Am Kunst-Campus | Europacity

  • ^ Der Rohbau sieht aber zu 100% nach einem Plattenbau aus. Ein Revival der 60er Jahre Moderne scheint doch tatsächlich zu kommen. Lüscher scheint diesen Stil sowieso zu bevorzugen. Ich kann mich trotzdem wenig dafür begeistern und bleibe da lieber im Gründerzeitkiez. Ich finde es schade, dass es nicht einen modernen kleinteiligen und abwechslugsreichen Städtebau in Berlin gibt. Man kehrt nach den gelungen Projekten in der Friedrichstadt und am Potsdamer Platz zurück zu öden Großstrukturen mit wenigen Reizen und kalter Erscheinung. Wenigstens die vorhanden Viertel sollte man systematisch reparieren und da läuft ja auch einiges.

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    Du meinst wohl eher Skelettbau, Plattenbaurohbauten sehen ein wenig anders aus. Die Bauten sind okay, es ist eher der Städtebau der schief ging und der sie so verzerrt aussehen lässt. Aber immerhin sind sie ehrlicher als die miserablen Projekte in der Friedrichstadt und dem Potsdamer Platz wo man statt Kleinteiligkeit im Block, nur olle Blockgroßbauten draufgehämmert hatte. Daher finde ich diese etwas ehrlicheren Blockgroßbauten auf dem Areal weitaus besser. Es ist einfach ein strukturelle Betonburg und keine Betonburg mit überpropotionierter Kleinteiligkeiten antäuschenden Fassade. Und gerade das Hertz-Gebäude gefällt mir da es in Berlin noch keinen Louis-Kahn like Bau gab.

  • ^ Es erinnert an eine Platte, weil es ein einfacher Quader mit gleichförmigem Ratser ist. Keine L- oder T-Form, geschweige denn Blockform, keine Höhenstaffellung, keine Variation des Rasters durch versetzte Fenster. Dabei ist der Bau ja hochwertig, keineswegs billig. Man wählt diese Ästhetik bewusst und nicht aus Mangel an Geld.


    Die Wertkategorie der Ehrlichkeit in Bezug auf Architektur ruft bei mir eher negative Assoziationen hervor. Sie steht für einen Mangel an Gestaltung, nur die Funktion zählt. Ein m.E. schädliches, reduktionistisches Architekturverständnis, welches gerade viele deutsche Städte ruiniert hat.


    Wir beide werden, was die Bewertungen des Berliner Städtebaus betrifft, jedenfalls nicht übereinkommen. Ich finde die Postmoderne am Potsdamer Platz nicht die Krone der Schöpfung, aber doch gelungene Stadtreparatur. Bei den ewigen Quadern am HBF oder an der O2-World bleibt man hinter diesen Strukturen glaube ich weit zurück. Ich will es aber noch nicht abschließend beurteilen, vielleicht geht mir die Ästhetik dieser großen Quader und Würfel mit Raster irgenwann noch auf. Einen Supergroßen, wie den BNB-Bau, finde ich noch spannend. Kiste neben Kiste und alle mit Sichtbeton sind eher öde.

  • Die Bauten sind okay, es ist eher der Städtebau der schief ging und der sie so verzerrt aussehen lässt.


    Ich würde sagen, daß Architektur und Städtebau schief gegangen sind.


    Aber immerhin sind sie ehrlicher als die miserablen Projekte in der Friedrichstadt und dem Potsdamer Platz wo man statt Kleinteiligkeit im Block, nur olle Blockgroßbauten draufgehämmert hatte. Daher finde ich diese etwas ehrlicheren Blockgroßbauten auf dem Areal weitaus besser.


    Ich kann dein Argument wirklich sehr gut verstehen. Lieber Whywolf, du hast mich in einem früheren Gespräch mal gefragt, was für mich der Maßstab für Architektur sei. Und ich denke, "Ehrlichkeit" ist kein hinreichender Maßstab. Ich lasse mich gerne von Fassaden täuschen, wenn sie ein Mindestmaß an künstlerischem Einsatz vorweisen können. Das ist mir allemal lieber als solche "ehrlichen" Schuhkartons, wie wir ihn hier haben.


    Und gerade das Hertz-Gebäude gefällt mir da es in Berlin noch keinen Louis-Kahn like Bau gab.


    Ja, das Hertz-Gebäude ist wirklich gut. Das ändert nur leider nichts an der Tatsache, daß in unmittelbarer Nachbarschaft jetzt dieser überflüssige Schuhkarton entstanden ist. Ich frage mich, wer für solche "Grütze" eigentlich verantwortlich ist. Es muss doch irgend jemanden geben, der diese Grütze zu verantworten hat.

  • Ich glaube dann hast du meine Aussage eventuell ein wenig missverstanden. Wenn ich die "IBA-Stadtreperatur" für ne Katastrophe halte und das Hauptbahnhof-Areal nur "Ehrlicher", dann ist der Steigerungsgrad bestimmt nicht "gelungenes stück Stadt". Und an deiner Aussage mache ich aus das wir doch übereinkommen das beide Varianten nicht gerade das beste war was die Deutsche Architektur aufbringen konnte. Ich kann mit beiden aufgrund ihrer Innerlogischen "Konsequenz" leben, kann sie aber auch nicht feiern. Sowohl weil sie auf verkorksten selbstkasteienden Ideologien basieren als auch als Stadtraum nicht überzeugen.


    Ich bleibe übrigens dabei, Plattenbau passt nicht. Das ist Waschbeton, Ökonomische kalkulierter Öffnungsanteil (also keine elementhohe Befensterung), das sind 3D-Rasterstrukturen weil die Platten nunmal tragend sein müssen.
    Was du beschreibst ist eine 60er Jahre "Rasteritis" Nachkriegsmoderne. Die gut aussehen kann wenn sie nicht alleine unter ihresgleichen steht.
    Bei diesen elendigen "Plattenbau" begriff kommt diese überkommene Ost-West Differgenz mit ins Spiel. Es ist mehr in Richtung Kulturrassismus ala Zuckerbäckerstil, bei dem den Russen ein fehlender Geschmacksbegriff nach Westeuropäischen Normen abgesagt wird aufgrund "Kitschig wirkenden Gestaltung und Farbgebung". Nur vergisst man dabei immer das Russland ein Land im hohen Norden mit einem sehr bedeckten und Grauen Himmel ist und dadurch eben der Klassizistische Bau in Türkis-, Rot oder Gelben Beche sich besser davon absetzt, es also nur eine Kulturelle anpassung ist.

  • Du sagst, du kannst mit beiden aufgrund ihrer innerlogischen "Konsequenz" leben, aber auch nicht feiern. Die Frage ist dann, welche Architektur bzw. welchen Gebäudetyp man als Lösung progagieren sollte, mit dem man dann solche großen Freiflächen wie die Europacity bebaut.


    Übrigens: ich halte die "IBA-Stadtreperatur" für einen Glücksfall. Eine Stadt lebt ja auch von architektonischer Vielfalt. Und die IBA von 1987 hat der Stadt Berlin einen gewissen Anteil an postmoderner Architektur geschenkt, von dem die Stadt heute massiv profitiert (aufgrund der höheren Durchmischung an verschiedenen Baustilen).

  • Mir gefällt das entstehende Basler Bürogebäude. Ich verstehe nicht wie man es als 'Grütze' bezeichnen kann.
    Die Proportionen stimmen meines Erachtens, Material und Größe passen auch ganz gut. Sicherlich nicht der aufregendste Neubau, aber besser als die meisten anderen Bürogebäude die entstehen. Er strahlt eine gewisse Ruhe aus und ich denke er wird gut zwischen Hamburger Bahnhof und dem Neubau am Kunstcampus passen.

  • @Theseus,
    dieser Neubau besitzt keinerlei Abwechslung in der Rasterung. Und das, obwohl das Grundprinzip dieser Rasterung ohnehin schon ideenlos ist. Ideenlosigkeit als architektonisches Prinzip. Das ist fantastisch .... fantastisch im negativen Sinne.


    Zitat von Rotbewerter

    BIa


    BIa .... vielleicht kann man mir erklären, was BIa bedeutet?! :)


    Ergebnisse beim Googeln für BIa:


    - Baltic International, ehemalige lettische Fluggesellschaft
    - Bia Kunststoff
    - Bioelektrische Impedanzanalyse
    - Berufsgenossenschaftl. Institut für Arbeitsschutz
    - Brothers in Arms (Spieleserie), PC-Spiel von Ubisoft
    - Bureau of Indian Affairs, Behörde in den USA


    Was möchte mir der Rotbewerter mitteilen?

  • Nun ja, bevor wir hier mit allzu großer Verve das entstehende Gebäude aburteilen - die Ideenwelt der Architektur reicht ja zum Glück noch über die Frage: "Abwechslung im Raster ja oder nein?" hinaus. Das im Wettbewerb seinerzeit veröffentliche Schaubild der inneren Treppenhalle zum Beispiel versprach mir einen ganz reizvollen Kontrast zwischen äußerer Strenge und innerem Swing; zudem finde ich es interessant, dass diese Fassade nicht aus vorgefertigten Elementen montiert wird, wie sonst meistens üblich, sondern vor Ort als tragende Struktur gegossen wurde - vielleicht ja sogar mit Schweizer Detailqualität. Das in meinen Augen wirklich großartige Projekt, das Miller Maranta vor ein paar Jahren mit dem Gotthardhospiz realisiert haben, lässt mich jedenfalls hoffen, dass hier etwas Überdurchschnittliches im Entstehen begriffen ist; ein Haus, das vielleicht einen genauen zweiten Blick erfordert, um seine Qualität zu erkennen.

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    was den von dir erwähnten Gegensatz zwischen äußerer Strenge und innerem Swing angeht. Ich würde es begrüßen, wenn im neu entstehenden Stadtraum der Europacity auch im Äußeren geswingt wird. :)


    Da im Europaviertel hauptsächlich in die Horizontale strebende Quader gebaut werden, ist aus meiner Sicht die große Frage, wie man die hier entstehenden Neubau-Quader strukturiert, ohne daß Langeweile entsteht.


    Mein Vorschlag besteht darin, daß man bei den immer wiederkehrenden Neubau-Quadern einfache, aber wirkungsvolle Gestaltungselemente einsetzt. Beim Hertz-Gebäude hat man das hervorragend hinbekommen. Am Hertz-Gebäude wurde eine einfache Idee gekonnt umgesetzt, indem man den Quader mit einem Korsett aus weißen Stangen umgeben hat.


    Die Herausforderung besteht darin, daß man bei allen Neubau-Quadern ein solche Qualität rüberbringt wie beim Hertz-Gebäude. Allerdings lässt sich „gute“ Architektur nicht auf Knopfdruck bestellen. Das ist das kleine Problem.

  • Nochmals ein paar aktuelle Bilder, die eine detailliertere Betrachtung der Fassade ermöglichen:




    Hier sieht man schon leichte Unsauberkeiten. :) Falls es so bleibt:





    Die nördlich angrenzende Baustelle:




  • Sieht aus wie eine Repräsentanz der KPDSU anno 1950.
    Aber die Fassade wurde gegossen!
    Der letzte Architekt hat vergessen das Licht aus zu machen.

  • Dieses Gebäude ist in seiner klaren und konsequenten Gestaltung kaum zu überbieten.


    Das müsste doch dem Ideal von Lüscher nahe kommen; oder?



    ... mit Schönheit kann es leider nicht aufwarten. Erstaunlich, dass es Baujahr 2016 hat. Tatsächlich ein neuer, wieder aufgewärmter Baustil. Kaum zu glauben. Einige Menschen behaupten, dass in Wellen alle Stile wieder kommen. Sie haben recht!


  • Das müsste doch dem Ideal von Lüscher nahe kommen; oder?


    Sicherlich, der Entwurf stammt ja schließlich von Zürcher Architekten.
    Das Schlimme ist ja, dass sich mit dem anderen noch im Bau befindlichen Wohngebäude dann gleich 2 Blöcke mit langgestreckter Fassade aneinanderreihen. Mehr Monotonie geht eigentlich nicht. Schade um die schöne Wasserlage.

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    Der gemeine deutsche/schweizer Architekt setzt mittlerweile (mal wieder)aufs Monumentale, weil er sonst nichts zu bieten hat, und verwechselt jene eigentlich immer mit Monotonie - weil er sonst nichts zu bieten hat.
    Schön aufgeräumt muss es da oben sein wenn ich mir deren Resultat anschaue,
    die Fassade als Spiegelbild seiner geistigen Innenwelt: Willkommen in der totalen Ödnis.

  • Palais Europacity

    Habe eben zufällig dieses Bild auf der website von baumschlager eberle gefunden, die einen Wettbewerb für ein "Palais Europacity" gewonnen haben.


    Hier nochmal ein Link zu competitionline wo man sich die 3 ersten Plätze des Wettbewerbs anschauen kann.


    Den BE-Entwurf kann sich m.E. sehen lassen, das Ganze nochmal mit nachgearbeiteten Kontrasten:




    (c) Baumschlager Eberle Berlin GmbH


    Laut Lageplaneintrag der Senatsverwaltung sollen soll das Gebäude ca. 50 Wohneinheiten haben was mir aber fast ein wenig zu viel vorkommt in Anbetracht der Größe.

  • Ne Neorationalismus und zwar ein ziemlich schicker, wenn auch etwas überdimensioniert. Bin mal gespannt auf ein Bild wo man die eigentliche Fensterfarbe sieht, die sieht jetzt ein wenig zu schwach Kontrastierend aus. Brutalismus übrigens leitet sich ja vom Französischen Beton-Brut ab also Roher Beton, bevor jemand was sagt man meint damit dann hauptsächlich grau.