Kreuzberg | Kleinere Projekte

  • Wow, das halte ich mal für eine wirklich gelungene Neuinterpretation der Berliner Altbautypologie!
    Deckenhöhen, Fensterformate, Proportionierung wie beim benachbarten Gründerzeitbau, aber keinerlei Anbiederung, sondern eine erfrischende grüne Wand als Fassadenschmuck.
    Davon sollten sich die ganzen gequetschten, ornamentierten Retrostyrobomber für "gehobene" Ansprüche mal eine Scheibe abschneiden.

  • Die Blockeckenschließung in der Reichenberger-/ Ecke Glogauer Straße [...] wird ein sehr gelungenes Stück Stadtreparatur mit Vertikalbeet.


    Gute Zusammenfassung der Stärken dieses gelungenen Projekts, Architektenkind.


    Insbesondere der Verzicht auf die ansonsten grassierende Geschossquetscherei und der passgenaue Anschluss an das rechte Nebengebäude sind wohltuend für's Auge.


    Das Vertikalbeet ist bestimmt gut für's sommerliche Mikroklima. (Ist so etwas aufwändig und teuer im Unterhalt?) Schön auch, dass es erst in der 1. Etage ansetzt, das erschwert Nagetieren das Einnisten bzw. Durchklettern bis unters Dach. ;)

  • Mich wundern auch die Deckenhöhen - beziehungsweise die Abwesenheit von "Geschossquetscherei". Ebenso überrascht, dass hier im Forum noch niemand über Gentrification geklagt hat. as dieses Haus in dieser Lage angeht. Hohe Decken - weniger Nutzfläche - höhere Preise pro QM... Erstaunlich, dass gerade die linken Bezirke hier noch nicht angesetzt haben. Mit dem Verbot von GästeWC hat es ja schon angefangen. Irgendwann kommt man bestimmt noch auf den grössten Treiber: Deckenhöhen. Nicht umsonst wollten uns die Bauhaus-Verfechter in Wohnungen mit knapp über 2 Meter Deckenhöhe verfrachten.

  • ^ Für niedrigere Deckenhöhen entscheiden sich heutzutage Investoren, die möglichst viel Nutzfläche in ein Haus packen wollen, um ihre Investition optimal verwerten zu können. Nehmen wir pars pro toto das Cantianeck in der Schönhauser Allee - eine Oberklasse-Wohnanlage mit hoher Gentrifizierungswirkung, aber mit den heute üblichen fünf Geschossen unter der Traufe. (In der Nachkriegszeit wurden niedrige Decken dagegen gebaut, weil schnell viele Wohnungen gebraucht wurden, um die Leute von der Straße zu kriegen.)


    Mit Bauhaus-Architektur oder ideologisch verbohrten Bezirksverwaltungen hat das nicht das Geringste zu tun. Aber darum geht es in so einem Beitrag auch nicht - sein einziger Zweck besteht darin, sich und andere in seinem Feindbild zu bestärken. Auch wenn die Argumente nicht einmal ansatzweise plausibel sind.


    Dass sich die Bauherren in der Reichenberger für die Gründerzeit-Geschosshöhe entschieden haben, deute ich wie folgt: Vermutlich handelt es sich nicht um institutionelle Investoren, die auf Kennzahlen schauen müssen, sondern um Hausbesitzer, die mit der Architektur großzügig sein können, weil es ihnen nicht vordringlich um die Rendite gehen muss. Hier wurde auf Geld verzichtet, um Schönes zu ermöglichen. Vielen Dank!

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  • Dass sich die Bauherren in der Reichenberger für die Gründerzeit-Geschosshöhe entschieden haben, deute ich wie folgt: Vermutlich handelt es sich nicht um instutiutionelle Investoren, die auf Kennzahlen schauen müssen, sondern um Hausbesitzer, die mit der Architektur großzügig sein können, weil es ihnen nicht vordringlich um die Rendite gehen muss. Hier wurde auf Geld verzichtet, um Schönes zu ermöglichen. Vielen Dank!


    Hier wurde schlichtweg der Neubauteil in das Bestandsgbeäude integriert - ein Anbau sozusagen. Mir sind die Grundrisse nicht bekannt, aber es ist möglich, dass es Durchbrüche vom Alt- zum Neubau gibt.

  • ^ Davon gehe ich auch aus, aber das wäre ja nicht unbedingt nötig gewesen. Die Grundfläche des Neubaus hätte ja ausgereicht, um dort ein oder zwei Wohnungen pro Etage unterzubringen, ohne die Bestandsbauten mit einzubeziehen. Aber so ist es natürlich besser.

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    Da ja auch die angrenzenden Altbauten grundlegend modernisiert wurden dürfte es bei gleichen Geschosshöhen wesentlich einfacher sein zentrale Versorgungsleitungen zu verlegen. Wie dem auch sei, auch ich finde das hier super gelöst.

  • The Yard

    Zuletzt hier


    Leider ist man immer noch nicht fertig. Ecke Neuendorfer/Alexandrinenstraße:



    Alexandrinenstraße. Hier kann man zumindest schon erahnen, wohin es von der Gestaltung her gehen soll:



    Ansonsten dominieren überall noch die Gerüste:



    Auch an der Neuendorfer Straße:


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    sieht der Teil vom Wohnhaus an der Alexandrinenstr. merkwürdig verzerrt aus, da bin ich ja gespannt, wie dass wirkt.
    Das Hotel wird fies,nicht weit vom Plattenbau entfernt.

  • ^ Genau meine Meinung. Das Wort "Klotz" schoss mir auch gleich durch den Kopf. Man schaue sich nur an, wie gequetscht Erdgeschoss und 1. OG wirken. Ich frage mich immer, wer sowas in Auftrag gibt. Dabei wurde die richtige Art und Weise, ein Eckgrundstück zwischen zwei Gründerzeitlern zu bebauen, nur ein paar Blöcke weiter kürzlich mustergültig vorgemacht.

  • Schließe mich den Kritiken an. Ich frage mich warum man hier komplett auf eine Betonung der Straßenecke verzichtet. Die große weiße Putzfläche erinnert fast schon an eine Brandwand. Das Erdgeschoss wirkt übelst gedrungen und die graue Farbe...wann stirbt dieser Trend endlich mal aus?

  • Dieser gedrungene, klobige, renditeoptimierte Brachialklotz ist schon eine ziemliche Zumutung. Man müsste sich mal vorstellen, wie Straßenzüge aussehen würden, die aus einer Aneinanderreihung solcher Klötze bestehen. Würde sich auch nur ein einziger Mensch in einer solchen Straße wohlfühlen? Ein Sinnbild der Etagenquetschungsgeldgier von Investoren und der grau-weißen Phantasielosigkeit der heutigen Architektenschaft. Und das sage ich als jemand, der Lückenfüllung absolut will und befürwortet.


    Im Prenzlauer Berg wurde neulich ein fast baugleiches Monster fertiggestellt (Sredzki/Ecke Ryke): http://berlin.neubaukompass.de…r/objekt/7268/1-gross.png

  • Ein Sinnbild der Etagenquetschungsgeldgier von Investoren und der grau-weißen Phantasielosigkeit der heutigen Architektenschaft.


    Nicht zu vergessen die Politik die mit Entscheidungen und Vorgaben das Bauen in den letzten Jahren stark verteuert hat.

  • Also, ich finde den Bau gut. :)


    Er hat eine nüchterne, minimalistische Ästhetik und bildet einen schönen Kontrast zu den Altbauten.


    Erinnert mich an gute Nachkriegslückenfüllungen. Wo man also ein bißchen mehr Anspruch hat walten lassen. Der Bau hat angenehme Variationen und könnte vielleicht nur noch dadurch verbessert werden, daß man die große vertikale weiße Fläche in einem Grauton gestaltet hätte. Dann hätte der Bau noch mehr Klasse. :)


    Ist keine Provokation. Ich mag halt schönen Minimalismus. :)


    Der Bau hat allemal mehr Anspruch als so manche schnöde Lückenfüllung von heute oder auch aus Nachkriegsjahrzehnten.

  • Sehr positive Neuigkeiten kommen aus Kreuzberg: Heute wurde das Neue Kreuzberger Zentrum am Kottbusser Tor mit 295 Wohnungen und 90 Läden von den landeseigenen Gewobag erworben. Ursprünglich sollte das Gebäude an eine "Juwelus Investitions- und Beteiligungs GmbH" verkauft werden. Gegen diese Pläne wehrte sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit dem Baustadtrat Florian Schmidt mit allen Mitteln. Dank eines gemeinsamen Vorgehens von Bezirk und Senat konnte schließlich der Kauf durch die Gewobag durchgesetzt werden.


    Dank dieses Kaufs ist nun ein wichtiges Gebäude an einer strategischen Stelle der privaten Immobilienspekulation entzogen. Damit besteht die Chance, der Gentrifizierung zumindest hier etwas entgegenzusetzen.


    https://www.rbb-online.de/poli…-Kreuzberger-Zentrum.html

  • Ich kann es nicht so positiv finden. Hier wird sehr viel Steuergeld verpulvert um eine Gruppe zu versorgen. Der Kauf war überteuert und wurde aus politischen Erwägungen forciert. Nachhaltige Politik im hochverschuldeten Berlin sähe anders aus.


    Aber das wird Schule machen. Der Senat möchte massiv Wohnungen kaufen und deren Mieten drosseln. An Symbolpolitik ist man sehr interessiert. Nach meiner Einschätzung ist so eine Politik nicht im Interesse des Gemeinwohls. Sozialisten sehen das naturgemäß anders.