Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Jahnallee 14


    Kampf der Altmieter verloren und Kaputtsanierung der historischen Substanz laufen:


    So schön die Rettung der Altsubstanz ist, leider wird bei vielen Gebäuden ...
    - Dielenboden oder hochwertiges Parkett durch Bauträger-Standardparkett mit Fußbodenheizung ersetzt
    - Decken abgehängt (und teilweise der Stuck wieder drangeklebt, was unpassend wirkt)
    - Grundrisse radikal verändert und vorh. Stuck + histor. Türen "irgendwie" wieder reingebaut
    - Stuck komplett entfernt (da innen meist nichts außer dem Treppenhaus denkmalgeschützt)
    - historische Türen durch neue, nur historisch immitierende Standardlösungen ersetzt
    - Doppelfenster durch einfache ersetzt
    usw.
    Wer schon einmal einen Altbau in Leipzig oder anderswo betreten hat, der substanzbewahrend saniert wurde und einen, der von einem Bauträger auf Postkartenglanz bis ins kleinste Detail durchsaniert wurde, weiß was ich meine. Mit Denkmalschutz hat das meist wenig zu tun, außer an der Fassade und im Treppenhaus.

  • ^ Was soll das bringen, wenn du uns alle paar Monate immer das Gleiche aufzählst? Letztendlich ist jede Sanierung eine Abwägung von Denkmalschutz und modernen Wohnansprüchen, egal ob der Handwerker ein Fachwerkhaus für sich und seine Familie saniert oder der böse Großsanierer ein Gründerzeitgebäude für ortsfremde Kapitalanleger. Was mich viel mehr stört, ist, dass Altbauten, die es aus irgendwelchen Gründen nicht auf die Denkmalliste geschafft haben, von außen gnadenlos gedämmt werden.



    Bei der Kurt-Schumacher-Straße 43 frage ich mich inzwischen, ob die entstuckte Version nicht etwa schon dem Vorkriegszustand entsprochen hat und das Gebäude im Zuge der Neuen Sachlichkeit bereits in den 30er-Jahren angepasst worden ist. Zu DDR-Zeit hat man die Kriegsschäden ja eher notdürftig ausgebessert, weniger stilistisch komplett verändert. Dann wäre diese Sanierung, bei der die Stuckfassade von 1877 rekonstruiert wurde, gleich doppelt interessant. Vielleicht kommt ja wieder ein bauhistorischer Abriss von Rundling demnächst zur KSS 43.

  • ^
    Was soll das bringen, jedes Mal deine persönliche Abneigung mir gegenüber zur Schau zu stellen? Und alle, die halbwegs Liebe zum Detail haben und das mit moderen Ansprüchen verbinden, sanieren sicher nicht wie ein Bauträger, der möglichst viel Gewinn erwirtschaften will und nur den Denkmalschutz durchführt, wo er für die Käufer eine möglichst hohe Denkmal-AfA herausholt. Zwar sind die Sanierungen hochwertig und teuer, aber die Seele mancher Gebäude wird mit dieser glattgeleckten Sanierung eher zerstört als erhalten. Natürlich muss man über jedes gerettete Gebäude froh sein, wenn man die Zeit nach der Wende bedenkt, wo vieles kaum noch Zukunft hatte und ab ca. 2002 noch das Abrissprogramm Stadtumbau Ost einsetzte, was auch die LWB gut genutzt hat. Aber jetzt geht es zunehmend in Zweitsanierungen, so dass vom ursprünglichen Gebäude immer weniger "original" bleibt (obwohl es vorhanden war, im Gegensatz z.B. zu Rekos in Dresden oder Frankfurt!).
    Noch was: So eine Auflistung habe ich noch nie in der ausführlichen Form gemacht und hier passte es bestens, weil ich das Gebäude im Vorzustand von innen kenne und die Animationen und Baubeschreibungen bei MCM Invest (o.ä.) aus Magdeburg gesehen habe.


    By the way Dämmung: Leipzig ist immer noch hoher Standard, wenn ich mir dagegen manch Berliner Straßenzüge in Altbaugebieten ansehe, wo entstuckte Gebäude bei Sanierung so bleiben und niemand darüber nachdenkt, diesen wiederherzustellen. Was in L immer wieder vorkommt - siehe Pfaffendorfer Straße (GRK), KSS43 (s.o.), Tschaikowskistr. (GRK) uva.


    In diesem Sinne, goodbye 2018 ;)

  • Verglichen mit anderen Städten haben wir hier enormes Glück was die Qualität an Sanierungen anbelangt. Ich kann mich noch gut an eine Meldung Anfang der 2000er erinnern in der es hieß, dass die Stadt plant mind. 500 Gründerzeitgebäude abzureißen - zum Glück sind diese Zeiten des "Lichter Hain" und "Dunkler Wald" vorbei...


    Fertiggestellt - Klarastraße 33:


    vorher:
    https://www.google.de/maps/@51…zC6wIw!2e0!7i13312!8i6656


    Dieskau- Ecke Creuzigerstraße alt:


    neu:


    Könneritzstraße 101 alt:


    neu:

    Eigene Bilder

  • ^ Die GSS 119 wurde abgerissen und komplett neu gebaut - trotz Denkmalschutz. So sah das Gebäude vor 2016 aus. Naja, besser als eine Brache zu hinterlassen wie so oft an den großen Ausfallstraßen.



    Zitat von Altbaufan

    Und alle, die halbwegs Liebe zum Detail haben und das mit moderen Ansprüchen verbinden, sanieren sicher nicht wie ein Bauträger, der möglichst viel Gewinn erwirtschaften will und nur den Denkmalschutz durchführt, wo er für die Käufer eine möglichst hohe Denkmal-AfA herausholt.


    Als ob man immer so pauschalisieren könnte. Wir haben Freunde aus der Nähe von Kassel, die dort ein altes Fachwerkhaus von 1750 denkmalgerecht saniert haben, und es sich allein dadurch schon positiv von der Eternit-Wüstenei im Ort hervorhebt. Aber außer bei der Fassade, beim Dach sowie beim alten Treppenhaus haben sie die Räume nach ihren Vorstellungen verändert und auch neue Böden eingezogen etc. So what?


    Das ist jetzt sicher auch sehr pauschal ausgedrückt: Aber für den "kleinen Mann", der ein denkmalgeschütztes Haus bewohnt oder vermietet, stellt der Denkmalschutz doch reine Schikane dar bzw. wird oft überhaupt nicht ernst genommen, wenn Umbauten anstehen.

  • Fast auf den Tag genau vor 10 Jahren hat LE Mon.hist. uns auf eine Tour durch Lindenau mitgenommen. Heute kann man sagen, dass fast alle maroden und leer stehenden Gebäude, die in dieser Galerie gezeigt wurden, inzwischen saniert und bewohnt sind - oder gerade in Arbeit.


    Für das markante Eckgebäude Merseburger Straße 94 / Georg-Schwarz-Straße 1, hier im Bild, gab es vor zwei Monaten im MDR eine Sanierungsankündigung für diesen April. Eine Initiative gegen Verdrängung, steigende Mieten etc. möchte das Haus behutsam sanieren und die neuen Wohnräume günstig an einkommensschwächere Einwohner vermieten. Na, mal sehen, inwieweit diese Pläne aufgehen. Viel Erfolg!



    Weiter hinten in der Georg-Schwarz-Straße gibt es erstmal wieder bloß kaputtsanierte Massenware vom Großsanierer für naive Kapitalanleger aus Hintertüpfelhausen und Maintal-Bischofsheim. Kleiner Scherz! Aus dem gleichen Karree habe ich vorher dies und das und jenes gezeigt.



    Güntherstraße 14 und 16 sind äußerlich fertig.




    Güntherstraße 14 Vorzustand

    Foto: Stuck-Lowe.de




    Heute. Der Putz erscheint mir hier etwas unsauber gearbeitet.






    Güntherstraße 16 Vorzustand

    Foto: Stuck-Lowe.de




    Heute






    Güntherstraße 10 kann sich bisweilen noch erfolgreich der Sanierung entziehen.





    Hier kann man noch die Hinterlassenschaften der Altbewohner in den Fenstern bewundern.





    Weiter unten wird das Eckgebäude zur Zippererstraße für die Sanierung vorbereitet.

    Fotos: Cowboy




    Für das schöne Eckhaus William-Zipperer-Straße 67 hat es aus mir unerfindlichen Gründen nicht zum Denkmalstatus gereicht. Es wird momentan dick in Styropor eingepackt. Schlimm, schlimm...

  • Das Apostelhaus - seines Zeichens ältestes Gebäude Lindenaus - steht momentan ohne Dach in der Gegend rum (wobei auch sonst nicht mehr viel übrig zu sein scheint):


    So sah es vorher aus:


    Die Calvisiusstraße 22 ziert derweil ein Gerüst inkl. Schuttrutsche:


    Vorherbild:


    Der Merseburger Straße 102 hat man einen Anstrich und ein neues Dach spendiert.
    vorher:


    nachher:

    Eigene Bilder

  • Bin mir nicht sicher ob das Integrationshotel an der Philippuskirche hier schon komplett fertiggestellt gezeigt wurde - daher nochmal ein aktuelles Bild von der Front (über den Außenfahrstuhl an der Seite zum Kanal hatten wir ja schon debattiert):


    Beim Felsenkeller scheint nur noch der seitl. Eingangsbereich sowie der Zaun bzw. Aussenanlagen anzustehen:


    Aurelienstr. 66 alt:


    aktuell:

    Eigene Bilder

  • Wurzner- Ecke Zum Kleingartenpark alt:


    neu:


    Wurzner- Ecke Portitzer Straße alt:


    neu:


    Im Vorbeifahren gesehen, dass die Konradstraße 58 eingerüstet ist:

    Eigene Bilder


  • Bei der Kurt-Schumacher-Straße 43 frage ich mich inzwischen, ob die entstuckte Version nicht etwa schon dem Vorkriegszustand entsprochen hat und das Gebäude im Zuge der Neuen Sachlichkeit bereits in den 30er-Jahren angepasst worden ist. Zu DDR-Zeit hat man die Kriegsschäden ja eher notdürftig ausgebessert, weniger stilistisch komplett verändert. Dann wäre diese Sanierung, bei der die Stuckfassade von 1877 rekonstruiert wurde, gleich doppelt interessant. Vielleicht kommt ja wieder ein bauhistorischer Abriss von Rundling demnächst zur KSS 43.


    Das ist nicht zu befürchten... :D Im Gegensatz zu den umliegenden Hotels oder auch zum Bereich der Kreuzung mit der Berliner Str. hab ich dazu noch keine Bilder entdeckt. :(
    Die angesprochene Vorkriegsanpassung betraf z.B. auch das gegenüberliegende Hôtel du nord (dans le petit Paris):



    Das ehemalige Hotel Meinhardt am Listplatz war ja auch so ein Fall...



    Die Karli 58 wurde m.W. hier noch nicht formvollendet mit fertiggestelltem EG gezeigt:


    Dazu noch ein paar Anmerkungen. Die Fassade, insbesondere die "Rückseite" zur Kochstr. hin, wirkt im Vergleich zu den sonst üblichen Mietshäusern schon bissel ungewöhnlich...
    Die Erklärung dafür findet sich in der ursprünglichen Planung und Ausführung:



    Zunächst war die Spitze des Grundstücks zum Südplatz unbebaut und sollte als Garten für das eher villenartige Haus dienen.
    Hier die verschwundene Nordfassade zum Platz hin:



    Plan und Realität...




    ...erbaut 1874. Bereits 1883 gab es dann aber schon Pläne für die Bebauung des Gartengrundstücks, die dann zusammen mit den dafür notwendigen Umbauten an der Villa 1889 fertiggestellt wurden.


    Nun ist auch die Seite an der Kochstraße fertig:



    Die "Zugeständnisse an moderne Wohnansprüche" in Form der "Balkonanlagen, die sich in Dimensionierung und Stil der Fassadenansicht angleichen" empfinde ich dann aber doch als zu weitgehend.



    Ich bin Münchner, hab' jedoch zwei Mal in Leipzig gelebt und gearbeitet und die Stadt lieben gelernt. 2001 war ich Praktikant in einer städtischen Baubehörde und bekam mit wie damals noch unter den Vorzeichen der schrumpfenden Stadt Abriss und Durchbruch in Gründerzeitvierteln ganz hoch im Kurs standen. Mit all meiner bescheidenen Macht hatte ich mich dagegen gestemmt und dies auch artikuliert.


    Du wirst doch nicht etwa Kaffee über die Abrissgenehmigungen geschüttet haben!? :cool: :D


    (hast Du da nicht ein paar Insider-Informationen über die Hintergründe zu einigen der höchst fragwürdigen Zerstörungen von Baudenkmälern?)

  • Offenbar ist eine Sanierung der Kreuzstraße 16 (Ecke Scherlstraße) geplant. Es entstehen 7 ETW sowie eine Gewerbeeinheit. Ich tippe mal darauf, dass das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht.

  • Immovaria hat wieder ein neues Objekt auf der Seite (ganz nach unten scrollen). Es ist mit G1 beschriftet. Das Bild zeigt die derzeit unsanierte Grunertstraße 5. Für die (ebenfalls unsanierte) Grunertstraße 1 wurde im November 2018 eine Baugenehmigung erteilt. Ich nehme mal an, es wird eins von den beiden Projekten sein, zumal die Grunertstraße 1 auf dem Bild schon saniert zu sehen ist.


    Bei Immovaria ist allerdings die Zuordnung zwischen Bild und Projekt nicht immer gegeben. Die beiden anderen derzeit auf der Seite befindlichen Leipziger Projekte scheinen jedenfalls auch entweder nicht dort zu sein, wo sie laut Karte sein sollen oder das Bild passt nicht.

  • Sanierungsnachschub


    Zweitsanierung Arndtstraße 29 (Südvorstadt):


    Bei der Eisenacher Str. 62 in Gohlis tut sich ebenfalls etwas:


    An der Georg-Schumann-Straße 141 hängt mittlerweile ein Plakat von Saba-Bau:


    Eingerüstet und mitten in der Sanierung - Georg-Schumann-Straße 254:


    Nicht weit davon entfernt ist die Georg-Schumann-Straße 299 ebenfalls eingerüstet:

    Eigene Bilder

  • Lützner Straße 25 habe ich hier bereits vorgestellt. Für mich ist das Wohnhaus eines der schönsten aus der Epoche des Historismus in Leipzig - empfand ich auch schon vor der Sanierung so.


    Inzwischen nähert sich auch das EG der Fertigestellung.






    Bleibt zu hoffen, dass man ausreichend an den Schmierschutz gedacht hat. EG-Zonen in der Lützner Straße sehen für gewöhnlich so aus:

    Bilder: Cowboy