Leipzig: Neufassung des Wohnungspolitischen Konzeptes

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    Ich verstehe die Aussage meines Vorredners nicht.
    Natürlich gibt es bei MIETwohnungen in DEUTSCHLAND einen freien Markt. Es gibt keine Mietpreisbremse (ob sie jemals kommt und so wie sie soll bleibt fraglich) und nur ein Gesetz gegen Mietwucher. Ansonsten kann jeder Vermieter das verlangen, was der Markt hergibt, außer es ist sozial gebunden, was immer seltener wird.
    Insofern weiß ich nicht, warum es nicht frei sein sollte.
    Wenn die Stadt X nunmal nur 6,00 hergibt und woanders 12,00, dann ist es der freie Markt nach Angebot und Nachfrage, auch bei Mietwohnungen.

  • Natürlich gibt es bei MIETwohnungen in DEUTSCHLAND einen freien Markt.

    Ein "freier Markt" beinhaltet z.B. auch die Freiheit bei der Vertragsgestaltung.


    Das wünscht sich natürlich kaum jemand ernsthaft, denn der Kernbereich der privaten Lebenssphäre ist wohl unstrittig schützenswert - die Meinungen sind wohl eher geteilt darüber, wie weit dieser Schutz gehen sollte.


    Jedoch kann man dann eben nicht einmal mehr ansatzweise von einem "freien Markt" sprechen.

  • Was für eine Allerweltsformel: "Ein freier Markt - im Rahmen von bestimmten Regeln und Gesetzen" - Nach *der* Definition gibt es den auch in Nordkorea!


    Ganz tolle Erkenntnis: Wir haben keine freie Marktwirtschaft!


    Und da dem so ist, ist es Unfug, dieses Land betreffend, von einem "freien Markt" zu schreiben. Dass der Mietwohnungsmarkt zudem stärker reguliert ist als beispielsweise der für 28-Meter-Yachten, das wirst aber selbst Du nicht ernsthaft bestreiten wollen?


    Daher ist mir nicht ganz klar, was Du mit mit Deinem Beitrag eigentlich ausdrücken wolltest.

  • Dem kann man nur zustimmen. Ich kann zum Beispiel in einer mir selbst gehörenden Eigentumswohnung den Mietzins nicht frei selbst festsetzen, sondern nur in bestimmten Abständen. Das führt zur paradoxen Situation, dass man beim Erwerb von bereits vermietetem Wohneigentum zum Verlust machen gezwungen wird, wenn der Mietzins nicht die Finanzierungskosten deckt. Also wenn das durch Altbaufan als freier Markt bezeichnet wird, dann sind die Begriffe wohl wechselseitig etwas unklar.


    Ich will in meinem Eigentum einfach schalten und walten können wie ich will. Schließlich trage ich das Vermietungs- und Finanzierungsrisiko. Beim Mieter gibts gar nichts, da gibts ne große Fresse. :D Mietpreisbremsen sind da der pure Unfug, von Leuten, die von Ökonomie nichts verstehen. Solche Begrenzungen führen dazu, dass Investitionen in Wohnraum graduell unattraktiv werden. Und in Leipzig heisst das, das obwohl wir weiter Zuzug haben, das Raumangebot nicht größer wird. Eigentlich würden in so einer Situation die Preise steigen und mehr Investoren steigen in den Markt ein, das Raumangebot wächst. Wenn genau dieser Mechanismus fahrlässig unterbrochen wird, unterlassen Wohneigentümer Investitionen in ihr Eigentum, denn vermietet bekommen sie es beim knappen Angebot ja ohnehin. So führt die Mietpreisbremse dazu, dass die Wohnqualität durch Unterinvestition sinkt, zudem bildet sich ein informeller Markt wo Aufwertungen die eigentlich durch Milieuschutzverordnungen nicht erlaubt wären, einfach schwarz ausgeführt werden.
    Eine weiteres gut gemeintes Hinrgespinst um die böse Welt des Marktes draußen zu lassen führt zu Mangel, schlechterer Wohnqualität und einem blühenden Schwarzmarkt. Noch Fragen? Momentan geht die Diskussion ja eher zu mehr Regulierung in einem bereits überregulierten Markt. Inwiefern dort freie Marktverhältnisse herrschen sollten ist für mich nicht nachvollziehbar.

  • Irgendwie hab ich das Gefühl, hier schreiben Mitarbeiter von den großen Immobilienfirmen Leipzigs und heulen herum, dass es doch viel zu viele Gesetze gibt.

    Ad hominem bleibt auch dann ad hominem, wenn man es mit der Gießkanne verteilt.


    PPS: Und ja, der Markt ist durchaus ziemlich frei, sonst dürfte in Leipzig auch keiner 12 Euro kalt verlangen, wenn man sich gesetzlich am Durchschnitt orientieren müsste (liegt unter 6 Euro kalt!) und nur 10 oder 20% abweichen dürfte. Wir haben mittlerweile Abweichungen vom Durchschnitt von über 100%.


    Frechheit, für einen Porsche €100.000 zu verlangen! Ein Neuwagen kostet bekanntlich im Durchschnitt €10 pro Kilo!


    Kleiner Tipp: Die 20% beziehen sich nicht auf den "Durchschnitt" sondern auf die sogenannte "ortsübliche Vergleichsmiete". Und selbstverständlich ist Mietwucher eine Straftat. Ich empfehle die Lektüre von


    • § 5 Abs. 1, 2 WiStG
    • § 291 StGB


    Sowie Wikipedia "Mietspiegel", "ortsübliche Vergleichsmiete".


    Derart intellektuell aufgerüstet sollte es dann möglich sein, an der Diskussion auch mit sogenannten "Argumenten" teilzunehmen.

  • Wahrscheinlich setzt sich doch sowas wie volkswirtschaftliche Vernunft durch. Der Herr Maas hat leider -wie viele seiner Mitarbeiter- nie wirklich dauerhaft in einer nichtöffentlichen Erwerbsarbeit gestanden. Konzepte wie von der Symbiose zwischen unternehmerischem Risiko und marktwirtschaftlicher Freiheit sind Neuland für ihn.


    Ich kann nur hoffen, das diese aus linksgrünem Gentrifizierungsgeschnatter geborene Schnapsidee bald in den Ausschüssen und Ministeriumsfluren krepiert...

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    linksgrünes Gentrifizierungsgeschnatter ... und du machst dann maximalkapitalistisches Gewinnstrebengeschnatter oder wie soll man diesen Beitrag verstehen?


    Die Mietpreisbremse ist sinnfrei, da ein falscher Ansatz, jedoch wurde die nicht aus Geschnatter geboren, sondern aus der klaren Lage, dass einige Städte bei den Mietpreisen durch die Decke gehen (v.a. München Hamburg usw.). Teilweise deutlich über 20 Euro pro qm, in Spitzen in München sind mri fast 40 Euro pro qm bekannt, ist wohl kaum "bezahlbares Wohnen" für die Masse. Da kann man nunmal nicht tatenlos zu sehen, bis die Mieten 50 Euro pro qm erreichen und die Immobilieneigentümer freuen sich. Am Ende zahlt nämlich auch der Staat, indem er das Wohngeld sowie KdU immer weiter nach oben anpassen muss. Und das kann ja wohl kaum in deinem Sinn sein, schließlich zahlst du das über Steuern auch mit.
    Und ich denke auch nicht, dass man das Problem durch "mehr mehr mehr mehr bauen" löst, genauso wenig wie durch eine Mietpreisbremse.
    Es müssen Konzepte her, dass wohnen bezahlbar (ich meine damit nicht "KdU gerecht") bleibt, ohne dass ein Vermieter Verlust macht, aber auch ohne dass dieser nur Interesse hat, maximale Gewinne rauszuschlagen und die Mieter scheißegal sind. Irgendwo muss es ja ein gesundes Mittelmaß geben, womit alle Seiten klarkommen.

  • in Spitzen in München sind mri fast 40 Euro pro qm bekannt, ist wohl kaum "bezahlbares Wohnen" für die Masse. ... Am Ende zahlt nämlich auch der Staat, indem er das Wohngeld sowie KdU immer weiter nach oben anpassen muss.


    Wie viele Münchner Sozialhilfeempfänger (Neudeutsch Harz IV) genau mieten Wohnungen für 40 EUR/Qm? Das schöne am Markt ist, dass alle Wünsche befriedigt werden können, selbst nach vergoldeten Klinken und Marmorböden. Das ist nicht mehr mal Wohn-Porsche wie im Vergleich einige Beiträge darüber, das ist Ferrari für weit mehr als den doppelten Durchschnittspreis eines Neuwagens. Ich wüsste nicht, wieso das Verlangen von irgendwem nach Marmorböden & Co mich aufregen oder gar angehen sollte - oder wieso dieses von irgendwem reglementiert werden sollte. Ich brauche es jedenfalls nicht.


    Und ich denke auch nicht, dass man das Problem durch "mehr mehr mehr mehr bauen" löst,


    Wenn die Bevölkerung der attraktivsten Städte (wie München eben - in Leipzig aber auch) zunimmt, was wären dann die alternativen "Konzepte" zur Angebotserweiterung? Die Bevölkerung mit irgendwelchen drastischen Mitteln gering zu halten? Die Nachfrage ist auch elastisch, wenn sie pro Kopf stark sinken sollte, was sie nur bei stark gestiegenem Preis tun würde.


    Die drei Beiträge darüber verlinkte Medienmeldung besagt, dass - wenn eine Gemeinde schon eine Mietpreisbremse begehrt - diese mit einer Verpflichtung zur aktiven Wohnraumförderung gekoppelt werden sollte. Der Artikel schreibt schon wieder was über billige Grundstücke - bei dieser Gelegenheit sollte man erwähnen, dass massive Grüne-Wiese-Neusiedlungen der falsche Weg wären, da die zusaätzliche Infrastruktur bezahlt werden muss. Richtig wären Wege, die zugelassene innenstädtische Baudichte zu erhöhen und manche alte Zöpfe abzuschneiden wie etwa die Stellplatzsatzung, über die aktuell in Düsseldorf und Frankfurt diskutiert wird (Leipzig hat ebenso welche).

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Die florale Ausdrucksweise von Wolfsheim ist bekannt, jedoch muss auch ich sagen, dass man sich viele Wege des bezahlbaren Wohnraums in den vergangenen Jahren durch überbordende Regulierung und Auflagen verbaut hat. Und die kamen ja eher aus der grünen Ecke, woher auch sonst. Auch Gentrifizierung und diverse Milieuschutzdiskussionen sind rein linke Diskurse, im bürgerlichen Lager käme man jedenfalls nicht darauf, Teerfarbenanschläge als Diskussionsbeitrag zu werten.


    In der Tat müssten einige Zöpfe abgeschnitten werden. Auch im Umwelt- und Energiebereich muss kritisch überprüft werden, ob der zusätzliche Mehrwert dieser oder jener Regelung überhaupt nennenswert ist.


    In Leipzig sehe ich zudem noch sehr große Potenziale bei der Nachverdichtung. Die Stadt hatte vor dem Krieg 750000 Einwohner, war viel kompakter und hatte keine Großwohnsiedlungen. Viele der aktuell bestehenden Baulücken und Freiflächen können und müssen bebaut werden. Das würde viele zusätzliche Wohn- und Immobilienpotenziale schaffen.
    Zudem glaube ich, ist man in Leipzig auf guten Wege. Wenn die Stadt die Bebauung des Gleisareals am Bayerischen Bahnhof schnell anschiebt und dort intelligent, d.h. in preislicher Mittellage gebaut wird, wird sich die Marktlage ohnehin wieder entspannen. Ein weiterer Faktor ist auch das immer noch sehr niedrige Mietniveau in Leipzig. Das führt dazu, dass sich Mieter die Wohnviertel nach wie vor aussuchen. Offenbar brauchen wir noch weiteren Preisdruck nach oben, bis auch Lagen wie Anger-Crottendorf für Mieter interessant werden. Am Angebot liegt es nicht, aber an den Vorlieben der Mieter. Aus meiner Sicht ist die Entscheidung, von der Südvorstadt nach Anger oder Reudnitz ziehen zu "müssen" ein Luxusproblem. Dieses Verhalten wird sich mit steigenden Wohnangebot in beliebten Viertel eher noch zementieren. Daher sollte man bei allem Rufen nach mehr Bautätigkeit immer noch sehen, dass Leipzig noch viele untersanierte Viertel hat, die eine soziale Aufwertung durch hohere Vermietungsstände und solventere Mieter gut vertragen können!


    Manchmal gerät man bei einer Kiezperspektive aus Connewitz oder der Südvotrstadt allzuleicht in eine Scheuklappendiskussion. In anderen Stadtvierteln ist von Aufwertung rein gar nichts zu spüren, dort regieren nach wie vor Arbeitslosigkeit und graduelle Verwahrlosung des Immobilienbestandes, auch teilweise Anfang der 90er Jahre sanierte Bestände sind betroffen. Hier hin müssen Augenmerk und Investitionsvolumen gelenkt werden. Die Diskussion hier konzentriert sich ausschließlich auf sog. In-Viertel, "von der Eisenbahnstrasse aus betrachtet" wirkt das sehr einseitig.

  • ^ Nicht nur von der Eisenbahnstraße aus betrachtet wirkt der Strang hier etwas sehr weit ab von den reellen Gegebenheiten (Hurra, nach dem Gentrifizierungsstrang ist das jetzt schon der zweite). Ein paar Schritte östlich der Innenstadt wirkt die Gegend verlassen wie nach einer atomaren Katastrophe und hier wird geunkt, dass es in 5 Jahren keinen Leerstand mehr geben würde und Worte wie "Mietwucher" machen die Runde. Lächerlich! So entspannt wie heute war der Immobilienmarkt für Mieter noch nie in Leipzig. In Zeiten staatlicher Reglementierung, also vor der Wende, musste man 10 Jahre auf seine Bruchbude mit Ofenheizung und zugefrorenem Klo auf halber Treppe warten. Und heute sehen wir, dass trotz "Zuzugshauptstadt" die Re-Urbanisierung in vielen Stadtvierteln nur schleppend vorankommt. Heute kommt dank Überangebot jeder schnell und unkompliziert an seine (Traum-)Wohnung, selbst Leute mit Stütze in eine mehr als menschenwürdige Unterkunft.


    Und der aus meiner Sicht fatale Irrglaube der Gentrifizierungsheraufbeschwörer ist jener, dass sich die Stadtviertel zunehmend entmischen würden. Derweil erleben wir aufgrund der Wohnraumverknappung in einigen privilegierten Vierteln doch das Gegenteil: Eine (dringend notwendige) Vermischung in den Stadtvierteln jenseits von Südvorstadt, Musik- und Waldstraßenviertel.

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    Ich bin ja selten ein Freund kurzer Worte, aber: Schlicht falsch.
    "So entspannt wie heute war der Immobilienmarkt für Mieter noch nie in Leipzig."
    Hättest du sie vor 10 Jahren getroffen, würde sie wohl jeder sofort unterschreiben. Heute ist diese Aussage um es mit deinen Worten zu sagen "lächerlich".
    Sicher, Leipzig ist noch entspannt, aber so entspannt wie vor 5 oder 10 Jahren KEINESFALLS. Damals konnte man fast unabhängig vom Einkommen überall wohnen, egal ob Platte, saniert, unsaniert, Altbau, Zwischenkriegsbau, 50er Jahre oder Neubau nach 1990. Der Leerstand lag um die 20% Heute ist der Markt wesentlich ausdifferenzierter und wird es auch weiter sein, der Leerstand liegt längst unter 10% (incl. marktinaktivem Leerstand), bei nur marktaktiven WE vermutlich um 5-6%.


    Zum Thema Leipziger Osten hinter dem Wintergartenhochhaus - da wird bald sehr viel gebaut und saniert, siehe LVZ vom Dienstag.
    Deine Aussage zur Reurbanisierung verstehe ich ebenso wenig, dass diese schleppend voran käme?!? Das Gegenteil ist der Fall (ich verweise dazu auf die Bevölkerungszahlen auf Stadtteilebene, welche teilweise in wenigen Jahren um über 20 % zugelegt haben, siehe Statistisches Jahrbuch, Monitoringberichte Wohnen usw.). Ansonsten verweise ich auf deutsch- und englischsprachige Publikationen zum Thema Reurbansierung in Leipzig. Außer du meinst mit Reurbansierung nur Leute, die aus dem Suburbanisierungsgürtel zurückkehren. Das ist natürlich schwach, da viele dort Wohneigentum haben. Ansonsten geht der Trend aber ganz klar IN die Stadt und über 60.000 Zuzügler in knapp 10 J. sind wohl mehr als genug Reurbanisierung?


    Zum Thema 750 000 Einwohner weiter oben - natürlich war das damals auf kleinerer Fläche. Aber wer will ernsthaft, dass diese Zahl wieder durch Nachverdichtung im "Kern" entsteht? Die Stadt war damals vielerorts eng, die Wohnungen teilweise kleiner oder mit viel mehr Personen bewohnt. Heute entstehen viele Wohnungen mit über 100 qm, worin nur 2 oder 3 Leute leben, damals waren es oft 4, 5 oder viel mehr. Auch Hinterhöfe und Co. wurden teilweise dicht besiedelt. Insofern ensteht durch Nachverdichtung vielleicht gar mehr Wohnraum als es damals gab, aber die Bewohnerstruktur ist (zum Glück) nicht mehr so dicht gedrängt wie früher. D.h. allein durch die geringere Bewohnerdichte pro WE wird es trotz Nachverdichtung nicht für 750 000 Leute reichen (die schaffen wir sicher eh nicht), außer man baut höher.


    By the way, Vermischung dringend notwendig in priviligierten Vierteln? Da würde mich mal interessieren, welche das sein sollen. "Priviligiert" sind aus der Historie neben den genannten eigentlich nur die zentrumsnahen Gebiete und Gohlis-Süd/Mitte sowie das Villenviertel in Leutzsch. Dort wohnen, außer in DDR-bauten, oftmals eh nur Mittel- und Oberschicht. In Gohlis-Süd kann man sich vielleicht noch an der Schumann-Straße als "Armer" was leisten, sonst aber wohl kaum. Lindenau, Plagwitz, Neuschönefeld und Co. waren nie priviligierte "Luxus"-Standorte (außer vielleicht einige Mikrolagen).


    Um zum Thema Wohn. Konzept zurückzukehren - die Stadt wird damit die Grundlage legen, wie sich die Stadt künftig weiterentwickelt, d.h. v.a. ob Neubauvorhaben weiter zu 100% Luxus sind (Kaltmieten grundsätzlich 8 bis 12 Euro pro qm) oder ob es auch dort zu einer Differenzierung kommt, v.a. in den neuen Gebieten Bayr. Bahnhof, Lindenauer Hafen, ggf. Hbf Westseite (liegt z.Z. auf Eis).

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    Sicher, Leipzig ist noch entspannt, aber so entspannt wie vor 5 oder 10 Jahren KEINESFALLS. Damals konnte man fast unabhängig vom Einkommen überall wohnen, egal ob Platte, saniert, unsaniert, Altbau, Zwischenkriegsbau, 50er Jahre oder Neubau nach 1990. Der Leerstand lag um die 20% Heute ist der Markt wesentlich ausdifferenzierter und wird es auch weiter sein, der Leerstand liegt längst unter 10% (incl. marktinaktivem Leerstand), bei nur marktaktiven WE vermutlich um 5-6%.


    Der Zustand, nachdem jeder "fast unabhängig vom Einkommen überall wohnen" konnte, bedingte aber auch, daß viele Gebiete für Investoren schlicht uninteressant waren. Die Folge war/wäre eine Verödung ganzer Stadtteile und weiterer Substanzverlust in Gründerzeitvierteln.


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    Zum Thema Leipziger Osten hinter dem Wintergartenhochhaus - da wird bald sehr viel gebaut und saniert, siehe LVZ vom Dienstag.
    Deine Aussage zur Reurbanisierung verstehe ich ebenso wenig, dass diese schleppend voran käme?!? Das Gegenteil ist der Fall (ich verweise dazu auf die Bevölkerungszahlen auf Stadtteilebene, welche teilweise in wenigen Jahren um über 20 % zugelegt haben, siehe Statistisches Jahrbuch, Monitoringberichte Wohnen usw.).


    Beachten Sie bitte, daß die steigenden Bevölkerungszahlen von einem Niveau ausgehen, bei dem ganze Straßenzüge leer stehen und etliche Brachflächen die Umgebung veröden. Die Einwohnerzahlen aus den siebziger Jahren sind da sicher eher eine Vergleichsgrundlage.


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    Zum Thema 750 000 Einwohner weiter oben - natürlich war das damals auf kleinerer Fläche. Aber wer will ernsthaft, dass diese Zahl wieder durch Nachverdichtung im "Kern" entsteht? Die Stadt war damals vielerorts eng, die Wohnungen teilweise kleiner oder mit viel mehr Personen bewohnt. Heute entstehen viele Wohnungen mit über 100 qm, worin nur 2 oder 3 Leute leben, damals waren es oft 4, 5 oder viel mehr. Auch Hinterhöfe und Co. wurden teilweise dicht besiedelt. Insofern ensteht durch Nachverdichtung vielleicht gar mehr Wohnraum als es damals gab, aber die Bewohnerstruktur ist (zum Glück) nicht mehr so dicht gedrängt wie früher. D.h. allein durch die geringere Bewohnerdichte pro WE wird es trotz Nachverdichtung nicht für 750 000 Leute reichen (die schaffen wir sicher eh nicht), außer man baut höher.


    Hier haben Sie sich jetzt selbst ein wenig ausgetrickst - da die 750.000 Einwohner auf kleinerer Fläche sich drängten, sollte es doch mit dem viel größeren Leipzig umso einfacher sein, so viele Einwohner bei größerer Wohnfläche pro Einwohner unterzubringen - oder? Es sagt doch niemand, daß die 750 T alle in die Gründerzeitviertel drängen sollen.


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    By the way, Vermischung dringend notwendig in priviligierten Vierteln? Da würde mich mal interessieren, welche das sein sollen. "Priviligiert" sind aus der Historie neben den genannten eigentlich nur die zentrumsnahen Gebiete und Gohlis-Süd/Mitte sowie das Villenviertel in Leutzsch. Dort wohnen, außer in DDR-bauten, oftmals eh nur Mittel- und Oberschicht. In Gohlis-Süd kann man sich vielleicht noch an der Schumann-Straße als "Armer" was leisten, sonst aber wohl kaum. Lindenau, Plagwitz, Neuschönefeld und Co. waren nie priviligierte "Luxus"-Standorte (außer vielleicht einige Mikrolagen).


    Semantisch etwas am Ziel vorbei ... Cowboy meinte so ziemlich das Gegenteil dessen, was Sie hier kolportieren: da die "privilegierten" Viertel "voll" sind, drängen die "Privilegierten" in die "benachteiligten" Viertel und sorgen dort für eine - je nach politischem Standpunkt - Verdrängung, Aufwertung, Gentrifizierung, Durchmischung ...

  • Damals konnte man fast unabhängig vom Einkommen überall wohnen, egal ob Platte, saniert, unsaniert, Altbau, Zwischenkriegsbau, 50er Jahre oder Neubau nach 1990.


    Dass es völlig anormal ist, dass sich jeder jede Wohnung leisten könnte, wird wohl nicht mehr einleuchten? Etwa in Rhein-Ruhr gibt es genauso luxuriöse Wohnungen in Düsseldorf-Oberkassel mit Rheinblick und Marmor für über 20 EUR/Qm (ganz wenige, deswegen sind sie so begehrt) wie auch jede Menge Altbau-Wohnraum im Ruhrgebiet oft unter 5 EUR/Qm - sich zu beklagen, dass man sich nur Zweites gönnen kann, ist einfach lächerlich. Genauso lächerlich wie Klagen, dass nicht jeder sich einen Porsche leisten kann (den Vergleich darüber erneut nutzend).


    ob Neubauvorhaben weiter zu 100% Luxus sind (Kaltmieten grundsätzlich 8 bis 12 Euro pro qm)


    Oft genug wurden Quellen verlinkt (*), dass die Baukosten nun mal so sind, dass Neubau unter ca. 10 EUR/Qm gar nicht entstehen kann - dann wäre wohl jeder Neubau "Luxus". Und das Konzept dagegen wäre massive Lohnabsenkung am Bau etwa oder die Abschaffung des Geld-/Marktsystems? (Den zweiten Weg hat man ja bereits ein paar Jahrzehnte versucht, mit verheerenden Ergebnissen.)


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    (*) Auf die Schnelle ergoogelte ich diesen PNN-Artikel, nach dem 8,50 EUR/Qm die unterste Grenze sein sollte - öde Blöcke auf Grüner Wiese, die man so eigentlich nicht haben will. Eine kommunale Wohngesellschaft ohne Gewinnabsichten schaffte es nicht unter 9,45 EUR/Qm - und das war vor zwei Jahren, seitdem ist einiges teurer geworden.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

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    Dr Zott
    Nun ja, natürlich war die Zeit um 2000 ein Tiefpunkt für Leipzig. Die Preise waren für Investoren kaum zu stämmen, Sanierungen konnten meist nur einfach bis durchschnittlich ausfallen, da Luxussanierung sich nicht rechnete. Es diente nur als Vergleich, dass es damals für den MIETER entspannter war, als heute, wo Cowboy ja meinte, heute wäre es so entspannt wie nie. Und genau das stimmt nicht - heute ist es in einzelnen Vierteln / Quartieren eher angespannt, zumindest wenn man nicht von 4 bis 12 Euro kalt alles ausgeben kann / will, sondern vielleicht nur bis 7 Euro kann - da wird es in einigen Ecken schon eng, wenn der Durchschnitt im Bestand sogar schon über 6,50 liegt, d.h. bei Neuvermietung eher darüber.


    "Die Einwohnerzahlen aus den siebziger Jahren sind da sicher eher eine Vergleichsgrundlage."
    Warum sollten sie es sein? Die Situation in Leipzig war vor 10, 15 Jahren nunmal so wie sie ist, warum soll ich da auf 1970 zurückgreifen? Genauso könnte ich dann willkürlich 1950 oder 1980 als Vergleich heranziehen. Eine Stadt ist nunmal dynamisch in der Bevölkerungsentwicklung und von vielen Faktoren (Kriege, Krankheiten, Wirtschaft, Lebensqualität) beeinflusst, auch wenn heute eher wirtschaftliche Faktoren zählen.


    "Es sagt doch niemand, daß die 750 T alle in die Gründerzeitviertel drängen sollen."
    Genau dort herrscht aber Nachfrage und Neubau vor, wer würde heute daran denken in Paunsdorf oder Probstheida neu zu bauen, außer vielleicht ein EFH? Die Nachfrage in Leipzig zieht zu 90% auf die Innenstadt ab, genug Leute weichen nur weiter nach außen aus, weil es in der "Kernstadt" nicht bezahlbar ist oder die kleinen Wohnungen fehlen (v.a. 40/50/60 qm, um die 20-30 qm gibt es noch einiges).


    "drängen die "Privilegierten" in die "benachteiligten" Viertel"
    Eben hier soll ja das wohnungspolitische Konzept ansetzen, damit eine komplette "Entmischung" von benachteiligt zu priviligiert verhindert wird und nicht aus einem Armenviertel ein Reichenviertel wird. ;)



    Bau-Lcfr:
    Natürlich verlange ich nicht (habe ich das geschrieben, nein?!), dass sich jeder alles leisten soll. Trotzdem kann es wohl kaum das Ziel einer Stadt sein, dass die Mieten jedes Jahr um 5 oder 10% steigen - im Mittel wohlgemerkt. Die Mehrkosten müssen die Mieter tragen, die seltenst (!) so viel Gehaltserhöhung bekommen, ergo am Ende mehr für Miete aufwenden. Auch du. Auch ich. Auch Cowboy. Vollkommen egal wer. Solltet ihr jedes Jahr mind. 5 % mehr Gehalt bekommen - Glückwunsch, die Masse schafft es vielleicht auf 1-3% und die Lebenshaltungskosten steigen ja v.a. bei Strom, Nebenkosten und Co. teilweise noch deutlicher als beim Wohnen. Ergo ist die Gehaltserhöhung sofort wieder "weg". Auch der Staat (KdU, Wohngeld) wird mehr belastet. Und die Immobilieninvestoren freuen sich. Warum fahren denn die ganzen Makler fast alle Porsche und Co? Weil sie so wenig Umsatz machen? Wohl kaum. Mit den teilweise STARK steigenden Preisen machen sich einige Leute ne feine Nase und die Masse zahlts.
    Dass ein Käufer einer Wohnung auch davon leben muss, ist durchaus gerechtfertigt. Jedoch sieht man auch gern, dass diese nur noch kaufen, wenn die Rendite möglichst hoch ist oder dies zumindest versprochen wird. Knapp 90% der Käufer in Leipzig sind keine Leipziger (wenn jemand aktuellere Zahlen hat btte korrigieren), d.h. der Leipziger an sich, egal ob arm oder reich, kann sich diese Preise schon jetzt mehrheitlich nicht mehr leisten, obwohl es immer heißt, die Leute sollen "fürs Alter" Wohneigentum erwerben. Und damit sind eigentlich die gemeint, die vor Ort leben und nicht das reiche Ärztepaar aus München, was nicht wohin weiß mit ihrem Geld.
    Und ich finde es immer witzig, wie hier haarsträubende Vergleiche heranzgezogen werden. Niemand verlangt, dass sich jeder alles leisten kann. Ein Hartz4 Empfänger sollte niemals in einem Luxus-Altbau mit Stuck und Flügeltüren für 8 Euro kalt wohnen, weil er es sich nunmal nicht leisten kann.
    Es geht um BEZAHLBARES Wohnen, d.h. dass es ein breites Angebot in allen Vierteln gibt und dass billige Preise nicht nur in Grünau und Paunsdorf herrschen. Und es gibt in jedem Stadtteil genug Wohnraum, der nicht hochwertig saniert ist und auch entsprechend günstiger sein könnte. Nur verschwindet dieser eben immer mehr.


    Ja, lieber Bau-Lcfr, z.Z. sind in Leipzig alle oder mindestens 95% Neubauten Luxus. Das kannst du schon anhand der Baubeschreibungen lesen "bodentiefe Fenster" "Fußbodenheizung" "Echtholzparkett" "2-3 Balkone / Terassen" "Designerbäder". Allein dadurch kann man gar nicht unter 8 Euro vermieten. Würde man auf Designerbäder und Co. verzichten, wäre es sicher auch günstiger möglich. Schau dir die diversen Neubauvorhaben an - es sind alles Objekte im hochwertigen bis Luxusbereich. Kein Neubau hat "einfachen" bis "mittleren" Standard.
    Ansonsten gibt es auch Zuschüsse für den Mietwohnungsbau, welche lustigerweise v.a. Sachsen am wenigsten nutzt, obwohl Dresden und Leipzig vergleichsweise sehr viel Zuzug haben prozentual.


    Wir disktuieren ja auch auf der Grundlage, dass weiter viele Leute zuziehen und nicht, dass wir jetzt bei 540.000 EW stehen bleiben und das war's. Dann wäre ja keinerlei Anspannung am Markt zu erwarten.
    Wenn aber nur knapp 1000 WE neu gebaut/saniert werden und weiter knapp 10 000 (dieses Jahr wohl eher 12 000 aufwärts) Menschen zuziehen, die ungefähr 5 500 WE benötigen, ist der Leerstand ganz schnell weg, da dieser bei nur noch knapp 20 000 WE liegt (incl. nicht marktaktivem Teil).

  • ^ Deinen ständigen Wiederholungen von gefühlten Wahrheiten und allen Ungerechtigkeiten dieser Welt zum Trotz: Hier (und im Gentri-Strang) lasse ich dich gewähren und versuche, weil sinnlos, nicht weiter drauf einzugehen. Wenn du in anderen Threads mit Nonsense wie ""die ganzen Makler fast alle Porsche und Co" oder "damit eine komplette Entmischung von benachteiligt zu priviligiert verhindert wird und nicht aus einem Armenviertel ein Reichenviertel wird." auffällst, wird von mir kommentarlos gelöscht. Es kann nicht sein, dass du auch nach der dritten Anmeldung unter neuem Nick (nach vorherigem öffentlich-theatralischem Abgesang, weil ja im DAF angeblich alles so schlecht ist, besonders der Moderator) hier solchen Stuss zusammenschreibst. Sorry, ist ja auch nur meine Meinung...

  • Salve Altbaufan, wir werden wohl keinen Konsens finden - dennoch dürfte es schwer zu widerlegen sein, daß ein für alle Mieter entspannter Wohnungsmarkt nur durch ein Überangebot an Wohnungen entsteht. In Leipzig wäre diese Situation damit verbunden, daß etliche Altbauten weiter ruinös blieben, verfallen oder gar abgerissen werden.


    Die Einwohnerdichte Leipzigs in den 70er Jahren wählte ich nicht ganz willkürlich: da hatte Leipzig knapp 580.000 Einwohner und die großen peripheren Plattenbauvierten waren noch nicht gebaut. Ergo waren die Altbauviertel voll - dies sollte Maßsstab sein für eine mögliche Bevölkerungsdichte, OHNE die Vorkriegssituation. Auch hier sollte der Vergleich bebildern, daß 750.000 Einwohner locker im heutigen Leipzig wohnen können, OHNE daß sich alles drängt.


    Und die ganze Gentrifizierungsdiskussion hat leider manchmal den Charakter einer anderen Migrantendiskussion: "wir sind hier und das ist unser Stadtteil - ihr dürft hier nicht rein"