Ex-Parkhaus-Areal Hochbrückenstraße 9 [im Bau]

  • Ich will ja jetzt nicht abschweifen (sonst bitte verschieben in Visionen-Thread o.ä.), aber meiner Ansicht nach ist Ulm in Deutschland das beste Beispiel für eine architektonisch gelungene Innenstadt-Aufwertung, frei von verkrampften Kompromissen. Und doch zeigt es, dass zeitgemäß zu bauen eben gerade nicht heißt, "Kontraste" zu provozieren oder die Umgebung zu ignorieren. Auf die Umgebung wird sehr genau eingegangen, aber eben mit zeitgemäßer Architektur.


    Hier einige Bilder zur Veranschaulichung....;):


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    Wenn das kleine Ulm das hinbekommt, könnte doch das große München sich wenigstens ein kleines bisschen in diese Richtung bewegen 

  • Danke für die sehr aussagekräftigen Bilder ! Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Architektur ist. Von Mensch zu Mensch wird das Gesehene ganz unterschiedlich interpretiert und gewertet !


    Ich sehe dort z.B. keine Rücksichtnahme auf die Umgebung, ganz im Gegenteil, es ist für mich die völlig willkürliche Anwendung von unterschiedlichen, verstaubten Architekturstilen, teilweise schon fast kitschig klassisch modern, beliebig austauschbar und die existierenden Kontexte nur in geringem Maß erfüllend. Weder Formen noch Material/Farben sind dem Umfeld angepasst, eine Ansammlung von herausstechenden Solitären, die sich zum ungut Wichtigsten im Stadtzentrum machen.


    Ich habe gelesen, dass die "neue Mitte Ulm" bei den Bürgern, gelinde ausgedrückt, "kontrovers" diskutiert wird !


    Ich finds nicht "abschweifend", Ulm als vergleichendes Beispiel in diesem Thread aufzugreifen, denn inhaltlich entspricht es durchaus der "Fina-Diskussion", auch wenn es sich in München nicht um das ganze Stadtzentrum handelt.


    Ich denke, der Ist-Zustand mit dem Parkhaus entspricht der Philosophie "neue Mitte Ulm".


    Ich stelle jetzt mal die Frage, wie ein Bau in moderner Formensprache in einem Umfeld mit klassischer Formensprache begründbar ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von Jaguar-XKSS ()

  • Ich bin auf den Entwurf der Mandarin Hotelerweiterung gespannt. Als 5 Sterne Haus, das auch schon ein repräsentatives Gebäude hat, erwarte ich mir bei der Erweiterung einiges.


    Wie kann ich eigtl die Artikelangaben interpretieren. E+7 ? Sind das dann ingesamt 8 oberirdische Geschoße? Dieser Bau würde die Umgebung leicht überragen.

  • Also E+7 und E+5 liest sich doch wunderbar. Überragen wird das Größere von beiden nur die Gebäude in Richtung Stadtrand, zum Zentrum hin, steht ja das wuchtige Mandarin Hotel, welches, wäre es ein Neubau, 10 Stockwerke haben würde.


    Die Höhe fügt sich so harmonisch in die Umgebung ein.


    Positiv auch, dass 2 Gebäude anstatt nur 1 großer Koloss geplant sind. Das lockert das Ganze etwas auf.


    Auch architektonisch dürfen wir hoffen, da diesmal ein Hotel, vermutlich das beste Hotel Münchens und eines der Besten Hotels Europas, wohl gehörig Mitsprache haben dürfte. Und ein 6 Sterne Hotel hat viel zu verlieren :)


    Fragwürdig nur, dass das alles wieder bis 2021 dauert, wo doch schon 2007 die Pläne bekannt waren...

  • Ich bin auf den Entwurf der Mandarin Hotelerweiterung gespannt. Als 5 Sterne Haus, das auch schon ein repräsentatives Gebäude hat, erwarte ich mir bei der Erweiterung einiges.


    Wahrscheinlich ein "spannender moderner Kontrast" zum historisierenden MO.
    Ich erwarte in München gar nichts mehr.

  • Und wieder einmal verkauft unsere sozialdemokratisch regierte Stadt ein eigenes Grundstück, auf das es den Investoren für neue Luxus-Quartiere zum Fraß vorgeworfen wird. Als wenn wir nicht schon genug davon hätten. Als nächstes wird das Stadtwerke-Gelände in der Hotterstraße mit dem Bunker daneben zum nächsten Luxus-Quartier und als übernächstes kommt das Hirmer-Parkhaus dran. Und jammern siewieder heuchlerisch, dass München so teuer wird. Und hauen unablässig auf die GBW-Pauke

  • Naja, zugegeben, in der Maximiliansstraße und Kaufingerstraße braucht´s auch keine Sozialwohnungen. Wohnungen für den Mittelstand sind an diesen Stellen auch völlig an der Realität vorbei. Das wird es in keiner Stadt geben. Völlig in Ordnung, dass dort Immobilien im gehobenen Segment entstehen werden, was anderes war auch nie zu erwarten.


    München wird eben auch nicht durch die Politik wieder günstiger, hier könnte man fast behaupten im Gegenteil. Aber würde die Stadt eine Preissperre einrichten und keine teuren Objekte mehr zulassen, verstieße das erstens gegen die Marktfreiheit und zweitens würde das einen massiven Rückgang an Bauvorhaben mit sich bringen.


    Die Stadt weiß was sie zu tun hat, macht es aber nicht konsequent: Wohnungen bauen, Wohnungen bauen und nochmals Wohnungen bauen.


    Alle möglichen, hundert mal vorgebrachten, Preissperren, Antivermietergesetze und was sich der wütende Bürger noch so einfallen lässt, bringt überhaupt nichts. Vermieter und besonders Investoren lassen sich ja nicht alles gefallen. Am Ende würde der Mieter nur draufzahlen.

  • Der ursprünglich nach einem Wettbewerb favorisierte Entwurf des spanischen Büros Nieto Sobejano (Hotel Königshof, Bogenhausener Tor) wurde inzwischen wieder verworfen. Leider kann ich Ansichten zu diesem Entwurf im Netz nach wie vor nirgends finden. http://www.nietosobejano.com/projects.aspx


    Nun bauen Hild und K sehr traditionalistisch:

    Quelle: http://www.hildundk.de/


    Text von der Hild und K Website:

    Zwei “Stadthäuser” in der Münchner Hildegardstraße werden nun entsprechend eines Entwurfs des Büros Hild und K gebaut. Die Stadtgestaltungskommission der Landeshauptstadt München hat dem Bauherren WÖHR + BAUER in der Sitzung am 27.01.2015 grünes Licht gegeben und den Antrag auf Erlass des vorhabenbezogenen Bebauungsplans empfohlen. Die Idee eines harmonischen Miteinanders historischer Bauformen zeichnet die geplante Erweiterung des Hotels Mandarin Oriental mit Wohnungen, Gastronomie und Geschäften innerhalb der Münchner Altstadt aus. Das Projekt formuliert zwei charaktervoll geformte Baukörper, die im Zusammenspiel mit dem unregelmäßigen Zuschnitt des Grundstücks im Stadtgefüge deutlich orthogonal lesbare Fassaden ausbilden.


    Sanft geneigte Dächer erlauben es, die vorgesehenen Abstandsflächen einzuhalten und integrieren sich zugleich in die Dachlandschaft der umgebenden Bebauung. Diese „fünften Fassaden“ betonen die individuelle Ausformung der Baukörper und vermeiden eine Vielzahl an Gauben, indem sie die darunterliegenden Räume über große Dachflächenfenster beleuchten. Zugleich werden durch ein ‘Anschneiden’ der unregelmäßigen Volumen Giebel und Ecksituationen erzeugt, die auf die unterschiedlichen städtischen Gegebenheiten am Rande des Standorts reagieren. So entstehen charakteristische Bilder für Nutzung und Maßstäblichkeit der jeweiligen Situation.


    Entsprechend der architektonischen Identität der umgebenden Bebauung erhalten die Häuser Lochfassaden mit mineralischen Oberflächen. Diese Materialität fasst die beiden Gebäude optisch zusammen, bietet aber auch Möglichkeiten einer feinen Differenzierung, via Relief oder Farbnuancen. Wie man es aus der Altstadt kennt, trennt ein schmales Vordach das Erdgeschoss mit seinen Ladenflächen von darüber liegenden Etagen. Das Wohnen wird ebenfalls durch eine Art Gesims von der übrigen Nutzung getrennt, private Freibereiche werden durch angegliederte Loggien formuliert. Dachgärten, welche durch „Einschnitte“ in die Baukörper entstehen, ergänzen das Freiraumangebot. So werden die unterschiedlichen Nutzungen mittels einer einheitlichen Architektursprache fein ausdifferenziert.


    Pressemitteilung vom Entwickler Wöhr und Bauer:

    Das marode Parkhaus in der Hildegardstraße wird durch ein Stadthaus-Ensemble ersetzt, das sich einfühlsam in den Bestand integriert.(....)


    „Der Entwurf von Hild und K erfüllt vollumfänglich die Anforderungen an die Wahrung des historischen Altstadtensembles“, erklärt Wolfgang Roeck, Geschäftsführer der WÖHR + BAUER GmbH. Mit zwei sich in ihr Umfeld einfügenden Immobilien, leiste man einen entscheidenden Beitrag zur Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses. „Wo bisher ein Parkhaus das ästhetische Empfinden der Passanten strapaziert hat, werden die Erweiterung des Hotels Mandarin Oriental, Wohnungen, Gastronomie und Geschäfte dazu einladen, den Stadtraum deutlich zu beleben“, sagt Roeck.


    Medienresonanz:
    http://www.sueddeutsche.de/mue…zu-spektakulaer-1.2325072
    http://www.merkur-online.de/lo…en-bausuende-4686527.html


    Edit: Habe doch noch eine Ansicht des Wettbewerbsentwurfs von Nieto Sobejano gefunden. Interessant!

    Quelle: Atelier Loidl Landschaftsarchitekten http://www.atelier-loidl.de/inhalte/

    2 Mal editiert, zuletzt von iconic ()

  • Ob jetzt traditionsorientiert oder modern ist für München gar nicht so entscheidend. Das wichtigste Ziel ist die optimale Nutzung des Raumes. Und hier versagt die Planung wieder mal auf ganzer Linie. Was ich sehe ist ein Baukörper, der die Traufhöhe des benachbarten Mandarin Oriental nicht annähernd erreicht. Der östlich angrenzende Baumassenkrüpel, der mit seiner Traufhöhe von 12 m vielleicht gut nach Kempten oder Rosenheim passt aber in München einfach nur sinnlos Platz verschwendet, ist indiskutabel. Ich sehe hier wieder ein Versagen der Stadtplanung auf ganzer Linie.

  • Der Nieto Entwurf war ja grauselig. Es gibt nicht viele Stellen, wo avantgardistisch nicht passt, dieser Ort ist einer davon. Sehr schön, dass nun ein klassischer Bau entsteht, der sich harmonisch in die schützenswerte Umgebung einfügt. Traurig genug, dass da seit Jahrzehnten ein schwarzes Loch klafft.


    Isek:


    Die Traufhöhe des Mandarin zu erreichen ist nicht wünschenswert, da es mit Abstand das höchste Gebäude in der näheren Umgebung ist und dessen optische Präsenz durch ein ebenso hohes Gebäude, welches heutzutage niemals mehr diese Stilsicherheit erreichen würde, nur gestört wird.
    Beim hinteren Gebäude gebe ich dir Recht. Wobei besser als der jetzige Parkhausstumpen ist auch dieser Teil. Entweder es wurde wieder verpasst, den Bebauungsplan rechtzeitig zu ändern oder die Gründe liegen auf Seiten des Eigentümers, wer weiß.

  • Warum kann man die Stadt nicht einfach konsequent weiterbauen? Hätten die Menschen schon vor 150 Jahren so gedacht, würde es in München nur 3 stöckige Hütten geben. Ich verstehe es eben vom Ansatz her nicht. Und wenn man sich umsieht Richtung Wien, Mailand, Paris und Co. ist es eben wieder nur München-spezifisch. Dabei verlangt keiner ein dominantes Hochhaus an dieser Stelle. Nur eben eine geschlossene Bebaung mit einer Traufhöhe von 25 m.

  • Mal wieder eine Chance vertan. Was noch langweiligeres kann ich mir nur schwer vorstellen. Das ist genau die Art von Nachkriegsarchitektur, die München so langweilig macht. Die ganze Altstadt ist voll solchen Gebäuden, die sich so gut in die bestehende Bebauung integrieren, daß man sich nur an die Läden im Erdgeschoß erinnert. Das Haus an sich ist so grau, langweilig und nichtssagend, daß man es gar nicht bemerkt.

  • Das sehe ich genauso.
    Man hätte hier einen Akzent setzen können. Ein moderner Bau, der sich dem Stadtgrundriss so gut anpasst und in der Kubatur die vorgegebenen Formen einhält und sich nur in der Ausführung von dem traditionellen Stadtbild absetzt, wäre wesentlich interessanter gewesen als der jetzige Langweiler.


    Die Argumente sind immer die gleichen und einfach nur ein Trauerspiel.
    Die wenigen Gelegenheiten, die sich bieten, um mal was Neues zu bauen, werden konsequent von einer konservativen Verwaltung verweigert.
    Letztendlich spiegelt aber diese die Mehrheit der Stadtbevölkerung wider, das sollte man dabei auch nicht vergessen. Jeder bekommt das, was er will.


    München ist selbstgewähltes architektonisches Diaspora und auch noch stolz darauf. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine der wesentlichen Voraussetzungen, um gelungene moderne Architektur möglich zu machen - nämlich das Vorhandensein starker Investoren - in München eher gegeben wäre als anderswo in Deutschland. Anderswo wäre die Bereitschaft da, aber es fehlt das Geld.

  • @Theseus: vielleicht ist gerade das auch das Problem. München wurde von den Investoren als sicherer Hafen mit maximalem Gewinnabwurf entdeckt. Hier verkauft sich alles von alleine. Warum sollten Investoren sich die Mühe machen, ansprechend zu bauen, wenn es auch einfach geht? Dies ist natürlich ein stark vereinfachter Ansatz, aber gänzlich realitätsfern ist er nicht.


    krylosz:


    Das ist genau die Art von Nachkriegsarchitektur, die München so langweilig macht. Die ganze Altstadt ist voll solchen Gebäuden, die sich so gut in die bestehende Bebauung integrieren, daß man sich nur an die Läden im Erdgeschoß erinnert. Das Haus an sich ist so grau, langweilig und nichtssagend, daß man es gar nicht bemerkt.


    Wie viele Gebäude mit klassischer (historisierender Fassade) gibt es denn in München, die in der Nachkriegszeit entstanden sind? Nicht allzu viele, das Meiste davon ist ein pseudo moderner Abklatsch des Bauhauses. Ich würde dem Gebäude keine allzu negativen Attribute anheften, solange nur ein Baumassenmodell existiert.


    Ich persönlich finde, in der Altstadt, gerade an diesem Ort, ist ein behutsamer Umgang mit dem Stadtbild wichtig. Warum brauchen wir neben historischen Meisterwerken, provozierend Andersartige Bauten? Paris macht es vor: im historischen Zentrum den Raum dem "Alten" überlassen und die architektonischen High-Lights außerhalb davon setzen. Davon ist München Meilenweit entfernt, entsteht doch im gesamten Stadtgebiet nur sehr sehr wenig Interessantes, obwohl der Platz für Spielereien im Überfluss vorhanden wäre. Aber bitte nicht unbedingt im "Zentrum der Altstadt".