Hospitalviertel (Sammelthread)

  • Ich kann die allgemeine Begeisterung nicht ganz teilen: Sterile Schuhschachtel meets Bullaugen plus banales Gotikzitat. Was uns Herr Lederer hier auftischt, überzeugt mich daher nur bedingt (wenn auch der gute Wille erkennbar ist), wie in letzter Zeit des Öfteren (z.B. IHK-Entwurf, LaBi-Erweiterungsentwurf). Klar ist das eine Aufwertung gegenüber den Banalbauten, die zuvor standen und ich hoffe sehr, dass dieses Projekt zusammen mit anderen Maßnahmen das Viertel ein Stück weit interessanter, lebendiger (im Sinne einer Cityerweiterung, aber da schimpfen ja wieder unsere Ruheapostel) und angenehmer macht, die Aufenthaltsqualität insgesamt gesteigert werden kann. Architektonisch erwarte ich aber eigentlich mehr von einem Schlüsselprojekt.

  • Der Bau hat ja mal echt viele verschiedene Fensterdesigns zu bieten. Da gibt es die üblichen Schmalfenster, von denen wiederum ein paar eine Art abgewinkelte Verzierung haben. Dann gibt es modern-abstrakte Bullaugen. Und dann gibt es noch die Fenster mit Gotikzitat. Zu guter Letzt hat der Bau noch vollverglaste Fassadenbereiche mit Holzelementen.


    Fühlt sich an, als ob die sich nicht entscheiden konnten.

  • Nun ja, ein Schmuckstück ist es nicht, aber immerhin mal was anderes und möglicherweise architekturpreisverdächtig - wem´s was bringt.


    Die Fensterspielereien sind ganz offenbar des Gebäudes Identität. Leider ist ihnen nicht gelungen, den Klotz freundlicher zu machen (Kirche), sondern ihm allenfalls einen etwas abwechslungsreicheren Festungscharakter zu verleihen.


    Ich hätte mir einen Versuch modernen Barocks (welches gegebenenfalls gleich hätte definiert werden müssen und können!) in direkter Nachbarschaft der Hospitalkirche gewünscht.

  • Mir gefallen die lieblos aneinandergereihten Fenstermassen mit ihren "Dächern" überhaupt nicht. Dank jener Dächer drängt sich einem die ständige, monotone Wiederholung nahezu auf.
    Die Rundfenster? Ungewöhnlich, ja, aber das macht sie noch lange nicht ansehnlich. Vor allem hätten sie ja die perfekte Chance gehabt, diese Monotonie sehr leich aufzubrechen, in dem sie diese Betonsegmente individuell um ein paar Grad drehen.


    Dann gibt es wieder interessante Details wie zum Beispiel die tolle Klinkerfassade. Dann sind da noch die abgerundeten Gebäudekanten (Teil 2, erstes Bild) - die dann wieder durch diese absolut unpassenden, hervorstehenden Fensterkuben ruiniert werden.

  • Im Nachinhinein muß man feststellen, das Beste ist die Fortführung der Kirchenfassade (Bild #5). Also der Teil, welcher am wenigsten modern, sondern am meisten alt zu wirken versucht. Der am wenigsten zwanghafte Eigenkreation, sondern respektvolles Zitat sein will. Welch Wunder.

  • Jesses, dieses einseitig ideologische Überfrachten von Architekturrezensionen in Dland geht mir ohnehin schon lange auf den Senkel, aber diese Dame weiß nun wirklich nicht mehr, wo die deutliche Grenze zwischen subjektiv-ästhetischer Kritik und immergleichem Gutmensch-Klamauk verläuft. Es ist zum Haare raufen.


    Unabhängig von diesen himmelhoch jauchzenden Ergüssen dieser Person halte ich den Lederer-Bau (ist einer der schärfsten S21- und vor allen Ingenhoven-Gegner, Zufälle gibt´s...) schon für einen der besseren Entwürfe, und er passt auch recht gut in die Landschaft, bis auf die seltsamen bis schwer erträglichen Fenstervordächer. Aber Paukenschlag, plötzliche Identität und Ausstrahlung fürs ganze Viertel ist nun wirklich des Guten deutlich zu viel. Das soll also wirklich interessanter als das Europaviertel sein? Ernsthaft? Gut, die Dame findet ja auch das Innenministerium wegen seiner klaren Gliederung gaaanz toll.

  • Laut StZ soll insbesondere der große Saal des Anti-S21-Architekten-Baus ob seiner "fast schwebenden" Deckenkonstruktion mit 39 (!) Lichtaugen und Luken, die sich öffnen lassen, begeistern. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.


    Quelle: StN 28.04.14

  • ^^ das siehst du so, ich finde den hospitalhof auch deutlich ansprechender als alles was sich bisher im europaviertel findet. Architektur ist eben auch subjektiv.

  • Wäre der Hospitalhof ein Bürobau, dann bin ich mir sicher, dass hier mehr als einer von seelenloser Bauklotz-Architektur schreiben würde.


    Das vorletzte Bild des Komplexex von Silesia zeigt ein Ergebnis, bei dem sich anscheinend niemand wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben scheint, wie die Fassade eigentlich aussehen soll. Oder welche Formensprache nun eigentlich gilt.


    Gehen wir es doch einmal an:
    Da haben wir die endlosen Fensterreihen. Es gibt hier kein Rythmus, keine Gruppierungen oder sonstige Unterteilungen. Es gibt nicht einmal ausreichende Abstände zwischen den Fenstern. Die Monotonie wird sowohl durch die schmalen Fenster selbst, als auch durch die Fenstervordächer noch weiter verstärkt. Dass nur die erste Reihe ein Geländer hat, die restlichen Reihen aber keines mehr fällt da kaum noch ins Gewicht.
    Unter den endlosen Fensterreihen haben wir dann in bodennähe dreieckige Fenster. Das hat durchaus etwas. Nur, diese Form findet sich sonst nirgendwo mehr. Die Fenster sind also an dieser Stelle dreieckig...weil sie eben dreieckig sind.
    Dann sehen wir auf dem Foto noch die Stirnseite. Dort gibt es die zwei Fenster im gotischen (?) Stil, die immerhin die Fensterform der Kirche aufgreifen. Diese Form findet man aber ansonten nicht mehr am Neubau, obwohl sie sich geradzu als Idee aufdrängt. Das gleiche gilt für die "Säulen", die zwar die alten Säulen der Kirche zitieren, aber ansonsten auch nicht mehr als gestalterisches Element im Neubau modern interpretiert aufgegriffen werden. Hinzu kommnt noch ein beinahe quadratisches Fenster oben rechts, das ebenfalls an keiner weiteren Stelle mehr wiederholt wird wie es scheint. Die Positionierung erscheint ebenfalls völlig willkürlich. Ob links oder rechts, es hätte keinen Unterschied gemacht. Ist halt oben rechts, weil es oben rechts ist. Es wird z.B. nicht als Gegenpunkt bzw. Gegenschwerpunkt genutzt oder als Kontrastelement.
    Der Dachabschluss ist auch lieblos. Es gibt keine Staffelung, kein Aufbrechen der Kastenform. Der Bau endet einfach. Theoretisch könnte man aus so einem Abschluss ja was machen, ich bin ja Liebhaber eines eleganten Minimalismus. Das Problem ist aber, dass dieses Formen- und Gestaltungswirrwarr eben nicht minimalistisch ist und dieser Abschluss darum überhaupt nicht funktioniert.


    Auch nicht ganz schlau werde ich aus dem Wasserabfluss, den man auf einigen Bildern ganz oben beim Dachabsschluss sieht. Muss man als Passant aufpassen, bei stärkerem Regen nicht unter die herunterprasselnden Wassermengen zu geraten oder ist das nur funktionslose Zierde? Die Postition wirkt ebenfalls mal wieder lieb- und konzeptlos ausgewählt.

  • Danke für die ausführlichen Impressionen! Was man dem Hospitalhof definitv zu Gute halten muss: er regt zum Nachdenken an, auch wenn in meinem Schädel die Fragezeichen überwiegen.


    Der Wohnbau ist wirklich gut gelungen. Bitte mehr von der Sorte, ich sage nur "Azenberg"