How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb

  • Soweit ich auf dem alten Falkstadtplan von 1947 erkennen kann, war an dieser Stelle im zweiten Weltkrieg eine Brache. Nördlich der Voltastrasse scheint ein Industriegebiet gewesen zu sein. Ausserdem ist in der Nähe eine Bahnlinie.


    Die Kuhwaldsiedlung (über der Strasse) war erstaunlicherweise auch komplett zerstört. Militärischen Sinn sehe ich darin keinen.


    Vielleicht tauchen drei Bomben an der Stelle deshalb auf, weil dort 70 Jahre niemand aktiv war.

  • Wieso war da 70 Jahre niemand aktiv? Dort stand bis in die 1990er Jahre eine Shell-Tankstelle und das Autohaus Georg v. Opel mit dem einst sehr bekannten Opel-Rondell. Der Kreisel hieß bis zu dieser Zeit auch Opel-Kreisel, und nicht wie heute Katharinen-Dingsbums.


    Scheinbar hat man beim Bau damals nicht so genau geforscht. Jedenfalls war es wohl Glück. Eine Tankstelle auf mehreren Bomben...

  • frank353


    Militärischen Sinn bei der Bombardierung Frankfurts kannst du mit der Lupe suchen. Gerade wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Industrie bspw. in Höchst völlig unbeschadet blieb (IG Farben!). Oder der Hauptbahnhof schon drei Tage nach den Märzangriffen 1944, die die ganze Alt- und Innenstadt vernichteten, wieder weiter deportieren konnte. Auch die Tatsache, dass mit erstaunlicher Präzision fast alle Kirchen in den gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebieten Bomben abbekamen, lässt schon tief blicken. Aber lassen wir das.


    Unabhängig davon findet man das eigentliche Ziel der einstigen Angriffe auf vermeintliche Brachen, wenn man von dort auf der Karte ein paar Linien in alle Himmelsrichtungen zieht, aufgrund der primitiven Leitsysteme von damals ist das das klassische Schema von Bombenabwürfen, es kamen immer einige davor und dahinter runter. Populärstes Beispiel ist wohl die Altstadt von Lübeck, da kann man heute noch die Überflugsrichtung der RAF im Luftbild bewundern.

  • In der Print-Ausgabe der FAZ (RMZ, S. 46) ist heute einem Artikel zum Thema Blindgänger ein US-Airforce-Luftbild des fraglichen Bereichs aus den letzten Kriegs- oder den ersten Nachkriegstagen beigefügt. Es ist eines der Bilder, die ich oben unter #4 erwähnte. Dieses Bild gibt eine gute Vorstellung davon, was man auf entsprechenden Vergößerungen an Bombenkratern so erkennen kann.


    P.S. Über das, was RMA lieber lassen wollte, kann man ziemlich genaues erfahren bei Jörg Friedrich, Der Brand, Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945, Propyläen Verlag, München 2002, ISBN 9783549071656, Gebunden, 592 Seiten, 25,00 EUR, gibts inzwischen auch als Taschenbuch. Mehr als Friedrich kann man zu dem Thema nicht herausfinden.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Nun, es gab schon einen Grund hinter dem Bombardement von Wohnviertel. Die Idee dahinter kam von den Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg. Sowohl Deutschland, Russland, Österreich und die Türkei wurden nicht militärisch erobert, sondern wurden durch innere Unruhen zur Kapitulation gezwungen.
    Die Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg bildeten die Grundlagen zu den Strategien welche im 2. Weltkrieg angewand wurden.
    Ziel des Allierten Bombardements war es die Zivilbevölkerung so zu treffen, dass sie Kriegsmüde wird und eine Revolution beginnt. Deshalb wurden bevorzugt Wohnquartiere bombardiert.

  • Das Kaiserreich war 1918 militärisch geschlagen, noch ganz ohne Novemberrevolution. Was es bringt, einen Krieg weiterzuführen wenn man ihn schon verloren hat, haben wir dann ca 25 Jahre später gesehen.
    Dass die Strategie eine Bevölkerung zum Aufstand zu bomben nicht hinhaut, war aber doch recht schnell offensichtlich und die Amerikaner haben ja die fragwürdige Strategie der RAF auch nicht einfach kopiert sondern militärisch zum Teil weitaus wichtigere Präzisionsangriffe auf unverzichtbare Industrie- oder Verkehrsanlagen geflogen. Bspw. wurde der Bahnverkehr durch Dresden erst durch einen Angriff der USAAF vom 17. April wirksam unterbrochen und nicht schon durch den verheerenden Angriff vom 13/14. Februar.

  • Es ist müßig über den Sinn/Unsinn von Bombardements zu diskutieren (siehe Rotterdam, Warschau, Coventry, Plymouth, London usw, usw). Entscheidend ist, dass der deutsche Wiederaufbau teilweise viel zu rasch, viel zu barsch, viel zu kurzsichtig und zu ideologisch passierte. Wer das Pech hatte einen Haudrauf wie Kampffmeyer (was für ein Name) als Planungsdezernent und einen Arndt als OB zu haben, muss heute mit den teilweise unumkehrbaren Folgen der "Stadtreparatur" leben.

  • Ursache und Folge, ich finde, über beides zu diskutieren, sollte erlaubt sein. Rein objektiv betrachtet Unsinn, da in der Vergangenheit liegend, ist beides. Und dass der Mensch ohnehin nicht lernfähig ist, zeigt sich ja gerade in Syrien, wo ein Land vor den Augen der Welt zerbombt wird, das mit kulturellen Reichtümern ähnlich gesegnet ist wie das Deutschland der Vorkriegszeit.

  • Was es bringt, einen Krieg weiterzuführen wenn man ihn schon verloren hat, haben wir dann ca 25 Jahre später gesehen.


    Die Amerikaner haben in ihrem eigenen Bürgerkrieg gelernt, was der Unterschied zwischen den Kriegen von Herrschern und den Kriegen von Ideologien ist.
    Der Krieg zwischen Herrschern wurde geführt um konkrete Ziele zu erreichen und wurde in einzelnen Schlachten entschieden - extrem formuliert: Schlacht verloren, Krieg zuende, Beispiel Waterloo. Der Krieg folgte strengen Regeln und wurde nach diesen entschieden. Zu den Regeln gehört die Schonung der Zivilbevölkerung, Nichtkombattanten aller Art.


    Der Krieg zwischen Ideologien (Sklavenstaaten/Maschinenstaaten) lebt so lange weiter, wie die Ideologie weiterbesteht. Er wird von einer der Ideologie folgenden Bevölkerung wesentlich stärker unterstützt, als der Krieg für einen König, Kaiser, wasauchimmer.


    Sherman war wohl der erste der in der Neuzeit (im amerikanischen Bürgerkrieg) Krieg gegen die Zivilbevölkerung führte, um deren Moral und erst damit die Unterstützung für die gegnerische Armee zu brechen. Und er hatte damit Erfolg.


    Die Kriege des 20. und auch des 21. Jahrhunderts sind Kriege nach dem (faktischen) Ende der geregelten Kriegsführung zwischen den Streitkräften verschiedener Staaten, sie haben nur in den seltensten Fällen konkrete, zugegebene(!) Zielobjekte (Flächen- oder Rohstoffgewinne), deren Erreichung ein Kriegsende erzwingen würde. Stattdessen sind sie in ihrer Absichtsformulierung zumeist auf unscharfe, weiche Faktoren ausgerichtet - oder zumindest einseitig stark weltanschaulich (Kapitalismus/Kommunismus, religiöse Motive) geprägt, so dass sie ohne ein Umdenken beider Seiten, auf ewig weiter geführt werden müssen.


    Was die Bombenräumung (auch in Frankfurt) angeht muss man zu den Nutzungen der letzten 70 Jahre auch noch sagen, dass gerade bei tiefliegenden Blindgängern, eine Suche über Sonden von der Oberfläche aus kaum Erfolge zeigte - selbst mit moderner Technik konnte man in Offenbach Bombenteile zwischen Baumwurzeln auf einem Schulhof nicht eindeutig erkennen. Die hoch auflösenden Luftbilder der Amerikaner und Briten waren in der Nachkriegszeit auch noch nicht alle verfügbar, so dass alles was tiefer als die für die Neubebauung notwendigen, teilweise sehr flachen, Fundamente lag, mangels Wissen darüber, liegen blieb.


    Und ich denke, dass man bei einer Neubebauung ohne die Notwendigkeit von Pfahlbohrungen und Tiefgarage, wahrscheinlich nicht so genau gesucht, bzw. die Bomben eben nicht zufällig gefunden hätte.
    Und irgendwann...

  • Und entschärft ist sie

    "Der Bodenzünder ist entfernt worden, der Kopf der Bombe wurde abgesägt und der Kopfzünder wurde gesprengt", so lautete die Aussage des Einsatzleiters des Kampfmittelräumdienstes nach erledigter Arbeit, wie HR-online berichtet. Dann darf jetzt die Baugrube weiter ausgehoben werden .............


    Edit: Nun ist auch der Fernsehbericht vom HR online, ab Minute 3:48 sieht man das Teil zersägt.

    Einmal editiert, zuletzt von MathiasM () aus folgendem Grund: Edit

  • Bombenfund an der Wismarer Straße

    Laut FNP ist auf einer Baustelle an der Wismarer Straße (das wird wohl das nördliche Baufeld des Uni-Campus sein) eine große Weltkriegsbombe von 1,8t Größe gefunden wurden. Aufgrund der Größe werden am Sonntag in 1,5km Umkreis ca. 70.000 Menschen evakuiert und die Bombe entschärft.


    Ein Umkreis von 1,5km bedeutet konkret ein Kreis mit den Hauptpunkten


    - Brahmsstraße im Osten
    - Fritz-Reuter-Straße auf Höhe der U-Bahn-Haltestelle Fritz-Tarnow-Straße im Norden
    - Franz-Rücker-Allee im Westen
    - Bockenheimer Landstraße im Süden


    Das wird kein Spaß :-|

    Einmal editiert, zuletzt von sipaq ()

  • Na bravo, ab 6.00 Uhr aus dem Haus und erst ab Mittag wird entschärft...
    1,5 km Umkreis ist völlig überzogen.

    Einmal editiert, zuletzt von Adama ()

  • ^
    Du bist also von der Evakuierung betroffen?
    Es handelt sich um eine Luftmine (ein "Blockbuster").
    Zitat aus Wikipedia:

    Die im Vergleich zu herkömmlichen Sprengbomben um ein Vielfaches stärkere Druckwelle zerstörte im Umkreis von 100 Metern alle Gebäude gewöhnlicher Bauart, riss im freien Gelände in bis zu 1000 Meter Entfernung Türen und Fensterrahmen heraus und ließ Fensterscheiben noch in einer Entfernung von 2000 Metern zersplittern.


    Also vielleicht doch nicht "völlig überzogen" ...

  • Danke für die Aufklärung. Ja, ich wohne im Westend.
    Dennoch ist es nervig, vor allem da wir wohl ab 6.00 Uhr raus sollen und erst ab Mittag überhaupt begonnen wird zu entschärfen. Für jeden Zünder wird je 1 Stunde eingerechnet. Wo sollen denn bitte 70000 Personen mal eben so für mindestens 10 Stunden hin?

  • Wie Baufrosch schon erwähnte, ist das Problem der Detonation einer solchen Bombe nicht die Splitterwirkung, sondern die Druckwelle, d.h. die Luftdruckdifferenz, die die Explosion auslöst. Diese reicht erheblich weiter als die Sprengwirkung.


    Q: Wikipedia


    Wenn also die Druckdifferenz 3 Millibar erreicht, kann das Leute ernsthaft beeinträchtigten. Die größte (Sekundär-)Gefahr von Verletzungen erzeugen splitternde Glasscheiben.

  • Der Evakuierung um 6 Uhr folgen umfangreiche Kontrollgänge und Kontrollflüge. Man darf annehmen, dass es bis zur endgültigen und vollständigen Räumung bis in den früheren Vormittag dauern wird. Hinzu kommen Kranken- und Behindertentransporte, die auch noch abgewickelt werden müssen.
    Von den 70.000 werden einige einfach die Stadt verlassen oder innerhalb der Stadt Freunde/Familie besuchen. In der Stadt stehen diverse Turnhallen und Bürgerhäuser/Saalbau zur Verfügung. Und notfalls darf die Westend-Bewohnerschaft auch gerne zu uns nach Offenbach kommen.

  • Eineinhalb Tonnen Sprengstoff, Donnerwetter. Seit den Sechzigern habe es eine Bombe dieses Typs in Hessen nicht mehr gegeben, heißt es in der FAZ. Die Bomben von Katharinenkreisel, Anlass für diesen Strang, dagegen Silvesterböller mit CE-Zertifikat.

  • Vorläufige Evakuierungszone, sogar über den Opernplatz hinaus, hätte ich nicht gedacht:


    Bild: https://abload.de/img/difqw8zwsacfxtb.jpglanouoj.jpg


    Quelle: Polizei Frankfurt