Jüdisches Gedenken in Berlin

  • Zwischen der Nordostradiale und der Ostachse kann ich beim besten Willen "weitestgehend identische" Trassenführung erkennen. Die Ostachse sollte südlich der Landsberger Allee verlaufen, die Bahn in Höhe des jetzigen S-Bahnhofes Poelchaustraße kreuzen, dann durch das jetzige Wohngebiet Hellersdorf führen und schließlich südöstlich von Hönow die Autobahn erreichen. Ich denke, diese Trassenführung ähnelt wirklich nicht der Trasse der Nordostradiale.

  • @Rheinhard Rupsch: Ich kenne diese Unterscheidung durchaus ;) Dennoch meinte ich in diesem Fall aber tatsächlich "Israelis" (also Menschen aus dem Staat Israel) wohlwissend, dass nicht alle praktizierende Juden sein und somit das religiös verstandene "jüdische Leben" in Berlin entscheidend neu prägen müssen. Letztlich ist beim Judentum aber mW ohnehin kaum trennscharf zwischen Ethnie, Kultur und Religion zu trennen, weshalb "jüdisches Leben" wohl eher etwas vage bleibt. Aber auch früher waren viele Juden ja recht stark assimiliert, ob sie jetzt wie zumeist auch die deutsche Staatsangehörigkeit hatten oder nicht. Trotzdem wird oft von dem verlorenen gegangenen jüdischen Leben in Berlin etc. gesprochen. Und daher bringt ein Zufluss von israelischen Menschen wohl auch eine gewisse Erneuerung dieses Phänomens. Die Synagogen sind ja mW traditionell auch keine reinen Bethäuser sondern zugleich so eine Art sozialer und kultureller Treffpunkt.


    Klarenbach: Danke für die Infos. Das finde ich äußerst interessant, zumal ich von der Auseinandersetzung der DDR mit den Juden bisher ein recht negatives Bild hatte (es wurde mir durch Berichte jedenfalls öfter so vermittelt).

  • jan85
    laut eines kürzlich gefällten Urteils des Obersten Gerichtshofs Israels dürfen sich seine Bewohner nicht Israelis nennen, sondern Juden.


    Eine Synagoge ist nicht nur ein Bethaus. Wie eine christliche Kirche ebenso. Es gibt ein Gemeindehaus, manchmal eine Thoraschule, da gibt es keine nennenswerten Unterschiede.

    3 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Diese Nordostradiale war so etwas wie das Lieblingskind der Ostberliner Verkehrsplaner. Allerdings konnte solch ein brisantes Projekt nicht ohne die Zustimmung der Staats- und Parteiführung beschlossen werden, und der Staatschef Erich Honecker sagte regelmäßig "Nein".


    Interessant. Vera Lengsfeld hat da offenbar andere Erinnerungen:
    http://www.achgut.com/dadgdx/i…n_der_universitaet_haifa/
    Aber vielleicht war ja Erich Honecker auch ein integraler Bestandteil der Bürgerrechtsbewegung...

  • [quote='Camondo','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=400490#post400490'] jan85
    laut eines kürzlich gefällten Urteils des Obersten Gerichtshofs Israels dürfen sich seine Bewohner nicht Israelis nennen, sondern Juden.


    Bist Du sicher, dass Du das richtig wiedergibst? Ich könnte mir vorstellen, dass Du dies meinst: "Nur jüdische Bewohner Israels dürfen sich Israelis nennen."
    Israel hat nämlich ein Rassismus-Problem und ich kann mir nicht vorstellen, dass die in Israel lebenden Araber sich Juden nennen wollen und dürfen.


    Wie also lautet dieses Urteil genau und welche Auswirkungen hat es voraussichtlich auf das Baugeschehen in Berlin?

  • @BerilnExCinere


    Ein sicher salomonisches Urteil.


    Siehe hier:
    http://www.scilogs.de/un-zugeh…israelische-nationalit-t/


    Auf das direkte Baugeschehen in Berlin hat es natürlich keinerlei Auswirkung nur darauf wie sich Jüdischsein auch in der „Diaspora“ definiert. Auch in Bezug wie jan85 Jüdischsein/Israel definert hat.
    Der Zuwuchs der Jüdischen Gemeinde in Berlin erfolgt im übrigen nicht durch Juden aus Israel sondern durch Juden aus den ehemaligen Republiken der Sowjetunion.

  • Danke für den Link. Klingt interessant, aber auch etwas abstrakt. Die wollen also die israelische statt der israelitischen Staatsbürgerschaft. Was da wohl dahinter steckt. Wir haben in D. ja auch so eine lustige Truppe, die sich als Reichsbürger bezeichnet. Vielleicht stellen die ein vergleichbares juristisches Problem dar.....


    Wie auch immer, hier noch zwei Bilder des Mahnmals aus einer ungewohnten Perspektive, nämlich von der Rheinland-pfälzischen Landesvertretung aus:


    http://wp1056445.server-he.de/archinet/DSCN4127.jpg


    http://wp1056445.server-he.de/archinet/DSCN4126.jpg


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    Bato

  • Zum Wiederaufbau der Synagoge Oranienburger Straße kann ich etwas beitragen. Das Verhältnis zwischen den jüdischen Gemeinden und der DDR-Regierung war - ähnlich wie in der Bundesrepublik - ein Politikum ersten Ranges. Die DDR-Regierung betrachtete die jüdischen Gemeinden als einen wichtigen Bündnispartner im Kampf gegen Rechtsradikalismus und Neofaschismus und war daher in besonderer Weise um gute Beziehungen zu den jüdischen Gemeinden bemüht. Auch deshalb war das Verhältnis der Regierung zu den jüdischen Gemeinden wesentlich besser als zu den christlichen Kirchen.


    Weil die SED wusste, dass die jüdischen Gemeinden aufgrund ihrer geringen Größe keine gesellschaftliche Konkurrenz darstellten. Dennoch halte ich es für übetrieben, der DDR ein "gutes" Verhältnis zu den jüd. Gemeinden oder dem Judentum generell zu unterstellen. Schließlich hing die DDR am Zipfel der Sowjets und die protegierten ganz klar den arabischen Nationalismus der auf die Beseitigung Israels abzielt(e). Die DDR unterstützte diese Vorgabe nicht zuletzt mit Rüstungsexporten. Der W50 gehörte praktisch zur Grundausrüstung arabischer Armeen.
    Nicht umsonst war es eine der ersten Handlungen der frei gewählten Volkskammer 1990, durch eine öffentliche Erklärung auch im Namen des sowj. besetzten Teil Deutschlands Verantwortung für den Holocaust zu übernehmen.
    Und Rechtsextremismus gab es in der DDR offiziell nicht wie hier man hier schon anmerkte. Es war für die ideologisch geschulten Gesellschaftswissenschaftler auch nicht möglich fest zu stellen, dass die Neigung vieler Jugendlicher zum Rechtsextremismus oder ganz allgemein zur Gewalttätigkeit, in der totalitären Gesellschaft alias real existierendem Sozialismus fußt. Die Erklärungen um die man sich bemühte, entbehren aus heutiger Sicht nicht einer gewissen Komik. Da heißt es dann bspw, die "jungen Genossen“ seien sehr verunsichert und benötigen „viel verständnisvolle Hilfe bei der klassenmäßigen Beurteilung der Ereignisse".
    Wie genau hätte man denn mit Hilfe der jüd. Gemeinden den Rechtsextremismus bekämpfen können? Bzw. sind diesbezüglich irgendwelche Aktivitäten oder Aktionen gegen Ende der 80er Jahre bekannt? Ich habe davon noch nichts gehört. Das wäre ja einem Eigenständnis des Scheiterns der eigenen Ideologie gleichgekommen.

  • Da kann ich ja noch anfügen, daß es in der Westzone ähnlich lief. Man wollte die arabische Welt nicht an die DDR verlieren und verzichtete daher auf eine Strafverfolgung der Olympia-72-Attentäter und Hintermänner. Das war teilweise richtig perfide. Man kooperierte richtiggehend mit den Hintermännern und handelte förmlich aus, daß keine weiteren Anschläge, ich glaube z.B. zur Fußball-WM 74, stattfinden sollten.


    Also ein erhebliches Maß an Doppelmoral in unserem demokratischen Bruderstaat.


    Dafür hat man immerhin Israel schon zu Straußens Zeiten als Verteidigungsminister viel Militärhilfe geleistet und weggesehen, als diverse Hilfsgelder aus Deutschland zur atomaren Aufrüstung verwendet wurden. :)


    Ganz nebenbei will ich, daß das Neue Gotteshaus der jüdischen Reformgemeinde in der Johannisstraße rekonstruiert wird, und hoffe, daß mein Beitrag nicht gelöscht wird.