Dresden: Postplatz - Planung und Bebauung

  • Murks bleibt Murks. Die Ausrede, man müsse ja auch an den Wohmkomfort der Leute denken, ist so absurd wie eh und je. Mit solchen Argumenten hat man in den 50ern auch noch wiederaufbaubare Barockgebäude weggesprengt. Der Preis für eine ordentliche Fassadengestaltung fällt bei den gesamten Baukosten überhaupt nicht ins Gewicht. Zumal sich schon mit einfachsten Mittel eine Besserung einstellen würde. Dieses Plattenbau-Revival wird auch lange nach Fertigstellung nicht viele Freunde finden. Verstummen mangels Perspektive sollte man nicht als Zustimmung fehlinterpretieren.

  • Ehrlich gesagt empfand ich bereits den Sermon von Herrn Guratzsch als reichlich schmalbrüstig und fast etwas peinlich; die Replik von Herrn Dietze ist es nicht minder. Jedoch muss man ihm zugestehen, dass er in stets sympathischer Art und Weise die „Problemchen“ eines Bauträgers ins Gespräch bringt, die im innerstädtischen Wohnungsbau natürlich nicht von Pappe sind. Immerhin braucht man sich nicht zu wundern, dass sich viele an solche Projekte erst gar nicht heran trauen.


    Nun zum Postplatz: Das ewige Rumgenöle an dem Platz halte ich für reichlich überzogen und unnötig. Weder die Qualität des Vorkriegsplatzes, noch die Konkurrenz zu anderen deutschen Platzbebauungen der letzten Jahre, rechtfertigen einen ständigen Verriss.


    Natürlich sind die CTR-Riegel und der CG-Container miserabel. Für das MotelOne, das Haus Postplatz, die Annenhöfe, die Mary-Ann-Apartments und auch die Schauspielgärten gilt das jedoch nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn der Platz in den nächsten Jahren geschlossen sein wird, kein schlechter Stadtraum entstanden sein wird.

  • Es ist ja nicht so dass die Bauherren kein Geld für ne ansprechende Fassade hätten. Sie haben doch eine Fassade und das auch ausgefallen: Keramiklamellen dort, Messinggoldbeschläge da. Es ist also ein Scheinargument, dass man mangels Mittel keine ansprechende Fassade bauen kann. Tatsächlich fallen diese Kosten fast garnicht ins Gewicht - schon bei der Farbe kann man da deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Also so gesehen ist es Gewäsch und es bleibt immer noch am Willen derer hängen, die da bauen und die das entwerfen und verkaufen.

  • Archo, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Der Postplatz wird kein städtebauliches und architektonisches Glanzlicht, aber das Abendland geht ganz sicher mit ihm nicht unter. Ich denke sogar, dass es da in Zukunft richtig lebendig zugehen wird.

  • Ungerechtfertigte Kritik macht gerechtfertigte Kritik nicht weniger wichtig.
    Das "Haus Postplatz" und vorraussichtlich auch die "MaryAnn Apartments" werden ok. Das Motel One ist aufgrund seiner Kubatur in Schulnoten bestenfalls eine 4-. Der Fresswürfelnachfolger und die "Residenz am Postplatz" gehen allerdings überhaupt nicht. Zusammen mit dem Mastenchaos ergibt sich dann das Panorama etwas weiter oben, Ruhrpottcharme inklusive.
    Dass die Merkur Blocks nicht direkt am Postplatz stehen, macht sie ja nicht besser. Und dass die Verantwortlichen jetzt derber Kritik ausgesetzt sind, haben sie sich selbst zu verdanken. Am Geldmangel lag es bei CG und CTR ganz offensichtlich nicht - das ist die peinlichste Ausrede von allen. Wie es mit einfachen Mitteln wesentlich besser geht, zeigt das Mika-Quartier.


    Wer diesen Platz jetzt aus Harmoniebedürftigkeit heraus verteidigt, sollte sich fragen, ob Dresden weiter auf diese Art und Weise zugeplastert werden soll. Ob Knerer ihren Entwurf auch ohne Gestaltungskomission und harscher Kritik in der Lokalpresse verändert hätten? Genau. Also hat sich die Kritik gelohnt.

  • Lambert, Du verwechselst Kritik (die hat die städtebauliche und architektonische Planung am Postplatz auf jeden Fall verdient) mit dem Shitstorm, der über jegliche Entwicklung am Postplatz seit Jahren ergeht.

  • Ja aber doch nicht mit Unrecht. Und wenn selbst jahrelange Kritik bspw. an der Zentralhaltestelle, dem "Wilsdruffer Kubus", der Platzgestaltung ("Panzerdusche), zu Ergebnissen wie der "Residenz am Postplatz" oder den Goldplatten am Wall führen, dann gibt man sich offensichtlich beratungsresistent.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Das Problem mit dem Postplatz besteht meiner Meinung nach grundsätzlich in seiner Planungsgeschichte der letzten knapp 30 Jahre. Bereits zu Beginn der 90er gab es bekanntlich einen städtebaulichen Wettbewerb den Joachim Schürmann gewonnen hatte. Man kann diesen damals prämierten Entwurf gut oder auch schlecht finden (ich persönlich finde ihn genial. Warum das so ist, würde hier zu weit führen). Tatsache ist aber, dass der Entwurf weder wirklich umgesetzt, noch komplett aufgegeben wurde. Aus verschiedenen Gründen wurden im Laufe der Zeit wesentliche Grundelemente des Schürmannschen Konzeptes verwässert oder gar konterkariert. Das Ergebnis ist leider ein insgesamt unbefriedigender Zwitter.

  • Ich stimme Arwed zu: Die Idee des Schürmann-Planes finde ich ebenfalls - aus städtebaulicher Sicht - hervorragend. Dass hier im Endeffekt nur die Baumassen umgesetzt wurden, ist sehr schade. Der Wassergraben hätte dem ganzen Areal einen komplett anderen Charakter gegeben.


    Architektonisch empfinde ich den Platz im Grunde auch nicht sonderlich schlecht. Die Neubauten direkt am Postplatz als sogar ziemlich gut. Richtig schlecht hingegen die Residenz am Postplatz. Hier halte ich es für einen großen Fehler, dass die Reste der Altbebauung zur Marienstraße in den Neubau integriert wurden. Das ganze hat für mich den Anblick eines Hinterhofes, der noch dazu vollkommen zerklüftet wirkt. Hier hätte ich mir eine glatte, ebene Fassade zur Marienstraße gewünscht.


    Von den Merkur-Gebäuden müssen wir freilich nicht reden. Da fehlt jeglicher Gestaltungsansatz.

  • Die Einbeziehung der Mauerreste der Oberpostdirektion ist nun wirklich das geringste Problem des Neubaus. Alles andere wäre ein Skandal und meines Erachtens die Vollendung des Zerstörungswerkes aus den 50ern gewesen. Ich finde schon die Beseitigung der Mauerreste an der Ecke zum Platz skandalös. Damit sind fast alle Hinweise auf die frühere Raumkante getilgt.

  • Der einstige Innenhofflügel des Hauptpostamtes besitzt und besaß keinerlei architektonischen Reiz und historische Relevanz. Seine Erhaltung (das heißt seiner unteren Etagen) reißt in die Bauflucht an der Marienstraße ein großes Loch. Hinzu kommt noch, dass die beiden komplett neu gebauten Gebäudeköpfe gegenüber der von der Plattenbauzeile definierten Flucht ein Stück vorspringen. Nur deren Erdgeschosse nehmen die Flucht auf. Das alles lässt mich kopfschüttelnd über die Planungskompetenz des Investors, seines Architekten und des Stadtplanungsamtes zurück.
    Natürlich hätte ich diesen banalen und niemals für eine repräsentative Ansicht konzipierten Flügel abgerissen! Das gilt aber selbstverständlich nicht für die Reste der Oberpostdirektion an der Straße am See, die ein überaus wertvolles Zeugnis der baulichen Geschichte des Ortes sind. Aber mal sehen, wie hier das Endergebnis aussehen wird. Den Verantwortlichen wird auch hier irgendwie noch ein Totalausfall gelingen. Die bereits sichtbaren oben aufgesetzten Etagen mit Lochfenstern machen mich nicht gerade optimistisch.

  • Ich finde schon die Beseitigung der Mauerreste an der Ecke zum Platz skandalös.


    Ist doch nicht skandalös, sondern nur konsequent und richtig.
    Der Abriss hatte schon vor vielen Jahrzehnten stattgefunden. Zu DDR-Zeiten war
    man nur zu faul, eine Umzäunung zu errichten, und hat einfach die Erdgeschossmauern
    als Grundstücksabgrenzung genutzt.
    Dass das Ursprungsgebäude weg ist und nicht wieder kommt, ist sehr schmerzhaft.
    Aber dann muss man auch einsehen, dass die Mauerreste dann auch weg können.

  • Was ist das denn für eine Logik. In der Zone hat mans nicht richtig abgerissen also machen wir das jetzt? Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Die Mauerreste hätte man prima in Freiraumgestaltung einbringen können. Etwas Historie hätte dem Areal nun wirklich nicht geschadet. Daher erachte ich auch den Erhalt an der Marienstraße für richtig. Es geht hier doch längst nur noch darum, überhaupt irgendwelche oberirdischen Mauerreste sichtbar zu erhalten, nachdem fast alles beseitigt wurde.
    Ob nun in der Marienstraße die Bauflucht gebrochen wird, ja mei... Ansehnlich wird die Straße mit diesem Plattenbaukoloss ohnehin nie. Aber ich bin ja Realist und ein Abriss wird es in naher Zukunft nicht geben. Daher mögen die Bäume wohl ihr Bestes geben.
    Prinzipiell hätte ich schon gar nicht die Flucht der Platte als Planungsgrundlage genommen und sie durch eine andere Raumkante, näher an der alten Flucht, für die Zunkunft lieber zur Disposition gestellt. Aber da sind wir schon wieder sehr im Grundsätzlichen.

  • Sehe ich auch so.
    Es hätte besser funktioniert die alte Mauer an der Marienstraße als Bauflucht zu nehmen und dann später einmal Gebäude vor die Platte zu setzen und somit die Plattenvorderseite zur Rückseite zu degradieren.
    Den Promenadenring hätte man dann richtigerweiße, wenn man denn wöllte, auf den Mittelgrundstücken zwischen Wall- und Marienstraße einrichten können und dabei vielleicht sogar zum Teil die alte Stadtmauer freilegen können.

  • Klar hätte man das tun können, aber man hat sich halt vor knapp 30 Jahren anders entschieden und auf der Basis geplant und gebaut (zumindest teilweise). Beim Gedanken daran, was aus den Absichten für den Abriss von Plattenbauten an für Dresden weit wichtigeren Stellen geworden ist, finde ich die damalige Entscheidung zur Integration der Zeile absolut richtig. Das Problem ist nicht die Platte, sondern definitiv die Bauten, die man ihr zur Seite und gegenüber gestellt hat.

  • Ich bin, was die Mauerreste angeht, etwas gespaltener Meinung.
    Zum einen sind es natürlich Artefakte des untergegangenen alten Postplatzes; und wenn man sich die Zeit und den passenden Blickwinkel nimmt, vermitteln sie auch einen gewissen Eindruck von den Dimensionen und der Art, wie damals gebaut wurde.
    Andererseits sind es aber - aus meiner Sicht - auch nicht besonders wertvolle Artefakte. Das Gefühl für die Dimension des alten Postplatz (siehe die angesprochene "Raumkante") hat sich bei mir jedenfalls nie so recht eingestellt; vermutlich sind die Mauerreste dafür schon zu niedrig. Und den eigenen ästhetischen Reiz, den manche Ruinen haben, sehe ich hier gleich gar nicht. Vor allem in Richtung Marienstraße stand da für mich einfach immer nur eine Mauer.

  • Ich finde nicht, dass die Mauerreste auf dem Grünstreifen irgendeinen gestalterischen oder platzbildenden Charakter hatten. Das waren zerschossene Mauerreste, mehr oder weniger quer auf dem Streifen verteilt. Ich finde es richtig, dass sie nun komplett zurückgebaut wurden und der Wall einen einheitlichen Charakter erhält.. Davon abgesehen war das Postgebäude kein herausragendes Beispiel seiner Zeit, das nun unbending im öffentlichen Raum sichtbar sein muss. Interessant finde ich, wie der „Ruinenkult“ immer wieder kritisiert wird, wenn es um Sanierungen geht, hier genau dieser „Ruinenkult“ nun wohl aber offenbar doch gewollt ist.


    Die Platte hätte ich langfristig auch gern zurückgebaut - allerdings nur unter Einbeziehung der dahinterliegenden Flächen und der Entwicklung eines Gesamtkonzeptes und wir alle wissen, dass das nicht passieren wird.

  • Ich sehe halt lieber Ruinenreste, als gar keine historischen Sachzeugen. Hier am Postplatz war das die letzte Chance, auf einem großen Platz vor der Altstadt etwas davon sichtbar zu erhalten, nachdem alle (ob Rathenauplatz, Pirnaischer Platz, Georgplatz oder Dippoldiswalder Platz) ihre alte Struktur völlig eingebüßt haben. Die Chance ist nun leichtsinnig vertan.

  • Es ist schon leicht lächerlich, wie einige diese Mauerreste hochjazzen, als handele es sich um Überreste des antiken Pompeji. Wie bitteschön hätte denn eine sinnvolle Integration dieser mannshohen Barrieren in einen Grünzug aussehen können? Meiner Ansicht nach verliert man durch ihre Beseitigung nichts - ganz im Gegenteil.


    Lustig auch, dass man 28 Jahre nach der Entscheidung des Stadtrates für den Schürmann-Plan die Lage des Ringes infrage stellt. Damals hat man sich bewusste für diesen Plan und damit auch die vor dem Krieg nicht gegebene Durchbindung des Ringes um die Altstadt entschieden. Alles andere wäre auch fatal gewesen.
    Dass man damals nicht die Plattenbauzeile opfern wollte, erscheint vor dem Hintergrund der zu dieser Zeit noch vorhandenen Wohnungsnot verständlich. Ob man sie heute beseitigen sollte, ist hingegen eine andere Frage. Aus städtebaulicher Sicht wäre es natürlich zu begrüßen; ökonomisch und ökologisch hingegen fatal. Ob dann jedoch etwas besseres käme, kann man in Anbetracht der "Residenz" auch infrage stellen.

  • Kleiner Rundgang entlang des Promenadenrings West


    Beginnen wir am Dippoldiswalder Platz mit dem Hochhaus Budapester Straße 2 und dem Nebengebäude Am See 19


    Das Hochhaus hat schon neue Fenster und ist gedämmt. Es wird nun verputzt.


    Vor dem Hochhaus wird auf dieser Fläche dieses Jahr der Glasbrunnen aufgebaut werden


    Das Nebengebäude mit den Legebatterien zur Budapester Straße


    Die Rückseite


    Hochhausseite zum Am See


    Die beiden Plattenbauten entlang des Promenadenrings wurden auf der Seite Am See neu gestaltet. Die hintere Am See 13, 15, 17 rot-weiß.


    Die vordere Am See 9, 11 blau-weiß