Dresden: Innere Neustadt

  • Auch für mich war der Entwurf mit der Nr. 1006 der mit Abstand vernünftigste und gleichzeitig attraktivste.
    Die modernen Varianten kamen alle sehr leb- und kraftlos rüber (es waren noch 2 im Rennen).
    Dazu gab es ja noch einen "Fantasie-Entwurf" mit Barockpalästen und dem Neptunbrunnen an der Stelle des heutigen Augustusgartens, der war schon arg über dem Limit... :lach:
    Die Nr. 1028 mit der Vollrekonstruktion der Vorkriegsstrukturen ist zwar löblich, aber doch etwas realitätsfern. Ein kleines Schmunzeln haben mir die "Sarrasani-Türme" am Carolaplatz entlockt, eine nette Idee.


    Ich hatte der ersten Runde leider nicht beiwohnen können und war umso überraschter, dass lediglich 2 moderne Varianten "überlebt" hatten.


    Als Laie kann ich die verkehrstechnischen und strukturellen Aspekte natürlich nicht so beurteilen, aber der Siegerentwurf ist schon ein sehr ausgewogener Plan. Hoffen wir mal das Beste. :)

  • Wie gesagt - ich habe die Entwürfe der zweiten Runde nicht gesehen.
    Für mich auffällig waren in der ersten Runde drei "Kunsthallenarchitektur"-Entwürfe; war davon noch was dabei?
    Der Siegerentwurf war also die 1006? Dazu hatte ich mir damals "Berlin, 80er" notiert - die Neubauten erinnern mich an die damaligen DDR-Versuche, im Bereich Friedrichstr. und Gendarmenmarkt eine architektonische Aufwertung vorzunehmen. Etwas modern, aber eben nicht wirklich modern; etwas historisch, aber nicht wirklich historisch. Also vermutlich in Dresden konsensfähig.

  • Die Kunsthalle musste in jedem Entwurf untergebracht werden. Es war Teil der Aufgabenstellung.
    Die modernen Entwürfe wollten nur gleich Congresscenter-ähnliche Bauten an das Ufer setzen.


    In dem Gewinner-Entwurf müsste die Kunsthalle an der Ecke zur Brücke untergebracht sein, wo vom Neustädter Markt aus die großen Fenster in der Visualisierung zu sehen sind.


    Der Stalin-Barock Entwurf hatte eine Kunstpassage an Stelle des 1 stöckigem Pavillion vorgesehen. Das sah auch interessant aus. Den Neptunbrunnen davor hätte ich aber trotzdem abgelehnt.

  • Die Kunsthalle musste in jedem Entwurf untergebracht werden. Es war Teil der Aufgabenstellung.


    Sicher? Ich glaube mich an wenigstens ein Konzept zu erinnern, das m.E. ohne Kunsthalle auskam (1009, was die ganze Fläche mehr oder weniger als Mahnmal für die Zerstörung gestalten wollte).

  • Weil hier die ganze Zeit Nummern durch die Gegend geworfen werden: Kann man die Entwürfe auch irgendwo online sehen und ich finde sie gerade nur nicht, oder gab es die nur bei den Veranstaltungen zu sehen?

  • Das ZfBK schreibt: "noch einmal alle Entwürfe des Wettbewerbes zu sehen sowie auch eine Dokumentation zur Bürgerbeteiligung". Voila. Heisst eigentlich: 1.+ 2. Runde.
    Die Führung am 26.2., 17uhr, macht laut Papierflyer Herr Szuggat himself.


    Lustig fand ich übrigens den 'Berninis Petersplatz'-Entwurf aus 1. Runde, einfach super-gaga, vielleicht war's jener mit dem ebenso gagaesken Neptunbrunnen vorm Hofnarren Fröhlich.
    Das war bestimmt Entwurfsprinzip: pompösen Effekt in die Menge schmeissen, mal sehen ob DD so blöde ist und das auch noch will. Nix groß investiert, wenns gutgeht, rollt kräftig der Rubel. :D

  • Vielleicht noch eine kleine Ergänzung zur 2. Runde im Stadtmuseum.
    Unangenehm aufgefalle ist mir, dass auf der einen Seite ständig Lautsprecherdurchsagen kamen, in denen man aufgefordert wurde, auf keinen Fall andere Besucher auf irgendeine Art zu "beeinflussen" (wie auch immer man sich das vorgestellt hat).
    Auf der anderen Seite waren die Damen und Herren vom Stadtplanungsamt, die die einzelnen Projekte erläutern sollten, ständig subtil dabei, bestimmte Entwürfe positiv hervorzuheben und andere, vielleicht nicht so genehme Planungen, "kritisch zu begleiten". Nicht offensiv, aber durchaus bemerkbar. Besonders aufgefallen ist mir da der Herr, der das Projekt mit der Komplettreko (ich glaube 1028) betreute...


    Egal, mein Favorit hat ja trotzdem das Rennen gemacht. :)

  • Überlagerung Neustädter Markt

    Anbei zur besseren Illustration noch einmal eine Überarbeitung meiner Überlagerungsskizze des Neustädter Marktes von 2017.



    Der Beaumontplatz wurde 1946 im Zuge der "Entmilitarisierung" der Straßenbezeichnungen in Wiesentorplatz umbenannt, die Briestraße nach der Zerstörung und Enttrümmerung diesem zugeschlagen. Der Platz wurde in den 1970er Jahren im Zuge des Neuaufbaus der "Straße der Befreiung" aufgehoben.


    Bis zum Durchbruch der Köpckestraße (auf dem ehemaligen Verlauf von Großer Meißner Straße - Großer Klostergasse und Asterstraße) blieb der zum Großteil noch mittelalterliche und damit aus der Zeit vor dem Brand von Altendresden und des anschließenden barocken Wiederaufbaus stammende Straßengrundriss der südlichen Neustadt weitgehend intakt, wenngleich weitgehend beräumt.


    Der Vergleich zeigt, wie hervorragend, ja fast genial der nun prämierte Entwurf ohne irgendwelche schwerwiegende Eingriffe in aktuell vorhandene Strukturen die Gegenwart mit der Historie zu verbinden weiß und dabei außerdem noch die von mehreren Kommentatoren hier angesprochenen Entwicklungspotenziale hinsichtlich einer weiteren Reparatur des Stadtgrundrisses offen lässt. Selten fand ich einen Kompromiss so überzeugend wie diesen!

  • Danke antonstädter. Ich darf mal die weiteren Meldungen zur Thematik sammeln:
    DNN und SäZ (exklusiv) und DD-TV.


    stichpunktartig:
    - die Umsetzung ist in 2 Phasen gedacht: mittelfristig das Königsufer, langfristig alles nördlich der Köpcke-Gr.Meißner (auch wegen der Verkehrsschneise).
    - nun gilt es den B-Plan entsprechend aufzustellen, die Erarbeitung wird allerdings 2-3 Jahre brauchen.
    (naja, man hat ja schon Gebiets-Erfahrung sammeln können - beim Rahmenplan 2014-15 und bei der Causa Narrenhäusel ...)

    - der Siegerentwurf wird nun noch "weiter qualifiziert", wobei er letztlich nicht verbindlich sei, sondern vom Willen der Bauherren abhängig.
    Es sind letztlich Fassadenwettbewerbe angedacht, diese müssen aber die Bauherren eingehen und finanzieren.
    (es wird also dazu kommen müssen, auch die Architekturen abzusichern. Wer entscheidet, wieviel Rekos, Fassaden oder Neu gebaut werden soll?)


    Weiß jemand die Positionen des Westin-Bellevue? Das Hotel läuft ja geradeso mit vielen schwachen Zeiten und Auslastungen. Eine Erweiterung als Hotel halte ich für wenig denkbar. Ebenso daß ein Hotelbetreiber Büros und Wohnen anbaut. Ist man im Falle bereit, Flurteile abzutreten? Das entscheiden sicher die Hotel-GmbH-Chefs in Köln mit.


    Ähm, welcher war nun der GHND-Entwurf?

  • Zu den Meinungen über den Siegerentwurf kann ich mich nur anschließen. Aber Dresden wäre nicht Dresden, wenn sich nicht umgehend ein paar Wutbürger zu Wort melden und mit grimmigem Blick in der Lokalpresse ihr provinzielles Dagegen-Sein zum Ausdruck bringen (SZ-PLUS)


    Grob zusammengefasst: Die Mieter fürchten, dass am Neustädter Markt hochpreisig gebaut wird und auch ihre Vonovia-Plattenbauten saniert und damit teurer werden. Auch die Sorge vor den geplanten Durchbrüchen der Plattenbebauung ist groß. Mit anderen Worten: Alles soll so bleiben, wie es ist!!1!1!


    Die Grünen kündigen umgehend an, eine Bebauung des Neustädter Marktes abzulehnen und widersprechen damit einem zentralen Punkt des Wettbewerbs, den ihr eigener Bürgermeister verantwortet. Wozu diese ganze Bürgerbeteiligung, wenn sofort wieder alles infragegestellt wird? Nur weil eine Hand voll Anwohner auf ihr Recht pocht, in bester Innenstadtlage für 7€ warm wohnen zu dürfen? Die Linke als verlängerter Ostmodern-Arm wird schön gegen die geplanten Durchbrüche der Plattenbauten trommeln und der rechts-liberal-völkische Block wird einen Umbau der Großen Meißner ablehnen, um bloß nicht eine Spur für Autofahrer zu streichen.


    Letztlich fürchte ich, dass dieser schöne Entwurf daher eine Vision bleiben wird und allenfalls die Neubauten südlich der Großen Meißner/Köpckestraße kommen. Eine Verschmälerung des Straßenzugs und die Neubauten links und rechts des Goldenen Reiters (die so wichtig für den Platzcharakter wären!) werden wie die Durchbrüche der Plattenbauten wegen öffentlicher Widerstände nur schwer umzusetzen sein. Leider!


    Edit: Funfact am Rande - Es waren die Grünen selbst, die jüngst im Stadtrat einen Antrag stellten, den "Neustädter Markt als lebendigen Platz" zurückzugewinnen. Darin wurde die Verwaltung u.a. aufgefordert, Quartiersbebauung und eine "Neuordnung der Platzräume" zu prüfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Tobschi ()

  • Frau Heckmann hat doch schon angekündigt, dass die Platten nicht in Frage gestellt werden dürften. Und dass sich die Grünen und Linken an den Plattenmietern profilieren wollen, ist auch so sicher wie das Amen in der Kirche.

  • Tobschi, ich sehe das relativ entspannt. Mit Gegenwind war ja definitiv zu rechnen. Es war nie davon auszugehen, dass wirklich alle den Entwurf gut finden werden. Das wäre wirklich unrealistisch. Ich finde aber schon sehr auffällig, wie breit bisher die Zustimmung ausfällt. Wenn ich die Kommentare hier oder im erzkonservativen Nachbarforum, sowie auch die Presseberichte lese, geht der Daumen doch schon sehr übereinstimmend nach oben. Ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster, dass das auch in der Stadt allgemein nicht viel anders aussehen wird. Den Grünen will ich nicht verübeln, dass sie für den Erhalt der Platanengevierte sind. Die sind ja wirklich schön. Aber ich denke, dass hier die Position der Grünen allein zu schwach ist. Die Bewohner der Plattenbauten können auch nicht viel machen. Ihre Gebäude werden ja kaum angefasst. Der Vorwurf, dass durch die hochwertige Bebauung im Umfeld quasi der Wert ihrer Gebäude steigt, lässt mich ein wenig schmunzeln. Gerade dies wird die Vonovia als Besitzerin ja nicht gerade stören und auch die eigene Bereitschaft zu Veränderungen an den Gebäuden nicht gerade geringer werden. Wenn dies weiterhin nicht passiert, ist das auch nicht schlimm, denn der Handlungsdruck stiege mit jedem Baustein der Realisierung des Entwurfes immer weiter an. Ich würde mir sogar fast wünschen, dass man die Platten am Platz erst ganz zuletzt ins Auge fasst, weil man dann sogar zu einer anderen Entscheidung kommt, was den Umgang mit diesen anbelangt.
    Die stärkste Lobby hat zweifellos der Individualverkehr. Hier bin ich absolut realistisch, dass außer dem Wegfall der Abbiegespuren auf die Augustusbrücke nichts passieren wird, was über ein simples Verschwenken der Fahrspuren bei Beibehaltung von Anzahl und Breite hinaus reicht. Aber hier muss man ansetzen und das Beste draus machen. Der Gehweg vor dem Hotel ist wahnsinnig breit. Die Haltestelle kann im Bereich der einstigen Treppe zum Fußgängertunnel reduziert werden. Die Abbiegespuren entfallen. Das ist was geht, mehr nicht.
    Ich würde mir sehr wünschen, dass man jetzt den Schwung des vorliegenden Entwurfes und die Legitimation aus dem Bürgerverfahren nutzt, um schnell zu Potte tut kommen. Der B-Plan sollte 3 Teile umfassen: Bebauung Königsufer, Baufeld auf dem Platz Ostseite und Baufeld Westseite. Letzteres ist m.E. als einziges mit Schwierigkeiten verbunden und braucht Zeit um realisiert zu werden. Es würde aber auch hier einen gewissen Effekt mit sich bringen, wenn der Rest des Platzes schon realisiert wäre und man "in Farbe und bunt" sehen könnte, was hier möglich wäre, wenn man nur wollte.

  • Lambert: Die Platten in ihrer Grundform werden nicht infragegestellt, ja. Aber die Durchbrüche zur Rähnitzgasse und Richtung Ritterstraße sind von der Verwaltung nach wie vor geplant und auch durch einen Beschluss des Bauausschusses zum Rahmenplan Innere Neustadt gedeckt.


    Arwed: Gerade weil die Zustimmung wirklich überwiegt (so auch meine Wahrnehmung), finde ich den Grünen-Vorstoß so befremdlich. Allerdings dürfte das sicher auch etwas Wahlkampfgetöse sein.


    Was die Große Meißner/Köpckestraße angeht, braucht es hier vor allem politischen Willen. Das wird nur mit Rot-Rot-Grün möglich sein, wie das Theater um die Albertstraße gezeigt hat. Die kfz-Zahlen sind mit zuletzt um die 30 000 am Tag tatsächlich so hoch, dass vier Spuren angemessen sind. Allerdings werden die Kfz-Ströme halt auch gezielt über die Achse Große Meißner/St. Petersburger gelenkt, wenn man etwa im Norden von der Autobahn Richtung Zentrum will. Hier wäre zu prüfen, inwieweit man diese Ströme zum Teil umlegen kann. Perspektivisch müssten ÖPNV und Radverkehr gestärkt werden (wobei derzeit leider eher das Gegenteil gemacht wird...), um die Kfz-Zahlen an sich zu reduzieren. Dann wäre auch eine Spur je Richtung machbar. Kurzfristig könnte man auch einen mehrwöchigen Verkehrsversuch einrichten, um zu schauen, wie sich eine Spurreduzierung auswirkt.

  • Königshöfe / Palatium Palaisplatz (CG-Gruppe) - Rodung am Gelände


    Es gibt mE auch einige weitere Visus auf der CG-Webseite. Sieht gut aus.


    Blick vom Wallgäßchen zum Abrissobjekt - nun baum- und strauchfrei ("letzter Blick"):


    grosse Freifläche hinterm Altbau, Blick Richtung Theresienstrasse:


    Schade um diese schöne Brandwand - ein Highlight des Barockviertels :D


    Blick zurück zum Wallgäßchen

  • Sicher das der eine Bau abgerissen wird, ich dachte eher der wird nur entkernt und umgebaut und der Mittelteil abgerissen?


    Jedenfalls kann ich noch dieses kleine Panorama von der Theresienstraße liefern

    rechts die Rückseite von Palatium, links Fläche Königshöfe

  • ^ ich glaube, diese Spekulation nützt nix mehr: guckst du hier und hier.
    Das gesamte Bebauungs- bzw Höfekonzept sähe ja anders aus, wenn der Altbau zu integrieren wäre.