Siff, Müll, Schmutz, Kriminalität - Willkommen in Berlin

  • Warum nimmt man nicht lieber die "Café Achteck" Lösung, meinetwegen in moderner Form? Mehrere von denen wurden modernisiert (meist nur noch mit Pissrinne, äh, Urinal) und stehen auf diversen Plätzen in Berlin.
    Für den Nutzer sind sie kostenfrei, einigermaßen pflegeleicht, bieten Wetter- und Sichtschutz und sind dennoch für Obdachlose gar nicht (zum schlafen, zum pinkeln schon ;)) und für Junkies schlecht geeignet.


    Zudem sehen sie schöner aus (bei modernen Versionen kommt es natürlich auf die Gestaltung an) als diese furchtbaren Exhibitionisten-Plastikdinger.

  • ^^
    Der Reinigungsaufwand wird wohl das Haupthindernis sein. Neben dem Platzbedarf und den Investitionskosten. Außerdem verleitet der Sichtschutz vermutlich trotzdem zu ungewünschten Aktionen der Nutzer.

  • ^^ Weil sie nicht aus Plastik sind. Sogar noch einigermaßen nett aussehen. Zeitlose Stadtmöblierung aus der pösen, pösen Vormoderne des Städtebaus. Und damit ist die Diskussion für die Verantwortlichen schon wieder vorbei. Ist leider so, die bewährtesten Lösungen will man nicht, vgl. auch die unglaublich teuren, dafür gebührenpflichtigen, Münzklos, die auch immer total versifft sind. Pragmatischer als "Cafe Achteck" geht es eigentlich gar nicht. Und wenn man sich anschaut, wie lange die Dinger bei jahrzehntelang teils nur mäßiger Pflege gehalten haben, teilweise bis heute halten, dann geht es eigentlich auch nicht billiger.

  • Nur mal so, wenn man es schier nicht aushält und ohnehin in aller Öffentlichkeit seine Notdurft verrichtet, dann könnte man dies auch in die überall zu findenden Gullys tun (schlimmstenfalls sogar beide Geschäfte, die Straßenreinigung kann auch bei mangelnder "Treffsicherheit" Überreste ohne großen Aufwand in den Kanal hinunterspülen, ggf. reicht schon der nächste Regenschauer dazu aus).


    Das stelle ich mir toll vor wenn mitten am Ku-Damm plötzlich die Hose runtergelassen wird um in einen Gulli zu pinkeln. Zudem kostet Wildpinkeln in Deutschland bis zu 1000 € Strafe! WC´s mit Wänden sind einfach problematisch wenn Sie nicht überwacht werden. Vandalismus, Prostitution, Drogenkonsum usw. haben diese WC´s zu Problemzonen gemacht und eine bestimmt Klientel geradezu angezogen.

  • Selbstverständlich suchen die meisten Menschen den bestmöglichen Sichtschutz den die Situation eben hergibt und stellen sich nicht hin und zielen auf den Gulli.


    Wir sprechen hier auch von Leuten (selbst neulich beobachtet im Vorbeigehen :nono:), die neben einen Abfalleimer in die Hocke gehen und einfach auf den Boden koten, von allen Seiten einsehbar, die Logik scheint wohl zu sein, dass der Abfall eh schon so ein "Pfui-Ort" ist, oder was auch immer die Betreffenden sich dabei denken. Dass das kein einmaliges Ereignis war sieht du am Kloakenbelag der Böden im und ums Ostkreuzgelände.


    Lasst ein Cafe Achteck nachbauen, stellt es neben einen Gulli für den direkten Abfluss ohne zusäzliche Leitungsarbeiten, es gibt heutzutage ja sogar schon wasserpülungsfreie Urinale, d. h. es ist nicht einmal ein Wasseranschluss notwendig, die Innenbeleuchtung kann per LED mit Solarzelle und Batterie auf dem Dach die ganze Nacht über gewährleistet werden, fertig. Das "große Geschäft" per eingebautem Chemie-Plumpsklo, Marke Baustellenklo, was dann entsprechend regelmäßig leergesaugt wird. Billige und schnelle Lösung. Ohne große Baugenehmigungen und Leitungsarbeiten und dieses und jenes (für Einmalinvestitionen ist bei uns immer viel Geld da, da gibts keine "halben Sachen", für die Instandhaltung, d. h. Reinigung und Vandalismusschadensbehebung, kann es dann nicht billig genug sein, entsprechend kernversifft sind für viel Geld gebaute öffentliche Toiletten dann nach kurzer Zeit schon wieder - Prioritäten komplett verkehrt herum; lieber wenig Geld in simple Lösungen investieren und dafür ordentlich Geld für die Instandhaltung als umgekehrt).


    Dass das öffentliche Plastikurinal wie hier zu sehen allerdings vollkommen indiskutabel ist - da sind sich hoffentlich alle einig. Primitiver geht "Stadt" nicht mehr.


  • Dass das öffentliche Plastikurinal wie hier zu sehen allerdings vollkommen indiskutabel ist - da sind sich hoffentlich alle einig. Primitiver geht "Stadt" nicht mehr.


    Nein! Indiskutabel sind Assis die meinen auf Gehwege scheißen zu müssen – Punkt!

  • Das sind eben reine Not-Pissoirs die nicht als Unterkunft für die Nacht, Drogenkonsum oder für sexuelle Akte missbraucht werden sollen – so einfach ist das!


    Es geht nur um Sichtschutz und nicht um eine komplette Bebauung!
    => 100cm*80cm in 50 cm Höhe, mehr nicht! Derzeit sind diese Dinger völlig frei und das muss ja nun nicht sein.

  • Ansonsten pinkele ich auch lieber in eine noch so kleine Grünanlage als es einfach in die Hose laufen zu lassen.


    Sehe und handhabe ich ebenso. Pinkeln ist ein menschliches Bedürfnis und ich habe vom Prinzip her kein Problem mit solch aufgestellten offenen WC. Auf geschlossenen kostenfreien WC in Bahnhofsumgebung gehe ich auch nur ungern. Und die neuen offenen WC sind speziell auch für die meist männliche Alk / Obdachlosenszene aufgestellt, also eine echte Verbesserung für alle, da das Wildpinkeln abnimmt. Hauptsache die frieren im Winter nicht ein.

  • Pinkeln ist ein menschliches Bedürfnis und ich habe vom Prinzip her kein Problem mit solch aufgestellten offenen WC. [...] Und die neuen offenen WC sind speziell auch für die meist männliche Alk / Obdachlosenszene aufgestellt, also eine echte Verbesserung für alle, da das Wildpinkeln abnimmt.


    Aus dieser Sichtweise ist es definitiv ein Gewinn, denn wenn es nicht diese Pinkelbecken sind, dann ist es die Wand. Nur hilft es anders als geschlossene Klokabinen leider nicht den Frauen und nicht fürs große Geschäft. Von daher kann das mE abgesehen von ästhetischen Aspekten nur ein Beitrag sein.

  • Das Problem ist aber auch, dass solche Trinkerscenen überhaupt zugelassen werden. In Stuttgart-Bad Cannstatt gibt es sowas vor dem S-Bahnhof auch und den Ober fällt nichts besseres ein als den Trinkern die Benutzung der kostenpflichtigen Toiletten kostenlos zu ermöglichen anstatt die Scene aufzulösen und an einen Ort (inkl Pissoir) außerhalb des Geschehens zu platzieren wo die niemanden mit ihrer Anwesenheit stören.


    @ Topic
    Das mit dem Pissen ist aber nur ein Teil des Problems. Es geht insgesamt um den Schutz der Mehrheit der anständigen Bürger gegenüber der Minderheit der Schmutzfinken denen die Basisvorraussetzungen für ein gemeinsames Zusammenleben fehlen.
    => Daher können nur Lösungen angestrebt werden die sich an dem Vorbild Singapur orientieren!
    => Sicherheit und Sauberkeit = Freiheit!

  • Das Problem ist aber auch, dass solche Trinkerszenen überhaupt zugelassen werden [...] anstatt die Scene aufzulösen und an einen Ort (inkl. Pissoir) außerhalb des Geschehens zu platzieren wo die niemanden mit ihrer Anwesenheit stören.


    Nun ja, das ist ein sozialpolitisches Streitthema. Wie bei der Inklusion an Schulen will man auch hier lieber ein im Idealfall möglichst harmonisches Mit- und Nebeneinander des Ungleichen erreichen als strikte "Segregation". Und wie bei der Inklusion finde ich auch hier den reinen Ansatz vollkommen richtig. Nur die konkrete Ausgestaltung ist schwierig, da sich eben wirklich alle Seiten an Regeln halten müssen, um ein respektvolles Miteinander zu ermöglichen. Bei der Durchsetzung solcher geschriebenen und ungeschriebenen Regeln gab und gibt es aber leider in der Tat große Defizite, wie ich auch jeden Tag auf diversen Bahnhöfen erlebe, wo selbst unterirdisch kräftig geraucht wird und eben auch Uringeruch sowie Müll, Siff und Glasscherben das Leben erschweren. Das führt dann im Gegenzug zu solcher Empörung bei den anderen Mitbürgern:


    Es geht insgesamt um den Schutz der Mehrheit der anständigen Bürger gegenüber der Minderheit der Schmutzfinken denen die Basisvoraussetzungen für ein gemeinsames Zusammenleben fehlen


    => Daher können nur Lösungen angestrebt werden die sich an dem Vorbild Singapur orientieren!
    => Sicherheit und Sauberkeit = Freiheit!


    Während ich wie gesagt dem oberen Teil der Aussage zustimme, ergibt sich daraus mE nicht zwangsläufig der untere bzw. es hängt davon ab, wie stark man sich letztlich an Singapur orientieren sollte. Eine gewisse Tendenz hin zu stärkerer Überwachung und konsequenterer Ahndung wird sich vielleicht nicht vermeiden lassen. Aber die hässlichen Seiten des sauberen Singapurs möchte ich im Gegenzug auch nicht importieren. Es hat eben alles seinen Preis und da jeder Freiheit etwas anders interpretiert, muss letztlich auch jeder ein Stück davon opfern (was jetzt vielleicht philosophischer klingt, als es gemeint ist)...

  • Eine gewisse Tendenz hin zu stärkerer Überwachung und konsequenterer Ahndung wird sich vielleicht nicht vermeiden lassen.


    Genau das war mit der Orientierung nach Singapur gemeint (und keine 1:1 Kopie).


    Es muss halt einen Sinneswandel geben => Anstatt den Verursachern auch noch deren Dasein zu verschönern muss dafür gesorgt werden das die Verursacher soweit wie möglich an ihrem Tun gehindert werden!

  • Grundsiff in Berlin?


    Hahah, das trifft es wie die Faust aufs Auge. ,-)
    ...und LAHMARSCHIGKEIT.


    Bin nur gespannt, ob die "Verschönerungsarbeiten" am Tauentzien mit privater Kapitalspritze schneller gehen als wenn da der Bezirk federführend dahintersteht.


    Übrigens, ich wollte mit meiner Bemerkung weiter oben keinesfalls Provinzstädte abqualifizieren....WARUM sollte ich? Nur ist mir total unverständlich, wieso DORT vieles geht und bei uns in Berlin nicht...während es in so manchem Bauamt in Städten bis zu 20.000 Einwohnern nur 2-3 Volltagsstellen gibt, sind ja nun alleine schon bezirksseitig bei uns dort wesentlich mehr beschäftigt.....und eigentlich haben wir ja hier auch noch Ressourcen.


    Übrigens, hat jemand mal eine Statistik der untersch. Bezirke Berlins mit ihrer Personalausstattung oder einen Link hierzu? Interessant wäre auch die aktuelle personelle Ausstattung des Landesdenkmalamts.
    Wäre sehr dankbar hierfür!

  • Bauamt

    Bezüglich ressourcen: War da nicht was mit Sparen bis es quietscht?Wenn für mich als Durchschnittsbürger die Verlängerung eines Reisepasses eine Jahresaktion wird und man das Verhältnis auf das Bauamt überträgt wunderts mich dass da überhaupt was geht.


    Für den Siff gibt es doch jetzt die neue "Petze" App. Funktioniert die?


  • Für den Siff gibt es doch jetzt die neue "Petze" App. Funktioniert die?


    Pumpernickel meint mit Siff aber nicht größere Verschmutzungen oder Verunreinigungen wie sie öfters mal auftreten können (Müll, Exkremente etc.), sondern die Patina, Graffitos und Aufkleber auf Straßenschildern und anderen typische Berliner Siff. Oder habe ich das falsch verstanden, Pumpernickel?


    Damit im Kudamm Tauentzin Thread auch noch Platz für Projekte bleibt, darf hier die Grundsiff-Diskussion weitergeführt werden.
    Bato

  • Ah das wär natürlich wichtig die Begrifflichkeiten zu klären... Graffiti und Aufkleber sind ja Strassenkunst das ist kein Dreck :D...Patina ist auch kein Siff... Schmutzige Strassenschilder schon...Kaputte Bänke sind keine Patina das ist Verwahrlosung usw.


    Durchsanierter/rekonstruierterHochglanz ist steril und bietet keine Atmosphäre...gut zu sehen um den Dresdner Neumarkt...

  • Bezieht sich hierauf und wurde wegen OT hierher verschoben.


    ^ein bisschen abwegig Berlin mit New York City zu vergleichen. Und wenn wir schon bei abstrusen Vergleichen sind: Wieso nicht Tokio mit Berlin vergleichen? Ca. 20 Millionen Menschen und trotzdem praktisch kein Vandalismus. (Graffiti kann man das sinnlose tagging am Warschauer Bahnhof ja nicht wirklich nennen…)

  • Warum sollte es abwegig sein Berlin mit NYC in diesem Themenfeld zu vergleichen? - Ist es nicht.

    Und wer schon mal von Brooklyn über die Brooklynbridge nach Manhattan gelaufen ist, weiß diesen Vergleich auch richtig einzuordnen. Auf Brooklyn Seite, Graffiti, Drogenutensilien und Dreck. So ähnlich wie an der Warschauer.

    Und Tokio? - Selbst da gibt es Dreckecken und Graffiti. Freilich nicht so häufig wie in unseren Landen.

  • Es ist totaler Unsinn diesen Aspekt mit New York zu vergleichen.

    Infrastruktur ist in Deutschland und Berlin im höchsten Grade eine kommunale, bzw gesellschaftliche Angelegenheit gerade mit dem Argument weil Privatwirtschaft nur Gewinne im Auge hat und ansonsten alles vernachlässigt.

    Wenn man jetzt plötzlich New York anführt, mit seiner zu Berlin vollkommen unterfinanzierten öffentlichen Infrastruktur, dann muss man auch dafür plädieren öffentliche Zuschüsse einzustellen für die nächsten fünfzig Jahre, ansonsten vergleicht man Äpfel mit Birnen.

  • Ach Theseus, in welcher Hand die Reinhaltung öffentlicher Infrastruktur liegt, ist dem Passant doch völlig Latte. Und diesen Aspekt hat Urban Freak auch ganz sicher nicht gemeint.