechen, weil sie einem normalerweise besser wirtschaftenden privaten nicht aufgebürdet werden können. Wir hatten das schon mal.

  • Max, mit der selben Begründung kann ich staatliche Zuschüsse fordern, wenn ich eine Pizzeria aufmache. Durch Mietzahlung an den Hauseigentümer ermögliche ich seinen Lebensunterhalt, Servierkräfte als Aushilfen erhöhen durch die Einkünfte ihre Kaufkraft und kurbeln die Binnennachfrage an und die Putzfrau könnte ohne meine Zahlungen nicht die Raten für ihr Auto bezahlen, wovon der Autohändler ein Block weiter dauerhaft profitiert, weil sie dort auch die Inspektionstermine wahrnimmt. Für die Grundversorgung ist meine Pizzeria eine wichtige Einrichtung, weil mein Mittagstisch-Angebot von den Angestellte in einem nahe gelegenen Bürohaus als Kantinenersatz genutzt wird.
    Meiner Wichtigkeit so bewusst, erwarte ich natürlich, dass mindestens 15% meiner Investitionskosten von der öffentlichen Hand auf mein Konto überwiesen werden. :)


    Der Staat der über seine verschuldeten Haushalte klagt, dürfte gar nicht die finanziellen Mittel haben hier das Füllhorn auszuschütten. Tatsächlich reserviert er sich auch in der größten Notlage die Mittel dazu. Man sollte sämtliche Subventionen verbieten und dafür die Steuern senken. Die Messen müssten die Standmieten erhöhen, einige müssten auch schließen, aber die, die übrig bleiben, sind überraschenderweise auf einmal eigenständige überlebensfähige Unternehmen. Der Radikalschnitt Subventionen weg und Steuern runter ist übrigens keine Phantasterei. So hat das einst hoch verschuldete Neuseeland die Kurve gekriegt und sich in eine Wirtschaftswunderland verwandelt. Statt dessen wagen sich unsere Politiker nur an etwas wie die Pendlerpauschale, die überhaupt keine Subvention ist.


    Man hat den Eindruck, ein Politiker, der nicht mehr die Möglichkeit hat der Wirtschaft das Geld des Steuerzahlers hinterherzutragen, in Apathie verfällt, weil er den Sinn seines Daseins verloren glaubt.


    Man muss aber dazu sagen, dass der Messebereich nur ein kleiner Teil ist, wo das "Größte Missverständnis der sozialen Marktwirtschaft" praktiziert wird. Es gibt aber nur wenige Gebiete, wo es so offensichtlich zu Tage tritt.

  • Alf, solche indirekten Wirkungsketten kann man natürlich fast beliebig in positive und negative Richtung bei so ziemlich allem aufstellen, was irgendwo unternommen wird. Im Grunde ist es so gesehen schon mal falsch, Einkommen, also meist Arbeit, zu besteuern, man müßte Nichtstun, also Arbeitslosigkeit, staatlich verteuern. Nur ist das wenig pragmatisch, da wo nichts ist, noch weniger zu holen ist ;)


    Und einem genauen Vergleich mit dem Messewesen hält das Pizzabeispiel auch nicht stand. Denn es ist einfach so, daß sich nahezu in jedem Flecken ein funktionierendes privates Pizzageschäft ausgebildet hat. Es ist die Realität, genauso wie sich für große Messen gerade kein einziger privater Investor findet.


    Übrigens interessant zu sehen, wie die öff. Hand inzwischen private Flughafeninvestoren mühsam zurückhalten muß, Beispiel Lahr. Allerdings steht dort die Infrastruktur schon größtenteils, es geht den Privaten also eher um Betrieb - gerade ohne Investitionen tragen zu müssen.


    Grundsätzlich aber Zustimmung zum Thema Subventionen und politische Spendierhosen.

  • Zitat von Max BGF

    Alf, solche indirekten Wirkungsketten kann man natürlich fast beliebig in positive und negative Richtung bei so ziemlich allem aufstellen, was irgendwo unternommen wird.

    Max, so ist es, und es funktioniert so lange politische Entscheidungsträger dafür empfänglich sind, was aber eine gewisse Durschsetzungskraft des Förderungswilligen voraussetzt. Eine Pizzeria ist hier natürlich in der Realität eine Nummer zu klein, als Anschauungsobjekt aber ganz brauchbar, wie das Märchen von "Rotkäppchen und den bösen Wolf" in der Juristen-Ausbildung zum strafrechtlichen Verständnis herhalten muss. Hat der Wolf z.B. Nötigung, Freiheitsberaubung oder (Verteidigerversion:) Mundraub begangen?


    Würde ich mich mit meiner 15 %igen Förderung meiner Pizzeria durchsetzen, gäbe es kein "funktionierendes privates Pizzageschäft" mehr, zumindest ein vollständig eigenständiges. Denn es wäre mir im Konkurrenzkampf unterlegen, da es nicht meinen Kostenvorteil genießt. Mein Schreckenszenario, dass die Ortschaft, oder der Stadtteil in ein gastronomische Abseits gerät, wenn er ohne Pizzeria dasteht, hat den Gemeindetrat beeindruckt. Selbstverständlich hat er auch Parkuhren abgebaut an meiner Straße, um den Standortvorteil zu verbessern und weist die Politessen an lieber mehr wo anders Parksünder zu suchen. Schließlich könnte ein Kunde vor dem Pizzaessen noch zum Friseur gehen oder beim Bäcker einkaufen. Nun wollen natürlich andere Ortsteile oder Nachbargemeinden vermeiden, dass die Einkaufsströme sich auf meinen Ort konzentrieren. So werden dort Pizzeriagründungswillige ebenfalls mit 15%iger Investitionsbeihilfe willkommen geheißen. Fazit: Alle Kommunen erreichen wieder Gleichstand, nur ihre Kassen sind jetzt leerer.


    Es ist natürlich jetzt schwer auszusteigen. Denn die Gemeinde die zuerst mit der Förderung aufhört, riskiert ihren gewerblichen Pizzamagneten. Da ist natürlich auch bei der Messe nicht anders. Es müssten alle zurückschrauben. Es ist aber eher so, dass es einen offiziellen Teil der Beihilfen gibt, der sich auch an EU-Obergrenzen hält und einen inoffiziellen, der versucht die Möglichkeit zu schaffen die Investitionen anderer Städte noch zu übertrumpfen. Man kann der Neuen Messe nicht vorwerfen Subventionen in Anspruch zu nehmen (hat sie eine Wahl?). Man kann nur der Politik vorwerfen den Bürger zu täuschen, wie hoch die wirklich sind.

  • Sinn machen würde staatliches Engagement also häufig, aber dermassen totales Marktversagen wie bei Messen ist doch selten. Deshalb gibt es massenweise private Pizzerien und Bäcker und keine private Großmesse.

  • Zitat von Max BGF

    Sinn machen würde staatliches Engagement also häufig

    Der Staat zieht sich dort zurück, wo die Existenz eines Wirtschaftsbereich wichtiger ist als die Rendite (Post, Energie- und Wasserversorgung), engagiert sich aber dort, wo es zwar prestigeträchtig ist, man ihn aber letztendlich eigentlich gar nicht braucht. Die Landesstiftung ist so ein Geschwür daraus. Von dem EnBW-Verkauf genährt, kann man so am Parlament vorbei seinen eigenen Etat verwalten und über Millionenbeträge auch zur "wirtschaftlichen Belebung" frei verfügen.


    Unternehmen, die ihre Existenz nur staatlicher Bezuschussung verdanken, sind wie Kinder, denen man nie die Stützräder abgenommen hat. Sie lernen nie mehr Fahrrad ohne sie zu fahren.

  • Statisches

    Die als Wahrzeichen der Messe gedachten konkaven Dächer ruhen auf einer filigranen Stahlkonstruktion. Um die Erd-, Wasser- und Schneelast tragen zu können, werden sie ins Erdreich abgespannt. 4000 Anker von zwölf Metern Länge werden dazu ins Gestein getrieben und mit Spezialbeton fixiert. Zur Probe gesetzte Anker hatten bei einem Belastungstest wenige Tage nach dem Betonieren nachgegeben. Bei weiteren Tests nach einigen Wochen hielten die Anker jedoch ein Mehrfaches der geforderten Zuglast. Offenbar benötigte der Spezialbeton eine längere Abbindezeit.


    Quelle: http://www.szbz.de/ueberregional/stuttgart/Artikel143930.cfm

  • Was ich nach wie vor interessant finde: Obwohl es sich hier um die derzeit größte Baustelle Deutschlands handelt denkt das Fernsehn gar nicht erst daran darüber zu berichten. Woran liegt's? Mangelndes Medieninteresse an der Schwabenmetropole? Fernsehen (außer SWR) zu weit weg?


    @Jai C
    Massig Fotos und Panoramen aus verschiedenen Bauphasen gibts auf der offiziellen Seite der Neuen Messe:
    http://www.landesmesse.de/