Quartier am Tacheles

  • Wie bitte sind denn die Frösche dort hingekommen? Gehüpft? Das ist wohl unmöglich - also wurden schützenswerte Tiere einem realen Biotop illegal entnommen was heutzutage hoffentlich strafbar ist. :nono:

  • Ist doch vollkommen egal, wie das Biotop entstanden ist, ob es angelegt oder aus alten Zahnpastatuben gezaubert wurde, ob jemand irgendwelche Frösche gekauft, geklaut oder geklont hat. Das Problem ist doch offensichtlich, dass es momentan keinen dringlichen Grund in Form einer Baugenehmigung nebst avisiertem Baubeginn gibt, der die "Sicherungsmaßnahmen" bzw. Räumung rechtfertigt. Ein seriöser Investor lässt sich jedenfalls nicht vom Einebnungsgrad einer solchen Riesenfläche in 1A-Lage abschrecken. Alles andere würde jegliche Zwischennutzung, wie sie in Berlin in den letzten 20 Jahren en masse stattgefunden hat, per se ausschliessen.


    tel33: Das Umweltamt, dass seine Informationen im Gegensatz zu dir sicherlich nicht nur aus der Zeitung hat, sieht das offensichtlich anders.

  • Das ist nicht egal, wenn die Frösche auf illegale Weise dorthin gelangt sind (auch noch bewusst zu diesem Zweck) dann wäre mindestens ein Bußgeld fällig, wenn es nicht sogar eine Straftat ist. Und die sollte auch verfolgt werden, zumal Unmöglichkeit der spontanen Froschwanderung in die Innenstadt und eigennützige Absicht zum wirtschaftlichen Vorteil der potentiellen Froschspedition offensichtlich sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Hausschwamm () aus folgendem Grund: was wohl

  • Das wichtige Wörtchen "wenn" hast du zum Glück nicht vergessen. Im übrigen gibt es tatsächlich Hippies, die sich an sowas erfreuen, man mag es kaum glauben. Das herauszufinden, ist aber nicht Aufgabe des Umweltamtes, sondern der Polizei. Du kannst ja gern Anzeige erstatten, da wärst du sicherlich nicht der Erste. Der Widerspruch hier scheint mir allerdings, ohne dass ich jemandem zu Nahe treten will, eher aus grundsätzlichen Vorurteilen den Bewohnern gegenüber gespeist zu sein.

  • Natürlich stellt sich auch noch die Frage, ob und auf welcher rechtlichen Grundlage die Bewohner dort überhaupt ein Feuchtbiotop (umgangssprachlich Tümpel) anlegen durften...

  • DaseBLN , bist Du vielleicht mit den Tacheles-Bewohnern befreundet? Natürlich muss die HSH Nordbank sofort nach Kenntnis handeln. Tut sie es nicht - und erst, wenn tatsächlich gebaut werden soll - gibt es womöglich "Bestands-Schutz"-Probleme. Und die Sache wird aus Sicht der Bank noch schwieriger. Rätselhaft ist mir auch, was man am Tacheles und dem Darum-Herum heute noch gut finden kann. Die "Kunst" ist mittlerweile peinlich und eine Touristen-Falle. Ein paar schräge Leute inszenieren sich mitten in der Stadt zu minimalen Kosten mit maximalen Privilegien. Das ist an sich legitim. Verdient aber keine öffentliche Unterstützung.

  • ^ Nein, ich bin weder mit jemandem aus dem Tacheles verwandt oder befreundet, noch partizipiere ich am Gewinn oder verbringe meine Freitagabende dort. Auch habe ich nicht vom Tacheles als wichtige Berliner Kulturinstitution geschrieben. Dass das nur noch von seinem Ruf lebt und mit den Ursprüngen wenig zu tun hat, dürfte jedem Nicht-Touristen bekannt sein. Dagegen habe ich mehrmals von einer Baugenehmigung bzw. konkreten Plänen gesprochen. Diese sind nicht existent. Ich habe lediglich den Aktionismus hinterfragt. Dass es am Ende einen Bestandsschutz (vor allem für die Freifläche) gibt, ist doch absurd und entbehrt m.E. jeder Grundlage. Sobald da was konkretes geplant ist, kann gerne und wird sicherlich auch geräumt werden. Die Vorteile einer ebenen Erdfläche, die uns sicherlich noch einige Jahre erhalten werden wird, gegenüber dem jetzigen Zustand kann ich allerdings leider nicht erkennen.

  • Ich freue mich schon richtig drauf, das Tacheless in weiß oder eierschalengelb verputzten Fassade zu sehen. Endlich in einheitlichen Farben, entledigt dieser bedrohlichen Sprühereien und schmutzigen Rostgebilde überall, damit mein Verständnis für Sauberkeit und Ordnung endlich auch in den letzten Winkeln dieser Stadt ankommt, damit wir Investoren und Architekten aus aller Welt sagen können: hey, wir sind auch so aufgeräumt wie Bad Homburg oder Bielefeld. Baut doch hier bei uns, wir habens nötiger.

  • Von der (erstrebenswerten) Sauberkeit Bad Homburgs, Bielefelds, Tokyos oder gar Singapurs wäre Berlin auch dann Lichtjahre entfernt, wenn ein hochglanzpoliertes New-Urbanism-Tacheles die Ecke Friedrich-/Oranienburger Str. zieren würde.
    Leider!

  • München? Nein danke!

    ReinhardR, erstrebenswert? Nein Danke. Dafür gibt es tatsächlich schon München, als Hauptstadt der Sekundärtugenden.


    Zur 'Sauberkeit' im halbfaschistischen Singapur gibt es übrigens eine schöne Kurzgeschichte von Christian Kracht. Der Autor wagt es sich über das Spuckverbot lustig zu machen und wird schließlich des Landes verwiesen. Penibler Ordnungswahn ist meistens mehr als nur ein Straßenbild.


    Die Nutzung des Tacheles mag nicht überzeugen. Es spricht allerdings viel dafür, auch in Berlin-Mitte Freiräume von Nutzenmaximierung und Fassadennivellierung zu behaupten; gerade damit Berlin nicht so schnell aussieht wie München, Münster oder Singapur. Vielleicht können wir mal das 'Wie' der Nutzung anstatt immer nur das 'Ob' diskutieren?

    2 Mal editiert, zuletzt von Monade ()

  • Dass mein Beitrag ironisch war, muss ich hoffentlich nicht hinzufügen? Ich bin gerade sehr dafür nicht am Erscheinungsbild des Tacheles zu rütteln.


    Aber das "Wie" das Tacheles ist in der Tat das Entscheidende. Ich hätte dazu ja meine Gedanken, aber die gehören nicht ins DAF.


    Übrigens: das Tacheles-Gebäude soll weiterhin künstlerisch/kulturelle Bestimmung behalten. Zumindest wurde das von (möglicherweise wieder vergangenen) Investoren versprochen. Aber auch das mag nicht trösten wenn ich bedenke was es für unterschiediche Auffassungen von Kultur und Kunst gibt.

  • Ich war in den letzen zwei Wochen in Binz auf Rügen.Dort hat Andreas Schiller seine Gallerie und der ist zufällig im Tacheles Vorstand.Hab mit ihm gesprochen und er hat sich recht zuversichtlich angehört.Klar,eine Sicherheit gibt es nicht aber er meinte,dass sich das Tacheles von Krise zu Krise immerwieder aufs Neue rettet.
    Berlin entwickelt sich zwar,aber wie wir ja alle wissen,eben in vielen Ecken nur langsam.Also wird das Tacheles vielleicht wirklich noch ein paar Jahre bestehen bleiben.Meiner Meinung nach aber nicht wirklich erhaltenswert.

  • Das Schöne an Berlin ist ja, dass es ein sehr weitläufiges und recht dünn besiedeltes Umland hat, wo eigentlich jeder ein Plätzchen zur Selbstverwirklichung finden sollte... Für die Kultivierung von Müll und Verwesung im Innenstadtbereich gibt es daher keinerlei Veranlassung.

  • @Dase

    Erinnert mich an die jahrelang geplante Räumung der Bar 25, ohne dass Investoren oder Baupläne bekannt waren, nur um ein besenreines Gelände präsentieren zu können.


    Durchaus; nur so richtig vergleichen lassen sich die beiden Projekte dennoch nicht.


    Das Problem ist doch offensichtlich, dass es momentan keinen dringlichen Grund in Form einer Baugenehmigung nebst avisiertem Baubeginn gibt, der die "Sicherungsmaßnahmen" bzw. Räumung rechtfertigt. Ein seriöser Investor lässt sich jedenfalls nicht vom Einebnungsgrad einer solchen Riesenfläche in 1A-Lage abschrecken.


    Nahe dran. Das Problem ist/war, dass mit der Fundus-Gruppe der falsche Investor hinter dem Projekt stand. In den letzten Jahren bzw. Jahrzehnt hat sie ihre Seriosität als Investor eigenhändig verspielt und somit die Finanzierungsfähigkeit für solch ein Projekt verloren. Erst seitdem die HSH Nordbank als Gläubiger der Grundschuld die Zwangsverwaltung übernommen hat, scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Schade um die verschenkte Zeit.


    Du hast jedenfalls Recht mit der Aussage, dass es derzeit definitiv keinen Investor gebe. Bei der guten Lage und deren Prädestiniertheit für ansprechende Wohnbebauung mache ich mir aber keine Sorgen, dass man nicht kurzfristig einen finden könnte. Wobei es natürlich auch auf die entsprechenden Vorraussetzungen ankommt. Ein noch zu räumendes Grundstück ließe sich sicherlich weniger gut versteigern. Das Verhalten der HSH Nordbank erscheint mir zumindest aus dieser Sichtweise her nachvollziehbar und erklärbar.

    @all
    Generell lässt der Diskussionsstil hier schon wieder sehr zu wünschen übrig. Persönliche Diffamierungen oder dergleichen gehören hier genauso wenig rein wie Vergleiche von Äpfeln mit Birnen (die Überleitung von Singapur zu Berlin ist mehr als daneben). Bitte auf Sachlichkeit achten. Danke.

  • ^ Nominell würde ich auch davon ausgehen, dass die Vermarktung eines Grundstücks in solcher Lage kein Problem darstellen sollte. Nur feiern wir dieses Jahr den 20. Jahrestag des Mauerfalls und außer den vagen Planungen der Fundus-Gruppe und Projekten aus den 90ern sind mir keine weiteren Planungen bekannt. Übers Planungsstadium ist man ja nie hinausgekommen. Wieso sollte an also nun plötzlich, mitten in einem Jahr, in dem diverse Immoprojekte gescheitert bzw. eingestellt worden sind, auf einmal der Knoten platzen? Was die Vermarktbarkeit betrifft: Die meisten Immoprojekte in Mitte sind auf Brachflächen entstanden, die erst zu Baubeginn beräumt wurden oder auf denen sogar eine Zwischenutzung ermöglicht wurde (Platoon, erst an der Ecke Rosenthaler/Weinmeisterstraße, jetzt Alte Schönhause/Linienstraße ist nur ein Beispiel) - wieso sollte das hier nicht möglich sein? Wenn es irgendeine Form von Bestandsschutz für die Nutzung des Brachgeländes hinter dem Tacheles gäbe, dann doch wohl aufgrund der Nutzung in den vergangenen 20 Jahren und nicht aufgrund der nächsten, vielleicht 2 Jahre? Will sagen: der Widerstand gegen die Räumung ist gleichgroß, egal ob heute oder in zwei Jahren. Aus diesem Grund will mir der Aktionismus nicht einleuchten.


    @all: Wörter wie Verwesung, verrotet, verfallen, vermüllt sprechen übrigens ihre eigene Sprache und nicht unbedingt für ihre Urheber. Wahrscheinlich fände man es auch gut, wenn der Schokoladen in Mitte schliessen würde, obwohl die Nutzer ein am Marktpreis orientiertes Angebot gemacht haben. Ist einfach zu bunt, das Ganze.


    tel33: im Umland werden schnieke Eigenheime gebaut. Aber schöne Denke: alles, was nicht geleckt ist, soll an den Rand.

    2 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Nun, es ist letztendlich eine Frage des eigenen Anspruchs. Entweder man möchte sich möglichst frei und unreglementiert künstlerisch betätigen - dann finden sich im Umland zahllose geeignete Refugien. Oder man möchte eben ein Maximum an Aufmerksamkeit als reines Politikum. Dann ist man in der Stadtmitte am richtigen Ort.

  • tel33: Das Tacheles ist also nur in Mitte, weil man ein Maximum an Aufmerksamkeit möchte, nicht etwa, weil man im Februar 1990 diesen letzten Rest der Friedrichstadtpassagen vor dem Abriss gerettet hat? Absurder und faktenferner könntest du gar nicht argumentieren. Das Thema hier ist übrigens die Zwischennutzung, ein Term, der in deinem Vokabular offensichtlich nicht vorkommt. Deswegen hast du auch nicht verstanden, dass es nicht um eine ewige Nutzung des Ackers (der mit dem Gebäude per se erstmal wenig zu tun hat) geht, sondern um eine temporäre, bis das Gelände bebaut wird.


    Ich bitte übrigens um eine Auflistung der zahlreichen Refugien - in den Müggelbergen? Im Neubaugebiet von Falkensee?


    Aber okay, zu dem Thema ist wohl alles gesagt. Kann man nur hoffen, dass sich die Befürworter eines Kronberg-im-Taunus-Looks in der nahen Zukunft nicht durchsetzen.