Leipzig: Neufassung des Wohnungspolitischen Konzeptes

  • Gibt es hier eigentlich Leute, die gestern anwesend waren oder zum Konzept Anmerkungen einbringen (hier oder bei der Stadt)?

  • Auf MDR.de steht etwas zum neuen Wohnraumkonzept der Stadt Leipzig. So müssen jährlich 1500 neue Wohnungen geschaffen werden, um der momentanen Einwohnerentwicklung Herr zu werden. Noch immer sollen rund 22.000 Wohnungen leer stehen. Setzt sich der Bevölkerungszuwachs in dem Tempo fort, könnte die Leerstandsreserve bereits 2020 aufgebraucht sein. Die Bestandsmieten stiegen seit 2009 lediglich um 1,5 Prozent jährlich. Um eine Mietpreisexplosion ähnlich wie in München oder Hamburg zu verhindern, sollen alle Akteure auf dem Leipziger Immobilienmarkt an einem Strang ziehen. Es geht darum, die Vielfältigkeit auf dem Leipziger Wohnungsmarkt zu erhalten und auch einkommensschwache Familien in den Stadtvierteln zu halten. Gleichzeitig machte Baubürgermeisterin Dubrau deutlich, dass Vielfalt auch bedeute, dass einkommensstarke Einwohner künftig in ärmere Viertel ziehen sollten. Konkret heißt das, dass die Ausbreitung von Stadtvillen in Vierteln mit hoher Gentrifizierung wie in der Südvorstadt oder in Plagwitz eingeschränkt werden sollen (es könnten sogar Instrumente bedient werden, die Luxussanierungen in manchen Vierteln einschränken ähnlich wie schon in Berlin), in anderen Stadtteilen werden Stadtvillen gefördert. Die Spielwiese der Stadtplaner konzentriert sich künftig auf den Leipziger Osten.


    Das Netzwerk "Stadt für alle" plädiert für mehr Mitspracherecht beim Wohnraumkonzept und fordert einen Stopp für den Verkauf städtischer Grundstücke. Von den Wohnungsunternehmen und Immobilienfirmen hingegen gibt es viel Lob für das neue Wohnraumkonzept. Es sei ihrer Meinung nach gelungen, eine gemeinsame sachliche Basis zu finden. Das gemeinsame Ziel aller Akteure sei es, auch künftig allen Einwohnern der Stadt eine "Leipziger Vielfalt" bei der Wohnungswahl entsprechend ihrer persönlichen Situation bieten zu können.


    Letzten Montag wurde das neue Wohnraumkonzept der Bürgerschaft zur Diskussion vorgestellt.


    Hier noch ein Videobeitrag zum Thema.

  • Da hat der Kollege vom MDR aber einiges mißverstanden. Aktuell entstehen jährlich etwa 1.500 Wohneinheiten in Leipzig im Neubau. Bis 2012 waren es etwa 1.000 WE pro Jahr, 2013 1.441 WE und für 2014 wurden bislang 1.059 WE gemeldet. Die Zahl ist jedoch zu niedrig, die Statistik der Baufertigstellungen hängt immer etwas nach. Sie wird auch 2014 wieder bei ca. 1.500 WE liegen. Davon sind etwa 600 WE (40 Prozent) durch Umnutzung anderer Gebäude und Ausbau von Dachgeschossen neu entstehende Wohnungen, 500 WE (1/3) in Ein- und Zweifamilienhäusern und 400 WE (1/4) in Mehrfamilienhäusern.


    Ende 2014 standen etwa 22.000 Wohnungen leer, davon etwa die Hälfte marktaktiv bzw. nicht marktaktiv. In den letzten Jahren wurden jeweils etwa 1.500 WE im Bestand vollsaniert und so von nicht marktaktiven in marktaktiven Bestand umgewandelt. Die Zahl kann noch etwas erhöht werden, bleibt aber aufgrund von Baukapazitäten, Eigentumsverhältnissen, dem Finanzierungsmodell des Verkaufs von Eigentumswohnungen als Steuerabschreibungsmodell u.a.m. beschränkt. Bei etwa 12.000 nicht marktaktiven Wohnungen und davon jährlich 1.500 bis 2.000 durch Sanierung abgehenden Wohnungen sind das 6 bis 8 Jahre, wobei es unrealistisch ist, dass tatsächlich alle Wohnungen noch sanierbar sind. Es wird auch weiterhin Abbrüche, Zusammenstürze und wegen der Eigentumsverhältnisse nicht sanierbare Wohnungen geben. Aber so ergibt sich sehr wahrscheinlich das Jahr 2020.


    In den letzten Jahren betrug der Wanderungssaldo bekanntlich 10.000 bis 13.000 Menschen, dieses Jahr werden es aller Voraussicht nach noch mehr werden. Selbst wenn man nicht mit der durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,78 rechnet, sondern der Einfachheit halber mit 2 Personen pro Wohnung, so sind das jährlich 5.400 bis 6.300 Wohnungen, die neu belegt wurden.


    1.500 im Neubau + 1.500 neu sanierte Wohnungen = 3.000 Wohnungen


    Der Rest des Wohnungsbedarfes - jährlich 2500 bis 3300 - wurde aus dem Bestand der marktaktiven Wohnungen gedeckt und entsprechend sank ihre Zahl um von ca. 21.500 im Mai 2011 auf ca. 10.000 Ende 2014, also um etwa 11.500 WE (Restjahr 2011: 1900; 2012: 3300; 2013: 2500; 2014: 3300).


    Der Bestand an markaktiven Wohnungen wird Ende diesen Jahres, spätestens aber im nächsten Jahr auf die Leerstandreserve abgeschmolzen sein, wenn man diese zwischen 2 und 3 Prozent des Gesamtwohnungsbestands von 333.000 Wohnungen in Leipzig ansetzt: 6.700 bis 9.900 Wohnungen. In Städten mit stark angespannten Wohnungsmarkt ist die Leerstandsreserve deutlich geringer.


    Wenn aber die Leerstandsreserve erreicht bzw. unterschritten ist, dann kann der Wohnungsbedarf nicht mehr aus dieser gedeckt werden. Wir brauchen, wenn das Bevölkerungswachstum weiter anhält oder gar noch steigt, wovon derzeit auszugehen ist, deutlich mehr Wohnungen im Neubau.


    Ca. 10.000 bis 15.000 Menschen mehr pro Jahr haben einen Wohnungsbedarf von (mehr als) 5.000 bis 7.500 Wohnungen. Etwa 1.500 WE kommen durch Sanierung bisher nicht marktaktiver Bestände hinzu. Damit haben wir ab dem nächsten Jahr einen Neubaubedarf von 3.500 bis 6.000 Wohnungen jährlich.


    Und da reden wir noch gar nicht über die Mietpreise, zu denen diese Wohnungen angeboten werden (können).



    Hier mal eine Überschlagsrechnung mit gerundeten Werten und Annahmen für das erste Halbjahr 2015.


    Stichttag - Anzahl Wohnungen - Leerst. insg. - in % - marktaktiv - in % - nicht markta. - in %
    09.05.2011 - 328100 - 39600 - 12,1 - 21500 - 6,6 - 18100 - 5,5
    31.12.2011 - 328700 - 36700 - 11,2 - 19600 - 6,0 - 17100 - 5,2
    31.12.2012 - 329300 - 32700 - 9,9 - 16300 - 4,9 - 15600 - 4,7
    31.12.2013 - 330700 - 27900 - 8,4 - 13800 - 4,2 - 14100 - 4,3
    31.12.2014 - 332200 - 23100 - 7,0 - 10500 - 3,2 - 12600 - 3,8
    30.06.2015 - 332950 - 20850 - 6,3 - 9000 - 2,7 - 11850 - 3,6


    Stichttag - Bevölkerung - Wachstum - + Haushalte - neue Wohn. - aus Bestands- - aus neu - aus marktaktivem
    ................................................................................................. wohnungen..- sanierten - Leerstand
    09.05.2011 - 502979
    31.12.2011 - 510043 - 7064 - 3500 - 600 - 2900 - 1000 - 1900
    31.12.2012 - 520838 - 10795 - 5400 - 600 - 4800 - 1500 - 3300
    31.12.2013 - 531562 - 10724 - 5400 - 1400 - 4000 - 1500 - 2500
    31.12.2014 - 544085 - 12523 - 6300 - 1500 - 4800 - 1500 - 3300
    30.06.2015 - ........... - .........- 3000 - 750 - 2250 - 750 - 1500

  • ^
    Danke für die Info.

    Edit: ich meine Cowboy, LE mon hat parallel geschrieben

    Eine Anmerkung "Am Montag wird das neue Wohnraumkonzept der Bürgerschaft zur Diskussion vorgestellt."
    wird = wurde? Fand ja am 29.06. statt, von einer weiteren Veranstaltung wäre mir nichts bekannt.


    [Beitrag kann gelöscht werden, wenn wird = wurde sein sollte]

  • ^ Da der MDR-Beitrag schon am 26.06. erschien, wurde das Wohnraumkonzept vermutlich schon letzten Montag vorgestellt. Ich habe das geändert.


    Ja, 1.500 neue Wohnungen halte ich auch künftig für viel zu wenig. Das ist wohl vom MDR missverständlich ausgedrückt.

  • Anfrage der CDU-Fraktion: Baulandreserve in Leipzig

    Die CDU kümmert sich um die braven Häuslebauer_innen:


    Vorlage - VI-F-01603
    https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1002344


    Betreff: Baulandreserve in Leipzig
    Status: öffentlich Vorlage-Art: Anfrage
    Einreicher: CDU-Fraktion


    Anfrage
    Im nun vorgelegten Wohnungspolitischen Konzept wird nur am Rande auf die Bildung von Wohneigentum eingegangen. Gerade in den neuen Ortsteilen dürfte es in Form von Eigenheimbebauung noch erhebliche Potenziale geben.


    Wesentliche planerische Grundlage sowohl für Eigenheimbebauung als auch für Geschosswohnungsbau sind der Flächennutzungsplan und der, aus unserer Sicht dringend aktualisierungsbedürftige Teilplan Wohnbauflächen im STEP W+S.


    Um die tatsächliche Baulandreserve für die Stadt Leipzig besser abschätzen zu können, fragen wir an:


    1. Wie viele ha Land, das im FNP als Wohnbaufläche ausgewiesen ist, sind noch unbebaut ?
    2. Wie viel Prozent der Fläche aus Pkt. 1 sind im Eigentum der Stadt oder städtischer Gesellschaften ?
    3. Wie viel Prozent der Fläche aus Pkt. 1 wären gemäß Baurecht (nach § 34 BauGB oder aufgrund bereits vorhandener B-Pläne) relativ zügig bebaubar ?
    4. Wie viel Prozent der Fläche aus Pkt. 1 sind wegen der Vorprägung durch die Umgebung vorrangig mit Eigenheimen bebaubar ?
    5. Wie viel Prozent der Fläche aus Pkt. 1 sind derzeit durch Zwischennutzungen/Fremdnutzungen belegt ?

  • Zwischennutzungen in Leipzig u. "neue Aufgabe für eine neue Zeit"

    Das ZDF-Mittagsmagazin berichtete am 3. August über Leipzigs Zwischennutzungen, vor allem die Wächerhäuser des HausHalten e.V., die Projektwohnung "krudebude" und das "Hostel & Garten Eden" sowie die Nachbarschaftsgärten Leipzig. Am Schluß kommt Karsten Gerkens, Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW), zu Wort und skizziert die "neue Aufgabe für eine neue Zeit": Wohnraum und Freiflächen zu sichern und ihren Erwerb zu fördern, um "Leipzig für die Leipziger erschwinglich zu halten".


    http://www.zdf.de/ZDFmediathek…ser:-Moderne-Hausbesetzer


    Und da wir gerade bei HausHalten sind gehei ch leicht offtopic:


    Das 360°-Video in DIE WELT berichtet über Crossgolfer_innen in den Dietzold-Werken, später "Elektromais" und heute das neue Atelierhaus des HausHalten e.V. in der Franz-Flemming-Str. 9:
    http://www.welt.de/incoming/ar…ossgolf-in-der-Ruine.html

  • Entwurf des ‪WoPoKo‬ steht nun auf Allris, Beschluss am 28.10.

    In den Entwurf des Wohnungspolitischen Konzepts wurden durch die Stadtverwaltung Leipzig in den letzten Tagen und Wochen noch die Ergebnisse des öffentlichen Beteiligungsverfahrens und die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange wie etwa der Landesdirektion Sachsen eingearbeitet. Einige Aspekte wurden im Konzept selbst berücksichtigt und die wesentlichen Inhalte als Teil der Dokumentation des Beteiligungsprozesses in Anhang A und C aufgenommen.


    Das Konzept liegt nun in der Fassung vom 30.9. dem Stadtrat zur Diskussion und Beschlussfassung am 28.10. vor. Alle Unterlagen zur Vorlage, inklusive einer Auflistung aller schriftlich eingegangener Beiträge und ihrer Bewertung sowie eine Auflistung aller vorgenommenen Änderungen im Konzept, sind im Ratsinformationssystem der Stadt einsehbar:
    https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1002652

  • Das Netzwerk "Leipzig Stadt für alle" kritisiert das Wohnungspolitische Konzept scharf. Die Stadt mache dieselben Fehler wie 2005 und 2010 bei der Kita- und Schulnetzplanung: Sie agiert mit alten und längst überholten Prognosen und rechnet sich die Zahlen schön. Leipzig-Stadt-für-alle-Netzwerksprecher Roman Grabolle, der, das dürfte kein Geheimnis mehr sein, auch DAF-Mitglied ist: Der Kardinalfehler des Entwurfs liegt in einer geradezu realitätsverweigernden Unterschätzung des Bevölkerungswachstums! Der Wohnungsleerstand wird viel eher abgeschmolzen sein als bisher angenommen wird. Wir brauchen Sanierungen und Neubau zu bezahlbaren Mieten und dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.


    User lguenth1 hat hier bereits vermeldet, dass der Zuzug in die Stadt auch aktuell unvermindert anhält. Darüber zu sinnieren, dass der Zuzug irgendwann wieder rückläufig sei, ist unsinnig. Leipzig wird schon deutlich vor 2020 die 600.000 knacken. Der Arbeitsplatzzuwachs in der Stadt liegt derzeit bei um die 10.000 pro Jahr und die neuen Stellen werden meist von Auswärtigen besetzt, die in die Stadt mit Kind und Kegel ziehen. Die Studierendenzahlen steigen und die Geburtenzahlen steigen, so dass ich davon ausgehe, dass der im letzten Jahr zum ersten Mal eingetretene positive Geburtensaldo zum Dauerbrenner werden wird. Und jetzt kommen die vielen Geflüchteten obendrauf, denn wenn sie nach ihrer Anerkennung in Sachsen bleiben sollten (ich schätze, die meisten ziehen eh nach Berlin, Frankfurt, München, Köln etc.), dann ziehen viele sehr wahrscheinlich in die Messestadt sowie nach Dresden und Chemnitz.




    L-IZ-Artikel: Leipzigs neues wohnpolitisches Konzept macht dieselben Fehler wie die Kita- und die Schulnetzplanung


    Stellungnahme von Leipzig Stadt für alle


    Wohnpolitisches Konzept der Stadt Leipzig - Fortschreibung 2015

  • Es gibt noch einen zweiten Artikel von Ralf Julke in der L-IZ, der sich mit den Forderungen des Netzwerks "Leipzig - Stadt für alle" auseinandersetzt:


    Netzwerk fordert: Wohnen muss Gemeingut werden
    Ohne echten sozialen Wohnungsbau wird Leipzig das Wachstum der nächsten Jahre nicht packen
    http://www.l-iz.de/politik/lei…jahre-nicht-packen-110103


    Und heute einen dritten, der die Stellungnahme mit den aktuellen Verlautbarungen der Stadtverwaltung zu den Einwohner_innenzahlen verknüpft:


    Zumindest im Melderegister ist das so
    Leipzig hat wieder mehr Einwohner als am 3. Oktober 1990
    http://www.l-iz.de/politik/kas…-am-3-oktober-1990-110211


    Zur Untermauerung der Kritik an den Umgang mit den Bevölkerungsprognosen und damit dem Wohnungsbedarf greife ich noch mal einen Beitrag von der ersten Seite dieses Threads auf:


    Der Entwurf des Wohnungspolitischen Konzepts stützt sich auf die kommunale Bevölkerungsvorausschätzung 2013 mit einer erwarteten Einwohner_innenentwicklung in drei Varianten:
    http://www.leipzig.de/fileadmi…elkerungsprognose2013.pdf


    Der WoPoKo-Entwurf orientiert sich an „mäßig bis starkem längerfristigem Bevölkerungswachstum“ (S. 3). Daher hier die erwartete Bevölkerungsbewegungen in der Hauptvariante (Seite 18, Tabelle 4) und in der oberen, optimistischen Variante. Für die Bevölkerungsvorausschätzung 2013 wurden verschiedene Expert_innen gefragt, wie sie die Bevölkerungszahlen einschätzen, daraus ein Mittelwert gebildet und diese Eckwerte in Fünf-Jahres-Schritten zu Grunde gelegt. Für die Zwischenjahre wurden die Werte mittels linearer Interpolation ermittelt.


    Jahr: Gesamtsaldo – Bevölkerungszahl / Realer Bevölkerungszuwachs
    Hauptvariante / Optimistische Variante /


    2012: 11.600 - 528.900
    2013: 7.800 - 536.700 / 9.100 - 538.000 / + 10.808 / 539.348
    2014: 7.000 - 543.700 / 8.300 - 546.300 / + 12.523 / 551.871
    2015: 6.200 - 549.800 / 7.400 - 553.700 / + ca. 14.000 / ca. 566.000
    2016: 5.300 - 555.100 / 6.500 - 560.200
    2017: 4.400 - 559.500 / 5.662 - 565.800
    2018: 4.100 - 563.700 / 5.400 - 571.200
    2019: 3.800 - 567.500 / 5.200 - 576.400
    2020: 3.500 - 571.000 / 5.100 - 581.500
    2021: 3.200 - 574.300 / 5.000 - 586.500
    2022: 2.900 - 577.200 / 4.840 - 591.400
    2023: 2.700 - 579.900 / 4.800 - 596.200
    ...
    2032: 1.500 - 598.000 / 3.818 - ca. 640.000


    Anfang 2015 evaluierte das Amt für Statistik und Wahlen seine eigene Bevölkerungsvorausschätzung 2013 nach dem zweiten Prognosejahr und stellte fest, dass die tatsächliche Einwohner_innenzahl zum Jahresende 2014 um 8.167 Personen über der Hauptvariante und 5.137 über der optimistischen Variante liegt.


    Andrea Schultz: Evaluierung Bevölkerungsvorausschätzung 2013 nach dem zweiten Prognosejahr. In: Statistischer Quartalsbericht IV/2014, S. 19-22.
    http://www.leipzig.de/fileadmi…ericht_Leipzig_2014_4.pdf


    Und dies nach nur zwei Jahren! Für 2015 kann mit einem Bevölkerungszuwachs von ca. 14.000 gerechnet werden. Demgegenüber geht die Bevölkerungsvorausschätzung für 2015 von einem Saldo 6.200 in der Haupt- und 7.400 in der optimistischen Variante aus. Bis 2020 sind es aber 8 Jahre, in denen sich der Fehler aufadiert und die erwarteten Bevölkerungszuwächse voraussichtlich noch viel stärker von der realen Entwicklung abweichen werden.
    https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/945614828829922




    Vom 1.1. bis 30.9.2015 sind weitere 8.776 Einwohner_innen hinzugekommen, die etwa 5.000 Haushalte bilden.


    Ende 2014 betrug der Wohnungsbestand 331.748 Wohnungen


    Der im Rahmen der Gebäude- und Wohnungszählung im Mai 2011 ermittelte Leerstand betrug ca. 39.500 Wohnungen. Die Entwicklung des Leerstands seit der Zählung kann nur
    geschätzt werden. Unter Berücksichtigung der Zunahme des Wohnungsbestands, der Reaktivierung nicht marktaktiven Leerstands, der Höhe des Einwohnergewinnes und der
    Struktur der Haushalte wird geschätzt, dass der Leerstand bis Ende 2014 gesunken ist auf ca. 22.000 Wohnungen.
    Davon betragen marktaktiver und nicht marktaktiver Leerstand jeweils ca. 50 %.


    Der Leerstand dürfte, wenn man etwa 1000 WE durch Neubau bis 30.9. annimmt, nun bei etwa 18.000 Wohnungen liegen, davon etwa 10.000 nicht marktaktiv und 8.000 marktaktiv.


    5000 Haushalte
    - rund 1000 Neubauten
    - rund 1000 frisch sanierte Wohnungen aus dem zuvor nicht marktaktiven Lehrstand
    = 3000 Haushalte bezogen Wohnungen aus dem marktaktiven Lehrstand


    Etwa 320.000 Haushalte benötigen eine Fluktuationsreserve von 6.400 bis 9.600 marktaktiven, bezugsfähigen Wohnungen. Zur Zeit sind es etwa 8.000 Wohnungen.

  • WoPoKo‬ in der Ratsversammlung mit großer Mehrheit beschlossen

    Das Wohnungspolitische Konzept wurde am Mittwochabend mit großer Mehrheit, 3 Enthaltungen und ohne Gegenstimme beschlossen. Die meisten Änderungsanträge wurden angenommen oder in neu in das Verfahren verwiesen, abgelehnt wurden die Änderungsanträge der AfD-Fraktion und des Seniorenbeirats.
    https://ratsinfo.leipzig.de/bi…TOLFDNR=1021917#beschluss
    https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/954977484560323


    LVZ-online, 29.10.2015
    Wohnungspolitisches Konzept
    Stadtrat Leipzig beschließt Strategie und setzt auf sozialen Wohnungsbau
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…-auf-sozialen-Wohnungsbau


    Sören Pellmann (Linke) forderte die sächsische Staatsregierung auf, ein umfassendes Programm zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus vorzulegen. „Dazu gibt es erste Gespräche“, entgegnete Baubürgermeisterin Dubrau. „Das Land will so ein Programm auflegen. Davon werden auch erhebliche Millionen Euro in unsere Stadt ankommen.“ Die Dezernentin ließ aber keinen Zweifel daran, dass die Stadt beim sozialen Wohnungsbau auf private Akteure angewiesen ist. „Nur auf diese Weise werden wir nicht in eine Notsituation rutschen.“ ..."



    Sebastian Beyer in der L-iz Leipziger Nachrichten: "Auch zu diesem [kleinteiligen Wohnungsbau-]Monitoring wird die schon einmal im Stadtrat beratene Vorlage nun nach Beschluss des Konzeptes wieder aufgegriffen werden. Deutlich wurde aber auch, dass das Konzept kein Allheilmittel sein kann, da einige wichtige Stellschrauben nicht in der Gestaltungshoheit der Stadt liegen. An die Landesregierung erging daher die Forderung, auch den sozialen Wohnungsbau zu fördern."
    http://www.l-iz.de/politik/lei…hnungsbau-staerken-113471

  • Nachschlag zur neuen Pestel Studie zum Wohnungsbedarf

    Die neue Pestel-Studie zum Wohnungsbedarf, die Reaktionen der Immobilienakteure darauf und ein Blick auf zwei ältere Prognosen des Pestel Instituts zum Leipzig Wohnungsmarkt


    https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/954752074582864
    http://www.leipzig-stadtfueral…eipzig-zum-einstieg-in-2/


    Die einzige mir bekannte Reaktion in der Kommunalpolitik bisher kommt von René Hobusch, FDP-Stadtrat und Präsident des sächsischen Landesverbands des Haus & Grund e.V.:
    "Wenn man die Zahlen, die Leipzig- Stadt Für Alle und das Pestel Institut in ‪#‎Leipzig‬ und anderswo verbreiten, ernst nimmt, müssten in allen großen Städten Deutschlands tausende Menschen unter Brücken wohnen. Die Realität ist jedoch eine andere."
    https://www.facebook.com/reneh…1805091418878?pnref=story


    In Dresden wurde die Debatte etwas intensiver geführt:


    Dresden: Auch für die Landeshauptstadt hat das Pestel Institut Zahlen für den Neubaubedarf ermittelt, die von der Stadtverwaltung angezweifelt werden


    https://www.facebook.com/Leipz…lle/posts/954783877913017
    http://www.leipzig-stadtfueral…-des-pestel-instituts-an/

  • Lange war Ruhe in diesem Thread, mal schauen, ob wir ihn wiedererwecken können.


    Heute in der taz:
    Gentrifizierung in Leipzig
    Boomtown zulasten der Mieter
    In Leipzig gab es lange Zeit viele bezahlbare Wohnungen. Das ändert sich nun. Doch die Menschen wehren sich.
    http://www.taz.de/Gentrifizierung-in-Leipzig/!5368403/



    Zur Beschreibung der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt und dem Handeln der Stadt Leipzig seit Verabschiedung des Wohnungspolitischen Konzeptes im Oktober 2015 siehe die beiden Input-Referate des "Mietenpolitischen Ratschlags. Mieten in Leipzig: Was tun?" am 19.11.2016:
    https://87prozent.wordpress.com/programm/


    „Wohnungsmarkt in Leipzig“
    Prof. Dr. Dieter Rink – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ


    „Leipziger wohnungspolitisches Konzept – Was ist der Stand?“
    Stefanie Komm – Sachgebietsleiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Leipzig



    Erinnern möchte ich vor allem an die Debatte zum Beginn dieses Threads über die Entwicklung des Wohnungsleerstandes:



    Ende 2015 standen in der Stadt Leipzig (geschätzt) ca. 19 000 Wohnungen leer. Etwa die Hälfte dieser Wohnungen sind dem marktaktiven Leerstand zuzurechnen.


    so laut:
    Susanne Kranepuhl, Peter Dütthorn: Wohnungsleerstand in Leipzig. In: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen. Statistischer Quartalsbericht III/2016, S. 42-44.
    http://www.leipzig.de/fileadmi…ericht_Leipzig_2016_3.pdf

    Diese Angaben stammen vom Amt für Statistik und Wahlen und dem Stadtplanungsamt und beruhen auf ähnlichen Berechnungen, wie ich sie unter http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=546634 angestellt hatte. Auch bei den Ergebnissen stimmen beide Überschlägen weitgehend überein.


    Für Ende 2016 gibt es selbstverständlich noch keine offiziellen Zahlen, aber da in diesem Jahr wieder etwa 12.000 Einwohner_innen dazugekommen sind (http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=551019), die mindestens 6.000 Wohnungen brauchen und vermutlich wie in den Vorjahren etwas mehr als 1000 Wohnungen im Neubau und ca. 1500 aus dem nicht-marktaktiven Leerstand hinzugekommen sind, dürften 3500 Wohnungen aus dem marktaktiven Leerstand neu vermietet worden sein. Dann lägen wir derzeit grob bei ca. 14.000 leerstehenden Wohnungen (4,2 %), davon 6000 marktaktiv (1,8 %) und 8000 nicht marktaktiv (2,4 % - bei insgesamt 334 500 Wohnungen). Das ist Vollvermietung und unterhalb der Leerstandsreserve.

    Noch drastischer hat es die immer enorm zuspitzende BILD-Zeitung am 11.12.2016 mit Blick auf die Zahlen von Ende 2015 ausgedrückt:


    NUR NOCH 3 PROZENT ALLER WOHNUNGEN VERMIETBAR
    Leipzigs neuer Leerstands-Atlas
    http://www.bild.de/regional/le…eipzig-49267400.bild.html



    Macht einen realen Leerstand von gerade mal 3% aus – ein Wert kurz vor der Wohnungsnot! Peter Dütthorn vom Statistikamt: „Zwei bis drei Prozent Leerstand ist die Größe, die notwendig ist, damit überhaupt noch umgezogen werden kann.“



    Auf die Veröffentlichung einer größer angelegten Untersuchung zum Wohnungsleerstand in Leipzig von Tobias Jacobs von "Analyse & Konzepte" im Auftrag des Stadtplanungsamtes müssen wir wohl weiterhin noch etwas warten.

  • Entwicklung der Angebotsmieten in Leipzig 2012 bis 2017

    Empirica hat im Auftrag der Stadtverwaltung die Entwicklung der Angebotsmieten in Leipzig untersucht. Dafür wurden Einzeldaten
    aus der Empirica-systeme-Marktdatenbank für Mietwohnungen in Leipzig ausgewertet. Dieser Datenbestand umfasste bis zum 15.05.2017 etwa 189.000 Wohnungsangebote, die ab dem 01.01.2012 online waren oder evtl. noch sind. Damit ist es die umfangreichste Datensammlung über Mieten mit einer hohen räumlichen Auflösung, die für Leipzig zur Verfügung steht.


    Johannes Heinemann: Einflussfaktoren auf die Angebotsmieten in Leipzig. In: Statistischer Quartalsbericht der Stadt Leipzig II/2017, S. 20 f.
    http://www.leipzig.de/fileadmi…ericht_Leipzig_2017_2.pdf



    ... Die verstärkte Nachfrage nach Wohnungen macht sich in einer Verknappung an Wohnungsangeboten bemerkbar (Abb. 1). Die monatliche Angebotszahl geht von einem Maximum von fast 25 000 im Juli 2012 mehr oder weniger kontinuierlich auf einen vorläufigen Tiefpunkt von unter 10 000 am Ende des Beobachtungszeitraumes April 2017 zurück.


    Einen genau entgegengesetzten Trend nimmt die Entwicklung der Angebotsmieten, wie die Preisspirale in Abbildung 2 zeigt. Hier lag der niedrigste Wert mit 4,90 € am Anfang des untersuchten Zeitintervalls (Januar 2012) und der höchste mit 6,50 € am Ende (April 2017). Den stärksten Anstieg innerhalb eines Jahres gab es 2015. Da stieg der mittlere Mietpreis um einen halben Euro. Der stärkste monatliche Zuwachs um 12 Cent ist zum Jahreswechsel 2016/2017 zu verzeichnen. Seit Januar 2017 lassen sich bisher keine größeren Preissprünge beobachten. ...




    ... Das Ergebnis der kleinräumigen Median-Berechnung für die im gesamten Jahr 2016 marktaktiven Angebotsmieten ist in Abbildung 3 dargestellt. Demnach liegen die mittleren Mieten in den meisten statistischen Bezirken zwischen 5,00 und 6,00 (hellgrün) bzw. 6,00 und 7,00 € pro m² (hellgelb). Für unter 5,00 € pro m² werden Wohnungen in den Plattenbaugebieten in Grünau, Schönefeld-Ost und Paunsdorf angeboten. ...



    Gleichzeitig finden beim Jobcenter weiterhin die (vermutlich sogar seit Jahresbeginn ungültigen) Richtwerte für angemessene Kosten der Unterkunft Anwendung, die im Dezember 2014 auf Basis von im Laufe des Jahres 2014 ermittelten Werten festgelegt wurden. Abhängig von der jeweiligen Größe der Bedarfsgemeinschaft gelten Grundmieten von 4,52 bis zu 4,73 €/m² je Quadratmeter Wohnfläche als angemessen. Die durchschnittliche Angebotsmiete ist mittlerweile fast 2 €/m² höher.


    Während die "sozial gemischte Stadt" weiterhin wie eine Monstranz durch alle Veranstaltungen getragen und in wohlklingende Konzepte wie WoPoKo oder INSEK Leipzig2030 geschrieben wird, sorgen seit über einem halben Jahr gegen die Bestimmungen nicht aktualisierte KdU-Richtwerte praktisch dafür, dass die allermeisten Menschen, die auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind, in fast alle Viertel der Stadt außer den großen Plattenbaugebieten am Stadtrand nicht mehr zuziehen oder innerhalb dieser umziehen können.