Freiraumgestaltung Berliner Schloss/Humboldt-Forum

  • Ich verstehe ehrlich gesagt die Diskussion nicht so ganz. Ich empfinde den Lustgarten zusammen mit dem Pariser Platz und dem Gendarmenmarkt als jene Plätze in Mitte mit der meisten Aufenthaltsqualität. Man schaue zum Mehringplatz, dem Leipziger Platz, dem Areal um den Reichstag, dem Bebelplatz oder dem MEF. Da gibt es viel mehr zu tun.


    Gerade der Spreebogen und das Areal um den Reichstag ist so trostlos, da ist der Lustgarten eine gärtnerische Glanzleistung. Auch ich finde, dass man im Lustgarten im Detail nachsteurn kann. Ich war kürzlich in Marburg und Fulda und da sieht man, was Blumenschmuck für positive Auswirkungen auf die Stadtatmosphäre hat. Aber man muss auch immer berücksichtigen, wo wir uns befinden. In Berlin. Erstens hat die Stadt nie Geld und laufende Kosten für Gartenpflege ist das erste, wo man gerne kommunal ran geht um Kosten zu sparen, weil es als lediglich nice-to-have gilt, aber durchaus als verzichtbar.


    Und Vandalismus ist eben auch immer ein Problem. Gerade in direkter Nähe zum Alex und dem etwas schwierigen Publikum weiß ich nicht, ob hier großzügige Beete überhaupt länger als 3 Nächte überleben.


    Ich würde daher erst mal abwarten bis die Außenanlagen am Schloss fertig sind. Auf den ehemaligen Schlossterrassen soll es ja einige Beete mit Blumen geben. Mal schauen wie diese angenommen werden und ob sie ihren Lebenszyklus unbeschadet überstehen. Wenn ja, kann man in Zukunft vielleicht auch im Lustgarten einige Akzente setzen.


    Dass sich einige an den Menschen stören, die sich auf den Rasenflächen niederlassen, finde ich etwas irritierend. Ich freue mich, wenn Gärten oder Stadtplätze von Menschen angenommen werden, heißt es doch, dass sie hier gerne verweilen. Ich finde das zehnmal besser wie diese toten Räume im Spreebogen, die ein städtisches Totland sind. Solange man sich anständig benimmt, den Müll mitnimmt, nichts mutwillig beschädigt und keine Grills mitbringt, finde ich das absolut in Ordnung. Die Stadt und ihre Gärten sind ja für die Menschen da und kein Selbstzweck.

  • ^ Die Vandalismus-Frage mal außen vor (das kann ich nicht einschätzen) – aber in der Regel werden Blumenrabatten schon in Ruhe gelassen. Vgl. Savigny-Platz, Viktoria-Luise-Platz oder Luiseninsel. Schick sähe das schon aus, wenn es auch im Lustgarten solche Rabatten gäbe.


    Allerdings würde sich dadurch ein Nutzungskonflikt ergeben, denn entweder man hat einen offenen Rasen, auf dem man auch sitzen kann, oder man hat einen mit Blumen gefassten Rasen, der dann natürlich tabu wäre, um die Randbepflanzung zu schützen. Angesichts der Zahl von Leuten, die sich dort in den wärmeren Monaten aufhalten, hielte ich letzteres kaum für durchhaltbar.


    Deshalb hatte ich vorgeschlagen, Schinkels Rasen mit Lorbeerbüschen und Rhododendren an den Ecken zu ergänzen. Dann wäre es weniger kahl und man könnte die Grünflächen weiterhin als Liegewiese nutzen. Zudem bräuchte man keinen aufwändigen Generalumbau. Ein paar neue Pflanzen würden reichen.

  • Richtig. Für mich ist der Viktoria Luise Platz ein gutes Beispiel, dass sich etwas aufwendigere Bepflanzung und gleichzeitige Nutzung der Rasenfläche sich nicht ausschließen.


    Vorteil des Bebelplatzes ist dass hier Fläche für z.B. Freiluftkonzerte besteht.

  • ^ Der Unterschied ist, dass es am Viktoria-Luise-Platz die Anwohner sind, die sich auf dem Grün zwischen den Rabatten niederlassen, und die ihr kleines JUwel durchaus zu schätzen wissen.
    Ich denke die Lösung könnte viel einfacher sein. Einfach mal einen ikonographischen Berliner Park- und Grünflächenstuhl entwerfen lassen und den bitte massenhaft wie in Paris auch, überall wo sich viele Touristen und Besucher in Parks und Grünflächen aufhalten, hinstellen. Ich denke wenn genügend andere Sitzmöglichkeiten breitstehen, müsste man sich nicht unbedingt auf das strapazierte Grün setzen.

  • Willkommen bei "Mein schöner Lustgarten"


    Rhododendren halte ich für ungeeignet. Sie sind recht empfindlich bei Trockenheit, andererseits verregnen die Blüten aber auch und die Blütezeit ist recht kurz.


    Niedrige Blumenbeete nur an jeweils einer Kante der Rasenflächen gingen schon, wobei ich auch dann unbeabsichtigte Beschädigungen erwarte.


    Pflanzen in Kübeln, so wie es jetzt schon Oleander gibt, halte ich für vorteilhafter. Man kann sie schnell austauschen um Abwechlung bzw. eine längere Blütezeit zu erreichen. Theoretisch sind dann auch im Winter entsprechende Pflanzen möglich. Und wenn was Großes geplant ist, stellt man sie einfach kurzfristig ganz weg.

  • Ich denke wenn genügend andere Sitzmöglichkeiten breitstehen, müsste man sich nicht unbedingt auf das strapazierte Grün setzen.


    So sehe ich das auch.


    Ich denke außerdem, daß bei der momentan strapazierenden Nutzung eine entsprechende Erhaltung der Rasenflächen garnicht möglich ist.


    Wie will man den dem nutzungsfreudigen Publikum erklären wann der Rasen freigegeben ist oder wann bzw. warum er in Erholungspausen gesperrt bliebe.


    Ich finde auch deshalb ist der Lustgarten als Liege- u. Spielwiese denkbar ungeeignet.
    Der in seiner Fläche begrenzte Rasen ist einer dauerhaften Massennutzung im wahrsten Sinne des Wortes einfach nicht gewachsen, Pflege hin oder her.



    Gruß, Jockel

  • Wenn man den Rasen regelmäßig bewässern würde, z.B. im Sommer jeden Abend, dann ist die Nutzung danach sowieso eingeschränkt. Teilflächen kann man auch abwechselnd zur Regeneration absperren. Mehr Bänke sind auf jeden Fall sinnvoll, damit man eine bequeme Alternative zum boden hat.


    Insgesamt ist der Pflegeaufwand sehr hoch, wenn man einen gepflegten Garten erhalten will und keine Sandhkästen stattdessen haben möchte.

  • Abends regelmäßig zu bewässern wäre schonmal eine Verbesserung, da Nachts eh keine Nutzung ansteht.
    Mit fest installierten, im Boden versenkbaren Beregnungsanlagen tun dies selbst kleinere Sportvereine zu scheinbar vertretbaren Kosten.


    Nur mit den (notwendigen) temporären Absperrungen hätte ich ein Problem.
    Wahrscheinlich reden wir dann im günstigsten Fall von Flatterband und im ungünstigsten Fall von den in Berlin "beliebten" Absperrgittern.


    Beides wäre für den Lustgarten nicht gerade schmückend.



    Gruß, Jockel

  • Ich denke nicht, dass mehr Bänke oder Blumenrabatten dazu führen werden, dass der Rasen weniger frequentiert würde. Auf dem Rasen kann man besser chillen, als auf ner Bank. Und dafür steht ja Berlin: chillen und chillen lassen. Bänke, Schilder oder sogar Absperrungen werden daran nichts ändern. Das hat in Berlin alles keinen Wert. Also müsste man eben doch bei der Pflege was ändern.


    Auf dem Savignyplatz wird ja auch trotz Bänken, Rabatten und der zwar niedrigen aber klar erkennbaren Zäune auf dem Rase gesessen. Allerdings sieht er trotzdem gepflegter aus. Auf dem Leipziger Platz hingegen hält sich niemand auf und dennoch sieht er aus, wie ne Savanne. Sind dort nicht sogar Sprenganlagen eingebaut? Wenn ich Leiter des Grünflächenamtes Mitte bin, dann ist dieser meiner erstes Projekt :D.

  • ^ So sieht es vor dem Reichstag, und nur damit kann man deine Londoner Verlinkung vergleichen, auch aus.
    https://www.agefotostock.com/a…ghts-Managed/NVI-10018365


    weil vergleichbarer hier mal ein Beitrag aus dem Jardin du Luxembourg mit dem von mir favorisierten Sitzmöbel. Bei dem kreativen Potenzial der Berliner Designer-Szene sollte es doch wohl möglich sein ein adäquates Möbel zu kreieren. Diese schöne Tradition gibt es in Paris schon seit Ende des 19ten Jahrhunderts. Ein Stuhl ist eben doch keine festinstallierte Bank sondern hat immer noch etwas individuelleres...


    https://www.parisparcours.com/place/100074/22


    oder hier in den Tuilerien:


    https://www.parisianist.com/en…dens/jardin-des-tuileries


    hier eine Großaufnahme des sehr beliebten, sehr stabilen und sehr bequemen Stuhls von dem es auch mehrere Varianten gibt:
    https://upload.wikimedia.org/w…in_des_Tuileries_2014.jpg
    https://www.fermob.com/de/cont…rten/Jardin-des-Tuileries

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  • Und es würde wieder von Polizeistaat und so die Rede sein. Auch wenn es keine Polizisten wären. Vielleicht eine Bude, wo man die Stühle gegen nen Pfand bekommt? Aber dann würde man den Aufwand lieber umgehen und doch die Wiese benutzen und benutzen lassen.

  • Polizeistaat???


    Mir gefällt das sehr, wie das in New York geregelt ist: Der Bryant Park wird u.a. von der New York Library bespielt und es gibt kleine Kioske an denen Snacks und Getränke verkauft werden, dort kümmert man sich auch um die Bestuhlung (bzw. diese über Nacht zu sichern)


    https://en.wikipedia.org/wiki/Bryant_Park


    OK, nun läuft in NYC sicher vieles über privates Mäzentum, Spenden etc. Dieser Park ist ein Beispiel für gute public-private partnership. Warum funktioniert das in Deutschland so nicht? Aber in Deutschland kommt doch die (Immobilien)Wirtschaft mittlerweile auch wieder dahin zurück, private Security, Hausmeister, Blockwarte etc. einzustellen, weil man sieht dass man sich die Bürger offenbar nicht gänzlich sich selbst überlassen kann, es braucht ab und an eine ordnende Hand...


    Und das muss doch auch die öffentliche Hand sehen. Ich finde es grundsätzlich problematisch, dass hier teilweise mit großem finanziellen Aufwand Grünanlagen und Parks geschaffen oder saniert werden, diese aber dann wieder sich selbst überlassen werden, das funktioniert einfach nicht! Also mehr Geld in Personal investieren, als alle paar Jahre ruinierte öffentliche Einrichtungen durchsanieren, das kann doch nicht so schwierig sein!

  • Wahrscheinlich ist es nicht allzu gewagt, wenn ich behaupte, dass der Lustgarten bald der schönste Platz Berlins sein wird. Da sollte dann ein hoher Pflegeaufwand nicht zu viel verlangt sein, inklusive regelmäßigem bewässern des Rasens, einsammeln von Müll und gegebenefalls auch raus- und reinstellen von Sitzmöbeln.


    Auf keinen Fall darf es dazu kommen, dass quasi durch die Hintertür, die öffentliche Zugänglichkeit auf diesem Platz eingeschränkt wird und Flächen kommerziell genutzt werden oder private Security oder gar Blockwarte dort "für Ordnung" sorgen.

  • ^ Gut, dass Du das sagst, die Diskussion nahm hier teilweise surreale Züge an, fehlte eigentlich nur noch der Vorschlag, hier LED-Säulen anzubringen, um den Platz zu "beleben".


    Etwas mehr Pflege können eigentlich alle Parkanlagen in Berlin, auch der Lustgarten, vertragen, wobei gerade er mir nie als vermüllt aufgefallen ist – und ich sitze regelmäßig hier, eben weil der Ort schön ist, wie es ist. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich mit Eröffnung des Humboldt Forums und der vermutlich beträchtliche Zustrom weiterer Menschen die Lage ändert.

  • @ Baukörper: Die Gesellschaft die den Bryant Park in New York organisiert ist eine "Non-profit" Gesellschaft, das sehe ich nicht als Kommerzialisierung an, zumal ich immer dafür bin Plätze und Orte in der Stadt zu haben an denen man sich aufhalten kann ohne etwas konsumieren zu müssen!


    Die Stühle die um den Platz herum und auch auf dem Rasen stehen, können von Jedermann genutzt werden ohne dass es etwas kostet!


    Mir hat das sehr gefallen, weil man sich sehr flexibel damit platzieren kann.


    Nicht jeder kann oder will sich einfach auf den Rasen setzen oder legen, Parkbänke sind unflexibel.


    Ich meinte auch nicht dass im Park Blockwarte patrouillieren sollen, aber würde man z.B. Parkstühle anschaffen, braucht man Personal das sich drum kümmert!