Wie kommtst Du darauf? Weder lebe ich auch dem Kiez noch verbringe ich i.d.R. meine Freizeit dort. Ich lebe ja nicht mal in Hamburg, auch wenn ich derzeit beruflich viel dort bin. Ich seher eher die Esso-Initiative als einen Akteur der Kampagnen gegen jeden faehrt, der nicht 100% ihren Idealen zusagt. Gern und oft vermischt mit politischen Parolen, die nichts mit den Esso-Hauesern zu tun haben.
Welche Parolen haben nichts mit den Esso-Häusern zu tun? Wie gesagt, es tut der Diskussion gut, nicht nur bis zum nächsten Bauvorhaben zu denken, sondern auch andere erst nach Jahren sichtbar werdende Aspekte zu berücksichtigen wie schleichende Verdrängung und Eingriffe in bestehendes Sozialgefüge. Ein Reflektieren über den Status Quo und die Politik, die diesen herbeigeführt hat, kann da meines Erachtens nicht schaden.
Das ist eine Sache die mich stets sehr amuesiert: Menschen die Ihre ganz persoenliche und subjektive Ansicht zu einer Sache mit der 'bescheidenen' Einleitung garnieren: 'Fakt ist doch, dass'.. Ja, wenn das soooo ist
Entschuldige meine Formulierung. Kein Grund, darüber hinaus das zugehörige Argument zu ignorieren oder ins Lächerliche zu ziehen.
Aehm, aufwachen bitte. Wenn der Kiez mal einzigartig oder toll war, dann ist das seit Jahrzenhten schon vorbei. Der Kiez ist nur einzigartig dreckig und einzigartig versifft, was dann ein paar Leute gern als 'Einzigartig' verkaufen. Das ist als wuerde man zuhause seine Toilette zehn Jahre nicht mehr putzen mit dem Argument 'Jetzt habe ich dafuer aber eine einzigartige Toilette'.
Komisch, niemand der dort sich aufhaltenden Menschen hatte ein Problem damit. Ganz im Gegenteil hat der "einzigartige Dreck" anscheinend sogar Sogwirkung auf internationale Touristen ausgeübt, was nicht zuletzt Menschen wie dich mit ihren "Aufwertungsvorschlägen" auf den Plan ruft. Warum ist dir ein Stadtteil so wichtig, in dem andere ihren Spaß haben, den du aber lediglich auf Fotos siehst, welche du schnell wegklicken kannst?
Nicht? Ich schon. Durch die jahrelang vergfehlte Wohungsbaupolitik und die z.T. daraus resultierenden Preise von 4,000 bis 5,000 Euro pro m2 fuer Neubauten ist es zum Beispiel vielen jungen Mittelstandsfamilien mit Kind kaum noch moeglich Eigentum zu erwerben. Was hast Du gegen diese Menschen, dass deren Interessen und Beduerfnisse (z.B.auch auf St Pauli) nicht auch beruecksichtigt werden sollen?
Du spielst hier einen vermeintlich Not leidenden Teil der Bevölkerung gegen einen anderen - tatsächlich Not leidenden - aus. Eine perfide Strategie, die medial und institutionell gerne mal dazu genutzt wird, Angst vor beispielsweise Sozialschmarotzern und Asylbewerbern zu erzeugen. Um deine Frage zu beantworten: ich habe nichts gegen Mittelstandsfamilien mit Kind. Aber muss für solche ein Eigentumswohnverhältnis in einem Nachtleben-lastigen Gebiet geschaffen werden?
Also bist du fuer gezielte soziale Entmischung? In Poseldorf soll man keine Sozialwohungen bauen und in St Pauli willst Du im Umkehrschluss keine Eigentumswohungen im Drittelmix? Aha...
Du verzerrst (bewusst oder unbewusst) meine Aussage. Ich sagte nicht, man soll in Pöseldorf keine Sozialwohnungen bauen, sondern man wird dort nicht ein Drittel von denen geltend machen wollen. Im Sinne von: den Aufschrei in der Bevölkerung möchte ich sehen, wenn das Drittel dort festgeschrieben wird!
Einen solchen, womöglich gipfelnd in einen Volksentscheid, braucht man unter den sozial Schwachen und politisch Abgehängten natürlich nicht zu befürchten.
Solange Notstand an sozialen Wohnungen besteht, halte ich es für geradezu pervers, Quotierungen zu Eigentum durchsetzen zu wollen, die im Umkehrschluss kein Ausweiten von sozialem Wohnraum in anderen Stadtteilen zur Folge haben werden. Oder pocht dort die Bayerische Hausbau ebenfalls auf die Quote?
Die sind ja auch so furchtbar diskriminiert in Hamburg. Wie viele Millionen hat der Senat grade fuer's Gaengeviertel investiert? Waren es 20 oder 22? Hilf mir mal auf die Spruenge bitte, ich habe die Zahl grade nicht.
Da sprichst du ein Leuchtturmprojekt des Senats zur Wiederherstellung der "Bürgernähe" an, nachdem man jahrelang anderen Initiativen das Wasser abgegraben hat. Oder willst du bestreiten, dass die kulturelle Breite in dieser Stadt finanziell schlechter dasteht als vor dem Beginn des Elphi-Baus?
Ja, genau. Im Molotov waren ja Eintritt und Bier immer gratis. Ebenso in den anderen Laeden in den Essohauesern. Hundertmark war ja auch in Wirklichkeit gar kein richtiger Laden, sondern ein Gratis-Bekleidungs-Shop, wo man sich einfach so bedienen konnte. Am besten fand ich aber die Esso-Tanke. Schade, dass ich so selten in Hamburg war, denn bei dieser Kultur-Tanke gab es den Sprit ja immer auf lau. Das war naemlich Deutschlangs erste unkomerzielle Tankstelle!
Die Laeden in den Esso-Haeusern waren allesamt kommerziell ausgerichtet. Da sollte man keine Geschichtsverklaereung beschtreiben, sondern lieber mal bei den Tatsachen bleben.
Ich stelle nicht fest, dass Molotow oder Tanke keinen Profit abwerfen, lediglich, dass durch deren Treiben die gesamte Lage aufgewertet wird, was ganz anderen Akteuren zugute kommt und sich im Umkehrschluss wieder negativ auf die Mieten zahlenden Inhaber auswirkt. Andere Menschen / Initiativen / Engagements beleben den Straßenraum ganz ohne Profit, auch das wird gerne übersehen.