Wärmedämmung contra bauzeitlicher Zustand

  • Das ist bisher immer wieder die einzige These, die ich hier lese. Alles wäre ja gaaanz anders, aber der Schreibaufwand zu hoch, daher das Argument: "So isses!".

  • Ich habe mir gerade etwas Udo Becker durchgelesen. Gerade er hat doch eine Betrachtung alleinig auf den Verkehr und eben keine ganzheitliche Betrachtung. Er redet ja an (fast) keinem Punkt über Häuser oder andere Energieverbraucher. Ich habe auch nirgends bezweifelt, dass ein Wohnen im 5km-Umkreis um den Wohnort nur mit Fahrrad das umweltfreundlichste Verhalten ist.


    Was ich gesagt habe, und was nach wie auch stimmt: Ein Neubau-EFH am Standrand mit 2 Autos ist energiesparender und umweltschonender als ein nicht energetisch sanierter Altbau mit 0 Autos und mit 0 Nutzung von ÖPNV. Beides ist aber nicht optimal. Nur im RELATIV-Vergleich schneidet ersteres besser ab. ABSOLUT besser gibt es immer.


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    Ein Beispiel was er oft bringt ist 600 Liter Benzin (oder Äquivalent vom gleichen Energiegehalt) pro Kopf pro Jahr. Zu dem Verbrauch (Energieäquivalent!!!) zählt er auch die Heizung und dort geht er wie selbstverständlich von einem PASSIVhaus aus.


    Alles andere wäre auch nicht möglich. 600 Liter Benzin haben einen Energiegehalt von rund 5.000 kWh. 10.000 kWh entsprechend für 2 Personen. Da sind wir in unserer sanierten Gründerzeitvilla zu zweit WEIT drüber. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche von 40qm (Schnitt in Deutschland: 45qm).


    Anders gesagt, was er pro Person an Gesamtenergieverbrauch veranschlagt wird hier schon mit der Heizung um einiges überschritten. Wenn wir Udo Becker folgen kann es also nur zwei Möglichkeiten geben: Die Gründerzeitbauten komplett auf Passivhausniveau dämmen (also OHNE Heizung) ODER abreißen.


    Dies nun zum Thema ganzheitliche Betrachtung. Thesen und Daten im zweiten Teil des Posts samt und sonders von Udo Becker übernommen.

  • Entschuldige bitte, aber dein Lebenslauf und deine Lebensgewohnheiten von dir und deiner Freundin sind hier wirklich uninteressant für die Meisten. Du hast deine Meinung kundgetan und deine Einstellung zu den anderen Teilnehmern offengelegt, siehe


    Wenn aber hier sinnfreie Postings mit höchstmöglicher Ignoranz gegenüber aktuellen, anerkannten Bauverfahren stehen, welche den alten Mist von vor 100 Jahren in den Himmel loben, dann muss man das natürlich mal richtig stellen.


    Mittlerweile schaukelt sich die Sache immer weiter auf, so dass ich nicht davon ausgehe, dass das Ganze hier wieder zu nüchterner Sachlichkeit zurückkehrt, wenn du deine Diskussionskultur nicht ein wenig überdenkst.


  • Viel Inhalte, viele Fakten und mal keine Ausführungen zu meiner persönlichen Lebenssituation. Sorry, aber diese musste ich hier nur erläutern, weil mancher nicht glaubte, dass manche Haushalte eben zwingend 2 Autos brauchen, selbst wenn dieser Haushalt eben in der Frauenkirche wohnen würde. Wenn wir uns jetzt darauf einigen, dass einen innenstadtnahe Wohnung c.p. keine Verringerung der Anzahl der Autos des Haushalts nach sich zieht, dann können wir weiter diskutieren ohne dass ich hier Beispiele aus der Realität bringen muss.

  • Naja wenn auf einer Seite über die gedämmten Häuser hergezogen wird ("Styrokiste"), aber auf der anderen Seite Siedlungen am Stadtrand oder auch außerhalb aus ökologischen Gesichtspunkten abgelehnt werden, dann hat das schon was mit Dresden zu tun.


    Ein gedämmte Haus mehr macht den Umweltschaden mehrerer PKWs wett. Jeder Gründerzeitbau, jeder 60er-Jahre Bau, jeder energetisch unsanierte Altbau in Dresden hat einzeln jeweils höhere Umweltkosten als eine kleine Neubau-Siedlung am Stadrand inkl. aller PKW-Verkehrskosten und deren externen Effekte.


    Wenn man ein bisschen ökologisches Gewissen hat, dann sollte man über jeder Styropor-Fassade dankbar sein. Da dies hier nicht der Fall ist, stört mich dieses extrem schizophrene Verhalten, ein Neubau außerhalb des 26er Rings gleich als ökologisch bedenklich einzustufen. Das ist mal komplett mit zweierlei Maß gemessen, aber extremst.

  • Und deiner Logik nach müssen wir alle ins (gedämmte) Eigenheim umziehen und jede Familie zwei Autos anschaffen, um der drohenden Klimakatastrophe zu entkommen.


    Es gibt mehrere Untersuchungen, die belegen, dass solche Bauweise das Mehrfache an Flächenverbrauch kostet - nicht nur die Siedlungsfläche, sondern auch die zusätzliche Verkehrsfläche für die Autos (Stichwort: Zersiedelung). Nicht die ganze Welt bzw. die ganze Umwelt dreht sich um CO2 und Wärmedämmung. Es gibt auch Untersuchungen, die deutlich höhere Infrastrukturkosten pro EW solcher Siedlungsformen belegen - weder in Dresden noch sonstwo in Sachsen noch sonstwo in Deutschland kann man sich diese Kosten leisten. Es mag Leute geben, die vom "Häuschen im Grünen" zzgl. einer Stadtautobahn dorthin träumen, doch dies auch noch als ökologische Wohltat anzupreisen geht eindeutig zu weit.


    Modhinweis Cowboy: ##181 bis 226 aus dem DD-Forum hierher verschoben, da thematisch hier besser passend.

  • Ein schönes Beispiel, wie man einen Altbau mittels Wärmeverbundsystem und anderer Sanierungsmaßnahmen verhunzen kann, bietet die anhängende Immobilienanzeige mit Vorher/Nachher-Bildvergleich. Hier wurde nicht nur die in unterschiedlichen Farben ausgeführte Ziegelfassade weggedämmt, sondern zusätzlich auch die mit einem spitzem Helm und in Schiefer gedeckte Gaube durch ein ödes Dachfenster ersetzt. Vermutlich wurde auch im Inneren alle Altbaudetails entfernt, um einen billigen Baumarkt-Charme herzustellen.

  • ^ Eingängiges, weil besonders abschreckendes Beispiel. Im Vorzustand wäre das Haus sicherlich auch gut verkäuflich gewesen, nachdem nun aber darin gewerkelt wurde wird ein Verkauf nicht einfacher. Steht das Haus eine Weile leer, muss man von vorne mit der Sanierung anfangen.


    Großer Fehler: [Zitat]: "Die restlichen Arbeiten kann der neue Eigentümer nach eigenen Vorstellungen umsetzen." Auf dem Immobilienmarkt ist es eigentlich eine Binsenweisheit, dass angefangene Baustellen kaum verkäuflich sind. Denn wenn ich selbst noch etwas drin machen muss, dann möchte ich meist auch verändern und dadurch wird der Kauf komplett unsinnig.


    Wäre besser gewesen, das Haus unsaniert anzubieten. Über die vorliegende Sanierungsqualität kann man allerdings nur spekulieren.

  • ^ Ich finde das Beispiel besonders ärgerlich, weil es in der sonst wunderschönen Fachwerk-Stadt Linz am Rhein ist - die übrigens vorwiegend vom Tourismus lebt. Dass niemand vor Ort bedenkt, wenn solche Verhunzungen öfter werden, gibt es keinen Sinn mehr, dorthin zu fahren.


    Im Expose steht was von "ins neue Jahrtausend führen" - ich befürchte, dass die Verhunzung möglicherweise sogar bewußt war, weil irgendwer meinte, eine öde Weißputz-Fassade würde "dem neuen Jahrtausend" entsprechen und eine mit zwei Farben nicht. Die gleiche Denke sehe ich ja in etlichen DAF-Threads - außer jenen über das Ausland, wo es oft schön bunt ist.

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  • Wenn man sich noch ein wenig mehr gruseln mag, so sind die höher auflösenden Bilder in dieser Immobilienanzeige hierfür geeignet. Die originale Eingangstüre hat die Sanierung bisher offensichtlich überstanden, auch wenn sie in dem durch die Dämmung entstehenden Eingangsschlund zwischenzeitlich kaum mehr zu erkennen ist. Gemäß dem Text der Immobilienanzeige soll die aber wohl auch noch ersetzt werden. Sehr amibitioniert ist der mittlerweile erwartete Kaufpreis von 480 T€. Zu Beginn der Sanierung lag der Preis glaube ich noch bei ca. 100 T€. Damit sich die Investitionen in Dämmung, Wärmepumpe, Belüftungssystem etc. durch den geringeren Energieverbrauch rentieren, muss man vermutlich wirklich bis zum nächsten Jahrtausendwechsel warten. :)

  • und wo wir gerade beim Thema sind, wie schön ein Wärmeverbundsystem eine Fassade "aufwerten" kann im folgenden ein Vorher/Nachher-Vergleich anhand zweier benachbarter Häuser in der Markusstraße in Köln


    eigene Bilder

  • Es ist ein Trauerspiel. Vor allem wenn man bedenkt, dass das dem Staatsziel geschuldet ist, wonach man 2050 alle Gebäude gedämmt haben und somit auf Niedrigenergieniveau gebracht haben will. Das sind noch 36 Jahre. Die Haltbarkeit der Dämmung wird auf 20 - 30 Jahre geschätzt, d.h. das Haus muss bis dahin nocheinmal saniert werden. Zum Haareraufen ist das.

  • Wenn man ein bisschen ökologisches Gewissen hat, dann sollte man über jeder Styropor-Fassade dankbar sein. Da dies hier nicht der Fall ist, stört mich dieses extrem schizophrene Verhalten, ein Neubau außerhalb des 26er Rings gleich als ökologisch bedenklich einzustufen. Das ist mal komplett mit zweierlei Maß gemessen, aber extremst.


    Hallo,


    leider fehlt Dir an entscheidenenden Punkten die zweite Hälfte zum Halbwissen.


    Z.B. ist der Endenergieverbraucht eines Altbaues nicht mit CO²-Emissionen zu verwechseln. Ein Altbau der per Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung geheizt wird hat keine CO²-Emissionen. Da ein Altbau sich dadurch auszeichnet, das er abgeschrieben ist, kann man auch keine CO² Abschreibungen aus dem Bau oder dem Material geltend machen. Höchstens durch Abriss können noch CO²-Emissionen entstehen oder eben durch Sanierung. Deine Rechnung stimmt so also nicht.


    Gerade dichte Mehrfamilienhäuser, egal ob Alt- oder Neubauten bieten hohes Potential für Einsparungen im Energiebereich. Z.B. lohnen sich gemeinschaftliche Nahwärmenetze erst ab einer gewissen Dichte, die nicht bei freistehenden Einfamilienhäusern erreicht wird. Es gibt zwar einige solche Projekte, aber mir ist dazu keine Begleitforschung bekannt, die ein positives Ergebnis hätte.


    Im Neubau ist nicht die Dämmung entscheidend, sondern der nach Umwelteinflüssen konzipierte Entwurf des Architekten. Die Dämmstoffdicke ist nachrangig, wenn man, bzw. der Architekt, das Haus vernünftig ausrichtet, also mit dem Klima plant. Der Architekt ist aber ein vom Häuslebauer geschätztes Sparpotential und Bauträger erzählen einem nichts von Kybernetik.


    Willst Du ein vernünftiges Haus, dann such Dir einen Architekten und halte nicht andere von ihrer Arbeit ab, bzw. mach ihnen die Arbeit schwer in dem Du Leute die sich informieren wollen mit Halbwissen fütterst.


    VG

  • Können wir diese Dämm-Mafiosi jetzt endlich bannen? Dieses Forum sollte keine Plattform für Industriepropaganda sein.



    http://www.welt.de/finanzen/im…iness-Waermedaemmung.html


    Hinweis der Moderation: Die Einbindung des Zitats wurde editiert. Grund: Unerlaubtes Pressezitat.
    Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Texten achten. Vielen Dank.


    Und von den unerhörten Gewinnen werden dann diese Dämmtrolle im Forum bezahlt. Ekelerregend.

  • Und von den unerhörten Gewinnen werden dann diese Dämmtrolle im Forum bezahlt.


    Also gerade darüber fand ich im Artikel nichts, "nur" über Preisabsprachen und den zweifelhaften Nutzen - welcher unter theoretischen Laborbedingungen errechnet würde. Bereits im März gab es Durchsuchungen der Bundeskartellamt-Mitarbeiter und der Polizei in den Firmen und Privaträumen aus dem Milieu der EPS-Dämmstoffe. Dass diese Dämmung zunehmend umstritten ist, wissen wir bereits, genauso dass sie das Wohnen erheblich verteuert - nur Konsequenzen der öfters über Wohnkosten klagenden Politiker vermisse ich bisher.


    Der Artikel meint noch, das Vertrauen in die Branche sei jetzt endgültig dahin - dies wohl nur dann, falls jemand noch welches hatte, was hier im Thread schon länger nicht der Fall zu sein scheint.


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    BTW: Mit dem Googeln fand ich diesen NDR.de-Text vom 28.10 - die Gift-Gefahr sei bisher ignoriert - sie gehe vom Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan aus. Ein HBCD-Verbot sei bereits von der UN beschlossen. Die pro Jahr eingebauten 40 Mio. Qm Wärmedämmverbundsystem-Platten werden bald ein gewaltiges Sondermüll-Problem darstellen.


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    Übersehen wurde bisher auch dieser Abendblatt-Artikel vom Anfang Oktober, nach dem immer mehr Politiker auf Distanz zur immer aggressiver auftretenden Dämmbranche gehen. Es werden auch die Methoden angesprochen: "extreme Reaktionen, Drohungen, Boykottaufrufe" als Folge kritischer Berichte. Dennoch setze sich die Einsicht durch, man sollte sich nicht "an der lautesten Werbekampagne orientieren" - u.a. werden eher Einzelmassnahmen wie neue Fenster statt Volldämmungen gefördert, wenn es nach dem Vizechef der Grünen-Bundestagsfraktion Oliver Krischer gehen sollte. Dass es eine "gigantische PR-Maschinerie" gebe, spricht der Artikel an.

    3 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Habe vor kurzem die letzte Heizkostenabrechnung für unsere schöne 2-Raum-Wohnung in einem sanierten Altbau (ohne energetische Sanierung!) in Dresden-Striesen bekommen. Wir haben hier extrem dicke Wände von ca. 50cm, aber eben keine Dämmung. Es waren knapp 1.500 EUR für den eher milden Winter letztes Jahr.
    (Und trotz Nachbarn oben, unten, links und rechts, welche mitheizen)


    Zum Vergleich habe ich die Werte vom kompletten Haus mit Keller (nicht extra zum Wohnbereich gedämmt, daher zieht hier ein wenig Kälte hoch) meiner Eltern, welches vor über 10 Jahren, aber mit damals üblicher Dämmung gebaut wurde (heutiges Dämm-Niveau noch deutlich besser): 400 EUR.


    Aber ja, dämmen ist böse, alles Mafia und sowieso. Wenn die Dämmindustrie erst mal kommt, dann haben die Öl- und Gaslobby, die Ziegelindustrie und die Energiekonzerne nichts mehr zu melden. Die haben keine eigenen Lobbys und profitieren auch gar nicht davon, wenn eben nicht gedämmt wird sondern Energie in Öl- (Ölheizung) oder Gasform (Gasheizung) in die Luft geblasen wird...


    Also ernsthaft, wenn wir hier über Lobby reden. Die Lobby für mehr Energieverbrauch und weniger Dämmung ist tausendfach größer und mächtiger als die Dämmindustrie. Die Öl- & Gaskonzerne sowie die Energieversorger sind zusammen viel, viel, viel, viel, viel größer als die gesamte Dämmindustrie.

  • ^ Da bist du doch selbst schuld, wenn du in einem Altbau ohne Dämmung wohnst. Ich wohne in einem Altbau mit Dämmung und denkmalgerechter Fassade ohne Styropor-Albtraum. Lt. Energieausweis liegt die Wohnung im grünen Bereich.


    Die Außendämmung bei Neubauten kann man m.E. auch schlecht mit nachträglich angebrachter Styroporverkleidung bei Altbauten vergleichen. Ersteres ist sicher sinnvoll.