Sindelfingen: Wohnquartier Allmendäcker

  • Sindelfingen: Wohnquartier Allmendäcker

    Im Sindelfinger Stadtteil Maichingen entsteht entlang der S-Bahnlinie Böblingen-Renningen (S 60) das Wohnquartier Allmendäcker. Nach Vollendung sollen dort rund 1.750 Menschen leben.


    Alle Details zum dem Projekt findet man unter: http://www.sindelfingen.de/servlet/PB/menu/1319338_l1/


    Hier ist der öffentliche Plan:



    In den folgenden Beiträgen poste ich einige Bilder, die ich im August 2013 gemacht habe.


    Einmal editiert, zuletzt von John Robie ()

  • Zunächst ein Projekt, das ich für sehr gelungen halte:







  • Reihenhäuser in vielen Varianten














    Einmal editiert, zuletzt von John Robie ()

  • Immerhin, die S-Bahn ist einigermaßen gut zu erreichen. Aber ansonsten ein Wohnghetto und man muss für alles und jedes ins Auto steigen, da m.W. keine Einkaufsmöglichkeiten, etc.. vorgesehen sind.

  • Ich halte auch Vieles für gelungen, auch im Hinblick darauf, dass auch der vielzitierte "bezahlbare Wohnraum" geschaffen wird. Es gibt Eigentumswohnungen ab ca. 2.400 €/m², wobei es bei dem ersten Objekt halt auch bis 4.000 €/m² hoch geht.


    jack000
    Sicherlich ein reines Wohngebiet, aber die Ortsmitte von Maichingen ist nicht allzu weit entfernt.

  • Na ja ... die Daimler-Schlafstadt Maichingen ist mit architekturpreisverdächtigen Neubaugebieten nicht gesegnet. Hier eine Impression, fotografiert vom Standort Allmendäcker.


  • Allerdings, aber deswegen muß man das ja nicht auch noch ausbauen. Man muß doch mal folgende Ausgangssituation betrachten:


    Es gibt in Böblingen/Sindelfingen das Daimlerwerk und die ganze Industrie drum herum. Dort wird richtig wertgeschöpft. Die Einkommen und Vermögen dürften bis hin zu den Arbeitern überdurchschnittlich sein. Der Daimler ist doch kein Sweatshop! Außerdem hat man im Gegensatz zum Stuttgarter Talkessel viel Platz auf den Äckern.


    Diese Kombination müßte sich eigentlich im Stadtbild wiederspiegeln. Tut sie aber nicht. Im Gegenteil, man hat geradezu den Eindruck, dass sich die hohe Wertschöpfung invers zum materiellen Wohlstand vor Ort auswirkt.


    Sprich: Es werden hochwertige Güter hergestellt und danach sofort ausgeführt. Vor Ort verbleiben andere Güter wie z.B. Immobilien und die machen einen Eindruck, als wäre man in einer Pariser Vorstadt, in der gar keine Werte geschöpft werden.


    Fazit: Hier läuft irgendetwas ganz grandios schief!


    Meine Vermutung, neben der Tatsache, dass Immobilien als Güter immer ein Sonderfall sind, eben weil sie immobil sind, ist, dass die Konsumenten zu wenig Wert auf Qualität legen und ästhetisch zu wenig gebildet sind. Insbesondere Letzteres soll kein Vorwurf sein, sondern eine Feststellung. Wenn man nicht gerade selber gezielt danach sucht, kommt man ja auch während seiner gesamten Schullaufbahn und Berufsausbildung nie wirklich in Kontakt mit ästhetischen Fragestellungen. Stattdessen wird alles auf Teufel komm raus funktional optimiert.


    Sozusagen die Ikeaisierung einer ganzen Gesellschaft und bezeichnenderweise ist gerade der Ikea riesig und in zentraler Lage in Sindelfingen vertreten!


    Edit: Ergänzung zur Ikeaisierung:


    Wenn die Leute heute schnell mal ein paar Teller oder Tassen brauchen, dann rennen Sie halt zu Ikea, weils günstig ist und obwohl sie es sich eigentlich anders leisten könnten(!). Gleichzeitig kämpft beispielsweise Arzberg als einer der letzen Reste der dt. Porzellanindustrie ums Überleben.


    Ich bin sicher, dass viele Leute in meinem Alter, also noch relativ junge Leute so um Anfang 20 bis Anfang 30, kaum eine Ahnung haben, wer oder was Arzberg oder andere bekannte Porzellanhersteller sind, geschweige denn sich intensiv mit Porzellanformen auseinandersetzen, wenn sie neue Teller brauchen. Stattdessen geht es zack rein in den Ikea, Teller gesichtet, für annehmbar befunden und schnell wieder nach Hause. Viel Mühe machen sich die Leute für so eine Konsumentscheidung jedenfalls nicht meinen Eindrücken nach zu urteilen.


    Ähnlich scheint es sich auch bei anderen Gütern zu verhalten: Bekleidung würde mir einfallen und natürlich das zentrale Thema, um das es hier im Forum geht: Die Immobilien.

  • Das Baugebiet scheint schon ziemlich bebaut oder täuscht das?


    Sprich: Es werden hochwertige Güter hergestellt und danach sofort ausgeführt. Vor Ort verbleiben andere Güter wie z.B. Immobilien und die machen einen Eindruck, als wäre man in einer Pariser Vorstadt, in der gar keine Werte geschöpft werden.

    Gute Überlegung! Deine Vermutungen bzgl. Ikea und Bekleidung, also Billig, müßten allerdings mehr Geld für Immobilien über lassen.


    Ursächlich sind weit wahrscheinlicher die hohen und weiter steigenden Steuern und Abgaben. Wer, wenn nicht der gut bezahlte (Daimler-)Facharbeiter neben den üblichen Besserverdienern, soll diesen Sozialstaat und die ganze Armutsförderung bezahlen? Da Geld nur einmal ausgegeben werden kann, bleibt anteilig immer weniger für private Investitionen. Dazu kommen politisch steigende Strompreise u.a.


    Jetzt will "das Land" weitere Syrien-Flüchtlinge aufnehmen. Ebenso das reiche Rheinland-Pfalz. Die müssen auch irgendwo wohnen und können das sicherlich nicht aus der eigenen Tasche zahlen. Wir sollten hier aus humanitären Grünen auf etwas eigenen Wohnkomfort verzichten, um anderen eine Bleibe zu bieten.

  • @ Schwabenpfeil


    Ich meinte weniger, dass man da, wo ohnehin schon hässlich gebaut wird, hässlich dazubauen muss. Für mich sind die meisten Bauwerke in besagtem Wohngebiet Einäugige unter Blinden.


    Natürlich liegt das auch daran, dass hier im Umkreis um den Daimler meist die üblichen Verdächtigen bauen. Mehr "Strenger" und weniger "Siedlungswerk" könnte nicht schaden.


    Deinen Ausführungen zum Thema Ästhetik stimme ich zu. Kürzlich sagte mir ein Bekannter, es sei ihm egal, wie sein Auto aussähe. Schließlich würde er es ja nur sehen, wenn er darauf zuginge, und nicht, wenn er drinsäße.


    So denken wohl auch viele Leute über Häuser.


    Auch was die Details angeht. Wenn ich alleine in der Nachbarschaft schaue, was da an Gartenmöbeln herumsteht. Oder wie Gärten gestaltet - oder, besser, - wie sie nicht gestaltet sind in ihrer Rasen-mit-Randbewuchs-Monotonie.


    Und wenn das Haus selbst dann noch keinerlei Gestaltungswillen erkennen lässt, siehe letztes Bild in #6, dann fragt man sich schon, wer für so etwas Geld ausgibt.


    Wahrscheinlich Menschen, die sagen: Wann sehe ich mein Haus denn schon von außen?

  • Max BGF


    "Das Baugebiet scheint schon ziemlich bebaut oder täuscht das?"


    Nein, das täuscht nicht. Am wenigsten entwickelt ist noch der Teil, der auf obigem Plan links eingezeichnet ist.

  • Sicherlich ein reines Wohngebiet, aber die Ortsmitte von Maichingen ist nicht allzu weit entfernt.


    Was heißt denn in Maichingen "Ortsmitte"? Wer in diesem Viertel wohnt muss für alles außer S-Bahn ins Auto steigen. Es ist zu Fuß nichts erreichbar.

  • Ortsmitte ist die Sindelfinger Straße, und die ist weniger als einen Kilometer entfernt. Bäcker, Metzger, Sparkasse, Ärzte, Supermarkt (ok, nur ein netto), Restaurant, Biergarten ...

  • Wie bei vielen Neubaugebieten, die derzeit überall in Deutschland entstehen, ist auch hier das Ergebnis sowohl im Hinblick auf die städtbauliche Gestaltung als auch auf die entstehende Architektur erbärmlich. Angesichts der Bilder möchte man einfach nur losheulen.


    Schon in den 60er Jahre wurde ausgehend von Jane Jacobs Beobachtungen in Amerika aus guten Gründen allerorten "Urbanität durch Dichte" gefordert. Wie man an solchen Gebieten erkennen kann, ist die Suburbanisierung weiter ungebremst auf dem Vormarsch. Dies erstaunt erst recht vor den seit einigen Jahren so scharf geführten Diskussionen um Umwelt- und Klimaschutz. Sie haben wohl nichts gebracht, denn die Zersiedlung der Landschaft geht weiter. Und der Stellplatz für das Auto gehört natürlich zur Standardausstattung... :nono:


    Wie man bei den Bauten an das Bauhaus denken kann, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Den einzigen Zusammenhang erkenne ich in der Bevorzugung des Flachdaches und einer gewissen äußeren Schlichtheit. Doch anders als im "Wohnquartier Allmendäcker" verfügten die Bauhausbauten über eine stimmige, ansprechende Gestaltung bis ins Detail. Anstelle von Stuck wurde ausgefeilt und gekonnt mit anderen Gestaltungselemente gerarbeitet. In Allmendäcker sehr ich nur grobe lieblos angeordnete Farbfelder und Baumarktinventar.


    Ich stimme Schwabenfeil zu: Das mangelnde ästhetische Gefühl der Bewohner gepaart mit einer ausgeprägten Geiz-ist-geil-Mentalität sind die Hauptgründe für solche Bauergebnisse. Gute Qualität und vor allem Dauerhaftigkeit interessieren die wenigsten. Der einzige Trost: Die meisten von uns werden den Abriss der Bauten noch erleben, da die Lebensdauer recht kurz sein dürfte.

  • hans.maulwurf: Ich bleibe dabei: Die Bauhausbauten hatten wesentlich mehr Stil, weil auch auf die ästhetische Erscheinung wert gelegt wurde und die Siedlungen in einem Guss entstanden (wobei Ernst May übrigens streng genommen kein Bauhäusler ist).

  • Konnte mir letzte Woche selbst vor Ort ein Bild machen. Alle, die hier nicht investiert sind sollten glücklich sein! Schade um die verbaute Grünfläche. Wirklich abgrundtief scheußlich. Mit Bauhaus hat das nix zu tun. Hier handelt es sich um primitive Investorenarchitektur, die ausgehend von öff. Bauträgern jede qualitätsvolle Bebauung zugunsten einer kurzfr. Profitmaximierung geopfert haben. Ghetto in 2055!