Nachdem ich eine Anfrage erhielt, nochmal Gründe für ablehnende Haltung zu S21:
Hauptgrund ist die Finanzierung
-Land trägt Hauptrisiko bei explodierenden Baukosten. Normal wäre, daß das Land - wenn es sich schon erheblich bei einem Bundesbahnbprojekt beteiligt - einen gedeckelten Beitrag leisten sollte und große Risiken auf die breiteren Schultern des Bundes zu verteilen wären.
- Selbst die Neubaustrecke wird etwa hälftig vom Land bezahlt! Andernorts wird das nicht mal angedacht. In Leipzig entsteht sogar der Citytunnel größtenteils durch Bahn & Bund. In Berlin wird der Flughafenanschluß ebenso wie selbstverständlich größtenteils durch Bahn und Bund finanziert.
- Mehrwert und Mehreinnahmen für die Bahn kommen allein dem Bund als Eigner zugute, insbesondere wenn es eines Tages zum Börsengang dieser nicht zuletzt mit baden-württembergischen Steuermitteln modernisierten Bahn AG kommt.
- Letztlich wird das Ganze für den Bund via Steuermehreinnahmen sogar ein profitables Projekt.
Dazu paßt noch dieses "Detail":
- EU-Zuschuß geht komplett zugunsten des Bundesanteils
Und das alles vor dem Hintergrund und zum Dank dafür, daß das Land durch seine Wirtschaftsstärke via Steuern, Finanzausgleich, Umsatzsteuerausgleich,... ohnehin schon einen stark überproportionalen Anteil an entsprechenden Verkehrsprojekten in anderen Bundesländern trägt. Betrachtet man die hiesige Infrastruktur kommen einem eh schon die Tränen. Durch die ungünstige Topographie im Südwesten wäre hier vielmehr ein Ausgleich zugunsten des Landes und nicht umgekehrt angezeigt. Länder an Küste oder auf Kohle - grundsätzlich günstige Standortfaktoren - werden hingegen über Jahre mit Milliarden für diesen "Nachteil" belohnt.
Ferner:
- Acht Gleise halte ich tatsächlich für wenig. Zehn wären ein Argument, welches sicher auch etliche S21-Gegner versöhnlicher stimmte. Vergleiche mit Hamburg oder Nürnberg, ebenfalls Durchfahrtsbahnhöfe.
- Normalerweise halte ich Baubehinderungen für ein erträgliches Übel auf dem Weg zu einem dauerhaft besseren Zustand. Hier jedoch erhöhen diese rund zehnjährigen Belastungen die Kosten allein der Ansässigen, während der Profit wie erwähnt beim Bund landet.
=> Unter diesen Rahmenbedingungen kann ich dem Projekt nicht zustimmen. Wenn schon ein derart gigantischer Finanzierungsbeitrag des Landes dann dafür, daß auch das Optimum umgesetzt wird. Stattdessen steht sogar zu befürchten, daß an der Architektur eingespart wird und doch alles später gebaut wird, was eigentlich durch den Beitrag des Landes zur NBS verhindert werden sollte.
Außerdem wäre es ein Spaß zuzusehen, wie sich die gegen S21 vereinten Gegner beim Ringen um ein Alternativkonzept zerstreiten.