Leipzig: Moscheebau (Diskussion, Planung und Bau)

  • Die BILD-Zeitung hat vor einigen Tagen die Planzeichnungen veröffentlicht, die schon mal kurz in den beiden MDR-Beiträgen zu sehen waren:


    Baudezernentin gibt grünes Licht für Neubau-Pläne
    Moschee in Gohlis kommt!
    http://www.bild.de/regional/le…oschee-32924476.bild.html


    [url=http://bilder.bild.de/fotos-skaliert/strassenplan-34957365-qf-32923598/2,c=0,h=478.bild.jpg][/url]


    Bild 3/6
    Grundriss der 10 mal 17 Meter großen Moschee an der Georg-Schumann-Straße. Acht Stellplätze sind geplant


    Bild: Stadt Leipzig

  • ^ Die Moschee wird für 80 bis 90 Gläubige gebaut, die meisten davon sind m.W. Flüchtlinge aus Pakistan. Dafür lohnt kein großdimensionierter Gottesbau. Die ohnehin wirre städtebauliche Situation vor Ort wird zudem durch die kleine Moschee nicht auch noch weiter in Mitleidenschaft gerissen.

  • Ich kann mich nur wiederholen - das einzige, wirkliche Argument gegen DIESE Moschee ist aus meiner Sicht, daß sie eigentlich viel zu KLEIN und nahezu ängstlich geplant ist - an dieser Stelle dürfte es städtebaulich schon etwas größer und selbstbewusster sein.
    ...


    Die Größe ist wohl nicht ganz so entscheidend. Wichtig erscheint mir, dass die Qualität stimmt. Aber wir sollten nicht die Menschen vergessen. In Deutschland besteht Religionsfreiheit. Wenn sich die Gemeinde diese Moschee bauen will und kann, ist es ihr gutes deutsches Recht dies auch zu tun.





    Das der deutsche Hausmeistergeist dies nicht so recht mag, konnte ich gerade lesen. Gabriele aus Hoyerswerda meint, dass unsere muslimischen Mitbürger doch ihren Teppich in der Wohnung ausrollen könnten. Allah höre ja überall zu.


    Dagegen meint Heinz aus Klipphausen, dass in Limburg ein künstlerisch hochwertiges Bauwerk entstanden sei und wir froh sein sollen, Mitbürger wie Franz-Peter Tebartz-van Elst zu haben, die sich vom Mittelmaß der Gesellschaft abheben.





    Dabei fällt mir ein, man könnte doch einen Stadtverschönerungsverein gründen, der das Ziel hat landesweit die unsäglich hässlichen Garagenkomplexe abreißen zu lassen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer ()

  • Der CDU-Ortsverband Leipzig-Nord will sich natuerlich von den Nazi-Kameraden nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und schmiert den gleichen Brei:


    L-IZ, 18.10.2013
    Moscheebau-Protest - Hochkonjunktur für Ressentiments: Bürgerinitiative gegründet und die CDU schaltet sich ein
    Martin Schöler & Michael Freitag
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…-Ressentiments-51627.html


    Irgendwie alles schon mal anderswo gelesen, z.B. bei den "befreundeten" Initiativen, hinter denen u.a. in Hellersdorf und Greiz nachweislich Nazis stehen:
    https://www.facebook.com/pages…sagt-Nein/252175001599965

  • Das "Argument" mit der Schule ist ja putzig. Es gibt etliche kirchliche Betreuungseinrichtungen für Kinder. Was nun Herr Rost?

  • Wie ihr wißt, bin ich eher der Leser als der Schreiber und manch einer wird sich jetzt wünschen ich solle bei dem ersten bleiben. Aber man sollte die Ängste der Bürger ernst nehmen. Schließlich wird hier kein buddistischer Tempel gebaut, sonder eine islamische Moschee. Und den Islam verbinden nun mal viele mit Hass und Terror. Das die Glaubengemeinschaft die hier bauen will, das Gegenteil predigt (also Integration und Frieden) ist nun mal den meißten nicht bekannt. Es fehlt eben an Information und viele der älteren Gegner haben nun mal kein Internet und können mal schnell nachschauen.
    Mit der NPD haben diese Bürger aber nichts zu tun:-)

  • Ein wenig Gelassenheit im Umgang mit anderen Menschen kann dabei aber auch nicht schaden. Genau so wenig wie ein wenig Beschäftigung mit der Kultur und Historie Deutschlands. Um ein vernünftiges und friedliches Miteinander der Menschen mit ihren verschiedenen Ansichten zu gewährleisten, gibt das Grundgesetz im Artikel 4 GG vor:


    (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
    (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.


    und im Artikel 20 GG :


    (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.




    Außerdem sollte man den seit dem Mittelalter in deutschen Landen geltenden Grundsatz der UNSCHULDSVERMUTUNG nicht vergessen.

  • @ FredO: Und nun? Was soll geschehen, um "die Ängste der Bürger ernst (zu) nehmen"? Soll die Stadtverwaltung versuchen, den Moscheebau gegen das bereits genannte Grundgesetz und jegliche Baugesetzgebung zu verhindern, und dabei juristisch baden gehen?


    Oder sollte die Ahmadiyya-Moschee doch gebaut werden, um den Leuten zu zeigen, dass Muslime keine kinderfressenden Monster sind, die einmal die Woche in der benachbarten Schule einfallen? Die Ahmadiyya Muslim Jamaat hat mehrfach betont, dass sie sich als offene Einrichtung verstehen und den Dialog foerdern wollen. Ueber ihr Wirken kann man sich im Internet und anderswo informieren, auch darueber, was eigentlich acht Jahre nach der grossen Protestwelle in Berlin-Heinersdorf gegen den Bau der Khadija-Moschee dort los ist.


    Was ist aus der Ahmadiyya-Moschee geworden (09.06.12., Bln.)
    http://www.youtube.com/watch?v=NamqcF2dMeg


    > Es fehlt eben an Information und viele der älteren Gegner haben nun mal
    > kein Internet und können mal schnell nachschauen.
    > Mit der NPD haben diese Bürger aber nichts zu tun:-)


    Aktuell 2981 Menschen, die sich auf der Facebook-Seite als Fans outen, haben kein Internet? Sie koennen Saetze wie die, dass "Muslime und homosexuelle ... auch nicht zu einer gesunden Gesellschaft (gehoeren)", "Die deutsche Kultur soll gezielt vernichtet werden! Hört auf mit eurer Liberalen Haltung!" oder "Deutschland war ohne Besatzer immer in der Lage Weltpolitik mit zu gestalten." nicht lesen? Oder sie lesen sie und wundern sich nicht, in welche Gesellschaft sie da geraten sind?


    Ein weiteres Zitat von der Facebook-Seite, die jede_r, der/die dort vorbeischaut, lesen kann, auch wenn ich fast kotzen moechte: "Zum Abschluss noch ein kurzer Verweis auf die Geschichte: Erst wurde der Jude als parasitär bezeichnet (keine Hetze, neeeeein ; ) ); anschließend wollte man ihn nur loswerden; und erst zuletzt entschied man sich für die Endlösung der Judenfrage - ein Funke entfacht ein Feuer, Herr Werner." Das sind keine Nazis und die braven Gohliser_innen haben damit und der "Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein" nichts zu tun bzw. ist Verleumdung, ihnen Naehe zu extrem rechten oder gar nazistischen Ansichten zu bescheinigen. Ich finde dort so gut wie keine Gegenrede und geloescht oder verborgen werden solche Posts auch nicht.


    "Moscheen sind nun mal steingewordene Geltungsansprüche und Machtsymbole des Islams und keine Angebote des interreligiösen Dialogs!" Was sind dann eigentlich christliche Kirchen oder buddhistische Tempel?

  • ^


    Kurz: Ein wenig mehr Infos "vor Ort" (durch Stadt + die Gemeinde) wären sicher hilfreich, als wenn es nur durch die Medien (MDR, Bild, LVZ u.a.) geistert. Die Mehrheit der Leute ist sicher nicht grundsätzlich dagegen, sondern aus Unkenntnis und Verunsicherung.


    PS: Und die Leute bei facebook - nunja, da sind sicher viele dabei, die gar nicht in der Umgebung der Moschee wohnen werden, sondern ganz einfach immer gegen alles sind oder gewissen braunen Parteien zugeordnet werden können. Der "stinknormale Bürger" oder Rentner aus Gohlis wird wohl kaum auf facebook sein und dort geistigen Blödsinn ablassen.


    Danke, das war genau das was ich meinte.

  • Aktuell 2981 Menschen, die sich auf der Facebook-Seite als Fans outen, haben kein Internet? Sie koennen Saetze wie die, dass "Muslime und homosexuelle ... auch nicht zu einer gesunden Gesellschaft (gehoeren)", "Die deutsche Kultur soll gezielt vernichtet werden! Hört auf mit eurer Liberalen Haltung!" oder "Deutschland war ohne Besatzer immer in der Lage Weltpolitik mit zu gestalten." nicht lesen? Oder sie lesen sie und wundern sich nicht, in welche Gesellschaft sie da geraten sind?


    Ich kenne die Facebookseite nicht, allerdings gibt es bei Facebook auch Seiten von Leuten moslemischen Glaubens die in übelster Weise gegen Homosexuelle hetzen. Verunsicherung meinerseits, als ich von dem Bau hörte, darf also gern ernst genommen werden. Und in ähnlicher Weise ergeht es eben auch anderen, ohne das sie gleich in die Naziecke getrieben werden dürfen.

  • ^ Verbohrte und Kleingeister gibt es überall, und Facebook ist eine Plattform für Kleingeister jeglicher Couleur. Aber welche Rolle spielt das für den Bau einer Minimoschee in Gohlis, wenn woanders genauso gehetzt wird oder in anderen Ländern keine Kirche gebaut werden dürfe? Dass die Moschee negativ für die benachbarte Grundschule sein könnte und nicht in die bauliche Umgebung passe, sind natürlich - wir wissen es doch alle - vorgeschobene Gründe. Gerade die vielfältige Leipziger Architektur speist sich auch aus dem islamisch-arabischen Raum. Dass sich der CDU-Ortsverband auf dieses dünnes Eis begibt, ist traurig, aber nicht verwunderlich.


  • Man sollte langsam mal die Kirche (oder Moschee) im Dorf lassen. Es ist atemberaubend, wie sich manche Leute, die davon gar nicht betroffen (im Sinne von Mitglied der islamischen Gemeinde oder Anwohner der Gebäude ringsrum) sind, für die Errichtung der Moschee einsetzen, so viel Engagement hätte ich mal erwartet, als LWB und Co. im Rahmen von Stadtumbau Ost mehrere hundert Altbauten plattgemacht haben.


    Frage 1: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
    Frage 2: Was weißt Du denn, inwiefern z.B. ich mich damals engagiert habe oder eben nicht?



    Auch sollte man mal überlegen, was passieren würde, wenn eine Kirche (egal ob katholisch, evangelisch o.a.) in einem streng islamgläubigen Land errichtet werden soll oder errichtet wurde. Dort kam/kommt es auch fast immer zu Gegenprotesten. Da ist es also erlaubt, bei uns nicht!? Seltsam.


    Nochmal: Dort ist in dem Falle in erster Linie Pakistan, außerdem Bangladesch und Indonesien. Dort werden die Ahmadis von den Regierungen zu Nicht-Muslimen erklärt, verfolgt, getötet, ihre Moscheen geschändet oder niedergebrannt. Daher erhalten sie in Deutschland Asyl. Der Europäische Gerichtshof entschied im September 2012, dass pakistanischen Ahmadis, die in Deutschland Asyl suchen und sich auf ihre religiöse Verfolgung berufen, nicht zuzumuten sei, nach Pakistan zurückzukehren und sich dort nicht als Ahmadi zu erkennen zu geben. Aber sie sollen auch hier ihre Religion nicht frei ausüben dürfen, weil die Regierungen in ihren Herkunftsländern, die sie verfolgen, auch Christen drangsalieren, häufig sogar auf der Grundlage der gleichen religiösen Gesetze?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya



    sondern darauf hinweisen, dass die Menschen in der Umgebung dieser Moschee vielleicht nicht nur über die LVZ aufgeklärt werden sollten, sondern z.B. über ein Bürgerforum. Woanders geht das doch auch zu nahezu jedem Thema, egal wie wichtig oder unwichtig es ist...


    Noch ist der Verkauf wohl nicht mal ganz in trockenen Tüchern und es gibt lediglich eine Bauvoranfrage. Ich kenne kein anderes Bauvorhaben von privaten Trägern, wo bereits im Stadium der Bauvoranfrage Bürgerforen einberufen werden.


    Allerdings fand bereits am Dienstag, den 08.10.2013, im Infozentrum in der Georg-Schumann-Straße 126 eine Informationsveranstaltung statt, zu der Vertreter_innen von Vereinen und Initiativen in Gohlis eingeladen waren. Herr Gerkens, Amtsleiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, und Herrn Gugutschkow, Leiter des Referats für Migration und Integration, informierten zu der Bauvoranfrage der Moschee in der Georg-Schumann-Straße 27.


    Am Donnerstag, den 10.10.2013, fand die Pressekonferenz im Neuen Rathaus mit Frau Dubrau und Abdullah Uwe Wagishauser, dem Bundesvorsitzenden der Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), statt. Anschließend berichteten so ziemlich alle lokale Medien recht ausführlich, neben der LVZ auch die BILD und L-IZ, außerdem der MDR und diverse lokale Radiosender.


    Auf der Website des Magistralenmanagements Georg-Schumann-Str. wird kurz über die Bauplanungen informiert: http://www.schumann-magistrale…ten/neubau-einer-moschee/



    In Kürze möchten wir Sie gemeinsam mit dem Bauherren, der Ahmadiyya Gemeinde zu einem Informationsabend einladen. Informationen dazu werden Sie dann an dieser Stelle finden.



    Dass das Niveau der Gegner dann leicht zum "Stammtischniveau" wird, ist eine andere Sache. Das gibt es auch bei Diskussionen zur Straßenbahnerweiterung oder irgendwelchen Parkplatzproblemen, neuen Satzungen oder dem Stadthaushalt. Wer damit nicht umgehen kann, braucht keine Bürgerversammlungen /-infos veranstalten.


    Hier geht es nicht um plumpe Stammtischparolen und ein bißchen Gegenwind, sondern um knallharte Nazis (NPD, Junge Nationaldemokraten, Freie Kameradschaft Möckern), die das Thema besetzen. Dass die auch bei den Straßenbahnbauplänen und Parkplätzen mitmischen wollen war mir bisher nicht bekannt.


    Vice Magazin
    Die Altgestrigen laufen Sturm gegen Leipziger Moscheebau
    von Jennifer Stange
    http://www.vice.com/de/read/di…egen-leipziger-moscheebau

  • ^
    ein Beitrag zu eben dieser Gemeinde, die angeblich total offen und tolerant ist:
    http://www.tagesspiegel.de/ber…-homosexuelle/834784.html


    Ja, skurile Ansichten. Ich finde es jedoch etwas eigenartig, dass sich plötzlich viele so stark für die Rechte von gleichgeschlechtlich Liebenden interessieren - siehe auch die Facebook-Seite der "Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein". Und ich kenne noch einen durchaus deutlich größeren Verein, dessen Vertreter immer mal wieder mit abstrusen Theorien gegen Schwule und Lesben aggitieren. Und das nicht nur in einem Jugendjournal der Gemeinde, sondern in einem zentralen Dokument, dem Katechismus der Katholischen Kirche. Kirchen und Residenzen für ihre Vertreter bauen und betreiben dürfen sie und meines Wissens fragt in den Fällen dann kaum jemand nach ihrer Stellung zur Homosexualität.
    http://de.wikipedia.org/wiki/H…6misch-katholische_Kirche



    Dass sich die Gemeinde zum Heiligen Krieg bekennt, wie schon mehrmals in LVZ und anderen Medien zu früheren Zeiten stand, sei nur nebenbei erwähnt, da ich nicht weiter vom Thema Architektur abschweifen möchte.


    Völliger Schwachsinn, da haben die LVZ-Schreiberlinge nur ein paar Brocken hingeworfen, um mit den Reaktionen ihre Leserbriefspalten füllen zu können. Der Nachsatz ging dabei natürlich unter:



    Nach eigenen Angaben glauben die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde an den Dschihad, also an den heiligen Krieg. Dieser sei aber ihrer Auffassung nach ein rein geistiger Kampf, den jeder Muslim in seinem Inneren austrage,


    Einen Klick weit im Internet findet sich die Ansicht der AMJ zum "Jihad":
    http://www.ahmadiyya.de/islam/…tismus/dschihad-im-islam/
    http://en.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya_view_on_Jihad



    Der wichtigste Jihad aber ist der „ Jihad Akbar “ (der große Jihad). Er besteht in dem unablässigen Bemühen des Menschen um das richtige Gehen auf dem geraden Weg, d.h. dem Kampf gegen Egoismus und schlechte Neigungen und falsche Begierden.


    Wer indes Verse des Heiligen Korans aus dem Zusammenhang reißt und daraus zu belegen versucht, daß es den Muslimen zwingend vorgeschrieben sei, die „Ungläubigen“ zu vernichten, begeht einen großen Fehler.

  • 4. Die Informationsveranstaltung am Dienstag, den 08.10.2013, richtete sich ausdrücklich an die Nachbarn bzw. allgemein Gohliserinnen. Eine große öffentliche Veranstaltung wird im Moment noch vorbereitet.


    Aber wie, wenn nicht über die Medien, soll denn eine Bewohnerinfo zum jetzigen Stand der Planungen erfolgen? Wie wurde und wird es bei vergleichbaren Baumaßnahmen privater Bauherren auf einem einzelnen Grundstück gehandhabt?


    2. Na dann mal los. Welches valide Argument gegen den Bau der Moschee der AMJ an der Georg-Schumann-Str. ist denn bislang angeführt worden? Die überwältigende Mehrzahl der Gegner_innen wendet sich nach meinem Eindruck ganz allgemein gegen Muslime gleich jeder Glaubensrichtung und gegen jede Moschee ("Islamisten", "Salafisten", "Missionierung", "Machtdemonstration des Islams" ...). Dazu zählt ganz besonders auch der Klassiker: "Wir dürfen ja auch keine Kirchen bei denen bauen." In der Onlinepetition der "Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein!" ( https://www.openpetition.de/pe…itiative-gohlis-sagt-nein ) führen sie konkret an:



    Eine Moschee mit 12 Meter hohen Minaretten und einer Kuppel zerstört das intakte städtebauliche Bild von Gohlis. Hinzu kommt der steigende Lärmpegel, der auch ohne Muezzin-Rufe von einem öffentlichen Gebetshaus ausgeht, und die zunehmende Parkraumnot durch Parkplatz suchende Moschee-Besucher.


    Es werden acht Parkplätze auf dem Grundstück eingerichtet, dies ist sogar etwas mehr als nach Bauvorschrift. Damit könnte bei vollbesetzen Autos in etwa die Hälfte der Moscheebesucher_innen mit dem PKW anreisen. Ansonsten ist die Moschee sehr gut an den ÖPNV angeschlossen und mit Sicherheit werden diesen die meisten Gläubigen schon aus Kostengründen nutzen. Jede andere (öffentliche) Nutzung auf dem Grundstück dürfte in etwa das gleiche Verkehrsaufkommen evozieren.


    Wieso von dem Gebäude ohne Muezzinrufe ein steigender Lärmpegel ausgehen soll erschließt sich mir nicht. Wir reden hier von der Georg-Schumann-Str., die auch nach den verkehrstechnischen Änderungen der letzten Zeit eine der am stärksten befahrenen und lautesten Hauptverkehrsstraßen in Leipzig ist.
    http://www.leipzig.de/umwelt-u…-berechnungsvorschriften/



    Außerdem muß der Bedarf einer weiteren Moschee in Leipzig stark angezweifelt werden. Es existiert bereits die Al-Rahman-Moschee im Leipziger Norden, die von dem hochumstrittenen Imam Hassan Dabbagh geführt wird. Weitere Gebetshäuser gibt es in der Lützner Straße, in der Ludwigstraße und in der Zschortauer Straße.
    Wir sind überhaupt keine Gegner der Religionsfreiheit, aber der Meinung, daß in Leipzig bereits genug islamische Gebetshäuser existieren und vor allem Gohlis keine Moschee verträgt.


    Das ist überhaupt gar kein Argument, wenn man sich auch nur ein klein wenig mit den in Leipzig lebenden Muslimen beschäftigt. Hassan Dabbagh ist ein radikaler sunnitischer Imam, der seinen Anhängern ausdrücklich verbietet, gemeinsam mit Ahmadis zu beten. Davon mal abgesehen, dass er sie als kuffār bezeichnet und radikal ablehnt ("Diese Ahmadiyya sind keine Muslime. ... Hinter diesen Leuten darf man nicht beten. Mit ihnen darf man nicht beten. Man darf ihnen nicht as-salāmu ʿalaikum sagen, als ob sie Muslime wären ..." http://www.youtube.com/watch?v=TcdR1BM-2X0 ). Sollen dieser Figur tatsächlich noch mehr Gläubige zugetrieben werden?


    Die Hinterhofmoschee des Islamischen Al-Sahra Center e.V. in der Lützner Str. 12 ist eine schiitische Moschee, die vor allem von Gläubigen aus dem Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan besucht wird. Der Gebetsraum in der Ludwigstr. gehört - oder gehörte, denn ich weiß gar nicht, ob es den noch gibt - zu Ahlul Bayt, schiitische Muslime überwiegend aus dem Libanon. Nicht aufgeführt werden die Eyüp-Sultan-Moschee der DITIB in der Hermann-Liebmann-Straße 80 und die freie Takva-Camii-Moschee des Leipziger Zentrums für islamische Kultur und Forschung e. V. in der Rosa-Luxemburg-Straße 45, die beides sunnitische Moscheen sind und in denen freitags in türkischer Sprache gepredigt wird. Hinzu kommt seit kurzer Zeit auch noch das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken in Leipzig e.V. in der Apostelstraße 19. Damit haben wir mindestens je zwei Moscheen bzw. Gebetsräume im Osten und im Westen und nur eine im Norden.

    Absurd ist der Verweis auf den ehemaligen Gebetsraum in der Zschortauer Straße 14. Der war bis zum Umzug in eine Wohnung in der Eisenbahnstraße 108 das Gemeindezentrum der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland e.V., lag also gerade mal ca. 2,5 km entfernt. Nun soll es ein Argument gegen den Moscheebau der AMJ sein, dass diese selbst bis vor kurzem ihr Gemeindezentrum in der Nähe betrieben haben, wenn auch weit weniger sichtbar in einem Gewerbegebiet?


    Der CDU-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Wolf-Dietrich Rost versucht nun, den Paragraph 34 des Baugesetzbuches gegen den Moscheebau in Stellung zu bringen. Wenn er nur einmal in das Gesetz geschaut und sich ein paar der vielen gerichtlichen Entscheidungen aus den letzten Jahren nicht nur zugunsten der AMJ angeschaut hätte (Berlin-Heinersdorf, München-Sendling, Kiel) dann wäre ihm aufgefallen, dass es nach Paragraph 34 des Baugesetzbuches keinen Grund gibt, an dieser Stelle den Bau einer Moschee zu versagen. Oder weiß es Rost doch und versucht sich dann wieder besseren Wissens als Retter der Leipziger Christenheit zu profilieren?


    Thomas Schmitt: Moscheen in Deutschland. Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung (Forschungen zur deutschen Landeskunde Bd. 252). Flensburg 2003.
    http://www.mmg.mpg.de/fileadmi…scheen_in_Deutschland.pdf


    David Christopher Stoop: Recht fremd. Moscheebau, Baurecht und Leitkultur. In: Forum Recht 2009 Heft 2, S. 52 f.
    http://www.academia.edu/143514…u_Baurecht_und_Leitkultur
    http://david-stoop.de/wp-conte…op_Fremdheit_im_Recht.pdf


    David Christopher Stoop: Mosque Debates in Germany: Between Democratic Participation and Social Exclusion. In: Annales UMCS, Sectio K (Politologia) 19 Heft 2, 2013, S. 35-49.
    http://www.degruyter.com/view/…2-z/v10226-012-0012-z.xml


    http://uni-koeln.academia.edu/DavidChristopherStoop

  • Die Ahmadiyya-Gemeinde hatte ihren Gebetsraum in dem Gewerbegebiet in der Zschortauer Straße. 2006 wollte sie ein offenbar altlastenverseuchtes Grundstück an der Maximilianallee zwischen Esso-Tankstelle und China-Großhandelszentrum kaufen und dort eine deutlich größere als aktuell geplante Moschee mit einer Fläche von 300 Quadratmetern für 150 Gläubige und 600 Quadratmetern Parkplätze bauen. Der Kauf ist aus mir nicht bekannten Gründen geplatzt. Nun also Georg-Schumann-Str. Offenbar haben die Ahmadi eine besondere Vorliebe für den Leipziger Norden.


    Außerdem werden sicherlich der Preis für das Grundstück und die Verkaufswilligkeit der Eigentümer eine wesentliche Rolle spielen, da sich das Bauvorhaben ausschließlich aus Spenden finanziert. Der aktuelle Bodenrichtwert liegt an der Georg-Schumann-Str. bei 100 Euro/qm, in vergleichbaren Lagen liegt er oft darüber. Die "vielen vielen Freiflächen auch in ruhigeren Lagen in allen Teilen der Stadt" gibt es zwar, aber in den allermeisten Fällen sind sie wohl entweder durch die Gemeinde nicht zu bezahlen oder die Eigentümer wollen nicht verkaufen, weil sie auf steigende Preise für Wohnbebauung hoffen. Das Grundstück an der Georg-Schumann-Str. wurde offen zum Verkauf angeboten und die Verkäufer hatten sicherlich nicht die Hoffnung, dass da jemand mit Wohnungsbauplänen kommt, sondern könnte möglicherweise auch beim Preis dem vermutlich einzigen ernsthaften Interessenten entgegengekommen sein.



    Das Gebäude muss dann sehr stark gedämmt und mit dicken Mauern gebaut sein, um beim Gebet nicht den Straßenbahnlärm als Hintergrundbeschallung ertragen zu müssen.


    Das ist wiederum einzig und allein das Problem des Bauherren und er wird sich schon Gedanken machen, wie er dies lösen wird. Immerhin hat die AMJ ja auch schon andere Moscheen gebaut und einige davon in durchaus vergleichbarer Lage oder mit vergleichbaren Lärmbelastungen innerhalb von Industriegebieten.


    Aber wie rum denn nun eigentlich? Ist es für die AMJ an der Georg-Schumann-Str. zu laut, so daß man sie besser irgendwoanders hin, an den Rand der Stadt, in ein Industriegebiet, in den Leipziger Osten, egal, Hauptsache nur weg aus Gohlis "abschieben" will? Oder schädigt "der steigende Lärmpegel, der auch ohne Muezzin-Rufe von einem öffentlichen Gebetshaus ausgeht,", die 1A-Spitzenlage an der Georg-Schumann-Str.?

  • Zwei neue Medienberichte, im letzteren etwas mehr zu der geplanten frühzeitigen Bürger_innenbeteiligung:


    BILD, 22.10.2013
    OFFENER BRIEF
    Thomaspfarrer für Moschee in Gohlis!
    http://www.bild.de/regional/le…neubau-33078514.bild.html


    MDR, 22.10.2013
    Leipzig
    Streit um Moscheebau
    http://www.mdr.de/nachrichten/…e9a9d57e_zs-6c4417e7.html


    mit Radiobeitrag:


    MDR INFO, 22.10.2013
    Jennifer Stange hat die Ahmadiyya-Gemeinde in Leipzig besucht.


    So klein, unscheinbar und "schnucklig" das Moscheechen auch werden soll, hat es sich nicht angesichts der (medialen) Aufmerksamkeit bereits einen eigenen Thread verdient - analog zu St. Trinitatis und der vietnamesischen Tempelanlage an der Kamenzer Straße 1? ---> neuer Thread: bitteschön! C.

  • Oder wir gucken noch ein wenig, was in anderen Städten zu passiert ist (z.B. bei Heranziehung des Paragraphen 34 des Baugesetzbuches) oder aktuell passiert und was davon eventuell für Leipzig relevant sein könnte. Da die Hamburger Imam-Ali-Moschee an der Alster hier schon mal genannt wurde und der Artikel auch sonst in meinen Augen recht interessant ist - wiederum im Hinblick auf Leipzig - verweise ich mal auf die Hansestadt, in der kürzlich eine neue Studie mit dem Titel "Moscheen und Gebetsräume in Hamburg. Untersuchung der räumlichen Situation" erschienen ist. Die Studie wurde von den drei staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften, dem Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura), der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) und dem Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), bei der Kulturwissenschaftlerin Marion Koch und dem Architekten Joachim Reinig in Auftrag gegeben. Unter Mitarbeit von Demet Çoban (Dipl. Architektin) entstand so nach Angaben der drei Religionsgemeinschaften die bisher bundesweit einzigartige und umfassendste Studie über 42 Moscheegemeinden in einer Metropolregion.


    Hamburger Abendblatt, 19.10.13
    Stadtplanung
    Muslime planen Moschee-Neubauten in Hamburg
    http://www.abendblatt.de/hambu…Neubauten-in-Hamburg.html


    Ein m.E. wichtiger Satz lautet: Weil die Moscheen inzwischen vielfältige Aufgaben wie Jugend- und Sozialarbeit, Integrationskurse und Altenbetreuung ausüben, fehlen nach Ansicht des DITIB-Vorsitzenden Altug jetzt vor allem Räume für Frauen, die auf diesen Gebieten besonders aktiv sind.