Leipzig: Lindenauer Hafen (Bauphase)

  • Ein kleiner Überblick über die Projekte am Lindenauer Hafen vom Wochenende. Mir scheint, als ob die Vermietung doch etwas schleppend voran geht. Die Wohngebäude auf den Losen 3 und 4 sind schon seit über einem halben Jahr fertig, aber sie stehen dennoch fast vollständig leer. An der Ausstattung kann es nicht liegen, am Preis eigentlich auch nicht. Fast alle Wohnungen sind derzeit für unter 10 Euro kalt pro Quadratmeter zu haben. Ein weiteres Indiz, dass wir in Leipzig noch lange keine "westdeutschen" Verhältnisse haben und es viel Geduld und "aggressives" Marketing bedarf, um hier Mietpreise jenseits der 10 Euro aufzurufen. Das war vor 10 Jahren schon nicht anders.


    Aber der Reihe nach:




    Los 1 kommt gut voran. Neben Wohnungen entstehen hier im EG Gewerbeeinheiten.





    Die 66 Wohnungen des Projekts AquaLindHa von Otto Heil sind soweit fertig. Nichts besonderes, aber Architektur und Außengestaltung finde ich durchaus solide und ansprechend. Auch hier kosten die Wohnungen um die 10 Euro kalt, wenn ich das richtig gesehen habe.


    Im Vordergrund auf dem ersten Bild sehen wir die fast fertigen Wohnungen auf Los 6d von Central Life Leipzig GmbH, einer Tochter von Imvest Wolf. Die darauffolgenden zeigen AquaLindHa.








    Die oben beschriebenen Wohnungen auf den Losen 3 und 4 (eyemaxx real estate group) haben es offensichtlich schwer, Mieter zu finden. Ob es daran liegt, dass sie von außen zu sehr nach sozialem Wohnungsbau aussehen, weiß ich nicht.







    Und noch ein Überblick auf die Lose 7 (unterteilt in a und b) und 8, die bereits den zweiten Bauabschnitt markieren. Auf Los 7 entstehen 44 Wohnungen, auf Los 8 vier Gebäude.




    Bilder: Cowboy

  • Hier passt es wohl noch ganz gut hin.
    Der Radweg am Lindenauer Hafen ist fertig und führt in Richtung Plautstraße / Schomburgstraße. Früher wurde auf dieser Trasse der Zement und die Zuschlagsstoffe für das Betonwerk angeliefert. Für den Bau von Grünau eine wichtiges Gütergleis.


    Schön auch, dass der Feldbahnhof nun besser erschlossen ist. Für einen Zaun um die Gesamtanlage hat es dann doch nicht gereicht. Schade das man das Gleis nicht gleich verlängert hat. In der Straße am Hafentor liegt es ja schon drin.




  • Das ehemalige Hafenbahngleis X, das neben dem neuen Rad- und Gehweg führt, soll für die Museumsfeldbahn genutzt und umgebaut werden. Das heißt, von 1435 mm Spurweite auf 800 mm Spurweite. Selbiges in Richtung Luisenbrücke mit Endhaltepunkt und Ausweiche. Dann mit direktem Umstieg zur Buslinie 60. :D

  • Cowboy


    Danke für die umfangreiche Zusammenstellung!


    Eine kleine Korrektur: Baufeld 7a und 7b haben nichts miteinander zu tun. Auf 7a baut die Deutsche Wohnen und auf 7b ein genossenschaftliches Wohnprojekt ;)

  • Wenn ich mal persönlich werden darf: Vielleicht liegt es an der sehr unansprechenden Klötzchenarchitektur. Teilweise sieht das Ergebnis nach WBS 70 mit Glasbalkon aus (Lose 3 und 4). Das ist schämenswert, dass mit großem Aplomb eine Art Leipziger Hafen-City ausgerufen wird, dann aber in der Tat besserer Sozialer Wohnungsbau abgeliefert wird. Ich als Privatinvestor würde in keinster Weise 200-400kEUR ausgeben, um dort als Anrainer eines Hafenbeckens zu leben, dem es an jedweder urbaner Infrastruktur gebricht, mit Ausblick auf die Schönauer Brennnesselwüste auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Atmosphärisch sieht es eher nach Brandenburger Sümpfen als nach Hafen-City aus. Das Ergebnis dieses Projekts ist abscheulich. Entschuldigung, aber diese Deutlichkeit muss sein. Ich habe wohlwollend auf dieses Reurbanisierungsprojekt geschaut aber bereits mit Sorge auf die Baumassenstudien und die sich abzeichnenden Kubaturen während der Bauphase. Billige Klimawende-Architektur, bar jeden ästhetischen Anspruchs. Kratzputzbunker mit Glasbalkonen sind das geworden. Es ist so schlimm, das ein paar braune Klinkerriemchen und Lochbleche als Balkonbrüstungen schon als Ornamentik gelten können.


    Liebes Forum, verzeihe man mir diese böse unsachliche Philippika, aber die Langeweile, Dürftigkeit und Anspruchsverweigerung sind mit Händen zu greifen. Eine städtebauliche Chance wurde vertan. Da hätte dem Architekten, die das geplant haben, die Hände verdorren sollen!

  • ^Also ob es wirklich an den Architekten liegt sei mal dahingestellt, weil die ja auch nur innerhalb des vorgegebenen Budgets planen können. Anstatt hier einen wegweisenden neuen Stadtteil aus dem Boden zu stampfen mit anspruchsvoller und moderner Architektur, wurde hier meiner Meinung nach eher eine Erweiterung der Plattensiedlung Grünau über den Lindenauer Hafen hinaus geschaffen. An der Stelle vielleicht verschmerzbar, aber in jedem Fall leider eine vertane Chance.

  • ^ Ja, eine vertane Chance. Man errichtet ein Schlafquartier am Stadtrand, das zufällig am Wasser liegt. Die Architektur des zweiten Bauabschnitts scheint etwas hochwertiger zu sein, ich hoffe, das ändert sich nicht noch.


    Die Wohnungen auf Los 3 und 4 werden derzeit für 10-13 Euro pro Quadratmeter angeboten - im Moment mit 10prozentigem Nachlass bis zum Jahresende. Ich habe mir mal einige Grundrisse angesehen. Die Bäder fast ausnahmslos ohne Fenster, die Kinderzimmer im Vergleich zum Hauptschlafzimmer und dem Wohnzimmer geradezu winzig, teilweise unter 10 m² klein. Kein Wunder, dass man Probleme hat, Mieter zu finden. Damit so etwas hier in Leipzig funktioniert, muss der Wohnungsmarkt wohl noch deutlich angespannter werden.

  • Als die Umgestaltung in Plagwitz begann, war es schwer sich vorzustellen, dass der Industrieschmutz einmal Vergangenheit sein wird. Natürlich gibt es auch z.B. in der Gießerstraße noch viel zu tun.



    Wenn ich mir aber die Hafen- Umgebung ansehe, meine ich doch erhebliche Unterschiede erkennen zu können. Während sich vom Karl-Heine-Kanal oder der Weißen Elster die sanierten Bereiche amöbenartig ausbreiten, wüsste ich nicht wo und wie das am Lindenauer Hafen gehen sollte. Gibt es eigentlich Pläne für die alten Siloanlagen?


    Und wie lange soll es noch dauern, bis die Verbindung zum Kanal steht?

  • Ich sehe es relativ entspannt. Von einer Hafencity wie in Hamburg war eigentlich nie die Rede und eine RE-Urbanisierung findet hier ja auch nicht statt. Die ständig erwähnten Vergleiche mit Grünau, wenn einem die Neubauten nicht gefallen, finde ich daneben und einem Architekturforum wie dem DAF auch nicht würdig. Aber geschenkt. Der erste Eindruck ist sicher nicht der beste, aber das Quartier ist baulich noch lange nicht fertig und wenn es auch - wie ich oben Ende Mai bereits schrieb - offensichtliche Vermietungsschwierigkeiten gibt: das Quartier wird schon noch angenommen und die EG-Zonen einzelner Bauprojekte durch Läden, Restaurants etc. belebt werden. Dann sehen wir weiter.

  • Daß ein Vergleich mit Grünau ungerechtfertigt ist, lasse ich so nicht gelten. Beide Orte weisen eine uniforme Gleichartigkeit der Architektur auf. So viel mehr Abwechslung kann ich da nicht erkennen.
    Zukünftige Nutzer sind auch keine Architekturfachleute, für eine Kauf(nicht)entscheidung reicht ein vages Gefühl der Ödnis und Unbehaustheit auf. Mir ist klar, dass sich das mit wachsendem Grün und mehr Bewohnerschaft noch fügen wird, aber etwas mehr Anspruch an Urbanität hätte dem Ganzen gut getan. Aus meiner Sicht wurden viele Fehler, an denen monofunktionale Stadtteile kranken wiederholt.

  • Eine flanierbare Ufer (= Kaimauer) - Promenade mit angrenzenden Gastronomie und Ladenangeboten im maritimen Flair mag für ein olles Hafenbecken vielleicht etwas zu dick aufgetragen klingen, doch genau das sind Bausteine für Urbanität. Am nahen Karl-Heine-Kanal klappt es in Ansätzen ja auch. Die Zielstellungen bereits im städtebaulichen Rahmenentwurf zu erkennen und zu verankern überstieg wohl das Vorstellungsvermögen der Akteure damals.

  • Daß ein Vergleich mit Grünau ungerechtfertigt ist, lasse ich so nicht gelten. ... Mir ist klar, dass sich das mit wachsendem Grün und mehr Bewohnerschaft noch fügen wird, aber etwas mehr Anspruch an Urbanität hätte dem Ganzen gut getan. ...


    Aus dem Chemiestandort Leuna kommend -also nicht von schönen Ansichten verwöhnt, habe ich mir das heute mal angesehen. Die Gebäude sind aus meiner Sicht durchaus unterscheidbar. Eine Monotonie, wie sie in Grünau zu finden war, würde ich nicht bestätigen wollen. Dazu ist das Areal viel zu klein. Die Gebäude sind in ihrer Kubatur, Gestaltung und Nutzung durchaus verschieden. Ob sie schön sind, steht auf einem anderen Blatt.


    Aber das Umfeld! Dass wachsendes Grün dort etwas herausreißen kann, würde ich bezweifeln wollen. Der Kanal wuchert völlig zu, wird auch noch vermüllt. Wenn das anfangen sollte zu gammeln, möchte ich dort nicht wohnen.

  • Genau diesen Eindruck meinte ich mit "Brennesselwüste". Für die dort aufgerufenen Preise ist das Umfeld auch auf lange Sicht nicht urban genug. Der mangelnde Pflegezustand des Hafenbeckens und die Ruinen auf der Schönauer Seite des Beckens tragen zum mangelhaften Gesamteindruck bei.



    Was mich aber so erregt, ist das eigentlich einfach umsetzbare Bausteine der Urbanität nicht umgesetzt wurden.


    Die Gebäude stehen zu weit von der Hafenkante weg. Besser wirkte es, wenn der breite Grünsteifen weggefallen wäre und der Höhenunterschied des Geländes ausgenutzt worden wäre um nach vorn offene Souterrains in den Kellergeschossen zu schaffen. So würde durch Gastronomie mit Freisitzen eine Personenfrequenz auf einer direkt am Wasser liegenden Promenade geschaffen. Urbanität legt eben nicht von der Weite sondern von einer gewissen räumlichen Enge und interessant gebrochenen Blickbeziehungen. Genau deswegen "funktioniert" der Karl-Heine-Kanal. Die teuersten Lagen befinden sich im übrigen and der Weißen Elster, wo man direkt an die Wasserkante gebaut hat.


    Jetzt hat man einen Grünstreifen mit einem wie eine Erschließungsstrasse wirkenden Asphaltband. Die begrünte Böschung killt die Wirkung komplett.

  • Die BILD -Zeitung hat dazu auch recherchiert. Das Grünzeug aka Wasserpest wird wohl dort bleiben und der Llibellenzucht dienen.









    Wenn denn der Sauerstoff dazu noch reichen sollte, den das verrottende Pflanzenmaterial übrig lässt.

  • Man kann schlampige Unterhaltung und organisierte Verantwortungslosigkeit anscheinend gut mit ökologischen Totschlagargumenten bemänteln. :nono:

  • Aktueller Stand am Hafen - es geht voran.


    Los 1: Fast fertig

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    Baufeld 6d: Fertig gestellt

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    Baufeld 5 nahezu fertig


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    Baufeld 7b: Fassadenarbeiten

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    Baufeld 7a: Rohbauarbeiten fast fertig

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    Baufeld 8: Rohbauarbeiten

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    Baufeld 9: Rohbau in der Baugrube

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    Und zuletzt noch ein Blick von der Fußgängerbrücke

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  • Beim Projekt der Deutsche Wohnen (44 Wohnungen) geht es voran:
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    Bildquelle


    Die beiden Gebäude erhalten eine hochwertige Klinkerfassade:


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    Bild: meins, zur freien Verwendung.

  • Projekt „Hafen Eins“:


    Es entstehen zwei Gebäude für Gewerbe - incl. Gastronomie und Einzelhandel. Sehr schön, dies wird sicherlich eine Bereicherung für das gesamte Viertel sein.


    Die Gebäude erhalten jeweils eine rote Klinkerfassade „in Referenz zu den historischen Produktionsstätten in der Umgebung“ - hier die Testfassade:


    Bilder: meine, zur freien Verwendung.