Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • Nochmal zum Thema Attraktivität, speziell zur Einschätzung Berlins durch Einwohner anderer deutscher Städte.


    Meine persönliche Erfahrung ist, das Freunde und Bekannte, aber auch Touristen, die in anderen deutschen Städten / Gemeinden wohnen, fast ausnahmslos Berlin positiv sehen (die jüngeren auch "geil", die älteren attraktiv oder beeindruckend). Und das sind nicht nur Leute aus Essen, Wuppertal oder Hannover, sondern auch aus generell attraktiv geltenden Städten wie Hamburg, München, Leipzig, Tübingen oder Heidelberg. Die meisten kommen sehr gerne nach Berlin.
    Das heißt aber nicht, dass sie ihre eigenen Wohnort schlecht finden. Ich lebe auch sehr gerne in Berlin, bin aber auf Reisen oft auch von anderen Städten beeindruckt.
    Einige Freunde und Bekannte haben sogar Stolz auf "ihre" Hauptstadt (die ihr Land repräsentiert) geäußert (nein, sie haben keine extrem kurzen Haare ;)). Die meisten finden es jedenfalls okay, das in Berlin viel reingesteckt wird, da es als Hauptstadt nunmal das eigene Land repräsentiert. Und so blöd es sich evt. anhört, etwas Glanz fällt damit auf jeden zurück.


    Als ich anno knack noch in Westdeutschland wohnte (zu Vorwendezeiten), hat es mich oft etwas gestört, dass die BRD-Hauptstadt Bonn war und nicht eine richtige Großstadt (egal ob F, K, M oder HH). Die Ausstrahlung der Hauptstadt war mir also durchaus wichtig, obwohl ich weit weg von dieser lebte. Und wenn in der Tagesschau wieder das fast schon peinliche Kanzleramt in Bonn oder der Lange Eugen zusehen war, nachdem kurz zuvor die Regierungs"paläste" in Paris, Rom oder sonstwo zu sehen war, war ich fast etwas unangenehm berührt.


    Aber das sind nur meine persönlichen Erfahrungen, und daher glaube ich, dass diese Neiddebatte eher am Stammtisch und in den Medien geführt wird (und vielleicht zum Teil auch hier im Forum), da meckern halt sein muss, und gar nicht so sehr in der Realität.

  • @ Iconic: du kannst ja auch mal dein Beliebigkeitsgelaber mal konkretisieren! Meinetwegen kann man die Groundscraper in ihrer Häßlichkeit in London gut finden. Ich muß dabei immer an Prinz Charles denken:

    Schlimmer als die Taten der deutschen Bomber im zweiten Weltkrieg waren die britischen Architekten danach!


    Ist ja schön, dass einige sich hier an der Bruttogeschoßfläche von Gebäuden erfreuen! Mir ist das entschieden zu wenig! Da kann man ja gleich ins Centro Oberhausen fahren und wundervoller Urbanität schwafeln! Die ganze Skyline Architektur von London ist mißlungen. Das findest du in dutzenden Büchern. Und da ist es völlig egal, wieviele russische Oligarchen sich Schuhe für 30.000€ dort kaufen!
    Auch diese banala Cesar Pelli Architektur ist absolut einfältig! Diese Obelisk, der das Design einer städtischen Mülltonne hat, kann man doch gar nicht gut finden!



    In Frankreich müsste man schon mehrere Projekte besuchen, da reicht eben nicht ein Besuch von Paris, sondern um die Fünfziger zu erleben muss man auch noch nach Le havre! Und dann fehlt auch noch der kommunistische Baustil der fünfziger! Und wo findest du alles an einem Ort? => Berlin! ;)

  • @ Aeg: Ja ich will Bilder! Dann könntest du auch mal den schon lange von mir in diesem Forum erwarteten Gesamtüberblick über 50er jahre Bauten in Berlin - Hansaviertel machen! ;) bitte bitte!

  • Natürlich meinst du das ernst, das ist ja gerade der Punkt. Selbstverständlich ist das völliger Schwachsinn, da Berlin schon allein wegen seiner Größe mehr erwirtschaftet als (Vorsicht! maßlose Arroganz) jede andere Stadt in Deutschland


    Bruttoinlandsprodukt (nominal) im Jahr 2007:


    Berlin: 83,6 Mrd. Euro
    Hamburg: 88,9 Mrd. Euro

  • @ Kent,
    warum bringst du ständig Zitate, wie hässlich London durch die Kriegszerstörungen (die geschmackloserweise in Berlin beschlossen worden sind) und den Neuaufbau der zerstörten Viertel geworden sei? Warum soll ausgerechnet das für Berlin sprechen?


    Berlin ist doch viel stärker zerstört worden als London, der Neuaufbau war noch viel radikaler, geschichtsvergessener und im Durchschnitt qualitativ minderwertiger. Mir fällt kein einziges wichtiges Londoner Bauwerk ein, das nach Kriegszerstörungen nicht möglichst originalgetreu wiederhergestellt worden wäre. In Berlin fehlen dagegen nicht nur das größte und drittgrößte Schloss, sondern auch zahlreiche Kirchen, Museumsbauten, Hochschulgebäude, Ministerien, etc.
    Eine Auflistung der wichtigsten Kriegsverluste findest du in
    "Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg, Bd. I" (für Ost-Berlin)
    "Kriegsschicksale deutscher Architektur, Bd. I" (für West-Berlin)
    beide gibt es immer mal wieder sehr günstig.
    Der Klassiker, wie Berlin (exemplarisch für andere Städte) nach dem Krieg architektonisch und stadtplanerisch verhunzt wurde, ist nach wie vor "Die gemordete Stadt" von Wolf Jobst Siedler.

  • Zum Glück sind wir hier in keinem internationalen Forum. Die Aussage, dass London heute „hässlicher als Berlin“ sei und daran nicht etwa deutsche Bomben sondern britische Architekten Schuld seien, ist hochgradig anmaßend und sollte von Deutschen und Berlinern unbedingt vermieden werden! Selbst wenn es Prinz Charles zehnmal gesagt hat... :Nieder:

  • Nun macht mal halblang.
    Es herrscht Meinungsfreiheit. Wenn einer London hässlich findet, und das auch sagt, wo ist das Problem? Und ein Zitat von olle Charles zu zitieren, ist ebenfalls kein Problem.

  • Zumal ich diese Totschlagargumente (aka. Nazikeule) mal wieder ziemlich daneben finde.


    "Nur" weil unsere Vorväter die Stadt platt gemacht haben, darf man nicht über den architektonischen Anspruch diskutieren?!


    Das ist doch total daneben. Werde aber jetzt mal eure Beiträge überwachen, ob ihr nicht vielleicht auch mal die Architektur von Nachkriegsbauten in einer anderen Stadt diskutiert...

  • ^^
    Überwachen hört sich vielleicht etwas krass an. ;)


    Meinte eher "bei euren Beiträgen darauf achten."

  • @ Iconic
    Schön, dass du dich auch mal äußerst. Genau das ist nämlich der Unterschied! Berlin hat eine unglaublich interessante Nachkriegsbebauung. London hat in den fünfzigern eine eher wenig interessante Bebauung genießen dürfen!


    Interessant wäre es doch mal schön, wenn du mal argumentieren würdest. Nur Emotionen rauslassen find ich ziemlich mau! Du willst diese Diskussion, dann nenn uns doch mal die interessantesten Bauwerke Londons aus der Nachkriegszeit!


    Ich würde mich freuen, wenn du mir auch mal argumentativ etwas entgegensetzen könntest! Wirklich!

  • Jetzt hab ich Lust auf etwas Provokation:


    Nach ionics Logik darf man vermutlich Schwedt hässlich finden, Küstrin (sorry, Kostrzyn) jedoch nicht. ;)

  • Nein, du darfst beides nicht hässlich finden. "Wir" haben schließlich den Krieg begonnen. Also ist das Selbstverschulden!!!

  • Kent: Ob man eine Stadt schön oder hässlich findet, das ist Geschmackssache, das kann ich irgendwie nicht mit Argumenten füttern (Berlin und London haben beide ihren Reiz, die Städte sind nur überhaupt nicht miteinander vergleichbar). Ich fand es einfach nur interessant, anzumerken, dass ausländische Anleger offenbar so viel mehr Vertrauen in den Berliner Immobilienmarkt haben als deutsche, sodass einige Vorhaben nicht mal mehr in deutscher Sprache vermarktet werden - und, dass ich nicht glaube, dass der Grund dafür eine Verschwörung der Deutschen gegen Berlin ist, sondern das Ausbleiben von Renditen in der Vergangenheit.

    Ich hatte nicht beabsichtigt, eine so unglaubliche Diskussion dadurch auszulösen. Sorry.

  • So, um die leidige Diskussion mal zu unterbrechen hier ein nettes Bild (etwas off-topic), das ich euch nicht vorenthalten möchte.


    Bezug zu Berlin: Parkte in Berlin und hat ein Berliner Kennzeichen :D



    Sorry, Jo King, hab's vergessen: Bild ©Backstein.