"Noris Venezia" (fertig)

    "Noris Venezia" (fertig)

    In Nürnberg wird derzeit über ein geplantes Bauprojekt in der Nordstadt diskutiert. Es handelt sich dabei um Gebäude, deren Gestaltung sich am Stil der Häuser der Nürnberger Partnerstadt Venedig orientiert.




    (C) http://www.weileder-immobilien.de


    Dazu ein Artikel aus dem Stadtanzeiger Nürnberg vom 24.3.2004, in dem schon angezweifelt wird, ob der Baukunstbeirat seine Zustimmung dazu geben wird.

    Angesichts des Flachdachs über den vierstöckigen Häusern (mit Penthouse) und der ungewöhnlichen Gebäudekörper mit individuell farbiger Fassade sieht Rolf Pühlhofer, Leiter der Bauordnungsbehörde, einen „interessanten Streit“ auf die Stadt zukommen, ob sich das „Noris Venezia“-Vorhaben, für das sechs Millionen Euro veranschlagt sind, im Maxfelder Viertel einfügt. Wegen der Bedeutung des Projekts für Nürnberg sieht Pühlhofer „einen Fall für den Baukunstbeirat“.


    http://stadtanzeiger.nordbayer…?man=3&art=175537&kat=243


    Inzwischen hat sich der Baukunstbeirat damit beschäftigt und, wie zu erwarten war, kein gutes Haar am Projekt gelassen.



    Am 15.5.2004 ist in der Nürnberger Zeitung ein Interview mit dem Bauherrn erschienen, in dem er einige Kritikpunkte zurückweist und dem Baukunstbeirat eine falsche Vorstellung vom Zeitgeist und Ignoranz gegenüber den Wünschen und Bedürfnissen der An- und der potentiellen Bewohner vorwirft


    Hier der Link zum Interview: http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=195668&kat=11



    Was sagt Ihr dazu?
    Ich finde, in der Altstadt oder anderen bedeutenden Ensembles (etwa des Historismus, des Jugendstils, aber auch der „Moderne“)hätte das nichts zu suchen. Aber die Gegend ist geprägt durch ganz normale, zigtausendfach in Nürnberg vorhandene und ziemlich öde Blockrand-Wohnbebauung aus den Fünfzigern. Da könnte man so etwas problemlos zulassen.

    Verstehe auch nicht, warum man einen "Baukunstbeirat" braucht um das Ensemble zu beurteilen...und wieso man in der Fassdadengestaltung nicht auf den venezianischen Stil zurückgreifen kann...natürlich kann mans Fälschung nennen, aber was ist schon schlimm daran?


    Bin froh über jeden "Farbfleck" im Einerlei aus tristen Mietskasernen, das leider, vorsichtig ausgedrückt, auch große Teile Nürnbergs dominiert. Und den Anwohnern gefällts schließlich auch; warum muss ein Ausschuss dann solche Projekte blockieren?

    was kümmert das eine Stadtverwaltung?

    Wer zahlt schafft an.
    Wenn jemand öde übelste langweilige graue Platte in die Gegend klotzt hört man doch auch nichts. Jetzt ist ein Bauherr bereit etwas in die Außengestaltung zu investieren und schon stehen alle da und wollen mitreden und vorschreiben wofür andere Leute ihr Geld auszugeben haben. Eigenen Geschmack zeigen Sie nie, aber verbieten geht immer.
    Die vom Bürger bezahlte Verwaltung zeigt ihre Macht am Besten indem sie dem Bürger möglichst viele Prügel zwischen die Beine wirft.

    Mir gefallen die Entwürfe gut, der Straßenzug wäre zweifellos eine Bereicherung für ein Viertel, das durch triste Nachkriegsarchitektur geprägt ist.

    Ich finde es auch nicht schlecht, aber man muss es im Zusammenhang betrachten. Drei, vier Häuser in einer Straße so zu gestalten sieht vielleicht unglücklich aus weil unpassend zur vorhanden Bausubstanz. Besser wäre ganze Straßenzüge mit venizianischen Elementen auszuschmücken, inklusive Bepflanzung. Dann hätte man ein neues Viertel mit Touristengarantie.

    Ich finde die Entwürfe noch nicht grade überwältigend - ich finde man sollte da nochmal nachbessern. Die Idee finde ich aber prinzipiell sehr gut.

    Zitat von TheBerliner

    Ich finde es auch nicht schlecht, aber man muss es im Zusammenhang betrachten. Drei, vier Häuser in einer Straße so zu gestalten sieht vielleicht unglücklich aus weil unpassend zur vorhanden Bausubstanz. Besser wäre ganze Straßenzüge mit venizianischen Elementen auszuschmücken, inklusive Bepflanzung. Dann hätte man ein neues Viertel mit Touristengarantie.


    Aber wo sollte man ein ganzes Viertel so bauen? Die Lücke ist halt nicht größer und den meisten Anwohnern gefallen die Entwürfe, auch wenn (oder wohl eher: gerade weil) sie nicht zur öden Umgebung passen. Und ob für ein ganzes Viertel überhaupt der Markt (und die nötige Fläche) vorhanden wäre ist eine weitere Frage. Aber bei Erfolg könnte ja vielleicht ein größeres ähnliches Projekt in Angriff genommen werden.

    Zitat von Jai-C

    Ich finde die Entwürfe noch nicht grade überwältigend - ich finde man sollte da nochmal nachbessern. Die Idee finde ich aber prinzipiell sehr gut.


    Das Modell auf dem unteren Foto ist natürlich sehr primitiv, aber die Entwurfszeichnung gefällt mir eigentlich ganz gut, soweit man das erkennen kann. Der tatsächliche Eindruck hängt natürlich noch wesentlich von der Umsetzung ab, vom Putz, Fensterrahmen usw.

    Wenn die ganze Straße nur von Mietskasernen der Nachkriegszeit geprägt ist, und diese so trist aussehen, wie man das auf der Zeichnung und dem Modell an den Nebengebäuden sieht, warum soll man da nicht provozieren. Wäre doch ein Beitrg zur Völkerverständigung, oder etwa nicht?

    Deren Argument ist also, dass man in einer langweiligen Umgebung nur langweilig weiter bauen darf?


    Ehrlich gesagt habe ich lieber eine "echte Fälschung" als "echte Sch***" (sorry, aber anders kann man manche moderne Gebäude nun wirklich nicht bezeichnen).

    Ich denke es wird leider mehr nach Neubau aussehen als auf den Zeichnungen.
    Aber wenn es in einer ansonsten eher langweiligen Gegend steht ist es sicher eine Bereicherung. :)

    ...um eine lediglich „aufdekorierte“ Fassade handele.


    Besser aufdekoriert als ab- bzw. undekoriert! Das ist doch nur wieder das übl. Gelaber!
    Mir gefallen die Entwürfe im Großen und Ganzen gut - wenn auch auf der Zeichung besser, als als Modell. Ist eben etwas anderes, wie das Hundertwasser-Haus oder so...

    gefällt mir prinzipiell auch gut, aber ich bin dennoch der meinung, dass eine überarbeitung dringend notwendig ist. warum dies als fälschung gebrandmarkt wird, ist mir schleier haft - es ist eine orientation an venzianischer baukunst. oder will jemand behaupten, dass schinkels neue wache eine fälschung römischer architektur ist? wohl kaum.

    Es ist doch ganz normal, daß ein Interviewer die (möglicherweise auch nur angeblichen) Argumente der Gegenseite aufführt. Er hätte natürlich auch fragen können: "Was antworten Sie denen, die behaupten, das seien nur geschmacklich fehlgeleitete Kulturbanausen?" Das wäre etwas neutraler gewesen. Allerdings habe ich oft, so auch hier, den Eindruck, daß der Interviewer die "Argumente", die er so anbringt, selbst nicht ganz ernst nimmt und daß das alles fast schon ironisch gemeint ist. Im Grunde ist solch eine Frage die beste Steilvorlage, um das Gegenargument anzubringen. Als Antwort auf eine derart extrem formulierte Frage wirkt das viel besser, und vielleicht hatte das der Fragensteller sogar im Sinn. Ich hatte beim Lesen des Interviews jedenfalls nicht den Eindruck, hier stelle ein Architekturideologe die Fragen.

    In der Zeitung habe ich seit den obigen Artikeln nichts mehr über das Projekt gelesen, aber ich habe gerade mal wieder auf die Homepage geschaut und dort steht
    Baubeginn: November 2004
    Bereits 30% der Wohnungen sind verkauft
    (Stand: Oktober 2004)
    http://www.weileder-immobilien…venezia/noris_venezia.asp


    Oktober 2004 war deutlich nach den oben geposteten Zeitungsartikeln. Der Entwurf, der zur Zeit auf der Homepage zu sehen ist, unterscheidet sich nicht stark vom früheren. Lediglich beim rechten Teil ("Palazzo Farsetti") wurden Spitzbogenfenster (ob das tatsächlich welche waren ist aufgrund der geringen Auflösung nicht so genau zu erkennen, aber ich habe schon den Eindruck) durch Rundbogen- und Rechteckfenster ersetzt. Letztere finde ich aber, zumindest in dieser Ausführung, nicht sehr überzeugend. Sie wollen nicht recht zum Ensemble passen.



    (C) Weileder Immobilien


    Wenn das nun tatsächlich so gebaut wird, dann konnte der Baukunstbeirat nicht viel ausrichten.

    Um hier mal einen aktuellen Stand durchzugeben.


    Am 8. Juli 2005 war Richtfest, es geht also voran.


    Mehr unter der Homepage:
    Noris Venezia


    dort sind auch Bilder vom Richtfest zu sehen (leider nicht viel von den Gebäuden)

    rekursion

    so stelle sich die schar der verehrer nun mal vor, auf dem lido entstünde unter mißbilligung des "board of directors of the venice biennale" ein baulicher zitatenreigen von fassadenausschnitten nürnberger fachwerks als applikation oder "vorbau" zu gewöhnlichen transalpinen geschoßwohnungsbau?
    "in welchem stil sollen wir bauen?" fragte einst adolf loos im wien des beginnenden letzten jahrhunderts. auch damals das ende einer eklektizistischen stilepoche.
    witze bauen war nie gut. trieb es beim ersten mal noch tränen in die augen nimmt man später gerne andere wege durch die stadt --