Flughafen München


  • der richter hat übrigens nur nach gesetzeslage entschieden, ob durch den bau ein unvertretbarer schaden an der natur entsteht.


    Das ist mMn ein eleganter Vorwand des Gerichts um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und mit einer weißen Weste ein sehr umstrittenes Urteil zu sprechen.


    Ich stimme allerdings zu, dass der entstehende Naturschaden durch die Asphaltierung einer solchen Fläche in unserer heutigen Gesellschaft sicher nicht das entscheidente Argument dagegen sein kann, zumindest nicht wenn vernünftige und gewichtige Gründe für den Bau sprechen würden.

  • Es ist eigentlich ganz einfach: Der dritte Startbahn wird so oder so kommen, denn sie ist mehr als notwendig und alle Entscheidungsträger sind (mal offener, mal weniger offen) dafür.
    Die Stadt München wird also entweder dem Bau zustimmen. (Der Volksentscheid hat mitlerweile seine Gültigkeit verloren). Oder aber (und das ist wahrscheinlicher) die Stadt München verkauft ihre Anteile an den Freistaat um sich den Ärger "Radlerfraktion" zu ersparen.

  • Es soll ja auch noch Leute geben die daran glauben, dass die Erde eine Scheibe ist. Man soll asphaltierte Träume nicht zerstören, aber ohne einen bayernweiten Volksentscheid - mit positivem Ergebnis - wird sich ganz sicher niemand an einer völlig unnötigen dritten Startbahn politisch die Finger verbrennen. So stark ist die Lobby dahinter nämlich nicht und das zeigten auch eindrucksvoll die lächerlichen Argumente der Befürworter auf ihren Plakaten.


  • Der Wunsch nach mehr Realismus sollte dann bitte auch vorgelebt werden.


    Was bitte ist realistisch an Plakaten, die unterschwellig suggerieren, dass ohne die unnötige dritte Startbahn in München Arbeitsplätze verloren gehen oder der Status als "Weltstadt" wackelt?
    Das ist hochgradig lächerlich und das sage ich als jemand, der am prinzipiellen Nutzen des Flughafens keinerlei Zweifel hegt, auch wenn ich persönlich ihn nicht bräuchte.
    Ich wehre mich nur gegen einen Ausbau, der bisher nicht ansatzweise seriös begründet wurde. Die Plakate sind für mich der Beweis, dass es keinen tatsächlichen Bedarf gibt.
    Und so verplant wie manche Fluggesellschaften aus nichtigen Gründen die ihnen zugewiesenen Slots handhaben, da ließe sich auch ohne Asphaltierung noch vieles im Ablauf der Starts und Landungen wesentlich verbessern.

  • Ich habe die Plakate nicht gesehen. Daher fand ich die Bemerkung über irgendwelche Plakate, deren Inhalt hier kaum einer kennt, inhaltlich nicht gerade wertvoll.


    Was bitte ist realistisch an Plakaten, die unterschwellig suggerieren, dass ohne die unnötige dritte Startbahn in München Arbeitsplätze verloren gehen oder der Status als "Weltstadt" wackelt?
    Das ist hochgradig lächerlich und das sage ich als jemand, der am prinzipiellen Nutzen des Flughafens keinerlei Zweifel hegt, auch wenn ich persönlich ihn nicht bräuchte.
    Ich wehre mich nur gegen einen Ausbau, der bisher nicht ansatzweise seriös begründet wurde. Die Plakate sind für mich der Beweis, dass es keinen tatsächlichen Bedarf gibt.
    Und so verplant wie manche Fluggesellschaften aus nichtigen Gründen die ihnen zugewiesenen Slots handhaben, da ließe sich auch ohne Asphaltierung noch vieles im Ablauf der Starts und Landungen wesentlich verbessern.


    Ob Arbeitsplätze verloren gehen oder nicht ist nicht einfach zu beantworten. Hier zeigt die Erfahrung, das zur Verfügung gestellte Infrastruktur doch recht häufig zum Erfolg (mehr Arbeitsplätze) führt. Natürlich gab es auch Beispiele bei denen das nicht der Fall war, aber die bisherige Erfolgsgeschichte des Flughafens lässt hoffen, dass es eher nach oben als nach unten geht.
    Insofern ist die Aussage, dass Arbeitsplätze verloren gehen nicht ganz des Pudels Kern. Aber die Chance weitere Arbeitsplätze zu schaffen ist eher groß.


    Ob München tatsächlich eine Weltstadt ist hängt doch sehr von der Frage ab, wie man den Begriff Weltstadt definiert. Gibt es denn eine anerkannte Definition diesbezüglich?
    Unabhängig von der Begrifflichkeit ist München eine große deutsche Stadt mit vielen Unternehmen die am Weltmarkt agieren. Die Technologiebranche oder Automobilindustrie ("Made in Germany") ist recht viel am Reisen, um Ihre Produkte weltweit an den Mann zu bringen. Im Vergleich mit anderen großen Städten weltweit, gibt es kaum eine Stadt ohne einen gut ausgebauten Flughafen.


    Plakate von Demonstranten als Beweis für eine in der Öffentlichkeit schlecht geführte Argumentation der Befürworter halte ich ebenso für "plakativ" und als Argumentation nicht sehr stichhaltig.
    Gute Begründungen, die für den Ausbau sprechen, kenne ich einige. Ich persönlich finde viele davon seriös.


    Man könnte jetzt die Frage stellen, warum die "guten" Argumente nicht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten?
    Mir fällt auf, dass öffentliche Diskussionen heutzutage viel zu aufgeregt geführt werden. Klare Fakten werden entweder als Lüge abgetan, es stecken Verschwörungen dahinter oder man will die Wahrheit einfach nicht wahr haben. Adjektive/Adverben wie hochgradig lächerlich fallen meiner Meinung nach genau in diese Kategorie. Man könnte die Diskussion auch ohne solche Begrifflichkeiten führen.


    Wie verplant Fluggesellschaften sind ist mir nicht bekannt. Können Sie das vielleicht erörtern?

  • Es bestreitet doch keiner die Vorzüge eines internationalen Flughafens ansich, aber eine weitere Startbahn ist nach bisheriger Faktenlage einfach nicht nötig, das ist der Punkt. Was soll also eine Argumentation bringen, die ein München mit und ohne Flughafen miteinander vergleicht?


    Mit verplanten Fluggesellschaften meine ich, dass bereits zugewiesene Slots aus nichtigen Gründen verschoben werden. Also etwa eine schlechte Organisation des Putz-Teams, ein mit zu wenig Personal durchgeführter Check-In oder Boarding-Prozess, die kurzfristige Beladung mit Sonderfracht um noch ein paar Euros gut zu machen etc. pp.
    Offenbar kostet es eine Fluggesellschaft relativ wenig Geld die zugewiesene Startzeit nicht einzuhalten, worunter dann in Summe vieler Einzelvorfälle die Effizienz des gesamten Flughafens leidet.
    Das würde auch erklären warum Hinz und Kunz direkt am Flughafen München landen, statt die ganzen Kleinstmaschinen mal woanders landen zu lassen.
    An der Stelle ließe sich mit dem entsprechenden Willen noch viel optimieren, mal davon abgesehen dass auch in den nächsten Jahren die Anzahl der Starts und Landungen weiter abnehmen wird.

  • Danke für die Antwort. Ich benötige allerdings noch ein paar Erläuterungen, damit ich auf Ihre einzelnen Punkte eingehen kann:


    Was für Flugzeuge genau meinen Sie mit Hinz und Kunz?


    Was genau ist Ihrer Meinung nach ein Slot? Wie wird ein Slot zugewiesen? Von wem wird ein Slot zugewiesen?


    Danke!

  • Warum kommt eigentlich der London Heathrow mit 2 Start Landebahnen aus, und hat fast 3 mal soviele Passagiere wie München? Von Fracht ganz zu schweigen?

  • London hat viele Flughäfen, d.h. interkontinentale Flüge, welche i.d.R. weit mehr Passagiere aufnehmen können, laufen vorwiegend über LHR, während der ganze nationale Kleinkram über Luton, Stansted und etc. fliegen. Das entlastet Heathrow natürlich extrem.
    In München muss ein einziger Flughafen alles aufnehmen.


    Also: Ein zweiter Flughafen muss her, dann sind die Leute vielleicht doch lieber für die 3. Startbahn :D

  • Es ist für mich immerwieder erstaunlich, dass es tatsächlich noch Leute gibt, die glauben die dritte Startbahn sei nicht (dringenst) notwendig. Wenn man den Prozess die letzten Jahre verfolgt hat ist es geradezu amüsant, wie ein Argument der Gegener nach dem anderen fiel und diese wiederholt Lügen (bzw. Ahnungslosigkeit) gestraft wurden.
    Ich empfehle jeden sich ein bisschen mit dem Thema zu beschäftigen (die notwendigen Infos gibts beim Luftamt Südbayern). Dass sich die Startbahngegner überhaupt noch trauen öffentlich aufzutreten zeugt von sehr viel blindem Selstbewusstsein.

  • während der ganze nationale Kleinkram über Luton, Stansted und etc. fliegen. Das entlastet Heathrow natürlich extrem.


    Das ist doch der Punkt, wenn München tatsächlich mit 2 Startbahnen voll ausgelastet wäre - was schon aufgrund der abnehmenden Starts und Landungen gar nicht möglich ist - dann müsste man den Kleinkram entweder woanders hin leiten oder die Preise erhöhen, damit nicht jeder noch so unwichtige Flug am Großflughafen abgewickelt wird.
    Und wenn ihr schon London Heathrow zitiert, dort werden mittlerweile bis zu 500.000 Flugbewegungen abgewickelt und trotzdem kann man das dort noch so organisieren, dass zur Reduktion des Lärms je nach Windverhältnissen die Bahnen gewechselt werden.


    Stattdessen in München als Lösung eine Startbahn nach der anderen in die Landschaft zu pflastern, das ist einfach absurd und rückwärtsgerichtetes Denken.
    Das wäre so wie wenn wir heute noch mit 500 Watt Fernsehern und stromfressenden Kühlschränken arbeiten würden, also anstatt Strom zu sparen lieber noch ein paar Kohlekraftwerke bauen. Zum Glück sind wenigstens die Elektronikkonzerne mit Personal ausgestattet, das noch fähig ist Dinge zu optimieren.
    Aber natürlich ist es komplizierter sich über die effektive Nutzung von zwei bestehenden Startbahnen Gedanken zu machen als einfach eine dritte hin zu klatschen.

  • Das ist doch der Punkt, wenn München tatsächlich mit 2 Startbahnen voll ausgelastet wäre - was schon aufgrund der abnehmenden Starts und Landungen gar nicht möglich ist - dann müsste man den Kleinkram entweder woanders hin leiten oder die Preise erhöhen, damit nicht jeder noch so unwichtige Flug am Großflughafen abgewickelt wird.


    Zu dumm dass dieser "nationale Kleinkram" auch die Zubringerflüge beinhaltet, die man für die internationalen Flüge mit großen Maschinen braucht. In einer Stadt wie London können Billig-Airlines ihre Verteilerfunktion auch jenseits des Hauptdrehkreuzes erfüllen - die preissensiblen Passagiere sind dafür bereit längere Fahrtwege in Kauf zu nehmen. In München wird das aber nicht funktionieren, da kein anderer Zubringerflughafen in der Nähe ist.

  • Zitat:


    Mit verplanten Fluggesellschaften meine ich, dass bereits zugewiesene Slots aus nichtigen Gründen verschoben werden. Also etwa eine schlechte Organisation des Putz-Teams, ein mit zu wenig Personal durchgeführter Check-In oder Boarding-Prozess, die kurzfristige Beladung mit Sonderfracht um noch ein paar Euros gut zu machen etc. pp.
    Offenbar kostet es eine Fluggesellschaft relativ wenig Geld die zugewiesene Startzeit nicht einzuhalten, worunter dann in Summe vieler Einzelvorfälle die Effizienz des gesamten Flughafens leidet.
    Das würde auch erklären warum Hinz und Kunz direkt am Flughafen München landen, statt die ganzen Kleinstmaschinen mal woanders landen zu lassen.
    An der Stelle ließe sich mit dem entsprechenden Willen noch viel optimieren, mal davon abgesehen dass auch in den nächsten Jahren die Anzahl der Starts und Landungen weiter abnehmen wird.[/QUOTE]


    1 Verspätungsstunde Schmalrumpf kostet ca. 4200€ Grossraum ca. 8000€ zusätzlich Dominoeffekte Wegen Umsteiger exponentiell mehr!
    Wenn mancher hier wüsste, mit welchem Arbeitsaufwand eben diese Betriebsstörungen versucht werden zu vermeiden. ( täglich, stündlich, minütlich).
    Oft wird mit übermenschlichem Einsatz und Entwicklung von neuem effizienten Abfertigungsgerät und Abläufen diesen Störungen entgegengewirkt.
    Ich fühle mich hier richtig angegriffen.


    Wieso wissen viele aussenstehende Leute bei uns wie man einen Flughafen besser zu betreiben hätt.
    Genauso wie viele meinen wie andere zu wohnen haben, oder wo sie zu arbeiten haben und und und.
    Für mich irgentwie typisch deutsch!


    Bitte um Entschuldigung!

  • Warum kommt eigentlich der London Heathrow mit 2 Start Landebahnen aus, und hat fast 3 mal soviele Passagiere wie München? Von Fracht ganz zu schweigen?


    London Heathrow hat einen ganz anderen Mix an Flugzeugen. Der Anteil an großen Flugzeugen ist deutlich größer. Daher werden pro Flugbewegung mehr Passagiere befördert.


    Man könnte natürlich fragen, warum das nicht auch in München funktioniert? Das Einzugsgebiet des Flughafens München ist deutlich kleiner als London mit mehreren Millionen Einwohnern. Daher gibt es weniger Passagiere direkt aus dem Umland. Mit dieser singulären Betrachtungsweise könnte man sogar argumentieren, das München überhaupt keinen großen Flughafen bräuchte.


    Nun ist die Infrastruktur und auch die Lage des Flughafens München in Europa aber so, dass sich der Betrieb als Drehkreuz anbietet.
    Die Fluggesellschaften organisieren Ihren Flugbetrieb derart, dass viele kleine Flugzeuge Zubringerdienste von kleinen Flughäfen nach München fliegen. In München werden die Fluggäste auf Ihren Anschlussflüge verteilt und fliegen dann weiter. So erreicht man, dass viele kleine und unbedeutende Flughäfen an ein internationales Netz von Flugverbindungen angeschlossen werden.
    Als fiktves Beispiel könnte man anführen, dass sich eine Flugverbindung von Graz nach Bremen nicht lohnt. Aber eine Verbindung Graz mit Umsteigen über München nach Bremen lohnt sich schon. Da in den Bremenflieger auch Gäste aus Palermo oder aus Barcelona einsteigen können. (Stichworte hierzu: Hub and Spoke, Drehkreuz)


    Das ist doch der Punkt, wenn München tatsächlich mit 2 Startbahnen voll ausgelastet wäre - was schon aufgrund der abnehmenden Starts und Landungen gar nicht möglich ist - dann müsste man den Kleinkram entweder woanders hin leiten oder die Preise erhöhen, damit nicht jeder noch so unwichtige Flug am Großflughafen abgewickelt wird.


    Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Starts und Landungen über Tag hinweg könnte man so argumentieren. Nur sieht die Realität anders aus und die wollen wir hier ja nicht ignorieren, wie wir es vor ein paar Beiträgen gemeinsam festgestellt haben.
    Die oben erwähnte Drehkreuzfunktion des Flughafens bringt es mit sich, dass es Tageszeiten gibt, an denen viele Flugzeuge (die Zubringer) landen, damit die Fluggäste danach umsteigen können. München garantiert eine minimale Umsteigezeit von 35min. Längere Umsteigezeiten führen dazu, dass die Fluggäste sich andere Drehkreuze in Europa aussuchen und über diese fliegen. Die kurze Umsteigezeit in München ist ein großer Standortvorteil.
    Da es jetzt aber zu gewissen Tageszeiten aufgrund des ausgeprägten Drehkreuzverkehrs zu Kapazitätsengpässen kommt, kann die kurze Umsteigezeit nicht mehr realisiert werden. Dies führt wie oben erwähnt zu Abwanderungen von Fluggästen.
    Diese Engpässe gibt es natürlich auch, wenn dann alle Flieger wieder starten wollen.





    Und wenn ihr schon London Heathrow zitiert, dort werden mittlerweile bis zu 500.000 Flugbewegungen abgewickelt und trotzdem kann man das dort noch so organisieren, dass zur Reduktion des Lärms je nach Windverhältnissen die Bahnen gewechselt werden.


    Hier kommen wir zum Schönwetterproblem. London Heathrow erreicht sein Maximum an Flugbewegungen nur bei "schönem" Wetter. Sobald dort eine kleine Störung wie Nebel oder starker Wind in Spiel kommen, geht die Kapazität stark nach unten. Die Auswirkungen für die Fluggäste und somit auch für den Flughafen sind immens. Verspätungen und Flugausfälle sind die Folge.


    In München gibt es hin und wieder ebenfalls Nebel. Aufgrund des Abstandes zwischen den beiden existierenden Startbahnen, kann man beide Bahnen bei Nebel unabhängig voneinander benutzen. Anders als in London, dort geht das nicht und hat den oben erwähnten Kapazitätsrückgang zur Folge.
    In München geht die Kapazität auch leicht zurück, weil am Flughafen die Instrumentenlandesysteme vor Störungen geschützt werden müssen. Beim Schönwetterbetrieb sind diese Störungen egal, aber eben nicht bei Nebel. Um Störungen zu vermeiden, werden Schutzzonen eingerichtet, die die Flugzeuge nach der Landung verlassen müssen, ehe ein weiteres Flugzeug landen kann. Daher die leichte Verschlechterung der Kapazität.
    Mit einer weiteren Landebahn könnte man diesen Effekt verhindern und könnte seine Drehkreuzfunktion verbessern und Wetterunabhängig gestalten.


    Letztendlich muss man also zwischen verschieden maximalen "Flugbewegungswerten" unterscheiden: Maximale Anzahl an Flugbewegungen bei schönem Wetter oder z.B. maximale Anzahl an Flugbewegungen bei Nebel. Hier gibt es durchaus gravierende Unterschiede, die ebenfalls ins Kalkül gezogen werden sollten.




    Mit verplanten Fluggesellschaften meine ich, dass bereits zugewiesene Slots aus nichtigen Gründen verschoben werden. Also etwa eine schlechte Organisation des Putz-Teams, ein mit zu wenig Personal durchgeführter Check-In oder Boarding-Prozess, die kurzfristige Beladung mit Sonderfracht um noch ein paar Euros gut zu machen etc. pp.
    Offenbar kostet es eine Fluggesellschaft relativ wenig Geld die zugewiesene Startzeit nicht einzuhalten, worunter dann in Summe vieler Einzelvorfälle die Effizienz des gesamten Flughafens leidet.


    Hier noch mal meine Fragen: Was genau ist Ihrer Meinung nach ein Slot? Wie wird ein Slot zugewiesen? Von wem wird ein Slot zugewiesen?


    Die Slots die ich aus der Fliegerei kenne, haben mit Ihren aufgeführten Gründen nichts zu tun.


    Slots werden verteilt, um Warteschleifen in der Luft zu vermeiden. Wenn z.B. an einem Flughafen wie London Heathrow Nebel herrscht, dann geht, wie oben beschrieben, die Kapazität in den Keller. Wenn jetzt jedes Flugzeug, das nach London fliegen möchte zu seiner geplanten Abflugzeit startet, dann gibt es in der Luft über London einen Stau, bei dem in Warteschleifen unnötig viel Kerosin verbraucht wird.
    Damit das eben nicht passiert, gibt es die CFMU (Central Flow Management Unit), die zentral für Europa Slots vergibt. Und das auch nur dann, wenn Kapazitätsengpässe vorhanden sind. Diese Slots schränken die Pünktlichkeit des einzelnen Flugzeuges massiv ein, ganz ohne Schuld der Fluggesellschaft oder irgendwelcher Putzkolonnen.
    Die Tatsache, das es die CFMU überhaupt gibt, zeigt mir, das die Fliegerei ein sehr gut durchdachtes Unterfangen ist, das mit einer großen Komplexität sehr gut umgehen kann.


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  • Das würde auch erklären warum Hinz und Kunz direkt am Flughafen München landen, statt die ganzen Kleinstmaschinen mal woanders landen zu lassen.



    Meine Antwort zu Hinz und Kunz habe ich ganz vergessen. Hier war die Frage nach dem "Wer ist damit gemeint?" zwar auch noch offen, aber ein paar Punkte kann ich schon mal aufführen.


    Alle Flugzeuge, die an der Drehkreuzfunktion beteiligt sind kann man nicht "auslagern". Siehe Umsteige- oder auch Transferzeiten.


    Privatjets könnte man grundsätzlich auslagern. Nur macht das Sinn? Es würde bei einem weiteren Flughafen Lärm entstehen, es wären andere Menschen betroffen und auch dort würde eine gewisse Infrastruktur benötigt.


    Ganz wichtig wäre hierbei eine Betrachtung des Luftraumes. Inwieweit würde ein weiterer Flughafen die anderen Flughäfen stören? Der Flughafen München hat durch seine parallelen Startbahnen eine optimale Nutzung des Luftraumes zur Folge. Die Startbahn eines anderen Flughafens, die nicht parallel zu den Münchner Bahnen wäre, sondern "schräg dazu, würde bei einer relativen Nähe Kapazitätseinschränkungen am Flughafen München zu Folge haben.
    Ganz pauschal kann man diese Antwort allerdings nicht formulieren, aber es zeigt, dass man an den Punkt "Luftraumbenutzung" denken sollte.


    Warum also nicht gleich eine 3. Startbahn parallel zu den anderen bauen?

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  • Mir leuchtet das von dir ausführlich beschriebene Drehkreuz-Argument durchaus ein und obwohl ich es bisher nicht näher betrachtet und somit auch nicht final beurteilen kann, kann ich mir gut vorstellen dass eine dritte Startbahn hier zum Einhalten kurzer Umsteigezeiten während der Stoßzeiten beitragen kann.
    Die Frage ist aber ob unser Flughafen auf Teufel komm raus ein Wachstum in diese Richtung braucht. Wiegt dieser Wirtschaftsfaktor tatsächlich schwerer als die Nachtruhe tausender Menschen?
    Das ist letztendlich eine Frage die in einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft von den betroffenen Menschen entschieden werden muss. Und damit meine ich sowohl die vom Lärm betroffenen als auch die vom Wirtschaftsfaktor betroffenen umliegenden Gemeinden.
    Was ich bisher mitbekommen habe wollen die aber dieses Wachstum gar nicht, selbst wenn sie vom Lärm nicht unmittelbar betroffen sind.
    Bleibt also die Frage wer eine Vergrößerung des Drehkreuzes München - gegen den Willen der von sowohl positiven als auch negativen Folgen betroffenen Umlandgemeinden - überhaupt will? Etwa nur ein paar Wirtschaftskonzerne und deren politische Lobby?


    Mit den Slots meinte ich das dem einzelnen Flugzeug zugewiesene Zeitfenster für einen Start oder eine Landung. Dieses wird meiner Erfahrung nach aus diversen vermeidbaren Gründen oft nicht eingehalten. Einige für verspätete Starts hatte ich bereits genannt, bei den Landungen habe ich beobachtet dass gerne Kerosin gespart wird und man verspätete Ankunftszeiten in Kauf nimmt. Bei passender Argumentation, wie etwa starkem Gegenwind, ist meines Wissens auch nicht mit Strafzahlungen bei Verspätungen zu rechnen, aber da lasse ich mich gerne von den tatsächlichen Begebenheiten belehren ;)


    So oft wie ich Verspätungen bei Starts und Landungen (auch bei gutem Wetter) erlebt habe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier kein Optimierungspotential mehr vorliegt.

  • Wiegt dieser Wirtschaftsfaktor tatsächlich schwerer als die Nachtruhe tausender Menschen?


    Die Nachtruhe wird durch die 3. Startbahn eh nie beeinträchtigt sein. Zum einem gibt es ein Nachtflugverbot, zum anderen wird in den Tagesrandzeiten auch niemals so viel Verkehr auftreten, dass man eine 3. Startbahn braucht.



    So oft wie ich Verspätungen bei Starts und Landungen (auch bei gutem Wetter) erlebt habe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier kein Optimierungspotential mehr vorliegt.


    Und du denkst, dass der Flughafen sich hier einfach stümperhaft anstellt, damit es zu solchen Verspätungen kommt?


  • Und du denkst, dass der Flughafen sich hier einfach stümperhaft anstellt, damit es zu solchen Verspätungen kommt?


    Ganz und gar nicht, es sind die Fluggesellschaften wie in meinem Fall z.B. Air Berlin und Condor.
    Wie erwähnt gibt es offenbar nur sehr weiche Regelungen (oder zu viele Ausnahmen) die zu schmerzhaften Bußgeldern führen, bei Verspätungen aus vermeidbaren Gründen.

  • Zu dumm dass dieser "nationale Kleinkram" auch die Zubringerflüge beinhaltet, die man für die internationalen Flüge mit großen Maschinen braucht. In einer Stadt wie London können Billig-Airlines ihre Verteilerfunktion auch jenseits des Hauptdrehkreuzes erfüllen - die preissensiblen Passagiere sind dafür bereit längere Fahrtwege in Kauf zu nehmen. In München wird das aber nicht funktionieren, da kein anderer Zubringerflughafen in der Nähe ist.


    Da ist doch aber, das hat sich doch schon deutschlandweit herumgesprochen, "München" selbst schuld. Man hat, zurückhaltend gesagt, den Flughafen Augsburg nicht gerade unterstützt. Ausbauplanungen lagen ja vor paar Jahren vor und wären, im Gegensatz zu manch anderem Regionalflughafen in der Republik, mit Sicherheit wirtschaftlich gewesen, dank entsprechender Nachfrage. Du hast einen Grund dafür genannt. Wenn München unbedingt der Leuchtturm und das Superzentrum in Bayern sein will dann darf man sich auch nicht über unangenehme Folgen (zB Fluglärm in Folge der Anballung des Flugverkehres) beklagen. Das mal als Einwurf eines Ortsfremden. ;)