Architekten warnen: Zu viel Glas und Stahl - das Stadtbild zerfällt

  • Architekten warnen: Zu viel Glas und Stahl - das Stadtbild zerfällt

    Das Hamburger Abendblatt berichtet am 10.4.2004 unter der Überschrift "Architekten warnen: Zu viel Glas und Stahl - das Stadtbild zerfällt
    Kritik von zwei Architekten-Verbänden am Trend. Grundsätze fürs Bauen gefordert"


    Es wird der Trend zur vermehrten Glasfassadenarchitektur beklagt, in dem ein gewachsenes Stadtbild, dass der Klinkerbauten allmählich verschwindet.


    Der ganze Artikel ist nachzulesen unter: http://www.abendblatt.de/daten/2004/04/10/282854.html


    Wolfgang Meinhart

  • Diese Diskussion ist nicht nur in Hamburg längst überfällig. Gut, wenn sie zumindest dort jetzt geführt wird.

  • Wenn es den Herren Architekten selbst nicht gefällt, warum bauen sie dann nicht einfach anders?

  • Ich kann mich dem Ganzen nur anschließen. Irgendwie muss doch ein gesunder Mix aus Stahl-/Glas-Konstruktionen und Klinkerfassade möglich sein, oder nicht!?

  • Die Diskussion geht weiter...



    Glasstreit - ein Bauherr wehrt sich
    Diskussion: Dieter Becken verteidigt den gläsernen Stil. Gestaltungsvorschriften lehnt er kategorisch ab.


    Von Matthias Rebaschus


    Die Diskussion über die Baukultur hat den Nerv der Stadt getroffen. Die Warnung von zwei Architektenverbänden vor der Dominanz von Glas und Stahl im Stadtbild hat zu heftigen Reaktionen geführt. Bau-Investor Dieter Becken ist gegen eine angedachte Reglementierung. Er sagt: "Wir bauen für die Nutzer, die sich in den Häusern wohl fühlen sollen. Und die Nutzer wollen ja Glas und Stahl - sonst würden sie Backsteinhäuser verlangen." Nach seiner Erfahrung wollte man "eine freundliche, transparente und leichte Architektur".


    Hier klicken für den Rest.

  • In gewisser Weise ist das doch sehr widersprüchlich - einerseits stehen unzählige Altbauten unter Denkmalschutz und dürfen nicht mal eben abgerissen werden und andererseits kümmert es scheinbar niemanden wenn Altbauviertel beliebig zugebaut werden und nicht mit passender Architektur ergänzt werden.

  • Grundsätzlich ist das mit den Altstadtvierteln ja richtig. In Hamburg geht es aber um den Klinker-Baustil der Kontorhäuser. Die bleiben auch erhalten.


    die jüngeren Neubauten sind weitestgehend Maßnahmen, in denen eine wenig erhaltenswerte Altsubstanz ersetzt wurde. Da ist etwas Neues entstanden.


    Nicht alles aus den 1880-1920 ist automatisch denkmalschutzwürdig. Es geht ja keiner an das Chilehaus.


    Wolfgang

  • Aber gerade Hamburg wird als ein predästiniertes Beispiel für den ziemlich sorglosen Umgang mit Gründerzeitbauten hervorgehoben, oder wie sonst ist die inzwischen mit dem Abrisskommando besiegelte Diskussion um das Europa-Center zu erklären?

  • Wow, einer der besten Beiträge in diesem Forum, die ich gelesen habe. Du scheinst wirklich verstanden zu haben, um was es bei Architektur geht. Architektur, ebenso Industriedesign, sollte sich zur Aufgabe machen, eine homogene , schöne, ispirierende Umgebung zu schaffen. Und Umgebung schließt mehr ein als nur EIN Gebäude. Bei Architektur kommt es auf das Gesamtkunstwerk an. Der Mensch zählt die Architektur ebenso wie Möbel usw. zu seiner Realität.
    Grafikdesign und natürlich auch Kunst müssen diesen Anspruch nicht erfüllen. Diese beiden sollten natürlich auch gut und anspruchsvoll ausgeführt sein, dürfen aber meiner Meinung nach gerne radikal, schockierend und durchaus auch "hässlich" (Damit ist nicht die Gestaltung an sich gemeint) sein.
    Architekten sollten sich demnach bewusst sein, dass sie das (Wohl?)Empfinden der Bevölkerung maßgeblich beeinflussen. Klar, die Nutzer.....nun ja innenarchitektonisch sind viele neue Gebäude beeindruckend und gefallen mir sehr gut, nur außen sehen fast alle gleich kalt und leblos aus. Und wer muss es anschauen? Genau!! Alle nur nicht die Nutzer, denn die sind ja drin.

  • für meine seminarkursarbeit lese ich gerade das Buch "Das Bild der Stadt" von Kevin Lynch, ein Schüler von Frank Lloyd Wright, wirklich zu empfehlen, wenn man sich für das Thema interessiert. Es ist zwar schon sehr alt, aber aktueller denn je.

  • @Antiquitus


    Kevin Lynch schaut natürlcih von der amerikanischen Seite auf die ganze Geschichte.
    Ich zitier mal einen sehr "lustigen" Abschnitt wie ich finde:
    "Dass eine Stadt eine schöne und erfreuliche Umgebung hat ist etwas Seltenes - manche werden sogar sagen: etwas Unmögliches. Keine einzige amerikanische Stadt, deren Größe die eines Dorfes überschreitet, ist von durchweg guter "Qualität", wenn auch so manche einige freundlich Ansichten zu bietan hat. Es ist daher nicht überraschend, daß die meisten Amerikaner keine Ahnung haben, was es heißt in einer solchen Umgebung zu wohnen. Sie wissen ziemlich genau Bescheid über die Häßlichkeit der Welt, in der sie leben, und sie äußern sich ziemlich vernehmlich über den Schmutz, den Rauch, die Hitze, die Überfüllung, das Chaos und die Eintönigkeit, die in ihr herrschen. Aber sie sind sich kaum im klaren über die Wichtigkeit einer harmonischen Welt, in die sie vielleicht einmal als Touristen oder Urlauber einen kurzen Blick werfen durften. Sie können sich keinen Begriff davon machen, was der Rahmen bedeuten kann:
    TÄGLICHE FREUDE, EINEN ANKERPLATZ FÜR IHR LEBEN - EINE AUSDRUCKSVOLLERE UND REICHERE WELT."


    Den letzten Satz sollten sich alle Architekten und Stadtplaner in ihr Büro hängen

  • Das mit dem Stahl ist weniger schlimm und wird sich dank steigender Preise ohnehin von alleine lösen. Problematischer wird es mit der stetig steigenden Zahl an Vollglasgebäuden.


    Alles "Altstadt" seit Beginn des Jahrzehnts.









    Quelle: http://www.datenland.de/



    Quelle: http://www.datenland.de/















    Quelle: Big Bau



    Quelle: http://www.central-plaza-hamburg.de Union Investment


    Die restliche Bilder hoffentlich mit freundlicher Unterstützung der Forumsteilnehmer (oder meiner freundlichen Unterstützung).



    Erschreckend die Tendenz -Ein Großteil ist noch im Bau oder erst letztes Jahr fertiggestellt worden.

  • Prinzipiell habe ich wirklich nichts gegen Glasfassaden, aber das hier ist ja teilweise echt grauenhaft! Es ist schon erstaunlich wie wenig Mühe sich die meisten Architekten geben, ihre Häuser in das Stadtbild einzupassen...

  • Gerade Samuels erstes Bild zeigt die Gedankenlosigkeit der Architekten: Es sind in den Kästen immer die Jalousien unten. Mit der Form, die der Funktion folgt war hier nix.


    Leider sieht man diese - durch die Jalousien - weissen Häuser immer mehr. Nichts ist mit Transparenz. Dabei ist dann in den Dingern auch noch permanent eine Beleuchtung notwendig. Scheußlich!


    Neumühlen, direkt an der Elbe:


    Oval Office, Hamburg:


    Gr. Elbstraße


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