Städtebauliche Ziele und Visionen - der Diskussionsstrang

  • Was spricht dagegen, die riesigen Felder um Oberrad zu bebauen? Ich weiß, dass es im Süden Frankfurts wegen das Fluglärms Probleme gibt aber das dürfte auf das von mir genannte Gebiet doch wohl kaum zutreffen, oder?


    Planungsrechtliche Gründe sprechen dagegen. Das fragliche Gebiet kann zur Zeit planungsrechtlich nicht als Siedlungsfläche ausgewiesen werden, weil es
    - im Regionalplan im Bereich einer 60 db(A)-Isophone, d.h. einem fluglärmbedingten Siedlungseinschränkungsgebiet liegt;
    - im Regionalen Flächennutzungsplan als Vorranggebiet Regionaler Grünzug
    - und zugleich als Vorbehaltsgebiet für besonderere Klimafunktionen ausgewiesen wird.


    Vorranggebiet heißt, es sind alle Funktionen und Nutzungen ausgeschlossen, soweit sie mit der vorrangigen Funktionen als regionaler Grünzug nicht vereinbar sind; Vorbehaltsgebiet heißt, dass bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen der Klimafunktion eine besonderes Gewicht beizumessen ist.


    Aufgrund dieser drei Einschränkungen scheidet eine einfache Bauleitplanung aus, es müsste zuvor der Regionalplan Südhessen und der darauf basierende Regionale Flächennutzungsplan geändert werden; das werden wir sobald wohl nicht erleben.


    Nachzutragen ist noch, dass Teile des Gebietes dem vorbeutenden Hochwasserschutz vorbehalten sind.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten. :)
    In Bezugnahme auf den Threadtitel wäre es aber wohl doch nicht so abwegig, diese Flächen in Zukunft in Bauland umzuwandeln.
    Das Gebiet liegt nunmal nur knapp 2 Kilometer vom Römer entfernt. Sofern man mit den Obstbauern einen Kompromiss finden kann und sich das mit dem Hochwasserschutz regeln lässt, könnten hier stadtnahe Wohnungen entstehen.
    Meiner Meinung nach besser, als wenn man die Stadt endlos nach Norden ausweitet.

  • Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt? Strangtitel hin oder her: wenn alle Gegebenheiten und Hindernisse gedanklich beiseite geschoben werden, dann geht freilich vieles. Wenn nicht alles. Halt nur fraglich, wie ergiebig solche Überlegungen sind.

  • Das wichtigste Gegenargument wurde von euch allen vergessen. Die Stadt würde Offenbach am Main näher rücken.

  • ^Das ist doch mit dem Erwerb des Zwickels zwischen S-, Eisen- und Autobahn schon passiert.
    Und glaub mir, wenn Frankfurt auf 880000 Einwohner kommt, dann ist es auch ganz egal, dass es Offenbach ist, gefressen werden muss dann.

  • Was macht es eigentlich mit der "grünen Brille" betrachtet für einen Sinn auf dem Gebiet Frankfurt keine Neubaugebiete für EFH auszuweisen, wenn die Leute dann schlicht im Umland bauen und täglich mit einem Spritfressenden PKW in die Stadt pendeln?


    Sprich Oberflächenversiegelung in Frankfurt gegen Oberflächenversiedliung im Umland und dann on Top noch CO2 durch PKW-Verkehr?

  • ^ Das macht durchaus Sinn. Ich denke, es kommen viele Dinge zusammen, die "grüne Brille" ist nicht das allein Entscheidende.


    Die Stadt Frankfurt, sprich die Planungsverantwortlichen, sind nicht unbedingt scharf auf EFH-Siedlungen, weil sie im Zeichen knapper Siedlungsflächen eine dichtere Bebauung bevorzugen würden. EFH-Gebiete könnte man ohne Not auch als krasse Flächenvergeudung bezeichnen.


    Ökologische (Gesamt-) Aspekte spielen dabei nur mittelbar eine Rolle, nämlich über die Raumordnung, die Regionalplanung und den Flächennutzungsplan. Danach gibt es Gemeinden, denen Zuwachsflächen zubilligt werden, anderen nicht. Letztere ohne zusätzliche Siedlungsflächen können nur noch durch Binnenentwicklung (z.B. Nachverdichtung, Flächenkonversion) wachsen, andere haben noch Zuwachsflächen. Da die Planungshoheit bei den Gemeinden liegt, entscheiden deren Gremien, wie ihr Ort aussehen soll. Frankfurt hat nur noch relativ wenige Zuwachsflächen, was durchaus für eine dichtere Bebauung spricht als EFH-Gebiete sie zuließen.


    Und dann gibt es noch den Markt, welcher den Anbietern (= Planern und Bauträgern) sagt, was geht und was nicht geht; das wiederum ist nicht unwesentlich von den örtlichen Umständen und vom Zeitgeist abhängig.Der Geschosswohnungsbau war schließlich lange Zeit schlecht beleumundet. Die Kunst besteht doch darin, den richtigen Mix zu finden.


    Ich erinnere an die Diskussion im Vorfeld der Riedberg-Planungen in den 90er Jahren. Das Planungsamt in der Ära Wentz hätte es eigentlich lieber dichter und höher gehabt, um eine höhere Einwohnerdichte zu erzielen. Aus der örtlichen Bevölkerung sind dagegen Bedenken laut geworden, die CDU im Norden war sich nicht zu schade, gar von einem Grundecht auf's Reihenhaus mit Handtuchgarten zu sprechen. Heraus kam der Mix, der heute im Vollzug ist.

  • Gemeinsam

    Leider wird vieles noch zu (kleinstaatlich) kleinstädtisch betrachtet in meinen Augen. Ähnlich wie bei der EU und ihren Mitgliedsstaaten müssen auch Großstädte und umliegende Städte oder Gemeinden erkennen, dass es nur mit gemeinsam abgestimmten Konzepten wirklich zukunftsfähig weiter geht.


    Soll heißen, ja, wenn Frankfurt oder Offenbach die Fläche für größere Einfamilienhausflächen fehlt, die aber im Umland vorhanden ist, die Stadt/Gemeinde im Umland sich nicht einen oder zwei Wohntürme (als abschreckendes Beispiel mal den am Bahnhof in Bad Homburg genannt) hinstellen wollen ergeben sich hier für beide Seiten Synergien in einer Zusammenarbeit oder gemeinsamen Planung.

    Zu dem besser abgestimmten Wohn- und Bebauungskonzept kann, nein muss man auch noch den RMV und seine aktuellen Streckenführung hinzuziehen. Eschborn wächst, warum auch immer, aber wer mit dem RMV dort hin möchte muss mindesten nach F-Rödelheim oder über den F-Westbahnhof anreisen und umsteigen. Von Westen kommend, kann man auch noch in F-Höchst umsteigen und dann nochmals in Bad Soden um nach Eschborn zu kommen. Auf der anderen Seite leidet aber das NW-Kreuz und die Übergang zur A66/648 täglich unter dem PKW Infarkt. Die in weiter Entfernung liegende Westtagente lässt hoffen.


    Mein Fazit, gemeinsam geplant und realisiert wäre allen besser gedient als heute, u.U. sogar der heranwachsenden Grünen Sosse in der Ein-/Abflugschneise ;)

  • Gegeneinander im Wettbewerb?

    Es ist doch so, dass die Gemeinden mit bestimmten Siedlungsstrukturen auch hoffen, einen bestimmten Bevölkerungsmix anzuziehen und/oder herzustellen.


    Dass das nur begrenzt funktioniert ist eine Sache, aber sie übersehen auch noch, dass die Siedlungsstruktur vor einer geeigneten Infrastruktur getragen werden muss.


    Die Reihenhaussiedlung wird gewöhnlich assoziiert mit dem mittleren bis gehobenen Mittelstand, schwarz-grün-konservativ, VW-Kunde, evtl. noch ein großer Opel. Die DHHs und freistehende EFHs liegen knapp darüber, häufig schwarz-gelb-konservativ, BMW 5er oder Audi-Kunden, meist mit Zweitwagen.


    Die Denke der Gemeindevorstände geht dann dahin, dass solche Leute wohl auch ein konservatives Familienbild haben, also nur ein Verdiener - was den Bedarf an Krippen- und Kita-Plätzen niedrig hält.


    Was dabei völlig untergeht ist, dass die daraus resultierenden "reinen" Wohngebiete mangels vernünftiger ÖPNV-Anbindung an die Ortszentren - gerade auf dem Land! - den Untergang des örtlichen Einzelhandels auslösten: Die Daheimgebliebenen konnten Wochentags nicht im Ort einkaufen, am Wochenende ging's dann in die Großstadt oder auf die grüne Wiese zum Einkaufszentrum. Im Ortskern lebten noch die, die dort nicht wegkonnten.


    In Großstädten hat man inzwischen erkannt, dass man mittlere bis hohe Einkommen nicht nur mit den genannten Siedlungsstrukturen anziehen und halten kann, sondern dass lebendige, fußläufige Stadtviertel, die nicht nur Wohnraum sondern Lebensraum bieten, eine bessere Alternative sind. Siehe Frankfurt-Nordend, Bornheim, etc. Leider hat man noch nicht verstanden, wie man solche Viertel gezielt erzeugen kann, und welche Verbesserungen man in einem geplanten Viertel umsetzen kann.


    In Bornheim gibt es beispielsweise Ecken, die neben der lebendigen Kiez-Struktur (Wohnen über Gewerbe, Arbeiten und Wohnen mit kurzen Wegen verbunden) auch noch fußläufig erreichbare Parks (Günthersburgpark, Ostpark) bieten können, in Oberrad eben Äcker und Mainufer - das Nordend zwischen Friedberger/Eckenheimer ist in dieser Hinsicht weniger lebhaft, zieht dadurch vielleicht eher Dinks an.


    Schau ich mir das Europaviertel an, ist die Verflechtung der Nutzungsarten viel weniger ausgeprägt, der Park ist an eine Schnellstraße angebunden - ob sich das bewährt wid sich zeigen.


    Und dann kommt das Thema Infrastruktur. Infrastruktur heißt hier im wesentlichen, dass man die Bewohner der Stadtviertel in die Lage versetzt, schnell und kostengünstig die Wege zurückzulegen, die sie zurücklegen müssen. Investitionen in Infrastruktur werden heutzutage mehr nach betriebswirtschaftlichen als nach volkswirtschaftlichen Grundsätzen geplant, das heißt also, dass sie eine hohe Nutzerzahl erreichen müssen um gebaut zu werden - für den städtischen Raum muss also durch eine ausreichende Bewohnerdichte erreicht werden, dass schnelle Verkehrsmittel in hoher Taktung eingesetzt werden können, die dadurch auch Akzeptanz erreichen.


    Letzteres ist der Punkt, den das Umland völlig übersieht - und auch der heutige Haus- und Grundstückskäufer ignoriert, dass die aus den letzten 30, 40 Jahren gewohnte Mobilität sich so nicht in die nächsten 20 Jahre fortschreiben lässt. Erreicht also das Umland in seinen Siedlungsräumen nicht die Einwohnerdichte, die dort über eine innerstädtische PNV-Infrastruktur die Anbindung an entsprechend hochwertige regionale und überregionale ermöglicht, wird es dort in den nächsten zwei - höchstens drei - Jahrzehnten zu neuer Verödung kommen, wenn auch die mittleren Einkommen von den steigenden Mobilitätskosten eingeholt werden.


    Diejenigen, die jetzt oder in den nächsten zehn Jahren aus Überzeugung ("Gentrifizierung") oder einfacher Notwendigkeit (Mobilitätskosten vs. niedrige Einkommen) in die Städte ziehen, werden meiner Meinung nach die Gewinner der darauf folgenden Dekaden sein. Und die Gemeinden, die diese Trends heute schon sehen und danach handeln ebenso. Aber die Amtsperioden unserer Politiker dauern üblicherweise vier Jahre, so dass "langfristige Planung" zumeist nur eine bis zum nächsten Wahltermin meint.

  • ^ Eben nicht, gemeinsam im Wettbewerb !

    Nur auf Deine Überschrift antwortend, die meisten andern Punkte teile ich !


    Das Gegeneinander im Wettbewerb ist ok, AAABBBER so lange der eine in staatlicher Verantwortung auf den Kosten - der/des anderen lebt; blödes Beispiel, Land A regt sich über Fluglärm auf, bietet aber kostenlose Kitas; bin ich skeptisch was den Langzeiterfolgt betriff. Damit komme ich daher zurück, nur Gemeinsam …. Stark !

  • Leider wird vieles noch zu (kleinstaatlich) kleinstädtisch betrachtet in meinen Augen. Ähnlich wie bei der EU und ihren Mitgliedsstaaten müssen auch Großstädte und umliegende Städte oder Gemeinden erkennen, dass es nur mit gemeinsam abgestimmten Konzepten wirklich zukunftsfähig weiter geht.


    Ich denke die Realität ist an deinen Forderungen schon lange vorbei marschiert, es wird nämlich viel mehr gemeinsam geplant und operiert als es nach außen den Anschein hat, vor allem im Bereich der Infrastruktur, die weit aus mehr ist als nur Verkehrswege. Die Diskussionen werden nur eher abseits der Öffentlichkeit, eher in Fachkreisen geführt. Es gibt eine bundesweite Raumordnung mit starken europarechtlichen Impulsen (vor allem im Umwelt- und Verkehrsbereich) und Raumplanung, es gibt landesweite Regionalpläne, es gibt auf Landesebene die Regionalpläne (in Hessen die Regionalpläne Südhessen, Mittelhessen und Nordhessen), die alle überregionalen, raumbedeutsamen Belange abarbeiten.


    So gesehen gibt es eigentlich gar nicht mehr so viele Bereiche, in denen die Gemeinden nach Gusto schalten und walten können; die gesamte Kreislauf- und Abwallwirtschaft ist sozusagen regionalisiert (Rhein-Main-Abfall GmbH - RMA), die Trinkwasserversorgung (Hessenwasser GmbH). Hinzu kommen staatliche Verwaltungen und kommunale Zusammenschlüsse, die regional arbeiten (Hessen mobil, RMV); die Reihe ließe sich fortsetzen.


    Insgesamt bewegt sich die kommunale Planungshoheit inzwischen in einem sehr engen Korsett, was Städte und Gemeinden hin und wieder schmerzhaft zu spüren bekommen, wenn sie eigenwillig handeln wollen (ich erinnere an das Projekt Honsell-Dreieck vs. regionales Einzelhandelskonzept, oder an Bad Vilbel und die Segmüller-Ansiedlung) oder sich behaupten wollen (z.B. Darmstadt und die ICE-Anbindung).


    Vor diesem Hintergrund bleibt den Gemeinden oft nicht viel mehr, als zu entscheiden, ob man EFH-Gebiete ausweist oder auf Geschosswohnungsbau setzt. Für die meisten Gemeinden, vor allem außerhalb des Kernbereichs des Rhein-Main-Gebiets wird es demografiehalber ohnhehin künftig nur noch darum gehen, die Schrumpfung und den Niedergang zu organisieren.

  • Auf dem Bosch-Telenormagelände würden auch noch ein paar hundert Wohnungen hinpassen. Vielleicht hat ja bereits ein Investor ein Auge darauf geworfen. Wie wäre es mit einem (hohen) Wohnhochhaus auf dem Gelände des Tower One neben dem Skyline-Plazas? Das Gelände des ehemaligen Polizeipräsidiums ist auch nicht gerade klein. Auch dort würden noch etliche Wohnungen hinpassen. Von wegen wir hätten keinen Platz mehr in Frankfurt.

  • Liegenschaftsfonds für Stadtreparatur

    Die Stadt Frankfurt will einen Liegenschaftsfonds gründen, durch den gemeinschaftliche Wohnprojekte gefördert und problembehaftete Grundstücke aktiviert werden sollen. Dies hat der Magistrat am heutigen Freitag einer =24540674"]Pressemitteilung zufolge beschlossen. Die Stadtverordnetenversammlung muss noch zustimmen.


    Laut Planungsdezernent Olaf Cunitz ist vorgesehen, vor allem ungenutzte oder mindergenutzte Immobilien anzukaufen, die entweder derzeit nicht durch den Markt angenommen oder aus unterschiedlichen Gründen nicht am Markt angeboten werden. Bisher gibt es Cunitz zufolge kaum eine Handhabe, um diese Liegenschaften einer Wohnnutzung zuzuführen.


    Mit der Verwaltung des Liegenschaftsfonds soll die Konversions-Grundstückentwicklungsgesellschaft (KEG) betraut werden. Diese kann laut Cunitz langjährige Erfahrung in der Aktivierung von nicht marktgängigen und schwierigen Immobilien vorweisen. Die KEG soll als Stadtentwicklungsgesellschaft fungieren und Stadtreparatur als Gemeinwohlaufgabe betreiben. Richtlinien für die Vergabe von Grundstücken an gemeinschaftliche Wohnprojekte werden derzeit vom Magistrat erarbeitet und in der Folge der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss vorgelegt.


    Der Liegenschaftsfonds erhält einen Grundstock in Höhe von 6.928.600 Euro. Diesen Betrag erhält die Stadt Frankfurt für den Verkauf des Grundstücks, auf dem das House of Logistics and Management (HOLM) steht. Käufer ist die Lang & Cie. Real Estate AG. Das rund 6.000 Quadratmeter große Grundstück in Gateway Gardens wurde im Jahr 2010 durch die Stadt Frankfurt erworben und auf dem Wege eines Erbbaurechts an den jetzigen Käufer weitergegeben, der das HOLM-Gebäude errichtet hat. Der Verkaufspreis entspricht dem damaligen Erwerbspreis.


    Nachtrag: Weitere Einzelheiten im zugehörigen Magistratsvortrag.

  • FAZ: Über Städtebau ("Architektur wird oft überschätzt")

    Ressortchef Matthias Alexander lässt sich in einem großen Artikel im Rhein-Main-Teil der FAZ-Druckausgabe heute über den Stellenwert des Städtebaus im Allgemeinen und speziell über Frankfurter Beispiele aus. Sehr lesenswert, finde ich.


    Es geht ihm darum - und da schließe ich mich voll und ganz an -, dass die Wirkung der Architektur eines einzelnen Gebäudes oft überschätzt wird. Der Städtebau entscheide, ob ein Viertel lebendig ist oder nicht. Er ist darüber hinaus der Meinung, die Planer missachteten viele Grundregeln des Städtebaus.


    Ich habe Schlagworte aus dem Artikel nachfolgend zusammengestellt:


    • Große Vorbilder für guten Städtebau in Frankfurt: Gründerzeitviertel wie Nordend und Sachsenhausen (Nord) mit Friedberger bzw. Schweizer Platz als Herzstück. [Ergänzung: ... und Berger Straße, Oeder Weg bzw. Schweizer Straße als zentrale Bezugsachse.] Braubachstraße mit geschwungenem Verlauf und guten Proportionen.


    • Erfolgsfaktoren dieser Viertel: Blockrandbebauung, Proportionen des Straßenraumes, Sichtachsen (und ihre Brechung), Grünanlagen/Plätze für Orientierung/Abwechslung, Breite der Gehwege/der Fahrbahn, Pflanzung von Bäumen, Höhe der Bordsteine, Qualität der Pflastersteine, Gestalt von Laternen, Vielgestaltigkeit der Häuser, Grundrisse der Wohnungen (aus städtebaulichen Eckdaten abgeleitet), "vitale Nutzungsmischung"


    • Städtebauliche Aspekte allgemein: Gestaltungprinzipien, Aufenthaltsqualität, Soziales, wirtschaftliche Bedingungen, Verkehr/Infrastruktur, Zusammenspiel von öffentlichem Raum und privaten Gebäuden. [Ergänzend: rechtliche Bedingungen, Umwelt, technische Möglichkeiten]


    • Allgemein kritisiert: Hochparterre "aus der Mode". EG auf Straßenniveau führt wg. Sicht-und Einbruchschutz oft zu verbarrikadierten Wohnungen.


    • Allgemein: Der starken Wirkung von Eckgebäuden wird zu wenig Beachtung geschenkt. Vorbild hier bspw. Ernst May [Ergänzung: Vorbild schlechthin sind in dieser Hinsicht die Eckgebäude der Innenstadt Barcelonas]


    • Leider typisch für Gestaltung des öffentlichen Raumes in Frankfurt: Billiges Hundeknochen-Pflaster auf Gehwegen, Verwendung von hässlichen Standardlaternen (neu: Gaslampen-Austausch), generell zu wenig Augenmerk auf die Qualität


    • Dito bei Privathäusern: Schreiende Fassadenfarben, mannshohe, blickdichte Zäune um Vorgärten, dicke Styropordämmung, banalisierte Bauhauskopien, zu starke Individualisierung


    • Europaviertel westlich der Emser Brücke: attraktive Solitäre mit Licht von allen vier Seiten, aber wegen der offenen Bebauung ohne Kontur


    • Europaviertel östlich der Emser Brücke: Gebäude zu groß. Trotz ansprechender Gestaltung reihen sie sich zu einem eher abweisenden, monotonen Ensemble. Vorbild (in dieser Hinsicht): One Goetheplaza [von ihm als 'Goethe One' bezeichnet]


    • City West: Zu hohe Verdichtung, Häuser sind zwei Geschosse zu hoch und bilden mit den zu schmalen Straßen ungemütliche Schluchten. Große Balkone zur Straße hin zerfleddern den Blockrand. Zudem: Bewohner sind Wochenendheimfahrer ohne tiefe Bindung zur Stadt


    • Westhafen: Zu hohe Verdichtung


    • Der Wiederaufbau der Altstadt sei eher ein städtebauliches denn ein architektonisches Projekt


    • Zur Erinnerung, neue Viertel der jüngsten Vergangenheit: Europaviertel, Riedberg, Westhafen, City West, Deutschherrnufer, Weseler Werft, Preungesheim, Rebstock


    Für nächste Woche hat er einen ähnlichen Artikel über Architektur angekündigt.

  • Ein guter Artikel. Vielem kann ich zustimmen. Allerdings bin ich nicht der Ansicht, dass die Gebäude im östlichen Europaviertel (oder auch der CityWest) zu groß geraten wären. Das östl. Europaviertel ist schließlich ein innerstädtisches Viertel und kein Vorstadtdorf. Das Problem ist der fehlende Abschluss. Im Gegenteil hätte hier noch 2-4 Staffelgeschosse draufgesetzt gehört (oder ein richtiges Dach).

  • Unter dem Titel "der ambivalente Charme von Naturstein" ist die oben von epizentrum angekündigte Fortsetzung der Serie jetzt online. Rainer Schulze betrachtet den aktuellen Trend zur Verwendung von hellem Naturstein kritisch. Die Assoziation mit Werten wie Stabilität und Traditionsbewusstsein sei eine halbe Täuschung, weil auch steinerne Gebäude "Teil des Kreislaufs von Abriss und Neubau" seien. Ansonsten bewertet der Verfasser zahlreiche konkrete Projekte der letzten Zeit, vom Riedberg über das Europaviertel bis hin zu einzelnen Vorhaben, seine Ausführungen bleiben hier allerdings oberflächlich. Gleichwohl ein lohnender Blick auf das Baugeschehen der letzten Zeit.


    (In anderer Hinsicht interessant ist die Erwähnung zweier neuer großen Baustellen "im Herzen der Stadt" mit Personalamt und evangelischer Stadtakademie.)

  • Passend zu den Plänen mit dem Wohnhochhaus am Riedberg gibt es nun auch eine Meldung zu einem Positionspapier des OB Feldmann und einer Task-Force, der mindestens Herr Junker von der ABG angehört.


    => http://www.fnp.de/lokales/fran…-Frankfurt;art675,1079733


    Nur wie passen Wohnhochhäuser, Dachgärten und Umwandlung von leerstehenden Büros in Wohnungen mit dem Ziel "Entwicklung preiswerten Wohnens" zusammen? Soweit ich mich da erinnere sind es doch gerade Objekte wie Onyx, Axis, Westside Tower oder Porsche Design Tower die eher mit Rekordpreisen denn preiswerten Wohnen in Verbindung gebracht werden. Bereits umgesetzte Projekte wie die Lyoner19 zeigen ja die nicht gerade günstigen qm-Preise von bis zu 14,50 €/qm bei der Miete. (Sky Appartments stehen anscheinend auch zum Verkauf - www.anjia.de/index.php/immobilien/haeuser/sky-appartments)



    EDIT: Nächste Meldung. Diesmal geht es um die schon länger im Raum stehende Idee eines Neubaugebiet zwischen Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach.


    => http://www.fnp.de/lokales/fran…-umwandeln;art675,1079896

    Einmal editiert, zuletzt von Informatikfuzzi () aus folgendem Grund: Weitere News der Task-Force für mehr Wohnraum in FFM

  • Nachteile der energetischen Sanierung

    In der heutigen Ausgabe der FNP findet sich ein längerer Artikel zum Thema energetische Sanierungen bei Altbauten, speziell den Gründerzeitbauten in Frankfurt.


    Aufgelistet wird dabei unter anderem, dass durch die meist vorgenommenen Außensanierungen die ursprünglich mit prächtige Zierfassaden (z.B. mittels Rundbögen und Giebeldreiecken), verspielten Ornamenten, ausladenden Erkern und kunstvollen Fensterlaibungen versehenen Fassaden völlig glattgebügelt werden, was der Betrachter als "monoton" und „gesichtslos“ wahrnimmt. Ebenfalls genannt wird die auch hier immer wieder angeführte "Schießscharten-Optik", aufgrund der stark nach innen versetzten Fenster.


    Ebenfalls erwähnt werden die hohen Kosten, die mit einer energetischen Sanierung verbunden sind, insbesondere mit der aufwendigeren Innendämmung, der Erneuerung der Fenster oder des Einbau einer neuen Heizanlage. Da verwundert es natürlich nicht, wenn stattdessen auf die günstigste Variante, die Außendämmung, zurückgegriffen wird.


    Auch die Kritiker der Außendämmung kommen zu Wort, so zum Beispiel die Feuerwehr, die Brandschutzbedenken anführt, aber auch der Verband Haus & Grund, der die fehlende Stabilität, die Beschädigungsanfälligkeit und die hohen Reparaturkosten von Polystyrolaußendämmungen beklagt.


    Ebenfalls erwähnt wird die in Berlin bereits vorzufindende Dämmlawine, die es laut Aussage des Artikels so in Frankfurt noch nicht gibt. Allerdings finden sich in Frankfurt immer noch ca. 80.000 nicht-sanierte Gründerzeitler, von denen nur ca. 15.000 aus den gesetzlichen Forderungen zur energetischen Sanierung ausgenommen sind. Es kann also noch einiges in der Richtung passieren.

  • Diese Woche gab es zwei Artikel bei der Frankfurter Rundschau zu Wohntürmen


    1) [url=http://www.fr-online.de/stadtentwicklung/frankfurt-hauptstadt-der-wohntuerme,26042926,28969374.html]Frankfurt: Hauptstadt der Wohntürme | Stadtentwicklung - Frankfurter Rundschau[/url] (Siehe auch Posting von itchedSky im Thread Der Hochhäuser-Spekulierstrang)
    2) [url=http://www.fr-online.de/stadtentwicklung/kommentar-objekt-der-spekulation,26042926,28975492.html]Kommentar: Objekt der Spekulation | Stadtentwicklung - Frankfurter Rundschau[/url]


    Was steckt eigentlich hinter einer solchen Stadtplanung? Wer soll denn bitte die ganzen ETW zu Preisen von >10.000 €/qm am Ende alle kaufen? Wir reden insgesamt locker von >1.000 ETW zu solchen Preisen - wieviele Einkommens-Millionäre im Rhein-Main-Gebiet gibt es nochmal? Sollen die alle gleich 2 oder 3 ETW kaufen, oder wo sieht man den Bedarf an a) Betongold und b) an tatsächlich bewohnten ETW?


    Wenn ich so manche Ankündigung zu einem Neubauvorhaben lese frage ich mich wer hier in Frankfurt das Sagen hat?


    Ich denke hier z. B. an diese Meldung [url=http://www.fr-online.de/stadtentwicklung/frankfurt-ostend-bau-boom-rund-um-die-neue-ezb,26042926,28965592.html]Frankfurt-Ostend: Bau-Boom rund um die neue EZB | Stadtentwicklung - Frankfurter Rundschau[/url] mit der Aussage man könne die Investoren nicht zu den oft zu hörenden 30% sozialen/geförderten Wohnungsbau zwingen. Nur warum werden immer wieder im Voraus von den immer gleichen Politikern diese ominösen 30% gepredigt wenn dann am Ende beim Spatenstich gesagt "können wir nicht durchsetzen". Mal sehen was beim Avaya Gelände rauskommt - da behaupt man ja auch 30% geförderten Wohnungsbau zu bekommen.


    Oder Riedberg, da bekommen die Investoren den Bebauungsplan so abgeändert, dass der höchst mögliche Gewinn dabei rauskommt. Selbst nach der Online-Petition gegen das Hochhaus besinnt sich das Stadtplanungsamt nicht auf den ursprünglichen Bebauungsplan (wie gefordert) sondern redet von Gebäuden unter der Hochhausgrenze.