Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ein Beispiel für eine Rekonstruktion mit den Funktionen eines modernen Museums ist das Museum Barberini in Potsdam. Eigner Hasso Plattner hat es an Multimedia nicht fehlen lassen.


    museum-barberini-com

  • Im Barberini gibt es aber keinen einzigen Ausstellungsraum der in einem x-beliebigen historischen Zustand wiederhergestellt wurde. Es sind moderne Ausstellungsräume mit maximal hergestellter neutraler Hängefläche, in leicht historisierender Anmutung. Um dies mit der rekonstruierten Fassade in Einklang zu bringen, wurden zudem aus ehemaligen Fenstern, Scheinfenster gemacht.


    Gebäude, Haustechnik und Innenausbau wurden hier kohärent miteinander geplant, gebaut und nicht nachgerüstet oder ergänzt.


    Ich kann mir in diesen Zusammenhang keinen Monet auf barocker Wandbespannung vorstellen.

  • Konstantin: Beim Barberini ist es doch der gleiche Ansatz wie beim Humboldtforum. Auf Bildern präsentieren sich schlichte, moderne Ausstellungsräume. Auf Wikipedia steht ebenfalls, dass nur die Fassaden rekonstruiert wurden, sodass es ein modernes Innenleben ohne jedes "barockisieren" gibt. Das ist dann doch wohl eher ein Beispiel für einen bewussten Bruch zwischen innen und außen.


    Es ist ja auch bekannt, wie die Innenräume des Berliner Schlosses optisch wirkten. Das würde mE überhaupt nicht im Zusammenspiel mit einer modernen Ausstellung funktionieren, sondern weder dem einen noch dem anderen gerecht werden.

  • ^^


    Ich erinnere mich an einen "Focus"-Artikel über das Barberini in Potsdam. Und da meine ich ein Holzparkett auf den Bildern gesehen zu haben. Das zumindest läßt auch die Innenräume historischer anmuten, als sie es sind.


    Im Stadtschloß befürchte ich eine Art Kaufland-Ästhetik. Auch wenn das Innenleben modern gestaltet wird, so sollte man trotzdem eine würdiges Interieur schaffen, man kann auch mit modernen Mitteln eine Art Schloßfeeling herstellen. Opulenz kann man auch mit minimalistischen Mitteln und Designs zum Ausdruck bringen.


    Es sollte jedenfalls ein würdevolles Gegenstück zur Außenfassade entstehen, sodaß eine gewisse Spannung aufkommt.


    Was spricht denn dagegen, wenn man zumindest einen Raum des Schlosses rekonstruiert? Irgendetwas Passendes sollte man jedenfalls auch rekonstruieren und es vielleicht mit der Berlin-Ausstellung verbinden.


    Auch das würde zu einem gelungenen Gesamtbild beitragen. Mit der Zeit werden wir Deutschen vermutlich auch entspannter, sodaß man vielleicht in 20 Jahren auch einen Innenraum wiederherstellen will. Nur weil das Projekt am Anfang keine Innenrekonstruktion vorsah, muß man sich ja nicht sklavisch daran halten. Ich bin auch kein Freund der Monarchie oder einer kompletten Innenrekonstruktion, aber es wäre die Chance, ein Bauwerk mit mehr Identität und Identifikation zu schaffen.

  • ^ Alles Befürchtungen. Nix Konkretes. Die Innenarchitektur des Humboldt-Forums ist nach allem was bisher zu sehen war, zurückhaltend, aber in keinem Falle Kaufland.


    Ein Holzparkett gibt einem Gebäude die Historie zurück? - Sehr lustig.


    Und ernshaft, wer will denn in dem Museumsbau ein Schlossfeeling herstellen?

  • Auch bezüglich der Innenräume sehe ich es mittlerweile wie bei den Fassaden und der Freiraumgestaltung.


    Erst mal abwarten, bis es fertig ist, dann erleben wir die Wirkung der eingerichteten Räume.
    Vielleicht spricht dann schon bald keiner mehr von der Rekonstruktion der historischen Räume.


    Es ist für mich das größte Manko des Humboldtforums, dass es wohl immer ein Gebäude bleibt, an dem sich selbst viele Befürworter reiben werden.
    Es ist noch nicht fertig, aber die Debatte um Veränderungen ist schon im vollen Gang.


    Gleichzeitig ist es aber auch das Perfekte Symbol an der richtigen Stelle und repräsentiert das Schicksal Berlins:


    "Immerfort werden, niemals sein"
    (Zitat: Karl Scheffler)

  • Gutmensch: Da machst Du Dir mE zu große Sorgen. Bei einem Projekt dieser Kategorie und Preisklasse wird es sicher ein angemessenes Erscheinungsbild geben. Wobei einige Exponate mE gar nicht viel brauchen, um zu wirken.

  • Also während des letzten Tags der offenen Tür waren einige Innenräume ja schon im fast fertigen Innenausbau zu sehen, und was zu sehen war war sehr hochwertig und stimmig.
    Es gab ja auch die Behauptung die Fenster könnten nicht geöffnet werden, was nicht richtig ist!
    Aber es gibt Rolltreppen. Rolltreppen innerhalb eines Schlosses sind schon merkwürdig, die Möglichkeiten innere Rekonstruktionen vorzunehmen sind schon begrenzt ohne dass diese wirklich Disneyland werden. Könnte ich mir ästhetisch in etwa vorstellen wie den Kaisersaal am Potsdamer Platz.

  • Eindeckung der Kuppel

    Man kann jetzt per Webcam gut erkennen, dass die Dacheindeckung der Kuppel begonnen hat. So wie es aussieht, ist man dabei die Traufe auszubilden.

  • Gigantentreppenhaus

    Im neuen "Berliner Extrablatt", Nr.91, wird berichtet, dass die Originalskulpturen von Schlüter, die urprünglich auf dem Mittelrisalit des Portal VI im Schlüterhof standen bereits im Februar diesen Jahres ins Humboldforum eingezogen sind.


    Sie befinden sich jetzt im sog. Skulpturensaal, das ist der, sich über zwei Etagen erstreckende Raum, in dem die Gigantentreppe eingebaut werden könnte, direkt hinter der Fassade von Portal VI.


    In einer Bildunterschrift auf Seite 18 unten steht, dass die Rekonstruktion des Gigantentreppenhauses geschätzte 25 Millionen Euro kosten würde.


    Ansonsten wird über den weiteren inneren und äußeren Bauablauf berichtet, auch über den Stand der Kuppeleindeckung. Sehr lesenswert!

  • Berlin-Ausstellung wird kostenpflichtig sein

    Nach der Umfeldgestaltung lässt die rot-rot-grüne Koalition ihre Abneigung vom Stadtschloss jetzt auch bei der Berlin-Ausstellung raushängen. Sie wird als einzige Ausstellung im Humboldt-Forum kostenpflichtig sein, da das Land auf die Einnahmen von gerade mal 1 Million Euro im Jahr nicht verzichten will.


    Bericht in der Berliner Morgenpost: https://www.morgenpost.de/berl…n-Ausstellung-zahlen.html


    Passender Kommentar dazu: https://www.morgenpost.de/mein…te-Blockade-aufgeben.html

  • Es wird trotzdem gut besucht sein, da bin ich mir sicher.

  • ^ Ich halte das auch nicht für dramatisch. Klar wäre es schöner, wenn die Ausstellung umsonst ist, aber ich kann verstehen, dass die Kulturverwaltung auf die Einnahmen nicht verzichten will.


    Die Argumentation in dem Kommentar finde ich seltsam: Die Ausstellung sei kein Museum, sondern eigentlich Stadtmarketing. Aha. Und einen Haufen anderer Ausgaben aufzuzählen, die nach Ansicht der Kommentatorin überflüssig sind (aber allesamt mit dem Kultur-Etat nichts zu tun haben) – das ist es wohl, was man neudeutsch "Whataboutism" nennt.

  • Also ich finde die Haltung Berlins schon etwas kleinlich. Ganz ehrlich, das Humboldforum sorgt für einen weiteren enormen Besucherstrom und hält Berlin in den Schlagzeilen, wie jedes neue eröffnete Museum. Berlin profitiert enorm vom Bund und dem Hauptstadtstatus. Der Bund zahlt einen gewaltigen Anteil, da wären eine Million Euro Ausfälle schon vertretbar gewesen. Vor allem wird es jetzt trotzdem einen Ausfall geben, da dadurch dass der Rest frei sein wird, bestimmt viel weniger Extraeintritt für die Berlinabteilung zahlen werden.
    Wenn es ein Gesamtticket geben würde, würden das die meisten automatsch bezahlen.
    Wenn man dann noch den Gesamtbetrag des Kulturetats ansieht, ca 600 Mio Euro für 2019 - steht so in der Morgenpost -, dann erscheint mir das geradezu lächerlich.

  • Auf den ersten Blick, erscheint es mir auch unverständlich. Es kann dabei ja nicht um die eine Million Euro einnahmen pro Jahr gehen, zumal ja auch Kosten dagegen laufen würden.


    Andererseits wirkt diese links-grüne Böswilligkeit auf mich konstruiert, ähnlich wie die Sache mit der gläsernen Blume vor ein paar Wochen.
    Es würde mich daher gar nicht wundern, wenn in wenigen Tagen etwas anderes dabei rauskommt.


    Grundsätzlich sehe ich den Eintritt bei Museen eher als eine Art Schutzgebühr, die vor übermäßigem Andrang und missbräuchlicher Nutzung bewahrt. Daher bin ich für moderate Preise von Anfang an.

  • Irgendwie zoffen sich die "Partner" hier permanent. Und zumindest nach außen hin gibt sich eindeutig Berlin als der wankelmütige und unberechenbare Part in der Beziehung:
    -Zunächst war alles konzeptuell eng aufeinander abgestimmt. Der Bund präsentiert vorrangig Objekte, um die Kulturen der Welt greifbar zu machen. Berlin betreibt komplementär hierzu ein Zentrum für Sprache/n, um den Dialog der Menschen und der Kulturen zu thematisieren. Zugleich hätte dies im buchstäblichen Sinne dem Wirken Wilhelm von Humboldts etwas mehr Raum gegeben.
    -Es folgt ein zunehmendes Fremdeln von Seiten Berlins. Man will seine Flächen nicht mehr selbst bespielen. Der Bund soll alles betreiben und auch alles alleine bezahlen. Im Nachhinein hätte sich der Bund wohl einfach darauf einlassen sollen. Allerdings pochte dieser auf die verbindliche Absprache.
    -Dann der individuelle Vorstoß von Bürgermeister Müller: Berlin will nun lieber eine Ausstellung über sich selbst schaffen. Das Thema Sprache ist damit gestorben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Baupläne längst fertig und zig Kooperationspartner bereits in die künftige Konzeption involviert. "Unsere" Bibliothekarin von nebenan hatte uns als Stammgäste schon lange vorher eingeweiht, dass es mindestens eine groß angelegte, euphorisch vorgetragene Veranstaltung und diverses Infomaterial zum geplanten Sprachzentrum gegeben hatte und zumindest sie freute sich sehr über die künftigen Angebote und Möglichkeiten. Auch hier war bereits ein Eindruck der Verbindlichkeit entstanden, der gefühlt von einem Augenblick zum anderen über den Haufen geworfen wurde.
    Auch der Bauherr war bekanntlich alles andere als begeistert und wollte sich zunächst verweigern. Folge sind u.a. Umplanungen und die ironische Fußnote, dass Berlin nicht zeitgleich eröffnen kann. Das allein wird noch für jede Menge (mE teilweise nicht völlig unberechtigten) Spott sorgen. Berlin ist bezüglich Umplanungen, Kostensteigerungen und Verzögerungen längst ein gebranntes Kind aber lässt die trotzigen Finger nicht vom Herd.
    -Auch beim Thema Kuppelkreuz tat ein Herr Lederer, als habe es nie einen Konsens gegeben und stellt sich direkt an die Seite der Pöbler (die freilich auch warteten, bis längst Spender vorhanden und die Baupläne fertig sind). Wirklich unterhaltsam wurde es dann, als u.a. Vertreter der Muslime das Ganze als unnötige Farce umschrieben. Anschließend verschwand das peinliche Thema auffällig schnell in der Versenkung.
    -Beim Theater um die Außenflächen haben dann beide Seiten mitgewirkt aber auch hier habe ich den Eindruck, dass Berlin mit allen Mitteln quer schießt, wo es nur geht. Vielleicht ist dieser subjektive Eindruck nicht ganz unbelastet von der vorherigen Entwicklung.
    -Nun zu guter Letzt(?) also auch ein Einzelgang beim Thema Eintritt. Faktisch werden also 90 Prozent der Flächen früher fertig und komplett kostenlos. Berlin legt dann mit den restlichen 10 Prozent nach und verlangt 7 Euro. Für viele Touristen sind 7 Euro sicher nicht die Welt aber im Sinne der Gesamtwirkung ist diese Zweiteilung gerade für Gäste etwas unverständlich. Meine These im Gegensatz zu dem bisher geäußerten: Es wird der Popularität und dem Erfolg der Ausstellung nicht zuträglich sein. Wenn man unbedingt eine symbolische Schwelle einziehen möchte, hätten es auch 2-4 Euro getan. Und tatsächlich ist Berlin sonst gerade beim Kulturetat alles andere als geizig. Da ist die plötzliche Betonung der Ökonomie schon sehr auffällig und verwunderlich.

  • Vielleicht muss man einfach mal etwas abwarten. Politiker sind zwar teils ideologisch, aber was noch mehr zählt als Ideologie ist Erfolg. Und wenn das Humboldtforum ein Publikumserfolg wird, wovon ich sicher ausgehe, dann wird sich vielleicht auch die Haltung des Senats ändern.


    Jeder weiß, dass ich ein entschiedener Anhänger des Schlosses bin, aber ich habe mittlerweile auch etwas Verständnis für die Seite der Linken/Grünen. Es ist einfach nicht ihr Projekt, ideologisch ist es vermutlich maximal weit von ihren Vorstellungen entfernt und man muss es jetzt irgendwie machen auch wenn eben null Herzblut dabei ist.


    Wäre die Berlin-Ausstellung jetzt in einem hypermodernen Bau in Kreuzberg, würde die Haltung des Senats wohl ganz anders aussehen. So ist es eben.


    Ich setzte bei dem Projekt einfach darauf, dass dann, wenn alles mal fertig ist, Normalität einziehen wird und man sich "aneinander gewöhnt". Und mit der Zeit ist dann auch im Umfeld des Schlosses oder beim Eintritt mehr möglich. Man sollte vielleicht mal etwas das Drama aus der ganzen Diskussion nehmen.

  • Odysseus: Ich betrachte das ebenfalls relativ nüchtern. Allerdings schließt das nicht die Möglichkeit zur Kritik aus. Und hier schließe ich mich dem Urteil nicht an. Das sind alles erwachsene Menschen und es sollten alles professionelle Politiker sein. Das wofür Du Verständnis ausdrückst, ist aber Kindergartenniveau: "Ich will jetzt aber nicht mehr mitspielen und das Spiel ist sowieso doof und Du auch. Dann zicke ich jetzt halt die ganze Zeit rum, damit Du auch keinen Spaß mehr daran hast."


    War das Sprachzentrum nicht sogar noch ein Projekt von Rot-Rot (aber selbst unter Rot-Schwarz hatte die SPD weiter das Kulturressort)? Gegen was genau begehrt man da also auf? Außerdem hat man sich doch letztlich schon genug eigenen Gestaltungsspielraum herausgenommen bzw. konzeptionell sogar ein komplett eigenes Ding draus gemacht. Spätestens hier könnte man doch mal erwarten, dass irgendwann alle an einem Strang ziehen. Dann noch mal wegen knapp 0,2 Prozent des Kulturetats einen Aufstand machen, ist schon ziemlich peinlich (zumal 1 Mio Umsatz ja noch nicht einmal 1 Mio Gewinn bedeuten dürfte, wenn dafür auch wieder zusätzliches Personal etc. benötigt wird).


    Leider fügt es sich in das Gesamtbild: Ein Finanzsenator, der ein großes, profitables Unternehmen aus der Stadt jagt. Eine Wirtschaftsministerin, die öffentlich für Enteignungen eintritt in kongenialem Duett mit einer Bausenatorin, die nicht baut. Eine Bildungssenatorin, die inzwischen praktisch alles einstellen und vor eine Klasse oder in die Kitagruppe stellen muss, was irgendwie verfügbar ist (ganz zu schweigen von der Umsetzung der Sanierungspläne). Verkehrspolitik ist bislang auch primär Rückbaupolitik (wobei das im konkreten Einzelfall natürlich auch mal sinnvoll sein kann). Da passt natürlich auch eine Kulturpolitik, die im Zweifel auch schon mal ein eigenes Kulturprojekt sabotiert und an die Wand fährt. Naja, vielleicht wird die Berlinschau ja trotzdem noch ein Erfolg. Ebenso wie ich auch anderswo nach wie vor noch auf Erfolge hoffe. Die Hoffnung schwindet aber sie lebt noch. Und Berlin hält auch eine ganze Menge aus.